Burg Clam

Denkmalgeschützte Burg in Österreich

Die Burg Clam ist ein Wohnsitz der Familie Clam-Martinic und befindet sich auf dem Gemeindegebiet des Marktes Klam im Bezirk Perg im Unteren Mühlviertel in Oberösterreich. Die Felsenburg steht auf einem bewaldeten Bergrücken oberhalb des Marktes Klam, der an einer Seite steil zur Klamschlucht abfällt.

Burg Clam
Alternativname(n) Burg Klam
Staat Österreich
Ort Klam
Entstehungszeit um 1100
Burgentyp Höhenburg, Felslage
Erhaltungszustand Erhalten oder wesentliche Teile erhalten
Ständische Stellung Freiadlige
Geographische Lage 48° 13′ N, 14° 47′ OKoordinaten: 48° 13′ 15″ N, 14° 46′ 42″ O
Burg Clam (Oberösterreich)
Burg Clam (Oberösterreich)
Südostansicht der Burg

Geschichte Bearbeiten

1142 wurde die Burg Clam erstmals urkundlich erwähnt. Zu jener Zeit befand sie sich im Besitz Walchuns, des Bruders von Otto von Machland[1] aus dem Adelsgeschlecht der Perg-Machländer. Eine vermeintlich ältere Nennung der Burg Clam findet sich in einer Urkunde des Klosters Gleink, welche auf das Jahr 1125 datiert ist. Doch diese Urkunde ist höchstwahrscheinlich eine Fälschung aus dem 13. Jahrhundert[2][3][4][5]. Mit Walchuns Erbtochter Adelheid ging die Burg in den Besitz der Velburger über und fiel mit dem Tod Ulrichs von Clam-Velburg im Kreuzzug von Damiette 1217 an den Landesfürsten, ebenso wie die Burg Klingenberg. Zu dieser Zeit wurde in Klam auch eine zweite Burg erwähnt[6], von welcher die Überreste der Wehranlagen auf der gegenüberliegenden Bergkuppe, der sogenannten Schwedenschanze Achatzberg, zeugen könnten.

 
Vorburg mit Hof. Ansicht von 2007

Als Lehensträger von Clam scheinen von 1234 bis 1324 die Holzer und von 1250 bis 1413 die Hauser auf. Nach Wilhelm dem Hauser dürften Christian und Christoph von Zinzendorf Besitzer gewesen sein. Von 1416 an besaßen zuerst Gilg, Ortaker, Gilg und Wolfgang Wolfstein die Burg, nach Wolfgangs Tod ging sie an Jörg Seusenecker und anschließend an Prüschenk beziehungsweise ab 1454 die Grafen Hardegg über.

Im Jahr 1422 widerstand die gut befestigte Burg einem der Hussiteneinfälle ins Mühlviertel, der darunterliegende Marktflecken wurde von den Hussiten jedoch verwüstet. 1487, als Christoph von Zelking Hauptmann des Machlandviertels war, wurde Burg Clam von den Ungarn belagert.[7]

Von den Grafen Hardegg kaufte 1524 Christoph Perger „Schloss und Veste Clam mitsamt dem Turm“. Nach Christoph Perger I. folgten Christoph Perger II., dessen Sohn Hanns Enoch Perger und Johann Gottfried Perger.

Johann Gottfried Perger Bearbeiten

Johann Gottfried Perger zu Clam (1598–1673) galt als der größte Förderer des Marktes Klam und seiner Bürger. Er ließ ab 1640 die Burg aufwändig renovieren, weshalb er bis heute als „Restaurator familiae“ gilt. Ebenfalls nicht untätig war seine Frau, Sibylle Gräfin von Kagenek: Sie gebar 12 Kinder und verfügte über enormes Vermögen aus der Familie Kagenek. Johann Gottfried Perger ließ dem Markt die alten Freiheiten bestätigen, 1641 die Kirche in Hofkirchen renovieren und 1659 die Kirche des Ortes erbauen. Er stiftete das Spital und die Krautäcker. 1640 wurde ihm von Kaiser Ferdinand III. der Titel "Edle Herrn zu Clam" verliehen, und 1655 wurde er in den Freiherrnstand erhoben. Im selben Jahr trat Johann Gottfried Perger zum katholischen Glauben über[8]. Seit 1665 gehört auch das Schloss Außenstein zum Besitz der Burg Clam.

