Constanze Moser-Scandolo

deutsche Weltmeisterin im Eisschnelllauf

Constanze Moser-Scandolo (* 4. Juli 1965 in Weimar, geb. Scandolo) ist eine ehemalige deutsche Eisschnellläuferin. Als erste Läuferin des SC Turbine Erfurt wurde sie 1989 Mehrkampfweltmeisterin.

Constanze Moser-Scandolo
Constanze Moser-Scandolo, 2017
Nation Deutschland Demokratische Republik 1949 Deutsche Demokratische Republik
Deutschland Deutschland
Geburtstag 4. Juli 1965
Geburtsort WeimarDDR
Karriere
Verein SC Turbine Erfurt (bis 1989),
ESC Erfurt
Trainer Gabriele Fuß
Status zurückgetreten
Karriereende 1990
Medaillenspiegel
WM-Medaillen 1 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
EM-Medaillen 0 × Goldmedaille 1 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Nationale Medaillen 1 × Goldmedaille 3 × Silbermedaille 7 × Bronzemedaille
 Mehrkampfweltmeisterschaften
Gold 1989 Lake Placid Mehrkampf
Bronze 1990 Calgary Mehrkampf
 Mehrkampfeuropameisterschaften
Silber 1989 Berlin Mehrkampf
Platzierungen im Eisschnelllauf-Weltcup
 Debüt im Weltcup 29. November 1986
 Weltcupsiege 5
 Gesamt-WC 1000 3. (1988/89)
 Gesamt-WC 1500 1. (1988/89)
 Gesamt-WC 3000/5000 3. (1988/89)
 Podiumsplatzierungen 1. 2. 3.
 1000 Meter 0 1 3
 1500 Meter 5 2 1
 3000 Meter 0 2 4
 5000 Meter 0 0 1
 

Werdegang Bearbeiten

Constanze Scandolo begann im Alter von sechs Jahren mit dem Sport. Sie trainierte in Weimar auf Rollschuhen und in Erfurt auf dem Eis, wobei ihre sportliche Entwicklung lange Zeit parallel zur Laufbahn der etwa gleichaltrigen und ebenfalls aus Weimar stammenden Heike Schalling verlief.[1] Ab 1979 feierte Scandolo Erfolge im DDR-Nachwuchsbereich – unter anderem Siege bei der Kinder- und Jugendspartakiade 1983 in Karl-Marx-Stadt – und wurde 1986 DDR-Meisterin im Kleinen Vierkampf. Wie Schalling war sie Teil der von Gabriele Fuß betreuten Erfurter Übungsgruppe, zu der ab Mitte der 1980er Jahre auch die spätere Olympiasiegerin Gunda Kleemann (spätere Niemann-Stirnemann) stieß. Bei internationalen Wettkämpfen prägten zunächst die Dresdener Eisschnellläuferinnen um Karin Kania und Andrea Ehrig das Geschehen; neben ihnen qualifizierten sich Scandolo und Kleemann mit Podiumsergebnissen bei den nationalen Einzelstreckenmeisterschaften 1988 für das DDR-Aufgebot zu den Olympischen Winterspielen. Dort war Scandolo für einen Start auf der 1500-Meter-Strecke eingeplant, zog sich aber kurz vor dem Rennen eine Zerrung zu und musste ihren Start absagen.[2] Kania, Ehrig und Gabi Zange erklärten nach Olympia ihren Rücktritt vom Leistungssport.

Ab dem Winter 1988/89 zählte die mittlerweile verheiratete Constanze Moser zur internationalen Spitze im Eisschnelllauf. Bei der Mehrkampfeuropameisterschaft 1989 in West-Berlin gewann sie hinter Gunda Kleemann die Silbermedaille. Wenige Wochen später schlug sie ihre Vereinskollegin vom SC Turbine Erfurt (aus dem im gleichen Jahr der ESC Erfurt hervorging) bei der WM in Lake Placid – bei Temperaturen von etwa −30 °C[3] – und errang damit als Mehrkampf-Weltmeisterin ihren ersten internationalen Titel. Mosers Stärke lag in ihrer Ausgeglichenheit über die unterschiedlichen Distanzen: Sowohl bei der EM als auch bei der WM war sie auf allen vier Strecken zwischen 500 Metern und 5000 Metern jeweils unter den ersten Drei der Teilwertungen vertreten. Im Weltcup lief sie über 1500 Meter am erfolgreichsten. Zwischen Februar und Dezember 1989 entschied sie fünf Wettkämpfe auf dieser Strecke für sich und stand 1988/89 auf dem ersten Platz der entsprechenden Disziplinenwertung. 1990 wurde Moser bei der Europameisterschaft im abschließenden 5000-Meter-Lauf wegen eines nicht regelkonformen Bahnwechsels disqualifiziert,[4] bei der darauffolgenden Weltmeisterschaft gewann sie als Titelverteidigerin beim Sieg Jacqueline Börners die Bronzemedaille.

