Colombo-Express-Klasse

Klasse von Containerschiffen
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Die Colombo-Express-Klasse ist eine Klasse von Containerschiffen der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd.

Colombo-Express-Klasse
Die Colombo Express
Die Colombo Express
Schiffsdaten
Schiffsart Containerschiff
Reederei Hapag-Lloyd, Hamburg
Bauwerft Hyundai Heavy Industries (HHI), Ulsan
Bauzeitraum 2004 bis 2008
Gebaute Einheiten 8
Fahrtgebiete Weltweite Fahrt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 335,47 m (Lüa)
319 m (Lpp)
Breite 42,80 m
Seitenhöhe 24,50 m
Tiefgang (max.) 14,61 m
Vermessung 93.750 BRZ / 37.699 NRZ
 
Besatzung 24
Maschinenanlage
Maschine 1 × MAN-Dieselmotor (Typ: 12K98ME)
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat 34.500 kW (46.907 PS)
Höchst­geschwindigkeit 25 kn (46 km/h)
Propeller 1 × Festpropeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 103.800 tdw
Container 8.749 TEU
Anschlüsse Kühlcontainer 730
Sonstiges
Klassifizierungen DNV

Allgemeine Daten Bearbeiten

 
Die Colombo Express Elbe abwärts

Die acht Schiffe der Klasse wurden von 2004 bis 2008 bei der Werft Hyundai Heavy Industries (HHI), Ulsan (Südkorea) gebaut. Die Einheiten haben dreiviertel achtern angeordnete Aufbauten und eine Containerkapazität von jeweils 8749 TEU.

Die Schiffe der Colombo-Express-Klasse fahren unter deutscher Flagge mit Heimathafen Hamburg und waren zunächst auf einem 56-tägigen Liniendienst zwischen Europa und Asien eingesetzt.

Die Schiffe sind von der DAL Deutsche Anlagen-Leasing Gesellschaft geleast.

Das Typschiff Colombo Express wurde am 1. November 2004 auf Kiel gelegt, der Stapellauf folgte am 14. Januar 2005 und die Ablieferung am 30. März 2005. Es verfügte nach seiner Fertigstellung zwei Monate lang über die höchste nominelle Anzahl an Stellplätzen aller Containerschiffe der Welt. Im Juli 2005 löste die MSC Pamela der Mediterranean Shipping Company, welches eine Gesamtcontainerkapazität von 9.200 TEU besitzt, die Colombo Express in dieser Eigenschaft ab.

Technische Daten Bearbeiten

Die Schiffe waren zunächst vom Germanischen Lloyd klassifiziert. Durch den Zusammenschluss der Klassifikationsgesellschaften Det Norske Veritas und Germanischer Lloyd wurden sie später vom DNV GL klassifiziert. Der Schiffskörper besitzt die Klassifikation: + 100 A5 E with freeboard 5.639 m, Container Ship, IW NAV-OC RSD ERS BWM-F SOLAS-II-2,Reg.19 C2P67, Environmental Passport, die Maschinenanlage besitzt die Klassifikation: + MC AUT RCP 730/30.

Die Einheiten sind 335,47 Meter über alles lang, 42,80 Meter über alles breit, 60,50 Meter hoch und haben einen Tiefgang von maximal 14,60 Meter. Die Tragfähigkeit beträgt 104.400 Tonnen, die Gesamtcontainerkapazität 8.749 TEU. Für Kühlcontainer sind 730 Anschlüsse vorhanden.

Der Hauptmotor des Typs MAN B&W 12 K 98 ME mit einer Gesamtleistung von 68.640 kW (93.500 PS) ermöglicht eine Geschwindigkeit von 25 Knoten (46,3 km/h). Der Dieselmotor wurde von Hyundai Heavy Industries in Lizenz gebaut. Der Motortyp mit der Bezeichnung „ME“ stellt eine Art Vorstufe zu einem Common-Rail-Dieselmotor dar, da die einzelnen Zylinder nicht von einer gemeinsamen Brennstoff-Hochdruckleitung gespeist werden (Common Rail), sondern konventionell von je einer eigenen Brennstoffpumpe, die aber über ein gemeinsames Hydrauliksystem angetrieben und angesteuert werden.

