Burchard von Schwanden

Hochmeister des Deutschen Ordens

Burchard von Schwanden, auch Burkhard, (* um 1245 in Bern; † 1310) war der 12. Hochmeister des Deutschen Ordens von 1283 bis 1290.

Siegel Burchards von Schwanden als Hochmeister des Deutschen Ordens

Leben Bearbeiten

Burchard stammte vermutlich aus einer in Schwanden bei Schüpfen ansässigen Adelsfamilie. Wohl um 1269 trat er in den Deutschen Orden ein. Mit anderen Kreuzrittern zog er (vielleicht schon 1267) nach Jerusalem.[1] 1275 war er Komtur von Köniz und 1277 stieg er in den Rang eines Landkomturs für die Deutschordensballeien Thüringen und Sachsen auf. Im Jahr 1283 wurde er in Akkon zum Hochmeister des Deutschen Ordens gewählt.

Während seiner Regentschaft wurde die Situation der Christen im Heiligen Land kritisch. Die Mamluken eroberten nach und nach zahlreiche Städte und Burgen der Kreuzfahrer, zerschlugen 1289 die Grafschaft Tripolis und bedrohten das verbliebene Königreich Jerusalem um seine Hauptstadt Akkon. Diese Situation hatte gravierende Auswirkungen auf den Orden, der immer noch sein Hauptquartier in Akkon hatte, aber Burchard war nicht in Eile, den Kreuzfahrern in Outremer beizustehen, weil er mit den Angelegenheiten im Deutschordensstaat Preußen, in Litauen und dem Heiligen Römischen Reich vollauf beschäftigt war.

1287 zerstörte eine litauische Invasion weite Teile Livlands. Burchard brach 1289 nach Rom auf, wo in Anwesenheit des Papstes die neuen Grenzverläufe des Deutschordensstaates an der Ostsee gezogen wurden. Burchard ersuchte außerdem auch um die Erlaubnis des Papstes Nikolaus IV. zur Kaiserkrönung Rudolfs von Habsburg.

Anfang 1290 war Burchard schließlich gezwungen, den Kreuzfahrern in Akkon zu helfen, denen eine Belagerung durch den Mamluken-Sultan Qalawun drohte. Er führte eine in aller Eile zusammengestellte Armee ins Heilige Land. Kurz nach der Ankunft in Akkon trat Burchard überraschend von seinem Amt zurück, überließ das Kommando über die Deutschordenstruppen Heinrich von Bolanden, Komtur von Sizilien, und verließ Akkon aus unbekannten Gründen. Wegen des überraschenden Todes des Sultans Qalawun verzögerte sich der Angriff der Mamluken noch bis ins nächste Jahr. Die Stadt fiel nach erbitterten Kämpfen im Mai 1291, die letzten Besitzungen des Ordens im Heiligen Land waren damit endgültig verloren.

Der Grund für den Rücktritt vom Hochmeisteramt war bereits dem Chronisten Peter von Dusburg unbekannt.[2] Von Akkon aus begab Burchard sich zunächst nach Apulien.[3] Am 23. August 1291 wurde der ehemalige Hochmeister in einer Urkunde des Mainzer Erzbischofs genannt.[4] Chronisten berichten, er sei in den Johanniterorden eingetreten, nach Nikolaus von Jeroschin soll er vor seinem Tod vergeblich um Wiederaufnahme in den Deutschen Orden ersucht haben.[5]

 
Siegel Burchards von Schwanden als Komtur von Buchsee, 23. März 1303

Von 1296 bis 1297 ist ein Burkhard von Schwanden als Komtur der Johanniterkommende Heimbach nachzuweisen.[6] Von 1298 bis 1308 (letzte urkundliche Erwähnung am 8. Mai 1308) war er Komtur in Buchsee, leitete daneben aber auch andere Johanniterkommenden.[7] Im Januar 1304 nahm er als Komtur von Freiburg im Üechtland einen Geldbetrag entgegen.[8] Im Oktober desselben Jahres verkaufte er als Komtur von Hohenrain Güter dieser Kommende.[9] Als Komtur von Klingnau fungierte er 1305.[10] Im Februar 1308 vertrat er als gemeinsamer Komtur der Johanniterkommenden in Buchsee, Thunstetten und Reiden diese Häuser in einem Schiedsverfahren.[11]

