Awangardnoje

Ortschaft in Russland
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Awangardnoje (russisch Авангардное, deutsch Bulitten) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Gurjewsk im Rajon Gurjewsk.

Siedlung
Awangardnoje
Bulitten

Авангардное
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Gurjewsk
Gegründet 1346
Frühere Namen Bulithien (vor 1785),
Bulletin (bis 1946)
Bevölkerung 360 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40151
Postleitzahl 238324
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 209 000 002
Geographische Lage
Koordinaten 54° 45′ N, 20° 40′ OKoordinaten: 54° 45′ 11″ N, 20° 39′ 57″ O
Awangardnoje (Europäisches Russland)
Awangardnoje (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Awangardnoje (Oblast Kaliningrad)
Awangardnoje (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geographische Lage Bearbeiten

Awandgardnoje liegt fünf Kilometer südöstlich des Rajonsitzes Gurjewsk (Neuhausen) und ist von dort über die Kommunalstraßen 27K-052 oder 27K-194 zu erreichen. Vor 1945 war Bulitten Bahnstation an der Strecke von Königsberg (Preußen) über Lawten (russisch: Lomonossowo) und Possindern (Roschtschino) nach Tapiau (Gwardeisk) der Königsberger Kleinbahn.

Geschichte Bearbeiten

 
Bulitten, nordöstlich von Königsberg, auf einer Landkarte von 1910.

Das bis 1946 Bulitten[2] genannte Dorf wurde im Jahre 1346 gegründet. Am 30. April 1874 wurde der Ort namensgebend für den neu errichteten Amtsbezirk Bulitten[3], der bis 1945 bestand und zum Landkreis Königsberg (Preußen) (1939 bis 1945 Landkreis Samland) im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte. Im Jahre 1892 wurde der Gutsbezirk Bladau (russisch: Wladimirowka) nach Bulitten eingegliedert. 1910 zählte das Dorf 166 Einwohner[4].

Am 30. September 1928 vergrößerte sich Bulitten um den Gutsbezirk Rodmannshöfen (Kalinowka), der nach Bulitten eingemeindet wurde. Die Einwohnerzahl stieg bis 1933 auf 484 und betrug 1939 noch 460[5].

Infolge des Zweiten Weltkrieges kam Bulitten im nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion. Im Jahr 1947 erhielt der Ort die russische Bezeichnung Awangardnoje und wurde gleichzeitig dem Dorfsowjet Saosjorski selski Sowet im Rajon Gurjewsk zugeordnet.[6] Später gelangte der Ort in den Kutusowski selski Sowet. Von 2008 bis 2013 gehörte Awangardnoje zur Landgemeinde Kutusowskoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Gurjewsk.

Amtsbezirk Bulitten (1874 bis 1945) Bearbeiten

Von 1874 bis 1945 war Bulitten ein Amtsdorf. In den Amtsbezirk waren anfangs sieben Landgemeinden und sechs Gutsbezirke eingegliedert[7]:

Deutscher Name Russischer Name Bemerkungen
Landgemeinden:
Bulitten Awangardnoje
Dossitten Tscheremchowo
Mandeln
Neidtkeim 1928 in die Landgemeinde Dossitten eingegliedert
Rachsitten
Tropitten Kumatschowo 1928 in die Landgemeinde Mandeln eingegliedert
Wangnicken Saosjorje 1914 teilweise nach Preußisch Arnau, 1928 in
die Landgemeinde Palmburg eingegliedert
Gutsbezirke:
Bladau Wladimirowka 1892 in die Landgemeinde Bulitten eingegliedert
Fürstenwalde Poddubnoje 1928 in die Landgemeinde Dossitten eingegliedert
Neudamm (Dorf) und
Neudamm (Gut)
Wassilkowo und
Maloje Wassilkowo
1928 in die Landgemeinde Mandeln eingegliedert
Rodmannshöfen Kalinowka 1928 in die Landgemeinde Bulitten eingegliedert
Sonnigkeim Sasanowka 1928 in die Landgemeinde Dossitten eingegliedert
Tharaunenkrug Saosjorje 1886 in den Gutsbezirk Rodmannshöfen eingegliedert

Aufgrund der strukturellen Veränderungen bildeten am 1. Januar 1945 lediglich noch die Gemeinden Bulitten, Dossitten, Mandeln und Rachsitten den Amtsbezirk Bulitten.

Kirche Bearbeiten

Die fast ausnahmslos evangelische Bevölkerung Bulittens gehörte vor 1945 zum Kirchspiel Neuhausen (russisch: Gurjewsk) im Kirchenkreis Königsberg-Land II innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Letzter deutscher Geistlicher war Pfarrer Herbert Schott.

Heute liegt Awandgardnoje im Einzugsbereich der evangelisch-lutherischen Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg). Sie ist die Hauptkirche der in den 1990er Jahren neu errichteten Propstei Kaliningrad[8] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. Ortsinformationen Bildarchiv Ostpreußen: Bulitten
  3. Rolf Jehke, Amtsbezirk Bulitten
  4. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Königsberg
  5. Michael Rademacher: Landkreis Samland. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 17. November 1947)
  7. Rolf Jehke, Amtsbezirk Bulitten (wie oben)
  8. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento vom 29. August 2011 im Internet Archive)