Casimir Ulrich Boehlendorff

Schriftsteller, Dichter und Historiker

Casimir Ulrich Boehlendorff (* 16. Mai 1775,[1] vermutlich in Mitau, Kurland; † 10. April 1825 in Markgrafen, Kurland) war ein Schriftsteller, Dichter und Historiker.

Leben Bearbeiten

Im Oktober 1794 immatrikulierte sich Casimir Ulrich Boehlendorff an der Universität Jena. Dort war er Hörer von Johann Gottlieb Fichte und wurde Mitglied der Gesellschaft der freien Männer. Eine Freundschaft schloss Boehlendorff mit Johann Friedrich Herbart.

In den Jahren 1797 bis 1799 war er als Hauslehrer bei Berner Familien tätig und schrieb danach eine Geschichte der Helvetischen Revolution. 1803 gab er zusammen mit Gerhard Anton Hermann Gramberg ein Poetisches Taschenbuch heraus.[2] Auch mit Friedrich Hölderlin sowie mit anderen Dichtern und Gelehrten war er gut befreundet. Aber trotz vieler Versuche und Hilfen, z. B. durch Johann Smidt in Bremen, gelang es Boehlendorff nicht, gesellschaftlich Fuß zu fassen, wozu auch das negative Urteil von Schiller und Goethe gegen ihn beigetragen haben dürfte.

Casimir Ulrich Boehlendorff beendete sein Leben 1825 durch Suizid.

Boehlendorff verfasste mehrere Theaterstücke und Gedichte. In neuerer Zeit setzte ihm Johannes Bobrowski ein literarisches Denkmal mit der Erzählung „Boehlendorff“ (1965 publiziert, 1986 von Albrecht Surkau als Hörspiel produziert).

Werke Bearbeiten

  • Casimir Ulrich Boehlendorff: Werke in drei Bänden. Hrsg. von Frieder Schellhase. Stroemfeld Verlag, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-87877-619-5.
  • Casimir Ulrich Boehlendorff: Geschichte der Helvetischen Revoluzion. Hrsg. von Klaus Pezold, Paul Haupt Verlag, Bern 1997, ISBN 3-258-05728-1.

