Bullenheim

Gemeindeteil des Marktes Ippesheim im mittelfränkischen Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim

Bullenheim (fränkisch: Bulni[2]) ist ein Gemeindeteil des Marktes Ippesheim im mittelfränkischen Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim.[3]

Bullenheim
Markt Ippesheim
Koordinaten: 49° 37′ N, 10° 14′ OKoordinaten: 49° 37′ 28″ N, 10° 13′ 37″ O
Höhe: 282 m ü. NHN
Fläche: 6,34 km²
Einwohner: 327 (25. Mai 1987)[1]
Bevölkerungsdichte: 52 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1978
Postleitzahl: 97258
Vorwahl: 09339
Ortskern von Bullenheim
Ortskern von Bullenheim

Geografische Lage Bearbeiten

Das Kirchdorf Bullenheim liegt im äußersten Norden des Gemeindegebietes von Ippesheim. Im Norden schließt der Markt Seinsheim mit seiner Gemarkung im unterfränkischen Landkreis Kitzingen an. Der Süden wird von Gemarkung des Hauptortes Ippesheim eingenommen, mit dem Bullenheim über die Staatsstraße 2419 verbunden ist. Die unterfränkische Gemarkung Gnötzheim mit dem gleichnamigen Gemeindeteil von Martinsheim schließt westlich von Bullenheim an.

Durch die Gemarkung fließt die Iff, ein Zufluss des Breitbachs, der die besiedelte Fläche allerdings nicht berührt. Hier liegen die ehemaligen Mühlen, die in der Vergangenheit für die Mehlversorgung der Bevölkerung benötigt wurden. Heute sind die Gemeinde- und die Winkelmühle eingetragene Gemeindeteile von Ippesheim in der Gemarkung von Bullenheim. Naturräumlich liegt Bullenheim im Ifftalbereich, der Teil des Ochsenfurter Gaus ist. Die steilen Talhänge waren in der Vergangenheit zeitweise mit Rebstöcken besetzt, bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde auf noch größeren Flächen Weinbau betrieben. Heute ist die Fläche von kleinen Ackerbau- bzw. Wiesenarealen geprägt, die gelegentlich von Steinriegeln bzw. alten Terrassenmauern mit Schlehdornhecken begrenzt sind.[4]

Geschichte Bearbeiten

Vor- und Frühgeschichte Bearbeiten

Die Bullenheimer Umgebung war bereits im Neolithikum besiedelt. Der Siedlungsplatz profitierte insbesondere von der Nähe zum Bullenheimer Berg, der bereits von der jungneolithischen Michelsberger Kultur besiedelt worden war. In der Gemarkung von Bullenheim finden sich außerdem Hügelgräber aus der Hallstattzeit. Der Bullenheimer Berg erlebte in der Bronzezeit seine größte Ausbauphase.

Der Ortsname selbst mit seiner heim-Endung verweist auf die fränkische Besiedlung des 6. und 7. Jahrhunderts. Elisabeth Fuchshuber nimmt an, dass ein fränkischer Adeliger mit Namen Bullo dem Ort den Namen gab.

Mittelalter Bearbeiten

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Bullenheim unter der Bezeichnung „Bullinheim“ in einer Urkunde des Jahres 816. Das „Heim des Bullo“ war Teil einer Schenkung der Mattonen an das bis heute nicht lokalisierbare Klosters Megingaudshausen, die Vorgängerinstitution des Klosters Münsterschwarzach (siehe auch: Kloster Megingaudshausen#Die Urkunde von 816).

Im Mittelalter hatten verschiedene Herren Güter und Rechte in Bullenheim inne. Unter den Rechteinhabern war der Bischof von Würzburg, der 1263 erstmals im Ort nachweisbar ist, das Nürnberger Egidienkloster, der Deutsche Orden und ab dem 14. Jahrhundert die Herren von Hohenlohe.[5]

Neuzeit Bearbeiten

Im Jahr 1525 wurde Bullenheim im Deutschen Bauernkrieg zerstört. Damals war die Dorfherrschaft zwischen den Herren von Schwarzenberg, der Würzburger Dompropstei, den Herren von Hutten und dem Deutschen Orden aufgeteilt. Die Hutten ließen als erste im Jahr 1529 eine neue Dorfordnung anfertigen.

