Christian Friedrich von Völkner

preußisch-russischer Übersetzer und Historiker

Christian Friedrich Völkner, nach der Nobilitierung Christian Friedrich von Völkner, in Russland Fjodor Christianowitsch Völkner, (russisch Фёдор Христианович Фелькнер; * 26. Juli 1728 in Halle; † 22. Septemberjul. / 3. Oktober 1796greg. in St. Petersburg) war ein deutscher Übersetzer und Historiker im russischen Staatsdienst. Für seine Verdienste wurde er von Katharina der Großen in den erblichen russischen Adelsstand erhoben und zum Begründer des Adelsgeschlechts von Völkner.[1][2][3]

Leben Bearbeiten

Christian Friedrich Völkner war der Sohn eines Zeichners und früh verwaist. Ab dem 15. Oktober 1737 besuchte er die Latina in Halle und wurde am 7. April 1739 in die Franckeschen Stiftungen aufgenommen.[4] Er verließ die Schule am 26. August 1742 und diente als Schreiber des russischen Botschafters Baron Johann Ludwig Luberas von Pott, wodurch er im März 1747 ohne ein Wort Russisch zu verstehen nach St. Petersburg kam.[5] Im März 1748 fand Völkner eine Anstellung als Kopist für „deutsche Angelegenheiten“ an der Akademie der Wissenschaften.[3] Ab Mai 1751 war er persönlicher Sekretär des Akademiepräsidenten Graf Kirill Rasumowski.[1] Im Juni 1756 erfolgte Völkners Entlassung aus der Akademie der Wissenschaften und er wurde Translateur der Stadt Riga.[6][7] Nach ein paar Jahren kehrte Völkner nach St. Petersburg zurück und trat in den Dienst des Regierenden Senats als Senatssekretär.[7] Im September 1774 besetzte er die Stelle des Konferenzsekretärs an der Akademie der Künste bei deren neuem Direktor Andrei Sakrewski.[6][7] Auf der öffentlichen Sitzung der Akademie verlas er 1776 auf Deutsch die Grußbotschaft der Kaiserin Katharina II. und auf Französisch das Privileg der Akademie. Auf Russisch hielt er 1777 eine Rede über die Erziehung und 1778 eine Rede über den Nutzen der Schönen Künste.[1] 1785 wurde Völkner pensioniert und kehrte zwei Jahre später aus dem Ruhestand zurück um die Stelle des Inspektors der Bergschule in St. Petersburg (heute Staatliche Bergbau-Universität) zu besetzen.[8][9]

Völkner war Kollegienrat (6. Rangklasse), verbunden mit dem erblichen Adel.[1][7]

Werke Bearbeiten

Zu Völkners bekanntesten Schriften und Übersetzungen gehören:[1]

Familie Bearbeiten

Völkner hatte am 27. Dezember 1762jul. / 7. Januar 1763greg. in Narwa Anna Dorothea Binengraber († 1792) geheiratet.[3] Mit ihr bekam er drei Söhne, die ihn zum Stammvater der russischen adligen Familie Völkner machten. Viele Mitglieder der Familie waren Bergbauingenieure, so auch die Enkel Friedrich von Völkner (1802–1877) und Nikolai August Wilhelm von Völkner (1817–1878).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e Фелькнер, Федор Христианович (Christian Friedr. Völkner). In: Russisches biographisches Wörterbuch. Band 21, 1901, S. 46., Wikisource
  2. Фелькнер (Федор Христианович, Christian-Friedr. Völkner, 1722—1796). In: Brockhaus-Efron. Band XXXV, 1902, S. 446., Wikisource
  3. a b c Erik-Amburger-Datenbank des Instituts für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS): Christian Friedrich Völkner (abgerufen am 18. April 2022).
  4. Archiv der Franckeschen Stiftungen zu Halle: Christian Friedrich Völckner (abgerufen am 18. April 2022).
  5. Johann Karl Konrad Oelrichs: Nachricht von den Lebensumständen des zu St. Petersburg verstorbenen Teutschen Gelehrten, Chsti. Friedr. Völkner's, gewesenen russisch-kais. Kollegienraths, und dessen sehr fleißigen Prüfung der ältesten Russischen Geschichte und Sprache, vermittelst seines eigenhändigen Berichts hiervon, und aus einer anderen sicheren Quelle. In: Johann Christian Friedrich Roch (Hrsg.): Allgemeiner Litterarischer Anzeiger. CXCV. Verlag Georg Voß, Leipzig 1798, S. 2017–2024 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 18. November 2022]).
  6. a b Livländische Bibliothek nach alphabetischer Ordnung, Band 3. Hartknoch, Riga 1777, S. 269.
  7. a b c d Johann Friedrich von Recke: Allgemeines Schriftsteller- und Gelehrten-Lexicon der Provinzen Livland, Esthland und Kurland. Steffenhagen, Mitau 1832, S. 450.
  8. E.M. Zablotski: УЗАТИС – ФУРМАН. In: Biographische Enzyklopädie der Bergbauarbeiter des vorrevolutionären Russlands. Abgerufen am 18. November 2022 (russisch).
  9. E.M. Zablotski: Mining Dynasties in Pre-Revolutionary Russia. Proceedings / 6th International Mining History Congress, Akabira, Japan, 2003, S. 337–340, abgerufen am 19. November 2022 (englisch).
  10. J. Ch. Schnitscher: Nachricht von den Ajuckischen Kalmücken (aus dem Schwedischen übersetzt von Christian Friedrich von Völkner). In: Gerhard Friedrich Müller (Hrsg.): Sammlung Russischer Geschichte. Band 4, Nr. 4. Russische Akademie der Wissenschaften, Sankt Petersburg 1760, S. 275–364 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 24. November 2022]).
  11. Christian Friedrich von Völkner: Einige Stellen aus der Einleitung zu der (bis jetzt noch ungedruckten) Skizze der ersten und zweiten Epoche einer Geschichte der Russen. In: Johann Christian Friedrich Roch (Hrsg.): Allgemeiner Litterarischer Anzeiger. Nr. XLI. Verlag Georg Voß, Leipzig 1796, S. 461–464 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 24. November 2022]).
  12. Christian Friedrich von Völkner: Einige Stellen aus der Einleitung zu der (bis jetzt noch ungedruckten) Skizze der ersten und zweiten Epoche einer Geschichte der Russen [Fortsetzung]. In: Johann Christian Friedrich Roch (Hrsg.): Allgemeiner Litterarischer Anzeiger. LXXII bis LXXIV. Verlag Georg Voß, Leipzig 1797, S. 737–765 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 24. November 2022]).