Carl Helmut Steckner

deutscher Maler, Journalist und Regionalforscher

Carl Helmut Steckner (* 30. März 1916 in Halle (Saale); † 14. November 2003 in Hamburg) war ein deutscher Maler, Fotograf, Journalist und Regionalforscher.

Große Steinstraße in Richtung Markt, links Haus Nr. 74, ehemals Firmensitz des Kaufmanns Richard Steckner
Leipziger Straße in Richtung Markt, rechts Haus Nr. 6, ehemals Weddy-Poenicke & Steckner AG.

Leben Bearbeiten

Der an der Universität zu Köln ausgebildete Diplomkaufmann war bestimmt, die in Halle und in Hamburg ansässige und international tätige Industrietextilfirma Steckner zu übernehmen. Seine künstlerischen Interessen ließen ihn zum Schüler u. a. von Charles Crodel an der Burg Giebichenstein und Assistenten an der Berliner Bauakademie werden. Er schuf Wand- und Glasmalereien (u. a. St. Martin in Muffendorf und St. Bonifatius in Fulda-Horas), fotografierte für seine Veröffentlichungen und illustrierte Bücher (u. a. Herbert Hoffmann/Vera v. Claer: Antiker Gold- und Silberschmuck (1986)); sein Tätigkeitsschwerpunkt lag in der Erforschung der Geschichte des Ortenaukreises bzw. des Hanauerlandes in seinem Straßburger Kontext. Dazu übersetzte er 1979 Gallien. Leben und Kultur in römischer Zeit von Paul-Marie Duval für Reclam, übersetzte archäologische, historische und volkskundliche Museumskataloge von Straßburg und Weissenburg, veröffentlichte kulturgeschichtliche Buchbeiträge sowie Aufsätze u. a. in der Zeitschrift Die Ortenau. Er wirkte in der Bodendenkmalpflege mit,[1] engagierte sich in den Museen Straßburgs und beim Aufbau des Museums Breisach und des Stadtmuseums der von ihm erforschten Festungsstadt Kehl, die Festung Kehl. Der 2004 erschienene archäologische Stadtkataster ist ihm gewidmet.[2] Sein Forschungsnachlass liegt im Stadtarchiv Kehl.

Stadtbild Kehl Bearbeiten

Ein Hauptanliegen Steckners war seit den 1970er Jahren der Erhalt des Stadtbildes von Kehl. Der festungs- und stadtgeschichtliche Nachlass Carl Helmut Steckner bildet einen Grundstock des Kehler Stadtarchivs[3]:

Seit 1771 hatte der Markgraf von Baden (1728–1811) die Entfestigung des geerbten Gebietes der Festung Kehl angestrebt, 1773/1774 die Stadt Kehl gegründet und seit 1780 durch Verpachtung der Festung an die Pariser "Société littéraire typographique" in Verbindung mit Pierre Augustin Caron de Beaumarchais (1732–1799) auch hier die Entfestigung durchgesetzt. Seitdem war Kehl die Bücherfabrik der europäischen und badischen Aufklärung.

1815 vollendete Friedrich Weinbrenner (1766–1826) die Entfestigung und gab der Stadt bauliche Regeln, die im Laufe der Zeit das Stadtbild formten, wie es Steckner 1979 zur Erläuterung des "Rahmenplan Stadtkern Kehl" dargestellt hat.[4]

Der im Januar 1977 von der Stadt Kehl vorgelegte Rahmenplan hatte nach dem Maßnahmenplan 1:1000 den Erhalt des darin ausgewiesenen Stadtbildes zum Ziel, sah ferner ein Farbleitbild vor und eine Gestaltungssatzung. Auf dieser Grundlage schützt die 2004 verabschiedete Gestaltungssatzung in der Fassung von 2020 das Stadtbild von Kehl:[5]

  • Cornelius Steckner: Straßburg und Kehl | Goethe und Beaumarchais. Kehl 1771–2021. 250 Jahre Baden (Kehl I), Köln 2021
  • Carl Helmut Steckner – Cornelius Steckner: „Rathausplatz und Stadtbild Kehl“ (Kehl II), Köln 2021