Einen tiefgreifenden Einschnitt in der Dorfgeschichte stellte das Jahr 1632 dar. Damals gelangte der Ort als brandenburgisches Afterlehen an die Grafen zu Solms, die wiederum die lutherische Lehre förderten. Die Bewohner nahmen die Reformation an, allerdings begann bereits ab 1627 der Würzburger Fürstbischof gezielt die Gegenreformation durchzusetzen. Bis heute ist der Ort zwischen Katholiken und Protestanten geteilt.

Seit dem Spätmittelalter war der Ort überwiegend im Besitz der Herren von Seinsheim bzw. eines ihrer Zweige, der Schwarzenberg. Diese besaßen schließlich vier Fünftel der Dorfherrschaft, während die Herrschaft Vorderfrankenberg ein Fünftel behaupten konnte. Bullenheim war also ein Kondominat, d. h. gemischtherrschaftlich. Die Hochgerichtsbarkeit wurde vom schwarzenbergischen Nachbarort Seinsheim aus ausgeübt. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehörte Bullenheim zum fürstlich-schwarzenbergischen Herrschaftsgericht Seehaus-Marktbreit; die rund 25 Hintersassen des nun von poellnitzschen Rittergutes Frankenberg unterstanden dem dortigen Patrimonialgericht 2. Klasse.

1646 trat Würzburg seine Güter an die Herren von Schwarzenberg ab. Bullenheim gelangte in der Folge ab 1690 an das schwarzenbergische Amt Wässerndorf. Ab 1799 wurde der Ort preußisch.[6] 1806 gelangte der in Franken gelegene Teil Preußens an das Königreich Bayern, Bullenheim wurde königlich-bayerische Ruralgemeinde.

Die Lage des Ortes im Grenzgebiet der fränkischen Bezirke Unterfranken und Mittelfranken führte dazu, dass Bullenheim öfters seine behördliche Zugehörigkeit wechselte. Bullenheim gehörte von 1857 bis 1932 zum Bezirksamt Kitzingen in Unterfranken und kam dann nach Uffenheim in Mittelfranken. 1972 kehrte es im Zuge der Gemeindegebietsreform in Bayern für sechs Jahre nach Kitzingen zurück. Am 1. Januar 1978 kam Bullenheim (vorheriger Name Bülnheim) zum Markt Ippesheim im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim im Bezirk Mittelfranken.[7]

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
St. Leonhard in Bullenheim

Im Ortskern von Bullenheim haben sich eine Vielzahl an historischen Bauwerken erhalten, die heute vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege als Baudenkmäler eingeordnet sind. Zentrum der Gemeinde bildet die Simultankirche St. Leonhard. Ihr Chorturm wurde bereits im 13. Jahrhundert errichtet, das Langhaus stammt ebenfalls aus dem Spätmittelalter. Der charakteristische Turmhelm mit einem Pyramidendach und einer bedeckten Laterne gelangte 1731 auf den Turm. Bedeutendstes Ausstattungsgut im Inneren ist ein Epitaph für einen Grafen von Schwarzenberg. Die Kirche ist von einer spätmittelalterlichen Kirchhofbefestigung umgeben. → siehe auch: St. Leonhard (Bullenheim)

Das ehemalige Rathaus in der Nähe der Kirche wurde im Jahr 1583 errichtet. Der zweigeschossige Satteldachbau mit Gurtgesims und einem Fachwerkobergeschoss an der Nord- und Ostseite hat eine Ausschmückung mit geschweiften Andreaskreuzen und Fußstreben mit Augen. Die Schaufassade des Baus wird von mehreren Wappen der ehemaligen Dorfherren aus Sandstein flankiert. Ältestes Profangebäude im Ort ist allerdings das Haus Bullenheim 61, das auf das Jahr 1566 datiert. Es handelt sich um einen schlichten, eingeschossigen Satteldachbau mit spätgotischen Vorhangbogenfenstern. → siehe auch: Rathaus (Bullenheim)

