Claudia Reiterer

österreichische Fernsehmoderatorin

Claudia Reiterer (* 5. Juli 1968 in Wien) ist eine österreichische Fernsehmoderatorin, Journalistin und Buchautorin. Seit Jänner 2017 moderiert sie die Diskussionssendung Im Zentrum. Von 2007 bis 2016 moderierte sie das Servicemagazin heute konkret. Zuvor moderierte sie die ORF-Polit-Sendungen Pressestunde, Report und Hohes Haus.

Claudia Reiterer (2017)

Ausbildung Bearbeiten

In Graz machte Claudia Reiterer zunächst eine Ausbildung zur Diplomkrankenschwester und arbeitete auf der Herzchirurgie am LKH Graz. Im zweiten Bildungsweg absolvierte sie von 1993 bis 1995 die Journalistenausbildung (Medienlehrgang an der Universität Graz) und studierte Pädagogik in Kombination mit Psychologie und Sozialmedizin an der Karl-Franzens-Universität Graz. Ihr Studium, das sie neben ihrer beruflichen Tätigkeit als Journalistin absolvierte, schloss sie 2002 mit dem Magistertitel ab.[1]

Sie ist seit 2011 Präsidiumsmitglied des Alumni-Netzwerks der Karl-Franzens-Universität Graz.

Beruflicher Werdegang Bearbeiten

Bereits 1993 arbeitete Reiterer als Praktikantin im ORF. Danach stieg sie beim Privatradio Antenne Steiermark ein und wurde dort 1995 Chefreporterin.1998 wechselte sie ins ORF-Landesstudio Steiermark, wo sie als Reporterin live über die Bergwerkskatastrophe in Lassing (1998) berichtete und damit einem breiten Publikum bekannt wurde.

Sie übersiedelte nach Wien und wurde 1999 Innenpolitische Journalistin im Team der ZiB 1. Reiterer moderierte unter anderem die ORF-Sendungen Betrifft (2001/02), Pressestunde (2002–2007), Report (2002–2004), Hohes Haus (2006/07) und heute konkret (2007–2016). Seit Jänner 2017 moderiert sie in Nachfolge von Ingrid Thurnher die Polit-Talk-Sendung „Im Zentrum“.

Vor der Nationalratswahl 2019 moderierte Reiterer am 26. September 2019 die ORF-TV-Konfrontationen mit den Spitzenkandidaten der Parlamentsparteien (gemeinsam mit Armin Wolf).[2] Im Vorfeld der Nationalratswahl in Österreich 2017 moderierte sie abwechselnd mit Tarek Leitner die ORF-TV-Konfrontationen mit den Spitzenkandidaten der Parlamentsparteien.

Erfolge Bearbeiten

Schon im ersten Jahr 2017 erzielte der Polit-Talk „Im Zentrum“ unter ihrer Moderation die beste Reichweite aller Ausgaben am regulären Sendeplatz – seit Beginn der Sendung 2007[3]. 2018 diskutierten bei ihr erstmals bei einem Live-Talk die Regierungsspitze und die Chefinnen der drei Oppositionsparteien an einem Tisch.[4]

2019 kam der Polit-Talk mit dem Thema „Skandal, Rücktritte, Neuwahlen – Österreich im Ausnahmezustand!“ auf über 1,1 Mio. Zuseher – dem höchst gemessene Wert für alle sonntäglichen Polit-Diskussionen bisher.[5] Das große Interesse an vertiefenden Diskussionen insbesondere zur Corona-Pandemie führte 2020 zu durchschnittlich über einer halben Million Zusehern pro Ausgabe (22 % Marktanteil).[6]

Im Dezember 2021 erreichte Claudia Reiterer mit „Im Zentrum“ mit 37 % Marktanteil für die Ausgabe „Lockdownfrust und Impfpflichtzwist“ den zweithöchsten Wert für reguläre Ausgaben seit Sendungsstart des Polit-Talks[7].