Die Danziger Ordenschronik berichtet, er sei auf Rhodos gestorben und liege auch dort begraben.[12] Auch eine an der Wende vom fünfzehnten zum sechzehnten Jahrhundert verfasste kurze Geschichte der Hochmeister des Deutschen Ordens vermeldet den Tod in Rhodos.[13] Andere historische Aufzeichnungen aus dem Umfeld des Deutschen Ordens verorten den Tod bzw. das Begräbnis in Ackirs (Akkon) bei den Johannitern.[14] Der Todestag 27. Juli ist im Jahrzeitbuch des Klosters Fraubrunnen notiert.[15] In nur in einer Abschrift Aegidius Tschudis erhaltenen Traditionsnotizen aus dem Kloster Einsiedeln, die wohl Anfang der 1330er Jahre entstanden, wird der Johanniterkomtur Burchard von Schwanden als ehemaliger Deutschordensmeister und Bruder des Abtes Johannes bezeichnet.[16] Das in der Forschungsliteratur häufig genannte Sterbejahr 1310 ergibt sich aus der Eroberung der Stadt Rhodos durch die Johanniter in diesem Jahr.[17]

Literatur Bearbeiten

  • Klaus Militzer: Burchard von Schwanden. In: Udo Arnold (Hrsg.): Die Hochmeister des Deutschen Ordens 1190–2012. Zweite, erweiterte und korrigierte Auflage. Weimar 2014 (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, 40) (Veröffentlichungen der Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens, 6), ISBN 978-3-89739-810-8, S. 38–41.
  • Karl Heinrich Lampe: von Schwanden, Burchard. In: Altpreußische Biographie II (1967), S. 649–650.
  • Kurt ForstreuterBurchard von Schwanden. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 27 (Digitalisat).
  • Marian Tumler: Der Deutsche Orden im Werden, Wachsen und Wirken bis 1400 mit einem Abriß der Geschichte des Ordens von 1400 bis zur neuesten Zeit. Wien 1955, S. 51–53.
  • Theodor von Liebenau: Burkard von Schwanden. In: Sammlung bernischer Biographien. Erster Band. Bern 1884, S. 169–173 (e-rara).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Burchard von Schwanden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Conrad Brunner: Über Medizin und Krankenpflege im Mittelalter in Schweizerischen Landen (= Veröffentlichungen der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften. Band 1). Orell Füssli, Zürich 1922, S. 125.
  2. Chronica terrae Prussiae, ed. Max Toeppen, in: Scriptores rerum Prussicarum 1 (1861), S. 205.
  3. Templer von Tyrus, Gestes des Chiprois, III, §485. Vgl. Hubert Houben: Die Landkomture der Deutschordensballei Apulien (1225-1474). In: Sacra militia 2 (2001), S. 115–154, hier S. 129 (DOI:10.1400/21463).
  4. Ernst Vogt (Bearb.): Regesten der Erzbischöfe von Mainz von 1289-1396. Erste Abteilung 1289-1353. Erster Band 1289-1328. Leipzig 1913, Nr. 231.
  5. Di Kronike von Pruzinlant, ed. Ernst Strehlke, in: Scriptores rerum Prussicarum 1 (1861), S. 514; vgl. den bereits zitierten Peter von Dusburg und die weiter unten zu den Todesumständen zitierten Chronisten.
