Deutscher Fernschachbund

deutsche Organisation

Der Deutsche Fernschachbund e. V.[1] (BdF) ist der nationale Fernschachverband in Deutschland. Er organisiert den verbandsbezogenen Spielbetrieb im deutschen Fernschach und vertritt seine Mitglieder gegenüber dem Weltverband ICCF. Bis 2022 war er der Herausgeber der Fernschachzeitschrift Fernschachpost.

Deutscher Fernschachbund e. V.
Gegründet 25. August 1946
Gründungsort Frankfurt am Main
Präsident Manfred Scheiba
Mitglieder 1.500
Verbandssitz Hamburg
Website www.bdf-fernschachbund.de

Spielbetrieb Bearbeiten

Aufstiegsturniere Bearbeiten

Die wichtigsten Turniere für Einzelspieler sind die Aufstiegsturniere, die zur Teilnahme an der Endrunde der deutschen Fernschachmeisterschaft berechtigen können. Für folgende Klassen ist eine Auf- und Abstiegsregelung vorgegeben:

  • Offene Klasse
  • Hauptturnierklasse
  • Meisterklasse

In jeder Klasse werden Turniere mit sieben oder mit elf Teilnehmern (Großturnier) veranstaltet.

Platz 1 unterhalb der Meisterklasse berechtigt zum Aufstieg in die nächsthöhere Klasse. Bei einem geteilten ersten Platz steigen beide auf, wenn sie mindestens 75 Prozent der möglichen Punkte erzielt haben. Bei weniger als 75 Prozent erwerben beide Spieler eine Halbqualifikation. Zwei Halbqualifikationen berechtigen auch zum Aufstieg.

Wer weniger als ein Drittel der möglichen Punkte erreicht, muss in die tiefere Klasse absteigen. Gleiches gilt für alle Letztplatzierten in Turnieren, die ab dem 1. Januar 2007 gestartet werden.

Wer sich erstmals zu einem Aufstiegsturnier meldet, startet grundsätzlich in der Eingangsklasse, der Offenen Klasse. Wer besondere Schacherfolge nachweist – etwa Internationaler Meister im Nahschach – kann beantragen, in einer höheren Klasse einzusteigen.

Deutsche Meisterschaft Bearbeiten

Gewinnt man in der Meisterklasse ein Großturnier oder ein Turnier mit sieben Teilnehmern, dann ist man berechtigt, an der Vorrunde zu einer deutschen Meisterschaft teilzunehmen. Außerdem kann man an der Vorrunde teilnehmen, wenn man mindestens eine Fernschach-Wertzahl (FWZ) von 2225 oder eine ICCF-Elo-Zahl von 2350 hat. Der Sieger einer Vorrundengruppe ist für eine Endrunde qualifiziert und erhält, analog den früher bestehenden Nationalen Meistertiteln im Nahschach, den Titel Deutscher Meister.

Die bisherigen Gewinner der Meisterschaften sind in der Liste der Deutschen Meister im Fernschach aufgeführt.

Sonder- und Mannschaftsturniere Bearbeiten

Neben den Aufstiegsturnieren bietet der Deutsche Fernschachbund noch weitere Turniere an:

  • Allgemeine Turniere – Hier treffen sich Spieler jeder Spielstärke „just for fun“, Auf- und Abstieg ist nicht möglich.
  • Thematurniere – Ein oder mehrere Eröffnungszüge sind zwingend vorgeschrieben.
  • Pokalturniere
  • Gedenkturniere
  • Seniorenturniere
  • Jugend- und Juniorenturniere
  • Damenmeisterschaften
  • Pyramidenspiel
  • Länderkämpfe gegen andere Nationen
  • Turniere mit Engine-Verbot
  • Mannschaftsturniere – Hier wurden Mitte der 1990er Jahre mehrere Spielklassen eingeführt, wobei die 1. Fernschach-Bundesliga die höchste Klasse ist
  • Turniere und Meisterschaften in Chess960.

Internationale Aufstiegsturniere Bearbeiten

Eine ähnliche Klassenstruktur bietet der Weltfernschachverband ICCF an. Er veranstaltet Aufstiegsturniere auf Weltebene. Während der Spieler früher zwischen nationalen und internationalen Turnieren wechseln konnte, ist dies nach einer Turnierreform auf internationaler Ebene nicht mehr ohne weiteres möglich. Wer bis zur Reform zum Beispiel beim Deutschen Fernschachbund für die Hauptturnierklasse spielberechtigt war, der durfte auch in der Hauptturnierklasse auf Weltebene antreten – und umgekehrt. Auf Weltebene erfolgt die Zuordnung inzwischen aber nach der Elo-Zahl im Fernschach. Auf Europaebene sind die Turniere nach der Klassenstruktur durch eine in Runden ausgetragene Europameisterschaft ersetzt worden.

