Christus kam nur bis Eboli (Film)

Film von Francesco Rosi (1979)

Christus kam nur bis Eboli ist ein italienischer Spielfilm von Francesco Rosi aus dem Jahr 1979, nach dem 1945 erschienenen gleichnamigen Bericht von Carlo Levi. Er handelt von einem Turiner Arzt, der als Opponent des faschistischen Staates 1935 in ein abgelegenes süditalienisches Nest verbannt wird. Dabei erfährt er allmählich das ihm fremde, archaische und elende Leben des Ortes. Rosi trug sich schon nach seinem Wer erschoss Salvatore G.? von 1961 mit dem Gedanken, Levis Text zu verfilmen, stellte das Vorhaben jedoch zugunsten aktueller Themen zurück.[1]

Film
Titel Christus kam nur bis Eboli
Originaltitel Cristo si è fermato a Eboli
Produktionsland Italien
Originalsprache Italienisch
Erscheinungsjahr 1979
Stab
Regie Francesco Rosi
Drehbuch Tonino Guerra,
Raffaele La Capria,
Francesco Rosi
Produktion Nicola Carraro,
Franco Cristaldi
Musik Piero Piccioni
Kamera Pasqualino De Santis
Schnitt Ruggero Mastroianni
Besetzung

Produktion

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Craco, 2007

Gedreht wurde der Film in den Orten Aliano, Craco und Guardia Perticara in der Basilicata sowie in Gravina di Puglia. Rosi konnte mit einer vertrauten Crew arbeiten. Der mehrfache Oscarpreisträger und bevorzugte Kameramann Viscontis, Pasqualino De Santis, hatte bereits seinen Film Schöne Isabella (1967) gedreht. Mit Editor Ruggero Mastroianni, den er seit Drei Brüder kannte, hat er in der Folge auch wiederholt zusammengearbeitet. Die Filmmusik schrieb Rosis langjähriger Filmkomponist Piero Piccioni.

Veröffentlichung

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Premiere des Films war am 22. Februar in Rom. Am 11. Mai 1979 wurde er in Cannes vorgestellt. TV-Premiere in Deutschland war am 29. März 1981 im ZDF.

2006 brachte Infinity eine DVD der Kinofassung in italienischer Sprache mit englischen Untertiteln heraus, Lauflänge 145:05 min. Als Bonusmaterial enthält die DVD ein Filmporträt Francesco Rosis (Dauer 56 min.) Neben der Kinofassung existiert eine in mehrere Folgen unterteilte Fernsehfassung, die ca. 80 Minuten länger ist.

Rezeption

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Preise und Auszeichnungen

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Der Film gewann 7 Filmpreise und wurde für einen weiteren nominiert. Francesco Rosi erhielt u. a. 1979 einen Donatello und 1983 einen BAFTA.

Laut dem Fischer Film Almanach 1981 werde die literarische Vorlage „sorgfältig und optisch eindringlich“ umgesetzt, so getreu wie möglich, ohne dem Text wörtlich zu folgen, sondern hinsichtlich der Struktur. Dank des Hauptdarstellers und der Kameraarbeit „ist dieser Film zu einem differenzierten Kulturdokument und zugleich zu einem cineastisch in Farbe und Licht, Schatten und Stimmung, Montage und Rhythmus herausragenden Ereignis geworden.“[2] Die Zoom stellte einen Stilwandel Rosis fest, von realistischen Politthrillern hin zu einer „ethnographisch-anthropologischen Analyse“ der süditalienischen Kultur. Der Film besitze „Wärme und eine fast klassisch anmutende Gestaltung“. Die „außerordentlich behutsame und poetische Erzählweise“ entspreche der Vorlage, die Geschichte sei „nicht als naturalistischer, polemischer Bericht über den fortdauernden Pauperismus des Südens konzipiert, sondern als einfühlsame Begegnung zweier Kulturen.“ Die karge Landschaft hätten Kameramann De Santis und Rosi in „grossartigen“ Bildern eingefangen.[1]

Das Lexikon des Internationalen Films lobte den Hauptdarsteller, die Ästhetik der Landschaft und das „sich differenzierende Verständnis“ für das Wesen Süditaliens.[3] Im evangelischen Filmbeobachter wurde der Film als Christusallegorie gedeutet. Die Hauptfigur, der verbannte Arzt, gewinne das Vertrauen der örtlichen Bevölkerung gerade durch seine Passivität und sein Schweigen; er unterlasse eine zivilisatorische Missionierung ebenso wie eine verlogen-einschmeichlerische Anpassung. Sie akzeptierten ihn, „weil der Arzt gerade ‚nichts will‘, weil er bescheiden, unaufdringlich, ohne weltstädtischen Hochmut, durch reine Anschauung die Menschen dazu bringt, auch ihn wahrzunehmen, als einen Menschen, der zwar anders ist, aber doch auch genauso ein Mensch wie sie.“ Erst dank dieses Vertrauens gelinge es ihm, die Bevölkerung zu humanisieren – so komme eine Christusgestalt doch noch in dieses Dorf. Darum handele es sich um einen der religiösesten Filme der letzten Jahre.[4]

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Einzelnachweise

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  1. a b Franz Ulrich: Christo si è fermato a Eboli. In: Zoom, Nr. 9/1980, S. 12–15.
  2. Fischer Film Almanach 1981. Fischer, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-596-23665-7, S. 35–36.
  3. Lexikon des Internationalen Films. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1995. ISBN 3-499-16357-8, Band A–C, S. 855–856.
  4. Hans Ohly: Christus kam nur bis Eboli. Abgedruckt in: Lothar R. Just (Hrsg.): Das Filmjahr ’80/81. Filmland Presse, München 1981, ISBN 3-88690-021-5, S. 46–47.