Familie Steckner Bearbeiten

Die Steckners waren eine in Mücheln (Steckner-Haus von 1750[6]), Leipzig (Steckner-Passage Petersstraße/Thomasgasse)[7] und in Halle (Saale) ansässige Kaufmanns- und Bankiersfamilie.[8] (Bankgebäude der Deutschen Bank am Markt, früher Reinhold Steckner)[9] Der Kaufmannsfamilie gehörte „Steckners Weinberg“, heute Steinmeister-Weinberg bei Naumburg (Saale).[10] Auch „Steckner's Berg“ bei Merseburg erinnert an die Familie.[11]

An Stiftungen der Familie haben sich Gemälde[12] (zudem von Carl Helmut Steckner bewahrte kunstgeschichtlich bedeutsame Architekturteile aus der Stadt Halle) in der Moritzburg (Halle) und im Stadtmuseum Halle erhalten.[13] Zu den Familienstiftungen gehört auch der Stecknerweg.[14]

 
Steckners Weinberg, Steinmeister, Naumburg / Saale, das Weingut des Kaufmanns Richard Steckner (1853–1912)

Bauten Bearbeiten

  • Weddy-Poenicke & Steckner AG. Halle, Leipziger Str. 6[15]
  • Ehemalige Textilfabrik Steckner, Halle, Viehhofstraße 2
  • Wohn- und Kontorhaus Steckner mit Café Bauer, Halle, Große Steinstraße 58
  • Villa Steckner, Halle, Neuwerk 7, seit 1975 Fachbereich Design und Verwaltung der Kunsthochschule Burg Giebichenstein
  • Bankhaus Steckner am Markt in Halle
  • Steckner-Passage in Leipzig (zerstört)
  • Steckners Weinberg, Weinberg des Kaufmanns Richard Steckner (1853–1912) bei Naumburg, Lage Steinmeister; Weinberghaus aus dem 18. Jahrhundert mit Anbauten nach 1895[16]
  • Erbbegräbnis Richard Steckner, Stadtgottesacker Halle
 
Erbbegräbnis Richard Steckner (1853–1912) auf dem Stadtgottesacker
 
Bankhaus Reinhold Steckner, Halle
 
Geschäftshaus Gustav Steckner mit der 1875 von Ottomar Jummel entworfenen Steckner-Passage, Leipzig (zerstört 1943)