Geschichte Bearbeiten

Die Gründung erfolgte am 25. August 1946 in Frankfurt am Main unter dem Namen Arbeitsgemeinschaft deutscher Fernschachfreunde. Der erste Präsident war Edmund Adam. 1947 trat man dem Weltfernschachbund ICCF (der damals noch IFSB hieß) bei. Im Juli 1951 erschien erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg wieder die monatliche Zeitschrift Fernschach, die ab 1992 Fernschach International heißt.

Ab 1952 nennt sich die Organisation Bund deutscher Fernschachfreunde (BdF). Bis 1959 veranstaltete man gesamtdeutsche Turniere, danach spalteten sich die Fernschachspieler der DDR ab. Nach der Wiedervereinigung wurden die DDR-Spieler wieder in den BdF integriert.

Am 1. September 1991 erfolgte abermals eine Umbenennung in Deutscher Fernschachbund (BdF). Am 1. September 2006 trat der Deutsche Fernschachbund dem Deutschen Schachbund bei.

Im Oktober 2007 wurde der Verein in das Vereinsregister des Amtsgerichts Hamburg eingetragen (Registernummer VR 19586). Seitdem trägt er den Namenszusatz „e. V.“.

Mitglieder Bearbeiten

Die höchste Mitgliederzahl erreichte der Deutsche Fernschachbund e. V. 1991 nach der Deutschen Wiedervereinigung mit mehr als 8000. In den Jahren bis 2005 sank die Zahl auf ca. 3000 Mitglieder. Zu den Gründen zählten die Demotivation durch den zunehmenden Computereinsatz bei der Ermittlung von Zügen in den Schachpartien, Konkurrenzveranstaltungen durch andere Vereine und sonstige private Organisationen und besonders auch das Ausbleiben notwendiger eigener Reformen. Nach deren Umsetzung konnte der Mitgliederrückgang verlangsamt, aber nicht gestoppt werden. Vor Beginn der COVID-19-Pandemie, während der sich die Zahl leicht erholen konnte, lag die Mitgliederzahl bei rund 1600 (im Jahr 2020). Im Anschluss daran setzte sich der Mitgliederrückgang fort (auf rund 1450 Mitglieder nach 2023). Spezielle Turniere, in denen der Einsatz von Computern verboten ist, sollten das Problem der Demotivation durch den Computereinsatz auffangen. Diese wurden von den Mitgliedern jedoch nur wenig angenommen.

Fernschachserver Bearbeiten

Der Deutsche Fernschachbund e. V. betreibt einen eigenen Fernschachserver, den BdF-Schachserver.

Internationale Erfolge Bearbeiten

Der Deutsche Fernschachbund e. V. war besonders bei den Mannschafts-Weltmeisterschaften, im Fernschach als Olympiaden bezeichnet, erfolgreich. Zuletzt wurde das Olympiateam des Deutschen Fernschachbundes e. V. Sieger im Finale der 21. Fernschach-Olympiade.

 
Medaille der ICCF für die Siegerin der 1. Fernschach-Europameisterschaft der Frauen

Nach der legendären 10. Olympiade, in der die DDR 1994 rund 4 Jahre nach der Deutschen Wiedervereinigung noch die Bronzemedaille gewann, hat das (dann vereinte) Deutsche Olympia-Team mit zunächst Achim Soltau und dann Matthias Kribben als Team Captain 8 Gold- und 3 Silber-Medaillen errungen.

  • 11. bis 14. Olympiade: jeweils Gold[2][3][4][5]
  • 15. und 16. Olympiade: jeweils Silber[6][7]
  • 17. und 18. Olympiade: jeweils Gold[8][9]
  • 19. Olympiade: Silber[10]
  • 20. und 21. Olympiade: jeweils Gold[11][12]

Damit führt der Deutsche Fernschachbund e. V. den ewigen Medaillenspiegel deutlich vor Russland bzw. der Sowjetunion an.

Im Jahr 1998 gewann Juliane Hund mit (+7 =1 −0) die 1. Frauen-Fernschach-Europameisterschaft, welche (Vor- plus Endrunde) mehr als 11 Jahre dauerte.

Präsidenten Bearbeiten

 
Uwe Staroske, BdF Präsident 2011–2017, 2020

Weblinks Bearbeiten

Commons: Deutscher Fernschachbund – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Manfred van Fondern: Lexikon für Schachfreunde. Verlag C. J. Bucher, Luzern/Frankfurt am Main 1980, S. 56.
  2. 11. Olympiade auf ICCF
  3. 12. Olympiade auf ICCF
  4. 13. Olympiade auf ICCF
  5. 14. Olympiade auf ICCF
  6. 15. Olympiade auf ICCF
  7. 16. Olympiade auf ICCF
  8. 17. Olympiade auf ICCF
  9. 18. Olympiade auf ICCF
  10. 19. Olympiade auf ICCF
  11. 20. Olympiade auf ICCF
  12. 21. Olympiade auf ICCF