Clam-Martinic Bearbeiten

1759 verlieh Kaiserin Maria Theresia der Familie den Titel „Erbländisch-österreichischer Graf“. Die Familie Clam teilte sich in die Linien Clam-Clam, Clam-Gallas und Clam-Martinic. Nachdem die Familie Clam-Clam 1815 ausstarb, übernahm die Familie Clam-Martinic, die bedeutende Besitzungen in Böhmen hatte, den alten Familienbesitz. Die Burg Clam wird ganzjährig von der (ehemals gräflichen) Familie bewohnt. Der heutige Burgherr ist Carl Philip Clam-Martinic. Bedeutendste Vertreter der Familie waren Heinrich Clam-Martinic, österreichischer Ministerpräsident und Militär, Heinrich Jaroslav Graf Clam-Martinic, böhmischer Politiker, Georg Clam Martinic, österreichischer Ingenieur, Landwirt, Autor und Denkmalpfleger.

Die Burganlage Bearbeiten

 
Schlosshof mit Arkaden

Bei der Burganlage handelt es sich um ein ganzjährig von den Besitzern bewohntes Schloss. Die Burg Clam wurde im 14. Jahrhundert von der Familie der Hauser grundlegend umgebaut, sodass von der ursprünglichen Wehranlage des 12. Jahrhunderts heute nichts mehr zu sehen ist. Der älteste heute noch sichtbare Teil der Burg Clam ist der im 13. Jahrhundert erbaute höher gelegene Rundturm[1].

Durch eine Vorburg mit großem, unregelmäßigem Hof der von Verwaltungsgebäuden, Garagen und dem Palas gebildet wird, gelangt man durch ein schmiedeeisernes Tor in den mit einer Stein-Balustrade begrenzten Schlosshof, der von Arkaden umgeben ist. Der Felsen, auf dem die Burg errichtet wurde reicht bis zum ersten Stockwerk. Vom Hof aus sind Sgraffiti auf der Mauer des Palas zu sehen. Das Ensemble wird durch einen etwas abseits des Schlosses befindlichen Bergfried mit Kegeldach vervollständigt.

Die Burg befindet sich seit rund einem halben Jahrtausend im Besitz derselben Familie und wurde nie zerstört. Das ist der Grund, warum viele Einrichtungsgegenstände und eine große Anzahl historischer Kleinode erhalten geblieben sind.

 
Altar der Kapelle aus dem 15. Jahrhundert

Im Schloss befindet sich eine dem hl. Kreuz geweihte Kapelle und eine 1934 im vierten Stock des Palas wiederentdeckte weitere Kapelle aus dem 14. Jahrhundert.

Der Ahnensaal der Burg enthält Bilder der Familie, diverse Einrichtungsgegenstände, einen gotischen Hausaltar u. a. m. Vom Balkon des Ahnensaals direkt über dem Steilabfall zur Klamschlucht eröffnet sich ein Blick auf den gegenüberliegenden Burgstall. Zum Schloss gehören neben den Wohnräumlichkeiten der Familie u. a. eine Burgapotheke, eine Waffenkammer, ein umfangreiches Archiv und eine im 17. Jahrhundert angelegte Bibliothek.

Burgmuseum Clam Bearbeiten

Zu den zugänglichen Sehenswürdigkeiten der Burg zählen der dreistöckige Arkadenhof, die Waffenkammer mit Rüstzeug zur Verteidigung der Burg, die gotische, 1422 errichtete Burgkapelle, die Burgapotheke mit einem Medikamentenkasten aus dem Jahr 1603 und die Wohnräume der Grafen von Clam, darunter das Frühstückszimmer mit einer Porzellansammlung und mehrere prunkvoll möblierte Gästezimmer, die Herrschaftsküche, ein Musikzimmer und eine große gedeckte Festtafel im Landschaftszimmer.

Heutige Nutzung Bearbeiten

Neben der eigentlichen Burganlage befindet sich eine Burgbrauerei[9] und ein Meierhof. Die Reithalle und der Reitplatz der Burg werden vom Reitverein Burg Clam betrieben. Seit 1990 finden im Brauereigarten und auf der Meierhofwiese jährlich die Clam-Konzerte mit international bekannten Musikern statt.