Nach der Geburt ihrer Tochter im November 1990 beendete Moser ihre sportliche Laufbahn. Mitte der 1990er Jahre nahm sie das Training erneut auf und gewann 1996 den Weltmeistertitel im Masters-Bereich.[1]

Die ausgebildete Wirtschaftskauffrau Moser-Scandolo nahm nach ihrer Karriere eine Tätigkeit als Büroangestellte[1] in einem Thüringer Landesministerium auf. Ihr Bruder Heiko Scandolo war ebenfalls Eisschnellläufer und gewann mehrere Medaillen bei DDR-Meisterschaften.[1]

Statistik Bearbeiten

Mehrkampf-Weltmeisterschaften Bearbeiten

Von 1988 bis 1990 nahm Constanze Moser-Scandolo an drei Mehrkampf-Weltmeisterschaften teil und gewann dabei eine Gold- und eine Bronzemedaille. Die folgende Tabelle zeigt ihre Zeiten – und in Klammern jeweils dahinter ihre Platzierungen – auf den vier gelaufenen Einzelstrecken sowie die sich daraus errechnende Gesamtpunktzahl nach dem Samalog und die Endplatzierung. Die Anordnung der Distanzen entspricht ihrer Reihenfolge im Programm der Mehrkampf-WM.[5]

Mehrkampf-WM 500 m 3000 m 1500 m 5000 m Punkte Platz
Jahr Ort
1988 Norwegen  Skien 43,62 (10) 4:46,07 (8) 2:12,99 (4) 8:18,07 (8) 185,435 7.
1989 Vereinigte Staaten  Lake Placid 43,33 (3) 4:39,56 (1) 2:10,91 (2) 7:58,30 (2) 181,389   1.
1990 Kanada  Calgary 41,62 (7) 4:27,59 (8) 2:03,91 (3) 7:29,88 (3) 172,509   3.

Mehrkampf-Europameisterschaften Bearbeiten

Von 1988 bis 1990 nahm Moser-Scandolo an drei Mehrkampf-Europameisterschaften teil und gewann dabei eine Silbermedaille. Die folgende Tabelle zeigt ihre Zeiten – und in Klammern jeweils dahinter ihre Platzierungen – auf den vier gelaufenen Einzelstrecken sowie die sich daraus errechnende Gesamtpunktzahl nach dem Samalog und die Endplatzierung. Die Anordnung der Distanzen entspricht ihrer Reihenfolge im Programm der Mehrkampf-WM zu Moser-Scandolos aktiver Zeit.[5]

Mehrkampf-EM 500 m 3000 m 1500 m 5000 m Punkte Platz
Jahr Ort
1988 Norwegen  Kongsberg 43,16 (4) 4:36,43 (3) 2:15,17 (4) 8:17,62 (4) 184,383 4.
1989 Deutschland Bundesrepublik  Berlin 42,43 (3) 4:29,71 (3) 2:09,05 (2) 7:47,64 (2) 177,161   2.
1990 Niederlande  Heerenveen 41,77 (7) 4:22,67 (2) 2:05,91 (1) DSQ1 172,949 NC
1 
Moser wurde im abschließenden Lauf wegen eines regelwidrigen Bahnwechsels disqualifiziert.[4]

Weltcupsiege Bearbeiten

Moser-Scandolo trat zwischen dem 29. November 1986 und dem 4. März 1990 zu 42 Weltcuprennen an, von denen sie 19 auf dem Podest beendete und 5 gewann, jeweils über 1500 Meter.[6]

Nr. Datum Bahn Ort Distanz Zeit
1. 9. Feb. 1989 US High Mountain Altitude Rink Vereinigte Staaten  Butte 1500 Meter 2:07,58 min.
2. 11. Feb. 1989 Olympic Oval Kanada  Calgary 1500 Meter 2:02,65 min.
3. 10. März 1989 Eisstadion Inzell Deutschland Bundesrepublik  Inzell 1500 Meter 2:05,47 min.
4. 19. März 1989 Thialf Niederlande  Heerenveen 1500 Meter 2:04,61 min.
5. 2. Dez. 1989 De Uithof Niederlande  Den Haag 1500 Meter 2:08,67 min.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d Matthias Opatz: Aus Spaß noch einmal Weltmeisterin. In: Neues Deutschland. 4. April 1996.
  2. Gunda Niemann-Stirnemann – die Scandolos Startplatz über 1500 Meter einnahm und Siebte wurde – beschreibt die Situation in ihrer 2000 erschienenen Biographie so, dass Scandolo die Zerrung einen Tag vor dem olympischen Rennen vom Mannschaftsbetreuer mit einer Spritze behandeln ließ. Daraufhin habe sie das Gefühl im Bein verloren und sei nicht mehr startfähig gewesen, vgl. Gunda Niemann-Stirnemann: Ich will. Das Neue Berlin 2000, S. 63.
  3. Dirk Gundel: Historia: Die geschummelte Temperatur auf speedskatingnews.info. 9. November 2004, abgerufen am 13. Mai 2020.
  4. a b Sie lief gegen Kleemann im direkten Duell und nahm ihrer Teamkollegin beim Bahnwechsel die Vorfahrt. Bei der anschließenden WM wurde Kleemann aus dem gleichen Grund disqualifiziert. In ihrer Biographie bezeichnete Niemann-Stirnemann das als „relativ häufige[n] Grund für Disqualifikationen“, der nicht auf unsportliches Verhalten rückschließen lasse, vgl. Gunda Niemann-Stirnemann: Ich will. Das Neue Berlin 2000, S. 69.
  5. a b Statistik bei Speedskatingnews, abgerufen am 13. Mai 2020.
  6. Profil auf schaatsstatistieken.nl, abgerufen am 13. Mai 2020.