Burg Allmendingen

Burg in Baden-Württemberg, Deutschland

Die Burg Allmendingen, im Volksmund auch als Altes Schloss bezeichnet, ist eine abgegangene Höhenburg auf dem Burstel oder Burschel (= süddt. für „Burgstall“) an der Südwestecke des Heilenbergs[1] bei der Gemeinde Allmendingen im Alb-Donau-Kreis in Baden-Württemberg.

Burg Allmendingen
Lage und Mauerreste der ehemaligen Burg Allmendingen im Jahr 1821

Lage und Mauerreste der ehemaligen Burg Allmendingen im Jahr 1821

Alternativname(n) Altes Schloss (volkstümlich)
Staat Deutschland
Ort Allmendingen
Entstehungszeit um 1100 bis 1200
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Burgstall, durch Anlegung eines Zementsteinbruchs abgegangen
Ständische Stellung Ministeriale der Grafen von Berg
Geographische Lage 48° 20′ N, 9° 44′ OKoordinaten: 48° 19′ 36,3″ N, 9° 44′ 2,1″ O
Burg Allmendingen (Baden-Württemberg)
Burg Allmendingen (Baden-Württemberg)

Etymologie Bearbeiten

Ältere Nennungen des Heilenbergs, eines bewaldeten Bergrückens an der südwestlichen Ecke zwischen der heutigen Umgehungsstraße Bundesstraße 492 und der alten Straße von Allmendingen nach Altheim, sind 1686 „Hewlenberg“[2], und 1750 „Haylenberg“[3]. In der württembergischen Flurkarte von 1821 heißt der Berg „Heilenberg“. Die Kreisbeschreibung des Alb-Donau-Kreises von 1989[4] verwendet „Häulesberg“, daraufhin auch von Kächler und Adler[5] übernommen. Das Bestimmungswort des wenig hohen ehemals und heute wieder bewaldeten Bergs ist wohl „Hau“, d. h. eine Hiebabteilung im Wald, also ein Forst- und Waldbezirk[6].

Geschichte der Burg Bearbeiten

Es gibt keine Urkunde oder sonstige Erwähnung der Burg in einer mittelalterlichen oder neuzeitlichen Quelle. Erst die Beschreibung des Oberamts Ehingen von 1826 beschäftigt sich mit der ehemaligen Burganlage auf dem Heilenberg: „(…); ein noch älteres [Schloß] stand auf einem kleinen Hügel vor dem Dorfe gegen Ehingen; man sieht aber keine Spur mehr davon. Nachdem seine letzten Bewohner, die Herrn von Renner es verlassen hatten, und 1527 nach Ehingen gezogen waren, zerfiel es, und wurde später ganz abgebrochen“[7]. Die Angabe, dass zu dieser Zeit keine Spuren der Burg sichtbar gewesen wären, ist unrichtig, denn bei der ersten Württembergischen Landesvermessung wurden die sichtbaren Reste der Burganlage bereits 1821 in die Flurkarte eingetragen. Auch die weiteren Angaben der Oberamtsbeschreibung entbehren einer urkundlichen Grundlage.

Erst durch die Gründung von Zementfabriken am Fuße des Heilenbergs rückte die Burgruine wieder in das Blickfeld der Aufmerksamkeit. 1885 berichtete Gustav Leube (1836–1913) von Reihengräberfunden unterhalb des Heilenbergs, wobei er auch die Reste einer alten Burg, des sogenannten Burschel (Burgstall), erwähnt, „deren Räume möglicherweise die am Fuße der Anhöhe Begrabenen bewohnt hatten“[8]. In den 1880er Jahren wurde das Burggelände durch Erweiterungen des Steinbruchs des Zementwerks des Stuttgarter Immobilien- und Baugeschäfts abgetragen, so dass heute keine Reste mehr vorhanden sein sollen.[9] Die Mitteilungen Leubes wurden 1893 dann in die zweite Beschreibung des Oberamts Ehingen aufgenommen[10].

 
Rechts oben die Stuttgarter Zementfabrik Allmendingen mit dem Steinbruch dahinter, Standort der ehemaligen Burg Allmendingen auf dem Heilenberg, ca. 1900

Burgbewohner Bearbeiten

Als Erbauer können die Herren von Allmendingen vermutet werden. Von dieser Familie sind aber lediglich vier Personen namentlich bekannt[11]:

Zu Beginn des 12. Jh. (1121) schenkte Konrad von Allmendingen dem Kloster Zwiefalten eine Hube Land in Böttingen[12]. Ulrich von Allmendingen war in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts Mönch im Kloster Zwiefalten[13]. Heinrich von Allmendingen war am 5. Dezember 1297 Zeuge einer Amtshandlung durch Albert von Steußlingen genannt Schedel[14]. Mechthild von Allmendingen war 1338 und 1347 Nonne im Kloster Urspring († April 20)[15].

Die Herren von Allmendingen waren möglicherweise Ministeriale der Grafen von Berg, da der Ort inmitten ihres Herrschaftsbezirks lag; es ist aber nur der Zusammenhang Heinrichs von Allmendingen mit Albert von Steußlingen genannt Schedel urkundlich gesichert.

