Carl Joseph Boost

deutscher Mediziner und Adjunkt der Mairie Cochem

Carl Joseph Schweikard Nepomuk Boost (* 10. Mai 1776 in Aschaffenburg; † 16. November 1853 in Cochem), meist nur Karl Boost oder Karl Joseph Boost genannt, war ein deutscher Mediziner und Adjunkt der Mairie Cochem.

Leben Bearbeiten

Karl Boost war der vierte von sechs Söhnen des Juristen Karl Joseph Schweikard Boost (* 9. Mai 1739 in Mainz; † 15. Oktober 1811 ebendort) und dessen Ehefrau Dorothea Vogt. Sein Taufpate war der spätere Mainzer Weihbischof Joseph Hieronymus Karl Kolborn. Nach seinem Medizinstudium von 1795 bis 1799 in Jena, Göttingen, Erlangen, Straßburg und Mainz sowie einer Tätigkeit im Kanton Kirchheim ließ er sich 1799 in Cochem als Arzt und Apotheker nieder. Seine Approbation als Gesundheitsoffizier hatte er am 30. August 1799 erhalten. Nachdem er im Herbst 1799 von dem in Mainz tätigen Regierungskommissar Joseph Lakanal zum Sekretär eines Agenten in der französischen Departementsverwaltung berufen worden war, übertrug ihm Lakanals Nachfolger Henri Shée Ende März 1800 das Amt eines Beigeordneten (adjoint) des Bürgermeisters in Cochem. Diesen Posten hatte er dem politischen Engagement seiner Familie zu verdanken, denn er selbst, sein Vater und sein Bruder Johann Adam Boost waren 1792 aktiv an der Gründung der Mainzer Republik beteiligt gewesen.[1][2]

Seine Tätigkeit als Apotheker führte zu einem Konkurrenzkampf und einer juristischen Auseinandersetzung mit der alteingesessenen Apothekerfamilie Pliester, zumal er auch deren Apotheke zu visitieren hatte. Im Rahmen dieser Auseinandersetzung legte er am 24. Mai 1801 in Bonn eine weitere pharmakologische Prüfung ab. 1807 hielt er sich in Straßburg bei dem von ihm bewunderten Militärarzt Wedekind am Militärhospital zu Straßburg auf. Zwar bezeichnet sich Karl Boost selbst als promovirter Doctor, hatte tatsächlich aber offenbar nicht promoviert. Zumindest gibt es dafür keinen Beleg und auch in offiziellen Listen fehlt dieser Titel. So wird er von 1823 bis 1851 stets als in Ebernach praktizierender Arzt Hr. Carl Boost bezeichnet, sein Sohn Karl Josef Adolf hingegen als Hr. Dr. Jos. Boost.[3][4] 1820 erhielt Karl Boost seine Approbation von der Königlichen Regierung zu Koblenz, die Carl Boost dem älteren zu Ebernach aufgrund des § 71 der Gewerbe=Ordnung vom 17. Januar 1845 am 22. Juli 1851 wieder entzogen wurde.[5] Diesem Entzug muss ein Plenarbeschluss aufgrund unrichtiger Nachweise vorausgegangen sein.

Am 11. Juli 1811 ersteigerte Karl Boost das zuvor von dem Gutsverwalter (adjudant commandant) Ludwig Gabriel Jorrey unter dem Vorbehalt des Wiederverkaufs erworbene Kloster Ebernach in Sehl.[6] Hier richtete er seine Praxis ein und gründete gemeinsam mit Jorrey eine Freimaurerloge. Diese wurde nach langen Verhandlungen in den Orden Grand Orient aufgenommen und nach Boosts Tod wieder aufgelöst.