1923 ließ Heinrich Clam-Martinic in der Klamschlucht ein Elektrizitätswerk errichten. Mit dem Strom wurden die Bewohner der Gemeinden Klam, Saxen, Baumgartenberg und Mitterkirchen im Machland versorgt. Georg Clam-Martinic ließ 1963 ein weiteres Elektrizitätswerk errichten, wobei dafür die Hammerschmiede abgerissen wurde und die Bergmayr-Mühle bzw. das Sägewerk den Betrieb einstellten.

Literatur Bearbeiten

  • Martin Zeiller: Clam. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Provinciarum Austriacarum. Austria, Styria, Carinthia, Carniolia, Tyrolis … (= Topographia Germaniae. Band 10). 3. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1679, S. 14 (Volltext [Wikisource]).
  • Georg Clam Martinic: Burgen & Schlösser in Österreich. ISBN 3-85001-679-1.
  • Josef Lettner: 600 Jahre Markt, 200 Jahre Pfarre Klam, Kleines Heimatbuch der Marktgemeinde Klam 1984. Marktgemeinde Klam (Herausgeber), Freistadt 1984.
  • Pavel Kroupa, Jaroslava Kroupová: Gotische Wandmalereien in der Burg Clam und ihre Beziehung zur bömischen gotischen Malerei, Památky středních Čech, Národní památkový ústav, Praha, volume 23, issue 2/2009, p. 1-9, Tschechisch, deutsche Zusammenfassung, ISSN 0862-1586

Weblinks Bearbeiten

Commons: Burg Clam – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Klaus Birngruber: Vom Machland nach Niederösterreich (und wieder zurück). Die Ritter von Haus auf Clam im Spätmittelalter. In: Mitteilungen aus dem Niederösterreichischen Landesarchiv. Band 15. St. Pölten 2012, S. 116–138.
  2. Franz Kurz: Beiträge zur Geschichte des Landes ob der Enns. Band 3. Cajetan Haslinger, Linz 1808, S. 303 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Franz Xaver Pritz: Geschichte des aufgelassenen Cistercienser-Klosters Baumgartenberg im Lande ob der Enns. In: Kaiserliche Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Archiv für Kunde österreichischer Geschichts-Quellen. Band 12. Wien 1854, S. 58 (landesbibliothek.at).
  4. Alois Zauner: Die Urkunden des Benediktinerklosters Gleink bis zum Jahre 1300. In: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs. Band 9. Linz 1968, S. 22–162, hier S. 118 (ooegeschichte.at [PDF]).
  5. Urkunden Gleink (1088-1762). 1125. In: Monasterium.net. ICARUS – International Centre for Archival Research; (mit Erwähnung eines Wigant de chlamme).
  6. Erich Trinks (Bearb.): Urkunden-Buch des Landes ob der Enns. Band 1. Wien 1852, I, S. 479 (archive.org – „Item duo castra Chlamme“, um 1150 im Passauer Traditionskodex): „Traditiones piae a Fratribus nobilissimis Ottone et Walchuno de Machland et domina Petrissa ecclesie pataviensi factae.“ Vgl. Alfred Höllhuber: "... duo castra Plasenstein..." - Die zwei Burgen Blasenstein (Ein Beitrag zur Bestimmung ihrer Lage – mit einem Fundbericht). In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Band 124, Linz 1979, S. 69 (gesamter Artikel S. 67–104, ooegeschichte.at [PDF]).
  7. Benedikt Pillwein (Hrsg.): Geschichte, Geographie und Statistik des Erzherzogthums Oesterreich ob der Enns und des Herzogthums Salzburg. Mit einem Register, welches zugleich das topographische und genealogische Lexikon ist und der Kreiskarte versehen. Geographisch-historisch-statistisches Detail nach Distrikts-Kommissariaten. 1. Auflage. Erster Theil: Der Mühlkreis. Joh. Christ. Quandt, Linz 1827, S. 43  (Google eBook). 2. Auflage 1843 (Google Book)
  8. Philipp Blittersdorf: Was eine alte oberösterreichische Familienchronik erzählt. In: Adalbert Depiny (Hrsg.): Heimatgaue. Band 18, Heft 3 und 4. R. Pirngruber, Linz 1937, S. 155–159, hier 158 (ooegeschichte.at [PDF]).
  9. Syndicate Brewers | Craft Bier. Abgerufen am 29. September 2020.