Laut der Recherche-Plattform „Addendum“ ist „Im Zentrum“ die Polit-Sendung des ORF mit der größten parteipolitischen Ausgeglichenheit. Das gelte sowohl für das Jahr vor der Wahl 2019 als auch 2017. Im Unterschied zu anderen Formaten kommen bei „Im Zentrum“ jeden Sonntag vier bis fünf Gäste in die Sendung, was einer besseren parteipolitischen Ausgewogenheit entgegenkommt. „Im Zentrum“ weist zudem mit rund 37 % (Stand: 2019) den mit Abstand höchsten Frauenanteil auf.[8][9] Im Jahr 2021 wurde diese Marke nochmals übertroffen: von 182 Talk-Gästen waren 48 % Frauen und 52 % Männer.[10]

Claudia Reiterer setzt sich für mehr Frauen in Führungspositionen ein[11]. Sie ist Mentorin bei WoMentoring im Club Alpha, einer von Maria Rauch-Kallat gegründeten Initiative, um junge Frauen in ihrer Berufskarriere zu fördern.[12]

Im Oktober 2023 bewarb sich Claudia Reiterer für den Posten der ORF-Chefredakteurin.[13] Bei der internen Abstimmung der ORF-Redaktion im November 2023 erhielt Reiterer 43,33 Prozent.[14]

Bücher Bearbeiten

2015 erschien ihr Buch „Der Popcorn-Effekt: Vom Traum zum Erfolg“. Der Bestseller war im Oktober 2015 auf Platz 1 des Bestseller-Rankings auf Amazon in Österreich (Kategorie „Biografien & Erinnerungen“ sowie „Politik & Geschichte“) und der Schweiz (Kategorie Politik & Geschichte). Reiterer untersucht darin, wann beim Menschen Können und Talent zum Erfolg führen und welche Rolle Kindheit, Bildung und Glück dabei spielen[15]. Sie interviewte dazu 28 erfolgreiche Menschen aus den unterschiedlichsten Disziplinen, unter ihnen Heinz Fischer, Marcel Hirscher, Elisabeth Gürtler, Rudolf Taschner, Gerlinde Kaltenbrunner, Gerhard Zeiler, Alfons Schuhbeck und Frank Elstner.

2009 erschien ihr Buch (gemeinsam mit Nina Horaczek): „HC Strache – Sein Aufstieg, Seine Hintermänner, Seine Feinde“ über den FPÖ-Politiker Heinz-Christian Strache. Das Buch gilt bis heute als umfassendste Recherche, auf die Strache selbst als Nachschlagewerk hinweist.[16]

Sonstiges Bearbeiten

Als Lektorin und Vortragende war sie u. a. am Institut für Erziehungswissenschaften in Graz und der FH Joanneum tätig.

Sie hält Vorträge und ist Keynote-Speakerin.

Seit 2009 moderiert Claudia Reiterer die alljährlich stattfindende „Austria-Gala“, bei der die „Österreicher des Jahres“ von der Tageszeitung „Die Presse“ gekürt werden[17].

Von 2008 bis 2016 moderierte sie die Preisverleihung des Österreichischen Klimaschutzpreises.[18]

Im Mai 2009 gewann Claudia Reiterer die 5. Staffel der Dancing Stars zusammen mit dem Profitänzer Andy Kainz. Bei der 6. Staffel (2011) war sie Jurorin für die vierte Tanzwoche.

2010 war sie Kandidatin in der Prominentenausgabe von Die Millionenshow und moderierte gemeinsam mit Alfons Haider den Wiener Opernball aus der Wiener Staatsoper. 2010 holte sie Felix Dvorak zu seinen Festspielen Berndorf, wo sie in „Scherben bringen Glück“ ihr Schauspieldebüt gab.[19]

Familie Bearbeiten

Reiterer wuchs als Pflegekind in Sankt Johann in der Haide in der Steiermark auf. Sie machte ihre Kindheitsgeschichte öffentlich, um anderen Menschen Mut zu machen.[20] Claudia Reiterer und Lothar Lockl heirateten und haben einen Sohn. 2019 gab Reiterer die Trennung von Lockl bekannt.[21][22][23]

Auszeichnungen und Nominierungen Bearbeiten

  • 2022: Nominierung für den Goldenen Medienlöwen für Claudia Reiterer und das Team von ORF-„Im Zentrum“[24]
  • 2021: Nominierung für die Goldene Medienlöwin[25]
  • 2018: „Look!Women of the Year“- Award in der Kategorie: „Women for Success“[26]
  • 2011: Verkehrssicherheitspreis „Aquila“, Kuratorium für Verkehrssicherheit