Flottenausbau Colombo-Express-Klasse bei Hapag-Lloyd Bearbeiten

Von 2005 bis 2010 hat Hyundai Heavy Industries vierzehn Containerschiffe für die Hapag-Lloyd AG gebaut, von denen acht zur Colombo-Express-Klasse gehören. Die weiteren sechs Schiffe gehören zur Prague-Express-Klasse (drei Schiffe) sowie zur Vienna-Express-Klasse (drei Schiffe). Die Klassen unterscheiden sich in Bezug auf die Motorisierung sowie geringfügig in Bezug auf die Tragfähigkeit.

Die Schiffe Bearbeiten

Colombo-Express-Klasse
Bauname Baunummer IMO-Nummer Rufzeichen Kiellegung
Stapellauf
Ablieferung
Umbenennungen und Verbleib
Colombo Express H1595 9295244 DIHC 1. November 2004
14. Januar 2005
30. März 2005[1]
so in Fahrt
Kyoto Express H1596 9295256 DCPI2 30. Mai 2005
19. August 2005
14. November 2005[2]
so in Fahrt
Chicago Express H1597 9295268 DCUJ2 4. Oktober 2005
9. Dezember 2005
20. Februar 2006[3]
so in Fahrt
Osaka Express H1740 9320697 DDVK2 21. September 2006
8. Dezember 2006
8. Februar 2007[4]
so in Fahrt
Tsingtao Express H1741 9320702 DDYL2 12. Dezember 2006
16. Februar 2007
18. April 2007[5]
so in Fahrt
Hanover Express H1793 9343716 DFGX2 8. Mai 2007
20. Juli 2007
28. September 2007[6]
so in Fahrt
Bremen Express H1794 9343728 DGZL 4. September 2007
23. November 2007
21. Januar 2008[7]
so in Fahrt
Kuala Lumpur Express H1795 9343730 DFNB2 27. November 2007
1. Februar 2008
15. April 2008[8]
so in Fahrt

In den Jahren 2010 und 2011 sollten noch sechs weitere Einheiten dieses Typs hinzukommen. Im Rahmen eines Neubauauftrags im Dezember 2010 für vier Containerschiffe (New-Post-Panmax-Typ) mit je 13.200 TEU bei der Hyundai Heavy Industries wurden die sechs noch offenen Bauaufträge ebenfalls in Aufträge für Containerschiffe mit je 13.200 TEU umgewandelt. Diese zehn Schiffe zählen zur Hamburg-Express-Klasse.

Chicago Express und Kuala Lumpur Express Bearbeiten

Die Chicago Express und die Kuala Lumpur Express dienen der Reederei auch für die Ausbildung seemännischen Personals. So werden an Bord Nautische und Technische Offiziersassistenten sowie Schiffsmechaniker ausgebildet. Hierfür ist auf dem Schiff ein ganzes zusätzliches Deck vorgesehen, in dem sich neben den Unterkünften für 15 Kadetten auch ein separater Schulungsraum befindet. Damit verfügen die zwei Schiffe über sieben Wohndecks, während die Schwesterschiffe nur mit sechs ausgestattet sind.[9][10] Die Auszubildenden werden aber auch im Schiffsdienst mit eingesetzt, vor allem auf der Brücke, an Deck und im Maschinenraum.[11]

