Christoph 20

Rettungshubschrauber

Christoph 20 ist der Funkrufname eines Rettungshubschraubers (RTH), der die Notarztversorgung für das nordöstliche Bayern und Teile von Thüringen sicherstellt. Stationiert ist der vom ADAC betriebene Hubschrauber am Klinikum in Bayreuth. An der seit 1981 bestehenden Station war eine EC 135 stationiert. Diese ersetzte 2002 eine 21 Jahre alte Bölkow Bo 105. Die Besonderheit der dort stationierten Maschine mit dem Kennzeichen D-HDMA liegt darin, dass sie die erste Maschine vom Typ EC 135 in der Flotte des ADAC ist, die mit einem innovativen, von Eurocopter entwickelten Partikelfiltersystem namens IBF (Inlet Barrier Filter) versehen wurde, das den Verschleiß der Triebwerke und somit auch die Wartungskosten erheblich reduziert.[1] Die erste Maschine, die mit diesem System ausgeliefert wurde, ist im März 2010 auf der HeliExpo in Houston vorgestellt worden. Mittlerweile sind alle EC135 des ADAC mit dem IBF-System ausgerüstet.

Christoph 20

Luftrettungszentrum Daten
Betreiber: ADAC Luftrettung, München
Träger: Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Bayreuth/Kulmbach
Hubschraubertyp: Eurocopter EC 135
Ehemaliges LFZ*: bis 2002: Bölkow Bo 105
Inbetriebnahme: 16. November 1981
Standort: Derzeit: Flugplatz Bayreuth (EDQD),
Flugplatzstraße 1, 95463 Bindlach

Ehemalig: Klinikum Bayreuth,
Preuschwitzer Str. 101,
95445 Bayreuth

Einsatzbereitschaft: 7 Uhr bis Sonnenuntergang
Koordinaten: 49° 56′ 39,7″ N, 11° 32′ 9,3″ OKoordinaten: 49° 56′ 39,7″ N, 11° 32′ 9,3″ O
Höhe: 1400 ft
Besatzung
Pilot: ADAC Luftrettung, München
Arzt: Notarzt des Klinikums Bayreuth
HEMS Technical Crew Member: BRK Kreisverband Bayreuth
*LFZ = Luftfahrzeug

Die Gebäude am Standort des Klinikums Bayreuth wurden abgerissen und werden neu erbaut, derzeit wurde Christopher 20 interimsweise zum Flugplatz Bayreuth (Hangar West) verlagert.

Das IBF-System aus der Nähe

Geschichte Bearbeiten

Nachdem der ADAC mit Christoph 1 die Ära der Luftrettung eingeleitet hatte, wurde durch das Bundesministerium des Innern begonnen, ein flächendeckendes Netz mit 18 Rettungshubschraubern aufzubauen. 1981 war Christoph 20 nach Christoph 1 aus München der erste RTH, der auf Initiative des ADAC beschafft wurde.

Einsatzbereich und Einsätze Bearbeiten

Christoph 20 versorgt neben dem Leitstellenbereich Bayreuth auch die Leitstellenbereiche Coburg und Hof (ILS Hochfranken). Neben Rettungseinsätzen bei Verkehrsunfällen wird Christoph 20 auch für internistische Notfälle oder dringliche Verlegungsflüge eingesetzt. 2003 flog Christoph 20 in 60 % der Einsätze zu internistischen oder neurologischen Notfällen. In nur 15 % wurde der RTH bei schweren Verkehrsunfällen gerufen, der Rest der Einsätze konnte als Fehlalarmierungen oder als Verlegungsflüge verbucht werden.[2] 2004 war Christoph 20 mit 1755 Einsätzen einer der meistgeforderten Rettungshubschrauber in Deutschland.[3][2]

Besatzung Bearbeiten

Die Besatzung von Christoph 20 besteht aus drei Personen:

Die Piloten werden von der ADAC Luftrettung GmbH (München) gestellt. Die Notärzte arbeiten normalerweise im Klinikum Bayreuth in den Fachdisziplinen Anästhesie, Chirurgie oder Innere Medizin. Rettungsassistenten werden vom Bayerischen Roten Kreuz, Kreisverband Bayreuth gestellt, mit dem der Betreiber ADAC Luftrettung gGmbH eine Partnerschaft pflegt. Rettungsassistenten, welche auf Christoph 20 eingesetzt werden, verfügen neben ihrer eigentlichen Ausbildung über eine Weiterbildung HEMS-TC, welche sie zum Einsatz in der Luftrettung befähigt. Die Rettungsassistenten arbeiten normalerweise im bodengebundenen Rettungsdienst, fliegen jedoch in regelmäßigen Abständen auf dem Hubschrauber.[4]

Besondere Ereignisse Bearbeiten

Am Sonntag, dem 6. Juni 1982 um 6:44 Uhr stürzte Christoph 20 ein halbes Jahr nach der Inbetriebnahme ab, wobei drei Menschen getötet wurden. Der betrunkene Pilot war an diesem frühen Sonntagmorgen, außerhalb der Dienstzeit, zu einem Betankungsflug gestartet und hatte dazu zwei Bekannte mitgenommen. Beim Tiefflug über den Oschenberg nahe Bayreuth berührten die Rotorblätter den Boden; der Hubschrauber wurde völlig zerstört.[5][6]

Literatur Bearbeiten

  • ADAC Luftrettung GmbH: ADAC-Stationsatlas >>Christoph – bitte kommen!<<. München 2006, ISBN 3-933266-46-7.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Christoph 20 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Marcel van Leeuwen: Eurocopter offers new Inlet Barrier Filter for EC135 to Raise Engine Lifetime and reduce Maintenance Costs. aviationnews.eu, 22. Februar 2010, abgerufen am 2. Dezember 2023 (englisch).
  2. a b Patrik Kalinowski: Christoph 20 an Platz 4. rth.info, 11. Dezember 2004, abgerufen am 2. Dezember 2023.
  3. Christoph 20. rth.info, abgerufen am 2. Dezember 2023.
  4. ADAC Luftrettung GmbH: ADAC-Stationsatlas >>Christoph – bitte kommen!<<, S. 44.
  5. Peter Engelbrecht: Vor 30 Jahren: Husarenritt in den Tod. Nordbayerischer Kurier, 6. Juni 2012, abgerufen am 27. Dezember 2020.
  6. Stephan Herbert Fuchs: Fliegende Intensivstation. Frankenpost, 17. September 2011, abgerufen am 2. Dezember 2023.