Literatur Bearbeiten

  • Johannes Bobrowski: Boehlendorff. In: Johannes Bobrowski: Lipmanns Leib. (= Universal-Bibliothek, Nr. 9447). Philipp Reclam jun., Stuttgart 1973, ISBN 3-15-009447-X.
  • Adolf Neubrunn: Casimir Ulrich Boehlendorffs Leben und dramatische Tätigkeit. In: LVIII. Jahresbericht des k.k. Staatsgymnasiums mit deutscher Unterrichtssprache in Ung.-Hradisch für das Schuljahr 1911/12. 3 Bände. Ungarisch-Hradisch 1912.
  • Adalbert Elschenbroich: Boehlendorff, Casimir Ulrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 377 f. (Digitalisat).
  • Karl Freye: Casimir Ulrich Boehlendorff, der Freund Herbarts und Hölderlins. Beyer, Langensalza 1913.
  • Ernst Zunker: Casimir Ulrich Boehlendorff und die pommerschen Freunde aus der Gesellschaft der freien Männer und im Einflußbereich Hölderlins. In: Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde (Hrsg): Baltische Studien. Neue Folge Bd. 60, N. G. Elwert, Marburg 1974, S. 101–126 (Digitalisat).
  • Robert Habeck: Casimir Ulrich Boehlendorffs Gedichte. Eine stilkritische Untersuchung. Zugleich Magisterarbeit.[3] (= Epistemata. Würzburger Wissenschaftliche Schriften. Reihe Literaturwissenschaft, Bd. 201). Königshausen & Neumann, Würzburg 1997, ISBN 978-3-8260-1280-8.
  • Karl-Otto Schlau: Die Familie Boehlendorff und ihre Nachkommen. In: Baltische Ahnen- und Stammtafeln, Bd. 40 (1998), S. 49–74.
  • Bernhard Böschenstein: Das Bild der Schweiz bei Ebel, Boehlendorff und Hölderlin. In: Christoph Jamme, Otto Pöggeler (Hrsg.): »Frankfurt aber ist der Nabel dieser Erde«. Das Schicksal einer Generation der Goethezeit. Klett-Cotta, Stuttgart 1983, S. 58–72.
  • Renate Böschenstein-Schäfer: Hölderlins Gespräch mit Boehlendorff. In: Hölderlin-Jahrbuch, Jg. 14 (1965/66), S. 110–124.
  • Lawrence Ryan: »Vaterländisch und natürlich, eigentlich originell«. Hölderlins Briefe an Böhlendorff. In: Hölderlin-Jahrbuch, Jg. 34 (2004/5), S. 246–276.
  • Marcella Roddewig: Dante in der Dichtung des Freundeskreises von Hölderlin: Sinclair, Stäudlin, Reinhard, Boehlendorff. In: Deutsches Dante-Jahrbuch, Jg. 48 (1973), S. 76–106.
  • Marco Castellari: »Es klingt paradox«. Hölderlin, Boehlendorff e il teatro moderno. In: Studia theodisca – Hölderliniana, Bd. II (2016), S. 119–144.
  • Hubert Ohl: Casimir Ulrich Boehlendorff – Historische und poetische Gestalt. Zu Johannes Bobrowskis Erzählung »Boehlendorff«. In: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts, Jg. 1978, S. 552–584.
  • Ulrich Gaier: Abentheuerliche Briefe: Boehlendorff. In: Ders., Valérie Lawitschka (Hrsg.): Hölderlin und die »Künftige Schweiz«. Edition Isele, Eggingen / Hölderlin-Gesellschaft, Tübingen 2013, S. 396–413.
  • Gregor Wittkop: Langer Umweg nach Nürtingen. Hölderlins Briefe an Böhlendorff. In: Ders.: Hölderlins Nürtingen. Lebenswelt und literarischer Entwurf. Niemeyer, Tübingen 1999 (= Untersuchungen zur deutschen Literaturgeschichte, Bd. 96), S. 117–131.
  • Jens Stüben: Casimir Ulrich Boehlendorff (1775–1825). Ein deutschbaltischer Dichter und seine Beziehungen zu Oldenburg. Bibliotheks- und Informationssystem der Universität Oldenburg, Oldenburg 2002.
  • Jens Stüben: Der »Sänger, ein Wandrer«. Zur Lyrik Casimir Ulrich Boehlendorffs (1775–1825). In: Claus Altmayer, Armands Gutmanis (Hrsg.): Johann Gottfried Herder und die deutschsprachige Literatur seiner Zeit in der baltischen Region. Latvijas Akadēmiskā Bibliotēka, Riga 1997, S. 232–265.
  • Peter Szondi: Hölderlins Brief an Böhlendorff. In: Ders.: Hölderlin-Studien. Insel, Frankfurt am Main 1967, S. 85–104.
  • Günter Hartung: Bobrowskis Boehlendorff. In: ders.: Werkanalysen und -kritiken. Universitätsverlag, Leipzig 2007, S. 375–402.
  • Thomas Taterka: »Nahmen und Stimmen! Ihr bleibt zurück!« Vom Hausrecht des Autors und seiner Handhabung in Johannes Bobrowkis Erzählung »Boehlendorff«. In: Triangulum, Jg. 8 (2001), S. 136–219.
  • Eva Zimmermann: Die Harmonie der Kräfte. Casimir Ulrich Boehlendorffs dramatische Dichtung. Böhlau, Weimar 1997.
  • Carola L. Gottzmann, Petra Hörner: Lexikon der deutschsprachigen Literatur des Baltikums und St. Petersburgs. De Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-019338-1, S. 253–259.

Weblinks Bearbeiten

Wikisource: Casimir Ulrich Boehlendorff – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Karl-Otto Schlau: Die Familie Boehlendorff und ihre Nachkommen. In: Baltische Ahnen- und Stammtafeln. Jg. 40 (1998). Köln 1998, S. 52.
  2. Biographie von Gramberg, Gerhard Anton Hermann In: Hans Friedl u. a. (Hrsg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg. Hrsg. im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft. Isensee, Oldenburg 1992, ISBN 3-89442-135-5, S. 248–249 (online).
  3. Mitteilung des Verlages. Abgerufen am 19. August 2022.