Literatur Bearbeiten

  • Gallien: Leben und Kultur in römischer Zeit. Text von Paul-Marie Duval. Aus d. Franz. übers. von Carl Helmut Steckner. Stuttgart: Reclam, 1979 ISBN 3-15-010288-X.
  • Carl Helmut Steckner: Die Kehler Festung von 1781. Ein Beitrag zu Vaubaun's Befestigungstechnik. In: Die Ortenau, 59, 1979, S. 256–261.
  • Carl Helmut Steckner: Die Festung Kehl. und Das Schloß Willstätt. In: Burgen und Schlösser in Mittelbaden. Sonderband Die Ortenau, 1984, S. 260–271 und 278–286.
  • Das Archäologische Museum von Strassburg. Text von Bernadette Schnitzler und Malou Schneider. Übertr. von Carl Helmut Steckner. Musées de Strasbourg, Strasbourg 1985.
  • Das Elsässische Museum in Strassburg. Text von Georges Klein. Übertr. von Carl Helmut Steckner. Musées de Strasbourg, Strasbourg 1986.
  • Strassburg, Colmar, Elsass: Sonderteil: D. Kathedralbaukunst d. Gotik von Carl Helmut Steckner u. a. HB-Verlags- und Vertriebs-Ges., Hamburg 1986 (HB-Kunstführer 20).
  • Angelika Sadlau, Helmut Schneider, Carl Helmut Steckner: Die Lange Bruck: 600 Jahre Wege zum Nachbarn, Kehl 1989, Einführungstext S. 11–37.
  • Carl Helmut Steckner: August Karl Wilhelm Weissenbruch (1744–1826). In: Peter Neumann (Hrsg.): Saarländische Lebensbilder. Bd. 4, 1989, ISBN 3-925036-20-2.
  • Carl-Helmut Steckner: Breisach, in: Hans-Rudolf Neumann (Hrsg.), Historische Festungen im Südwesten der Bundesrepublik Deutschland; Stuttgart 1995, S. 7–16.
  • Carl-Helmut Steckner: Festungen in Vorderösterreich, in: Vorderösterreich – nur die Schwanzfeder des Kaiseradlers – Die Habsburger im deutschen Südwesten; Stuttgart 1999, S. 373–383.
  • Bertram Jenisch unter Mitarbeit von Valerie Schoenenberg, Carl Helmut Steckner und Rolf Jogerst: Kehl. Archäologischer Stadtkataster Baden-Württemberg, Bd. 25, Esslingen 2004 ISBN 3-927714-72-0.
  • Cornelius Steckner: Straßburg und Kehl | Goethe und Beaumarchais. Kehl 1771–2021. 250 Jahre Baden (Kehl I), Köln 2021 ISBN 978-3-9818922-6-0 RES
  • Carl Helmut Steckner – Cornelius Steckner: „Rathausplatz und Stadtbild Kehl“ (Kehl II), Köln 2021 ISBN 978-3-949400-001 RES

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Rekonstruktion der römischen Fundststellen Römische Straßenstation (Friesenheim) und Gengenbach (Die Ortenau, Bd. 60, 1980, S. 25f. mit Abb.)
  2. Bertram Jenisch unter Mitarbeit von Valerie Schoenenberg, Carl Helmut Steckner und Rolf Jogerst: Kehl. Archäologischer Stadtkataster Baden-Württemberg, Bd. 25, Esslingen 2004 ISBN 3-927714-72-0.
  3. Stadtarchiv Kehl: Findbuch B 13 - Nachlass Carl Helmt Steckner, Kehl 2021
  4. Carl Helmut Steckner: Das Kehler Stadtbild - statt einer Baugeschichte, in: Franz Friedrich Brost (Hrsg.): Kehl, Kehl 1979, S. 99–122.
  5. Stadtbild Kehl, auf /sites.google.com
  6. Die Geschichte der Stadt Mücheln (Geiseltal) in Zahlen (Memento vom 20. März 2005 im Internet Archive), auf muecheln.de
  7. Petersstraße, auf leipzig-lexikon.de
  8. Adressbuch Halle 1888, auf forum.ahnenforschung.net
  9. Archiv-Verzeichnis (Memento vom 6. September 2005 im Internet Archive), auf ibf-frankfurt.de
  10. Paul Mebes, um 1800. Architektur und Handwerk im letzten Jahrhundert ihrer traditionellen Entwicklung, Bruckmann: 1908, Abb. 16 Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 18. März 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lexikus.de
  11. Geschichte bis 1500 (Memento vom 2. März 2017 im Internet Archive), auf Geschichte bis 1500
  12. Die Reinhold Steckner-Stiftung. Städtisches Museum für Kunst und Kunstgewerbe, Halle an der Saale, 1905
  13. Dauerausstellung in Halle: Der Fluch des Pharao? In: Mitteldeutsche Zeitung vom 15. April 2013, abgerufen am 30. Juni 2021
  14. Die Rekonstruktion des Stecknerweges. (Memento des Originals vom 9. Dezember 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hallescher-alpenverein.de, auf hallescher-alpenverein.de
  15. Halle, Jugendstil-Kaufhaus, (Leipziger Straße 6)@1@2Vorlage:Toter Link/www.leerstehende-baudenkmale.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., auf leerstehende-baudenkmale.de
  16. Steckners Weinberg zeichnet sich aus durch den erhaltenen Aussichtsturm auf der Höhe und das darunterliegende barocke Weinberghaus