Zwischenfälle Bearbeiten

Unfall auf der Chicago Express Bearbeiten

Am 23. September 2008 musste die Chicago Express aus Hongkong auslaufen, weil sich ein Taifun näherte und der Hafen nicht sturmsicher war. Auf See geriet das Schiff in den herankommenden Taifun Hagupit. Wind und Wellen verursachten heftige Schiffsbewegungen. Um das Rollen des Schiffes zu verringern, fuhr das Schiff mit geringer Geschwindigkeit einen nordöstlichen Generalkurs, bei der man je nach Wind- und Wellenrichtung auf möglichst günstigen wechselnden Kursen den Sturm abwetterte. Dadurch gelang es, das Rollen des Schiffes von zunächst 30 auf etwa 20 Grad zu reduzieren. Als das Schiff am Folgetag gegen 2:45 Uhr gerade wieder nach Steuerbord überholte, wurde es von einer besonders starken Welle an der Steuerbordseite getroffen, die die Neigung des Schiffes für einige Sekunden auf etwa 44 Grad erhöhte und zu einem mehrmaligen starken Rollen führte. Mit Ausnahme des Wachoffiziers verloren alle auf der Brücke befindlichen Personen ihren Halt. Die enormen Beschleunigungswerte ließen den philippinischen Ausguck und den deutschen Kapitän mehrfach quer über die ganze Brücke schleudern. Dabei schlugen beide mehrfach an Schränken und anderen Einbauten auf. Als der Wachoffizier und der Rudergänger das Schiff wieder unter Kontrolle gebracht hatten, fanden sie Kapitän und Ausguck leblos auf dem Boden der Brücke vor. Der Ausguck erlag seinen Verletzungen noch auf der Brücke. Der Kapitän erlitt erhebliche Verletzungen und wurde einige Stunden später, nach Abflauen des Sturmes, von einem Rettungshubschrauber aus Hongkong abgeborgen und in ein Krankenhaus in Hongkong eingeliefert. Eine Untersuchung dieses Seeunfalles durch die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung ergab unter anderem, dass es keine ausreichende Anzahl von Handläufen und Griffen auf der Brücke des Schiffes gab. Des Weiteren waren die Rollbewegungen vermutlich dadurch erheblich verstärkt worden, dass das Schiff in Hongkong nicht mehr vollständig beladen werden konnte. Grundsätzlich müssten auf Schiffen dieser Größenordnung mehr Maßnahmen ergriffen werden, Rollbewegungen zu verringern, da die Beschleunigungswerte auf der Brücke sehr hoch sind.[12]

Colombo Express Bearbeiten

Am 29. September 2014 kollidierte die Colombo Express bei der Einfahrt in den Sueskanal mit der Maersk Tanjong. Beide Schiffe wurden dabei beschädigt.[13] Der Unfallbericht der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung wurde nicht veröffentlicht.[14][15]

Bilder Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Colombo-Express-Klasse – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. DNV GL: Colombo Express. Abgerufen am 3. Juni 2017.
  2. DNV GL: Kyoto Express. Abgerufen am 3. Juni 2017.
  3. DNV GL: Chicago Express. Abgerufen am 3. Juni 2017.
  4. DNV GL: Osaka Express. Abgerufen am 3. Juni 2017.
  5. DNV HL: Tsingtao Express. Abgerufen am 3. Juni 2017.
  6. DNV GL: Hannover Express. Abgerufen am 3. Juni 2017.
  7. DNV GL: Bremen Express. Abgerufen am 3. Juni 2017.
  8. DNV GL: Kuala Lumpur Express. Abgerufen am 3. Juni 2017.
  9. Ein Schiff mit Doppelfunktion, Pressemitteilung, Hapag-Lloyd, 1. September 2006, abgerufen am 29. Oktober 2016.
  10. Containerschiff „Kuala Lumpur Express“ in Port Kelang getauft. – Zweites hochmodernes Ausbildungsschiff der Hapag-Lloyd-Flotte, Pressemitteilung, Hapag-Lloyd, 30. April 2008, abgerufen am 9. Februar 2017.
  11. Sebastian Reimann: Erstmals auf Großer Fahrt, Deutsche Verkehrs-Zeitung, 14. März 2013.
  12. Tödlicher Personenunfall an Bord des CMS Chicago Express während des Taifuns „Hagupit“ am 24. September 2008 im Seegebiet vor Hongkong, Untersuchungsbericht 510/08, Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung, 1. November 2009 (PDF-Datei, 2,1 MB).
  13. Rätselhafte Kollision der Container-Giganten. Die Welt, abgerufen am 14. Oktober 2014.
  14. Jahresbericht 2016. (PDF, 2,8 MB) Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung, Mai 2017, abgerufen am 23. Oktober 2019.
  15. The Real Story Behind Youtube’s Most Epic Ship Collision Video. gCaptain, 16. Mai 2018, abgerufen am 23. Oktober 2019 (englisch).