Ob Heinrich von Allmendingen der letzte männliche Vertreter seines Geschlechts, und die Nonne Mechthild seine Tochter war, kann nur vermutet werden. Wie und warum die Herren von Allmendingen aus der Geschichte verschwanden, ist unbekannt.

Im 15. Jahrhundert scheinen Teile von Großallmendingen neben anderen Güterbesitzern (z. B. Kloster Urspring, Kloster Blaubeuren) im Eigentum der Familie Harscher[16] gewesen zu sein. Ob sie auf der Burg oder im Dorf Großallmendingen wohnten, ist völlig unbekannt. Dasselbe gilt für die Familie Renner, die erstmals im Jahre 1495 als in Allmendingen ansässig erwähnt wird[17]. Bei dem großen Reichtum der Familie Renner ist eher anzunehmen, dass sie im Dorf Großallmendingen wohnten und die dortige Wasserburg errichteten. Bereits 1527 verlegten die Renner von Allmendingen ihren Hauptwohnsitz nach Ehingen, wo sie ein Stadthaus („Rennerhof“) besaßen. Ein weiteres Stadthaus und einen Wirtschaftshof („Rennhof“) besaß die Familie in Schelklingen.

Anlage Bearbeiten

Die Burg wurde bereits im Zuge der Württembergischen Landesvermessung 1821 vermessen und in die Flurkarte eingetragen[18]. Eingezeichnet sind zwei Mauerstücke, eines davon in Form eines schmalen Rechtecks, das andere bildet einen rechten Winkel aus zwei Mauerstücken. Inmitten der Anlage wurde ein geometrisches Signal gesetzt. Die Burganlage steht inmitten einer Laubwaldkultur, welche nach außen abgegrenzt ist. Außerhalb dieser Grenze war Weideland[19].

Gustav Leube (1836–1913) beschrieb die Ruine 1888[20], als bei der Erweiterung des Steinbruchs der Zementfabrik des Stuttgarter Immobilien- und Baugeschäfts die Ruine bereits Ende 1886 in Gefahr war, als Steinmaterial zu enden: „Ich habe mir, als die Arbeiter die Grundmauern, welche allein noch vorhanden waren, angriffen, eine Skizze machen lassen, nach welcher ersichtlich, daß das Gebäude gleich lang und breit war und zwar 9,90 m im Licht, die innere Fläche hatte somit 98 □meter. Die Mauerstärke betrug 1,70 m; an den Ecken waren Pfeiler angebracht, die ebenfalls eine Mauerstärke von 1,70 m zeigten. Diese Pfeiler waren nicht an allen vier Ecken mehr erhalten.“

Die Steine der Mauern wurden nicht vor Ort, den relativ weichen Schichten des weißen Jura ζ, abgebaut, sondern waren aus hartem Kalkgestein, und sollen von Osten her aus der Nähe von Altheim stammen. Die Gemeinde Allmendingen ließ die harten Steine zerschlagen und wollte diese in nächster Zeit als Straßenmaterial verwenden. Die Mauersteine waren mit gewöhnlichem Kalkmörtel verbunden[21].

