Carl Poellath Münz- und Prägewerk Schrobenhausen

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Die Poellath GmbH & Co. KG früher Carl Poellath Münz- und Prägewerk Schrobenhausen GmbH & Co. KG ist eine Münz- und Prägeanstalt zur Herstellung von Münzen, Medaillen, Plaketten und Abzeichen. Das im 18. Jahrhundert gegründete Familienunternehmen[1] früher auch schlicht Carl Poellath oder Kunstgewerbliche Prägeanstalt genannt, mit Sitz in Schrobenhausen,[2] gilt als führend in der Herstellung von geprägten Uniformeffekten, Emblemen für Fahrzeuge und anderen hochwertigen Abzeichen.

Poellath
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1778
Sitz Schrobenhausen, Bahnhofstraße 19-23[1]
Leitung Thomas Markus Demel
Branche Dienstleistung, Metallverarbeitung
Website www.poellath.de
Stand: 29. März 2015
Der codierte Name der Firma Carl Poellath (M1/103) auf einem politischen Abzeichen.
Werbezettel der Firma Carl Poellath mit kirchlichen Medaillen, um 1910

Geschichte Bearbeiten

 
Carl Poellath

Nachdem der Magistratsrat Johann Christoph Abraham im Jahr 1778 das Unternehmen gegründet hatte, heiratete seine Witwe Ursula 1798[3] den aus Landshut stammenden Nadlermeister und Namensgeber des Unternehmens, Carl Poellath,[1] (13. Mai 1777 – 12. September 1834). Der fortschrittliche Handwerker konstruierte als erster in Bayern Maschinen, deren Schlagwerkzeuge die Fertigung von Knopf- und Hartfasswaren, wie Schnallen und Schließen aus Messing durch das Prägeverfahren ermöglichten.[4] Seine Leistungen für das Gewerbewesen im Königreich Bayern wurden durch Maximilian I. Joseph von Bayern und seiner Frau Königin Karoline 1825 durch die Übersendung des Bronze-Alabaster-Medaillons als erste und seinerzeit zugleich allerhöchste Auszeichnung gewürdigt.[1]

Nach dem Tode seiner Ehefrau Ursula ehelichte Carl Poellath 1833 die Josepha, geborene Geiger aus Lauingen, starb jedoch kurz darauf, woraufhin Josepha 1834 den Josef Hitl heiratete, der den Betrieb dann für Jahrzehnte leiten sollte.[1]

Im Zuge der Industrialisierung 1852 wuchs die Werkstatt zu einer Fabrik mit bis zu 300 Beschäftigten an. Der nachfolgende Geschäftsführer Josef Hitl jun. (1836–1901) erweiterte die Produktionspalette durch Devotionalien und ergänzte dies mit einem Spezialversandgeschäft für religiöse Artikel.[5]

So finden sich noch Ende des 19. Jahrhunderts Holzstiche aus der Werkstatt Poellaths in dem 1886 von Jan Nepomucen Łukowski herausgegebenen Buch (übersetzt etwa Das frühe Leben von Jesus Christus und Maria):

Nach der Ausrufung des Deutschen Kaiserreichs nahm die Firma 1873 an der Weltausstellung teil und wurde dort gleich mit mehreren Auszeichnungen geehrt.[1][Anm. 1] Wenige Jahre später gründete das Unternehmen 1876 eine Filiale in Schwabmünchen, wo dann mehr als 100 Mitarbeiter mit dem Ketteln von Rosenkränzen beschäftigt wurden.[1]

Für den überregionalen Vertrieb der Produkte erwies sich die Verlegung des Firmensitzes 1884 aus der Altstadt Schrobenhausens an den bis heute eingenommenen Standort in der Bahnhofstraße als förderlich. Zudem wurde um die Jahrhundertwende in den Jahren von 1895 bis 1902 der Antrieb der Maschinen von den bis dahin unterhaltenen Dampfmaschinen durch die Einführung von elektrischen Maschinen abgelöst. Etwa zeitgleich wurde auch eine eigene Galvanisierung in Betrieb genommen.[1]

 
Sogenannte „Personenmedaille“ mit dem Porträt Leonard Körting von 1925 zum 70-jährigen Maurerjubiläum;
nach Entwurf des Architekten und Bildhauers Werner Hantelmann
 
Die „dritte Seite“ derselben Medaille von 1925 mit dem Stempeldruck „C. POELLATH SCHROBENHAUSEN“

Es waren insbesondere die Aktivitäten von Hitls Sohn Georg Hitl, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Wiederbelebung der Medaillenkunst für das Unternehmen von Bedeutung wurden:[5] In einen Aufruf an deutsche Künstler bat Hitl 1903 diese, seiner Prägeanstalt Medaillenmodelle zur Verfügung zu stellen. Diesem Ruf folgten 13 Künstler so auch Friedrich Wilhelm Hörnlein und Georg Wrba.[6] So wurde 1906 das Prägen von Gedenkmünzen sowie von Vereinsabzeichen und Medaillen eingeführt, was, wenngleich im Folgejahr 1907 die Familie Greiner die Eigentumsrechte an der Firma erwarb,[1] dann namhafte Künstler wie Rudolf Bosselt, Max Dasio, Heinrich Kautsch, Hugo Kaufmann und viele mehr zu Kunden des Unternehmens machte, die Werke nach ihren Entwürfen in den Carl Poellath-Werkstätten fertigen und vertreiben ließen.[1]