Familie Bearbeiten

Im November 1800 heiratete Carolus Boost, der hier als Doctor et adjunctus bezeichnet wird, in Cond die Theresia Koch (* Cochem 1. Juni 1777; † Cochem 24. März 1855). Mit ihr hatte er vier Kinder:[7]

  • Karl Josef Adolf (* 15. Februar 1802 in Cochem; † 6. Januar 1877 in Poltersdorf). Er wurde Arzt und Politiker.
  • Dorothea (* 25. Januar 1804 in Cochem; † 1. Juli 1827 in Ebernach)
  • Amalia Sofia Maria Magdalena (* 27. November 1805 in Cochem; † 13. Dezember 1805 in Cochem)
  • Amalia Sofia (* 28. Januar 1813 in Cochem oder Ebernach; † 16. Juli 1881 in Sehl). Sie heiratete am 30. April 1850 in Cochem den Lehrer Franz Gering (* 25. Juli 1820 in Wettringen; † 22. März 1877 in Ernst)

Streitschrift von 1807 Bearbeiten

Der Streit zwischen Karl Boost und dem Apotheker Johann Albert Josef Pliester gipfelte in einer Streitschrift des Arztes, in der er sowohl Pliester als auch Standeskollegen Kurpfuscherei vorwarf. Im Kern geht er darin äußerst hart mit der damals populären Lehre von John Brown, dem Brownianismus und dessen Anhängern ins Gericht. Als Aufhänger wählte er eine epidemisch auftretende, aber nicht ansteckende Lungenerkrankung, die im Winter in der Region grassierte. Die Kranken würden von Brownianern mit stärkenden Mitteln wie Schinken, Wein und Opium zu Tode behandelt, während er unter anderem mit Aderlässen und der Vermeidung reizender Eindrücke Heilerfolge erziele. Zwar beschreibt Boost die Krankheit sehr ausführlich, sie lässt sich anhand dessen aber nicht einem spezifischen Krankheitsbild zuordnen. Bemerkenswert an dem Büchlein ist, dass der Autor Klarnamen von Ärzten, Apothekern und Patienten und Patientinnen nennt, die sich allerdings nicht alle verifizieren lassen.

Werke Bearbeiten

  • Carl Boost: Einige Worte über die zu Treis und in der umliegenden Gegend im Rhein- und Moseldepartement herrschende Krankheit, und über das Heilverfahren der Brownschen Affen. o. O. 1807.
  • Carl Boost: Einige Worte über die zu Treis und in der umliegenden Gegend im Rhein- und Moseldepartement herrschende Krankheit, und über das Heilverfahren der Brownschen Affen. 2., mit einem Anhang vermehrte Auflage, Marburg 1810.

Literatur Bearbeiten

  • Norbert J. Pies: Notabilia & Miscellanea oder Heimat- und familienkundliche Randnotizen Heft IV – Treiser Krankheit & Brownsche Affen. Kommentiere Edition der Streitschrift des Cochemer Arztes Carl Boost von 1807. Erftstadt-Lechenich 2021.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Viele der hier genannten biographischen Daten sind dem Schriftwechsel im Rahmen des Apothekenstreits (Sachakte im Landeshauptarchiv Koblenz Best. 256 Nr. 982) entnommen.
  2. Ausführliche biografische und bibliografische Darstellung bei Norbert J. Pies: Notabilia & Miscellanea oder Heimat- und familienkundliche Randnotizen Heft IV – Treiser Krankheit & Brownsche Affen. Kommentiere Edition der Streitschrift des Cochemer Arztes Carl Boost von 1807. Erftstadt-Lechenich 2021. Derselbe: Der Cochemer Arzt Dr. Karl Boost – Ein Kind der Revolution. In: Westdeutsche Gesellschaft für Familienkunde e. V. – Rundbrief der Bezirksgruppe Mittelrhein Nr. 44 S. 5–12 (Dezember 2022).
  3. Handbuch über den Königlich Preußischen Hof und Staat für die Jahre 1828 bis 1852.
  4. Geschäfts- und Adreß-Kalender des Regierungsbezirks Koblenz von 1836.
  5. Amtsblatt der Preußischen Regierung zu Koblenz von 1820 und von 1851.
  6. Wolfgang Schieder und Manfred Koltes: Säkularisation und Mediatisierung in den vier rheinischen Departements 1803-1813. Teil II, 1 Rhein-Mosel-Departement. Boppard 1991 S. 94–97 Nr. 800–819.
  7. Daten nach Klaus Layendecker und Willi Pütz: Familienbuch Cochem mit den Filialen Sehl, Faid und Dohr 1691-1889. Cochem 2008.