Corps Thuringia Leipzig

Studentenverbindung

Das Corps Thuringia Leipzig ist eine Studentenverbindung im Senioren-Convent zu Leipzig. Das Corps im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV) vereint Studenten und Alumni der Universität Leipzig und der Universität des Saarlandes. Die Corpsmitglieder werden Leipziger Thüringer genannt.

Corps Thuringia Leipzig
Wappen
Wappen
Land
Hochschule
Stiftung
26. Juni 1847 als Landsmannschaft in Leipzig
SC
Nachkriegszeit
1953 Aufnahme der AH in den AHV des Corps Rhenania Bonn
Rekonstitution
Rückverlegung
Thuringia 2001 wieder in Leipzig
Band
Wahlspruch
Durch Kampf zum Sieg!
Wappenspruch
Amico pectus, hosti frontem!
Korporationsverband
Anschrift
Böhmestraße 1
04155 Leipzig
Website

Couleur Bearbeiten

Die heutige Thuringia Leipzig hat die Farben karmesinrot-weiß-schwarz mit silberner Perkussion. Mit 24 mm ist das Band etwas schmaler als gewöhnlich. Dazu wird eine karmesinrote Mütze als Hinterhauptcouleur getragen. Die Renoncen tragen ein Fuchsband in den Farben karmesinrot-weiß-karmesinrot.

Der Wahlspruch lautet Durch Kampf zum Sieg! Der Wappenspruch ist Amico pectus, hosti frontem! (dt. „Dem Freund die Brust, dem Feind die Stirn!“)

Thuringia I–III Bearbeiten

Vor der Gründung des jetzigen Corps Thuringia (IV) 1868 gab es drei namensgleiche Verbindungen in Leipzig. Diese werden entsprechend dem Zeitraum ihres Bestehens als Thuringia I, II und III bezeichnet, das heutige Corps dementsprechend auch als Thuringia IV. In der Restauration nach den Befreiungskriegen unterdrückt, lebten die Studentenverbindungen zeitweilig im Verborgenen.

Thuringia I wurde am 30. November 1807 gegründet und bestand bis 1812. Sie hatte die Farben Schwarz-rot-weiß ohne Perkussion. Der Wahlspruch war Contemnit tela virtus! Aus ihr ging Franconia Leipzig hervor. Drei Thüringer gründeten 1812 das Corps Saxonia Leipzig. Mitglieder der Thuringia I waren Theodor Körner, Anton Friedrich Hohl und Friedrich Seestern-Pauly.

Thuringia II wurde am 3. Juli 1817 gegründet und am 6. Juni 1818 suspendiert. Ihre Farben waren Schwarz-rot-weiß ohne Perkussion. Der Wahlspruch war Amico pectus, hosti frontem! Sie ging zur Burschenschaft über. Ein Mitglied war der Musiker und Chorleiter Johann Daniel Elster (1796–1857).

Thuringia III wurde am 26. Juni 1847[1] von Studenten an der Universität Leipzig gestiftet. Ihre Farben waren Schwarz-weiß-rot mit silberner Perkussion. Der Wahlspruch war Amico pectus, hosti frontem! Die elf Gründer der Thuringia III waren zuvor Mitglieder der Misnia III: Hermann Hohnbaum (auch Saxonia Göttingen und Guestphalia Leipzig), Ludwig von Kessinger, Ludwig Hagemann, Friedrich Girardet (auch Guestphalia Leipzig), Siegfried Crusius, Otto Freiherr von Berlepsch, Carl von Wuthenau, Robert Wahnschaffe, Ludwig Feller, Carl Bernhart Edler von der Planitz, Robert Freiherr von Welck (auch Guestphalia Heidelberg und Guestphalia Leipzig). 1848 gehörte Thuringia III zu den Gründungscorps des Kösener Senioren-Convents-Verbands (KSCV). Sie stand im Kartell mit Franconia Jena. In den Wirren des Progress musste sie im Juni 1853 suspendieren.

