Capitatio-Iugatio

römische Kopf- und Bodensteuer

Mit capitatio-iugatio wird das unter Kaiser Diokletian eingeführte spätrömische (und in der Forschung häufig diskutierte) Steuersystem bezeichnet.

Die Steuerreform erfolgte vielleicht schon 287 und hatte zum Ziel, ein reichsweit einheitliches System zu schaffen und die Berechnung der Steuern auf eine sicherere Grundlage zu stellen: Die Grundsteuer, die annona, wurde nun aufgrund der jeweils verfügbaren Arbeitskräfte nebst Viehbestand (capita) sowie nach der bearbeiteten Anbaufläche (iugera) von Steuerschätzern (censitores) berechnet. Dabei wurde in diesem relativ komplizierten System die Veranlagung nach den Kategorien Personen sowie Tiere (caput) und Grundstücken (iugum) miteinander kombiniert (wovon vor allem die bäuerliche Bevölkerung betroffen war) und auch Italien einer direkten Besteuerung unterworfen, was vorher nicht der Fall gewesen war. Im Idealfall sollte die Steuerschätzung der individuellen Leistungsfähigkeit der jeweils Betroffenen Rechnung tragen und erlaubte auch regionale Differenzierungen, was freilich in der Praxis nicht immer geschah. Dennoch sind manche diesbezügliche Klagen in den Quellen (z. B. schon bei Lactantius) nicht als zwingender Beleg für eine drückende Steuerbelastung zu sehen, sondern eher als subjektive Äußerung. Die Festlegung des zu zahlenden Betrages erfolgte zunächst alle fünf, seit 312 dann alle 15 Jahre (vgl. Indiktion) und fiel in den Aufgabenbereich des Prätorianerpräfekten. Insgesamt ermöglichte das neue Steuersystem stetiger fließende Einnahmen, vor allem für den Ostteil des Reiches.

Mitunter wird angenommen, dieses System sei im 6. Jahrhundert das Vorbild für eine in vielen Punkten ähnliche Steuerreform im Sassanidenreich gewesen.

Literatur Bearbeiten

  • Walter A. Goffart: Caput and Colonate. Towards a history of late Roman taxation (= Phoenix. Supplementary Volume. 12, ISSN 0079-1784). University of Toronto Press, Toronto u. a. 1974.
  • Ulrich Hildesheim: Personalaspekte der frühbyzantinischen Steuerordnung. Die Personalveranlagung und ihre Einbindung in das System der capitatio – iugatio (= Reihe Geschichtswissenschaft. 14). Centaurus, Pfaffenweiler 1988, ISBN 3-89085-253-X (Zugleich: Trier, Universität, Dissertation, 1987).
  • Arnold H. M. Jones: The Later Roman Empire 284–602. A social economic and administrative survey. 3 Bände. Blackwell, Oxford 1964 (Digitalisate: Band 1, Band 2, Band 3).
  • Roger Rees: Diocletian and the Tetrarchy (= Debates and Documents in Ancient History.). Edinburgh University Press, Edinburgh 2004, ISBN 0-7486-1660-8.