Literatur Bearbeiten

  • Otto von Alberti und Friedrich von Gaisberg-Schöckingen: Württembergisches Adels- und Wappenbuch. 2 Bde. Wilhelm Kohlhammer, Stuttgart 1889–1916. (Nachdruck: Bauer & Raspe, Neustadt a.d. Aisch 1975).
  • Franz Ludwig Baumann (Hrsg.): Necrologium Zwifaltense. In: Monumenta Germaniae Historica, Necrologia Germaniae Bd. I: Dioceses Augustensis, Constantiensis, Curienesis. (=MGH) München, Monumenta Germaniae Historica 1888.
  • Immo Eberl: Geschichte des Benediktinerinnenklosters Urspring bei Schelklingen 1127–1806: Außenbeziehungen, Konventsleben, Grundbesitz. Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde, Bd. 13. Müller & Gräff, Stuttgart 1978.
  • Immo Eberl: Die Grafen von Berg, ihr Herrschaftsbereich und dessen adelige Familien. Ulm und Oberschwaben Jg. 44 (1982), S. 29–171.
  • Gemeindeverwaltung Allmendingen (Hrsg.): Allmendingen: Ein Buch zur 1000 Jahr-Feier. Hrsg. von der Gemeinde Allmendingen. Süddeutsche Verlagsgesellschaft, Ulm 1961.
  • Harald Kächler und Wolfgang Adler: Schlösser um Ulm: 35 Adels- und Herrensitze. Süddeutsche Verlagsgesellschaft, Ulm 1996, ISBN 3-88294-230-4.
  • Walter Keinath: Orts- und Flurnamen in Württemberg. Hrsg. vom Schwäbischen Albverein. Verlag Schwäbischer Albverein, Stuttgart 1951.
  • Allmendingen, Groß und Klein mit Hausen. In: Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Ehingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 3). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, 1826, S. 99–102 (Volltext [Wikisource]).
  • Königliches Archiv in Stuttgart (Hrsg.). Wirtembergisches Urkundenbuch (WUB). Bd. XI. W. Kohlhammer, Stuttgart 1913.
  • Königliches Statistisches Landesamt (Hrsg.), Beschreibung des Oberamts Ehingen. 2. Bearbeitung. W. Kohlhammer, Stuttgart 1893.
  • Gustav Leube: Ein Gräberfund bei Allmendingen. Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte Jg. 8 (1885), S. 180–181.
  • Gustav Leube: Die Ruine auf dem Heilenberg bei Allmendingen. Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte Jg. 11 (1888), S. 50.
  • Landesarchivdirektion Baden-Württemberg (Hrsg.): Der Alb-Donau-Kreis. 2 Bände. Thorbecke, Sigmaringen 1989 und 1992, hier Band 1, S. 377–378. ISBN 3-7995-1351-5.
  • Frank Raberg: Biografisches Lexikon für Ulm und Neu-Ulm. Hrsg. Stadtarchive Ulm und Neu-Ulm. Süddeutsche Verlagsgesellschaft Ulm im Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2010, ISBN 978-3-7995-8040-3.
  • Franz Rothenbacher (Hrsg.): Das Lagerbuch der Klosterherrschaft Urspring über Allmendingen, Hausen ob Allmendingen, Blienshofen, Heufelden, Niederhofen, Oberdischingen, Ringingen, Pfraunstetten, Schwörzkirch und Altheim aus dem Jahre 1686. Franz Rothenbacher, Mannheim 2018. (Volltext (PDF; 2,3 MB))
  • Rothenbacher, Franz (Hrsg.): Das Lagerbuch der Klosterherrschaft Urspring über Großallmendingen, Kleinallmendingen, Hausen ob Allmendingen und Altheim aus dem Jahre 1750. Mannheim: Selbstverlag, 2020. (Volltext (PDF; 3,7 MB))
  • Heinrich Wagner: Die Entwicklung des Katasters in Württemberg. Manuskript vervielfältigt vom Innenministerium Baden-Württemberg, Stuttgart 1950.
  • Luitpold Wallach, Erich König und Karl Otto Müller (Hrsg.): Die Zwiefalter Chroniken Ortliebs und Bertholds. Thorbecke, Sigmaringen 1978. (2. Aufl., unveränderter Nachdruck der 1. Aufl. Verlag Kohlhammer, Stuttgart 1941).
  • Friedrich von Weech (Hrsg.): Codex Diplomaticus Salemitanus: Urkundenbuch der Cistercienser-Abtei Salem. Karlsruhe, G. Braun 1883, 1886, 1895. (= CDS)
  • Karl Wimmer: Dr. Gustav Leube: Apotheker und Zementfabrikant 1808–1881. In: Max Miller und Robert Uhland (Hrsg.): Schwäbische Lebensbilder, Bd. 6. Stuttgart, W. Kohlhammer 1957, S. 325–336.
  • Alfons Uhrle: Regesten zur Geschichte der Edelherren von Gundelfingen, von Justingen, von Steußlingen und von Wildenstein. Universität Tübingen, Dissertation maschinenschriftlich vervielfältigt 1960.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. „Häulesberg“ bei Kächler und Adler 1996 S. 11–12, welche die Angabe bei Landesarchivdirektion Baden-Württemberg 1989 S. 378 wörtlich übernehmen.
  2. Rothenbacher 2017.
  3. Rothenbacher 2020.
  4. Landesarchivdirektion Baden-Württemberg 1989 S. 377–378.
  5. Kächler und Adler 1996 S. 11.
  6. Keinath 1951 S. 101.
  7. Memminger 1826 S. 99–100.
  8. Leube 1885.
  9. Leube 1888.
  10. Königliches Statistisches Landesamt 1893 S. 58.
  11. von Alberti 1889–1916 S. 11; Eberl 1982 S. 125–126.
  12. Wallach, König und Müller 1978 S. 274.
  13. Baumann 1888 S. 249.
  14. von Weech 1886 Nr. 979; Regest in Uhrle 1960, Steußlingen Nr. 94; Königliches Archiv in Stuttgart 1913 Nr. 5072 S. 97.
  15. Eberl 1978 S. 231.
  16. Patrizier von Ulm, in Allmendingen ansässig von ca. Ende 14. Jahrhundert bis vor 1487; ihr Wappen nach Scheibler ein schreitendes rotes Rind auf weißem Grund.
  17. Gemeindeverwaltung Allmendingen 1961 S. 45.
  18. Flurkarte S.O.XIX.45 der Württembergischen Landesvermessung; aufgenommen von Geometer Pandtle 1821.
  19. Eine Legende zur Interpretation der Flurkarten findet sich in Wagner 1950 Beilage 8a und 8b.
  20. Leube 1888. Gustav Leube war ein Sohn des Gustav Ernst Leube; vgl. Wimmer 1957 S. 334 und Raberg 2010 S. 237.
  21. Zu weiteren Details siehe Leube 1888.

Siehe auch Bearbeiten