Thuringia IV Bearbeiten

 
Der SC zu Leipzig (1920)

Die heutige Thuringia IV ging am 18. Januar 1868 aus einer 1854 gestifteten Landsmannschaft hervor, die durch Rezeption in den SC zu Leipzig zum Corps wurde. Sie berief sich auf Überlieferung, Farben, Wappen und Gründungsdatum der Thuringia III (1847). Zu (und zwischen) den namensgleichen Verbindungen Thuringia Leipzig besteht keine personelle Kontinuität. Erst nach der Jahrhundertwende wurde die Thuringia zum schwarzen Kreis gezählt. Sie spielte in der Kreispolitik von Saxonia Leipzig eine große Rolle.

Anfang des Wintersemester 1934/35 bezog das Corps ein neues Haus in der Karl-Tauchnitz-Straße 43. In der Zeit des Nationalsozialismus musste auch Thuringia 1935 suspendieren, weil Korporationen und Nationalsozialismus nicht vereinbar waren. Die Altherrenschaft unterstützte die SC-Kameradschaft Markgraf von Meissen mit Sitz auf dem Sachsen- bzw. Lausitzerhaus, die sich 1942 in das Corps Misnia IV umwandelte.[2]

In der Nachkriegszeit in Deutschland war eine Rückkehr in die Sowjetische Besatzungszone und die Deutsche Demokratische Republik unmöglich. Deshalb schlossen sich Thuringias Alte Herren 1953 dem Altherrenverband des befreundeten Corps Rhenania Bonn an. Am 18. Januar 1971 machten Christian Helfer, ein Hannoveraner und ein Marburger Teutone Thuringia als eigenständiges Corps in Saarbrücken wieder auf. Nach der Deutschen Wiedervereinigung kehrte Thuringia IV nach Leipzig zurück.

Verhältniscorps Bearbeiten

 
Früheres Thüringerhaus

Thuringia Leipzig gehört zum schwarzen Kreis im KSCV.

Kartell
Borussia Greifswald
Rhenania Bonn
Befreundete
Normannia Berlin
Baruthia
Saxonia Kiel

Mitglieder Bearbeiten

In alphabetischer Reihenfolge

Träger der Klinggräff-Medaille Bearbeiten

Mit der Klinggräff-Medaille des Stiftervereins Alter Corpsstudenten wurde ausgezeichnet:

  • Steffen Päßler (2009)

Literatur Bearbeiten

  • Michael Schlicht: Geschichte des Corps Thuringia zu Leipzig 1806–1935. D.& L. Koch Verlag Bonn 2017. ISBN 978-3-9815935-5-6.
  • Kösener Korpslisten 1910, Nr. 155, S. 671–675.
  • Heinrich Weber: Theodor Körner als Freiberger Montane, Leipziger Thüringer und Berliner Westfale. Einst und Jetzt, Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung, Bd. 4 (1959), S. 5–41.
  • Harald Lönnecker: Schrieb ein Corpsstudent [Rudolf Baumbach, Lipsiae, Thuringiae Leipzig] das Burschenschafterlied? Einst und Jetzt, Bd. 51 (2006), S. 129–146.
  • Hermann Weber: Corpsstudententum in Leipzig im Spiegel der Literatur, in: Michael Kilian (Hrsg.): Jenseits von Bologna, Jurisprudentia literarisch: von Woyceck bis Weimar, von Hoffmann bis Luhmann. Berliner Wissenschafts-Verlag 2006, S. 385 ff. ISBN 978-3-8305-1270-7. (GoogleBooks)
  • Rudolf Woerner: Matrikel der Leipziger Thuringia I–VI. Akademie-Verlag, Universität des Saarlandes FR 6.3. Saarbrücken 1992.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Corps Thuringia Leipzig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ernst Hans Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 86.
  2. Erich Bauer: Die Kameradschaften im Bereiche des Kösener SC in den Jahren 1937-1945. In: Einst und Jetzt. Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung 1 (1956), S. 28.

Koordinaten: 51° 21′ 39,8″ N, 12° 22′ 23,1″ O