Capri-Fischer („Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt …“) ist ein deutscher Schlager, der in der Aufnahme von Rudi Schuricke Ende der 1940er Jahre ein Welterfolg wurde.

Geschichte Bearbeiten

Der deutsche Komponist Gerhard Winkler schrieb das Lied 1941 und nahm es im März 1943 mit der Sängerin Magda Hain für Odeon auf.[1] Die Wiedergabe des Stücks im Rundfunk wurde einige Monate später verboten, da die Alliierten am 9./10. Juli 1943 erfolgreich zur erwarteten Landung britischer und amerikanischer Truppen auf Sizilien ansetzten und sich als Folge noch im selben Monat Italien nach dem von oppositionellen Faschisten und Monarchisten eingeleiteten Sturz Mussolinis von seinem deutschen Bündnispartner löste. Der Text stammt von Ralph Maria Siegel, dem Vater des Komponisten Ralph Siegel. Hain war eine Entdeckung Winklers und bekannt für ihren Koloratursopran. Auch Rudi Schuricke sang das Lied 1943 für Polydor mit dem Orchester des Plaza-Varietés Berlin und dem Waldo Favre-Chor auf Schallplatte ein.[2]

Im Mai 1947 erschien in der damaligen SBZ das Lied auf Amiga mit Kurt Reimann als Sänger. In den Westzonen und der jungen Bundesrepublik Deutschland wurde die Version von Rudi Schuricke ab 1946 sehr bekannt. In der Schweiz war auch die von der Sängerin Gretl Rath aufgenommene Interpretation populär. Eine Version mit englischem Text (Urheber Don Pelosi – Leon Powers) kam 1948 in den Vereinigten Staaten von Gracie Fields unter dem Titel Fisherman of Capri (Bella Bella Marie) heraus.

Rezeption Bearbeiten

Das Lied stand exemplarisch für die deutsche Italiensehnsucht, die in der Zeit des Zweiten Weltkriegs in zahlreichen romantischen Schlagern ihren Ausdruck fand und in der Wirtschaftswunder-Ära, die vielen Westdeutschen erstmals Urlaubsreisen ans Mittelmeer ermöglichte, eine zweite Blüte erlebte. Viele spätere deutsche Schlager griffen das von den Capri-Fischern prototypisch vorgegebene Schema auf; das Lied wurde dadurch zum Vorläufer eines eigenen Genres, das viele Schlagersänger bis heute pflegen.[3]

Das Stück wurde ein Evergreen und zählte zum Repertoire vieler Künstler wie Peter Kraus, Paola, Die Flippers, G. G. Anderson oder Vico Torriani. Max Raabe erzählt, dass sein Palastorchester den Titel aufgrund eines besonderen Wunsches des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl in sein Repertoire aufgenommen habe. Auch der NDW-Sänger ZaZa hat 1982 eine schnelle Version aufgenommen.

Literatur Bearbeiten

  • Ingo Grabowsky, Martin Lücke: Die 100 Schlager des Jahrhunderts. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2008, ISBN 3-434-50619-5.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Magda Hain mit Chor und Orchester: Capri-Fischer. Lied und Tango-Serenade, Odeon O-26 583 a.
  2. Rudi Schuricke: Capri-Fischer, Waldo Favre-Chor, Siemens-Polydor 47867, Matrizennummer: 10167 1/2 GD 9, 1943
  3. Nico Fischer: Nachkriegsexotik. Zu „Capri-Fischer“ von Rudi Schuricke (Text: Ralph Maria Siegel). Online auf Wordpress.com. Abgerufen am 25. Juli 2019.