  6. Friedrich Heckel: Magister, Komture und Amtmänner des Johanniterhauses Heimbach. Ein Streifzug durch seine Geschichte. In: Pfälzer Heimat 16 (1965) 2, S. 53–57, hier S. 54 und 57 mit Anm. 19; Martin Armgart und Rüdiger Schulz: Heimbach, Johanniterkommende. In: Jürgen Keddigkeit [u. a.] (Hrsg.): Pfälzisches Klosterlexikon. Handbuch der pfälzischen Klöster, Stifte und Kommenden. Band 2. H – L. Kaiserslautern 2014 (Beiträge zur pfälzischen Geschichte 26,2), ISBN 978-3-927754-77-5, S. 123–148, hier S. 126 und 133.
  7. Margrit Wick-Werder: Münchenbuchsee (Buchsee). In: Petra Zimmer und Patrick Braun (Red.): Die Johanniter, die Templer, der Deutsche Orden, die Lazariter und Lazariterinnen, die Pauliner und die Serviten in der Schweiz. Basel 2006 (Helvetia Sacra, Abt. 4, Bd. 7, Teil 1), hier S. 394.
  8. Patrick Braun: Freiburg. In: Petra Zimmer und Patrick Braun (Red.): Die Johanniter, die Templer, der Deutsche Orden, die Lazariter und Lazariterinnen, die Pauliner und die Serviten in der Schweiz. Basel 2006, hier S. 215–216.
  9. Fritz Glauser: Hohenrain. In: Petra Zimmer und Patrick Braun (Red.): Die Johanniter, die Templer, der Deutsche Orden, die Lazariter und Lazariterinnen, die Pauliner und die Serviten in der Schweiz. Basel 2006, hier S. 249.
  10. Veronika Feller-Vest: Leuggern. In: Petra Zimmer und Patrick Braun (Red.): Die Johanniter, die Templer, der Deutsche Orden, die Lazariter und Lazariterinnen, die Pauliner und die Serviten in der Schweiz. Basel 2006, hier S. 359.
  11. Fritz Glauser: Reiden. In: Petra Zimmer und Patrick Braun (Red.): Die Johanniter, die Templer, der Deutsche Orden, die Lazariter und Lazariterinnen, die Pauliner und die Serviten in der Schweiz. Basel 2006, hier S. 411; Margrit Wick-Werder: Thunstetten. In: Petra Zimmer und Patrick Braun (Red.): Die Johanniter, die Templer, der Deutsche Orden, die Lazariter und Lazariterinnen, die Pauliner und die Serviten in der Schweiz. Basel 2006, hier S. 467–468.
  12. Danziger Ordenschronik, ed. Theodor Hirsch, in: Scriptores rerum Prussicarum 4 (1870) S. 370.
  13. Historia brevis magistrorum Ordinis Theutonici generalium, ed. Max Toeppen, in: Scriptores rerum Prussicarum 4 (1870) S. 261.
  14. Johann von Posilge: Chronike des Landes von Prussin, ed. Ernst Strehlke, in: Scriptores rerum Prussicarum 4 (1870) S. 392; Magistri generales ordinis Teuthonicorum fratrum, ed. Wojciech Kętrzyński, in: Monumenta Poloniae historica 4 (1884), S. 54.
  15. Necrologium Fraubrunnense, ed. Franz Ludwig Baumann, in: Monumenta Germaniae Historica. Necrologia Germaniae 1 (1888), S. 414
  16. Klosterarchiv Einsiedeln, A.CB.2, S. 33; Paul Kläui (Bearb.): Urbare und Rödel bis zum Jahre 1400. 3. Rödel von Luzern (Kloster im Hof und Stadt), Muri und Rathausen und der Herren von Rinach; Nachträge. Aarau 1951 (Quellenwerk zur Entstehung der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Abt. 2) S. 368.
  17. Vgl. zur Chronologie der Ereignisse auf Rhodos: Albert Failler: L'occupation de Rhodes par les Hospitaliers. In: Revue des études byzantines 50 (1992), S. 113–135 (DOI:10.3406/rebyz.1992.1854).