Schriften (Auswahl) Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Claudia Reiterer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. ORF-Who is Who „Claudia Reiterer“. In: ORF. 19. April 2021, abgerufen am 5. Oktober 2022.
  2. ORF-Elefantenrunde in Österreich : "Entschuldigung, das ist eine Sauerei". In: Süddeutsche Zeitung. 27. September 2019, abgerufen am 5. Oktober 2022.
  3. Mit der Ausgabe „Der ultimative Machtpoker: Was will Sebastian Kurz?“ am 14. Mai (754.000 Seher/innen, 32 % MA). (PDF) In: ORF-Jahresbericht 2017. S. 67–68, abgerufen am 5. Oktober 2022.
  4. ORF-Jahresbericht 2018: „Ein Jahr Regierung – Die große Konfrontation“ (580.000 Zuseher, 23 % Marktanteil). (PDF) S. 70, abgerufen am 5. Oktober 2022.
  5. ORF-Jahresbericht 2019. (PDF) In: orf.at. 19. Mai 2019, S. 72, abgerufen am 5. Oktober 2022.
  6. Die Debatte „Gemeinsam gegen das Virus“ (u. a. mit Innen- und Gesundheitsminister) am 15. März erreichte Top-Werte (834.000 Zuseher, 35 % MA): ORF-Jahresbericht 2020. (PDF) S. 79, abgerufen am 5. Oktober 2022.
  7. ORF-Jahresbericht 2021. (PDF) In: orf.at. S. 71, abgerufen am 5. Oktober 2022.
  8. "Addendum"-Studie: ÖVP bei ORF-Auftritten deutlich überrepräsentiert. In: derStandard.at. Abgerufen am 14. Oktober 2019.
  9. Wer am häufigsten im ORF auftritt. 14. Oktober 2019, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 14. Oktober 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/www.addendum.org (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  10. IM ZENTRUM Twitter-Account. In: twitter.com. 21. Dezember 2021, abgerufen am 15. Oktober 2022.
  11. Podcast "fair & female": Interview mit Claudia Reiterer: Machen Frauen das Fernsehen echt besser, Claudia Reiterer? In: Kleine Zeitung. 26. Dezember 2021, abgerufen am 5. Oktober 2022.
  12. Standard: „WoMentoring“. In: derstandard.at. 20. September 2022, abgerufen am 5. Oktober 2022.
  13. Claudia Reiterer bewirbt sich als ORF-Chefredakteurin. In: Kleine Zeitung. 12. November 2023, abgerufen am 24. November 2023.
  14. ORF-Redaktion stimmte über Chefredakteure ab: Die Ergebnisse im Detail. In: Salzburger Nachrichten. 25. November 2023, abgerufen am 25. November 2023.
  15. Der Popcorn-Effekt: Was Erfolg mit einem Maiskorn zu tun hat. In: Ars Electronica Blog. 12. Dezember 2017, abgerufen am 14. Oktober 2019.
  16. Strache zu Küssel: "Keinen Kontakt und nichts mit ihm zu tun". In: kurier.at. 17. Mai 2019, abgerufen am 5. Oktober 2022.
  17. Köksal Baltaci: Die Gala der Außergewöhnlichen. In: diepresse.com. 25. Oktober 2019, abgerufen am 6. Mai 2020.
  18. format.at: Zuhause bei Österreichs Klimaschutz-Star: Claudia Reiterer stellt sich dem Öko-Check. Artikel vom 29. Juni 2009, abgerufen am 13. Oktober 2015.
  19. Kleine Zeitung: Vom Dancing- zum Theaterstar (Memento vom 4. September 2012 im Webarchiv archive.today)
  20. "Für Erfolg muss du dich entscheiden". In: news.at. 9. Oktober 2015, abgerufen am 5. Oktober 2022.
  21. Trennung bei ORF-Moderatorin Claudia Reiterer und Lothar Lockl. In: kurier.at. 15. November 2019, abgerufen am 17. Dezember 2019.
  22. Claudia Reiterer zu Gast in Willkommen Österreich, Superfilm Filmproduktions GmbH, Wien, 24. September 2009.
  23. ORF-Moderatorin Reiterer und Politberater Lockl seit dem Frühjahr getrennt, derstandard.at, 14. November 2019.
  24. Eine Redaktion wird MedienLÖWE 2022. In: journalistinnenkongress.at. 7. Oktober 2022, abgerufen am 8. November 2022.
  25. 23. Österreichischer Journalistinnenkongress. Österreichischer Journalistinnenkongress, 10. November 2021, abgerufen am 8. November 2022.
  26. look! inside WOMEN OF THE YEAR GALA 2018. In: looklive.at. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. September 2020; abgerufen am 14. Oktober 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.looklive.at