Nachdem die Bayerische Akademie der Wissenschaften 1909 während einer öffentlichen Festsitzung in München die „ungewöhnlich systematische Förderung der Medaillenkunst“ durch Carl Poellath herausstellte, folgten auf der Weltausstellung Brüssel International – 1910 wiederum mehrere Auszeichnungen. Im selben Jahr wurde dem Unternehmen der Titel eines Königlich Bayerischen sowie unter Papst Pius X. derjenige eines Päpstlichen Hoflieferanten verliehen.[1][Anm. 2]

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten fertigte Carl Poellath die politischen Abzeichen und Plaketten, unter anderem für die Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin wie auch für die Olympischen Winterspiele des Jahres in Garmisch-Partenkirchen.[1] Auch NSDAP Parteiabzeichen gibt es von der Firma Poellath. Der Firmenname wurde aber codiert RZM M1/103 (RZM – Reichszeugmeisterei; M1 – Metall; 1 – Orden und Abzeichen; 103 – individuelle Nummer für jeden lizenzierten Hersteller).

Nach der Umwandlung in eine GmbH & Co. KG 1978, durch die die Firma dennoch in Familienbesitz blieb, konnte das Unternehmen nach umfangreichen Modernisierungen um die Jahrtausendwende verstärkt in die – international ausgerichtete – Sparte der Automotive vordringen. So wurde Carl Poellath 2009 beispielsweise Original Equipment Manufacturer (OEM) für die Embleme von Porsche, prägte 2012 für die Bayerische Motoren Werke AG die Sonderedition „90 Jahre BMW“ für die BMW-Motorräder und zählt auch Bugatti zu seinem Kundenkreis. Ebenso stammen die offiziellen Meisterschafts-Medaillen der 1. und 2. Fußball-Bundesliga von 2013 aus dem Hause Carl Poellath.[1] Aber auch die auf den Uniformen der Mitarbeiter von Fluggesellschaften wie Lufthansa, Condor oder German Wings oder von Vereinsmitgliedern oder Feuerwehrleuten getragene Anstecknadeln, Buttons, Krawattenspangen, Manschettenknöpfe, Gürtelschnallen und sogar lackierte Flaschenöffner zählen zum Produktportfolio des traditionsreichen Familienunternehmens.[7]

Nachgewiesene Medailleure und weitere Werke Bearbeiten

Schriften Bearbeiten

  • N.N.: Die Firma Karl Poellath in Schrobenhausen. Dem Gedächtnis mehr als hundertjähriger friedlicher Arbeit / gewidmet Georg Hitl, (Druck: München: Hamböck), 1917; 73 Seiten mit Abbildungen auf einer Bildtafel

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Carl Poellath – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Auf ihrer Webseite nannte das Unternehmen Brüssel als Ort der Weltausstellung 1873, während im selben Jahr jedoch die Weltausstellung 1873 in Wien durchgeführt wurde.
  2. Davon abweichend wird das Jahr 1912 für die Verleihung des Königlich Bayerischen Hoflieferanten genannt, vergleiche das Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Bayern, Nr. 17, München, 27. März 1912

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f g h i j k l m Unternehmensgeschichte, Carl Poellath Münz- und Prägewerk Schrobenhausen (Memento vom 29. März 2015 im Internet Archive)
  2. Vergleiche die GND-Nummer der Deutschen Nationalbibliothek
  3. Carl Poellath Münz und Prägewerk. sculptor/medallist. The British Museum, abgerufen am 6. August 2022 (englisch).
  4. N.N.: Die Firma Karl Poellath in Schrobenhausen ... (siehe Literatur)
  5. a b 200-Jahrfeier Carl Poellath 1778–1978, Dr. Paul Bruns, Marko Mross, Werner Vitzthum, Schrobenhausen, 1978
  6. Bngev.de - JAHRBUCH FÜR NUMISMATIK UND GELDGESCHICHTE 1987-1988-Band-XXXVII-XXXVIII - Seite 150 (Memento des Originals vom 11. September 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bngev.de (PDF, 23,7 MB; abgerufen am 3. Januar 2017)
  7. Vergleiche etwa die Werbemittel von Poellath (Memento vom 13. August 2017 im Internet Archive)
  8. Werksverzeichnisnummer: 77.2 - Günter Kloss: Georg Wrba (1872 - 1939). Ein Bildhauer zwischen Historismus und Moderne. Michael Imhof Verlag, Petersberg 1998, ISBN 3-932526-20-1. – Abbildung auf Seite 113
  9. Vergleiche die Seite Plakette Glafey der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

Koordinaten: 48° 33′ 49,4″ N, 11° 15′ 37,9″ O