Oberhalb Bullenheims hat sich die ehemalige Kunigundenkapelle als Ruine aus der Mitte des 15. Jahrhunderts erhalten. Über die Kapelle wird eine Sage erzählt: Die Kaiserin Kunigunde von Luxemburg soll sich im Wald verlaufen haben und schwor sich eine Kirche an dem Ort zu gründen, an dem sie wieder aus dem Forst fände. Daraufhin erschallten die Glocken der Bullenheimer Leonhardskirche und Kunigunde fand den Weg heraus. Aus Dankbarkeit stiftete sie nicht nur eine Kirche (die heutige Kunigundenkapelle), sondern schenkte auch den umliegenden Gemeinden den Wald, der bisher Reichsbesitz gewesen war. Daraus erwuchs der sogenannte Kunigundenwald, der im Mittelalter Zentrum einer Markgenossenschaft war. → siehe auch: Kunigundenwald

Alle weiteren Baudenkmäler in Bullenheim sind wesentlich jünger. Im 19. Jahrhundert gelang es vielen Bauern des Dorfes einen gewissen Wohlstand zu erlangen. In der Folge erweiterten sie ihre Höfe. Häufig entstanden Fachwerkbauten, um die sich eine sogenannte Hakenhofanlage gruppiert. Ein besonders eindrucksvolles Haus dieses Zeitschnitts ist in Bullenheim 18 zu finden. Es präsentiert sich als zweigeschossiger Satteldachbau mit Fachwerkobergeschoss, Eckquaderung und Hausteinrahmungen aus Sandstein im Erdgeschoss. Das Wohngebäude ist von mehreren Nebengebäuden und Scheunen umgeben.

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Weinbau Bearbeiten

Bullenheim ist heute ein bedeutender Weinbauort im Anbaugebiet Franken. Der Wein einer Weinlage um das Dorf wird seit den 1970er Jahren unter dem Namen Bullenheimer Paradies vermarktet. Hüttenheim ist ein Teil des Bereichs Weinparadies, bis 2017 waren die Winzer im Bereich Steigerwald zusammengefasst. Die Gipskeuperböden um das Dorf eignen sich ebenso für den Anbau von Wein. Die Lage in der Maingauklimazone gehört zu den wärmsten Deutschlands.

Bereits seit dem Frühmittelalter betreiben die Menschen um Bullenheim Weinbau. Die fränkischen Siedler brachten wohl im 7. Jahrhundert die Rebe an die Iff. Im Mittelalter gehörte die Region zum größten zusammenhängenden Weinbaugebiet im Heiligen Römischen Reich. Die Menschen betrieben zumeist Nebenerwerbsweinbau zur Selbstversorgung, gleichzeitig bildeten sich bereits Exportzentren insbesondere entlang des Mains. Der Weinbau erlebte nach der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts einen umfassenden Niedergang. Vor allem klimatisch weniger begünstige Lagen gab man vollständig auf. Zusätzlich erschwerte das Aufkommen von Schädlingen wie die Reblaus den Anbau.

Konsolidieren konnte sich die Weinbauregion Franken erst wieder in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Einsatz von Düngern und verbesserte Anbaumethoden hatten dazu ebenso beigetragen wie die Organisation in Genossenschaften und die Flurbereinigung der 1970er Jahre. Heute wächst um Bullenheim die größte Weinbaufläche im Regierungsbezirk Mittelfranken. Die Weinkultur prägt auch das Dorfleben. So existieren in Bullenheim mehrere Heckenwirtschaften.[8]

Weinlage[9] Größe 1993[10] Himmelsrichtung Hangneigung Hauptrebsorten Großlage
Paradies 65 ha Südwesten 15–50 % Müller-Thurgau, Silvaner Frankenberger Schloßstück

Bildung Bearbeiten

Für die frühkindliche Bildung besteht im Hauptort Ippesheim ein Kindergarten in kommunaler Trägerschaft. Bullenheim liegt im Grundschulsprengel der Grundschule LipprichhausenGollhofen. Das Schulhaus ist etwa 10 Kilometer vom Dorf entfernt. Die nächste Mittelschule liegt in Uffenheim im Mittelschulsprengel Bad Windsheim-Uffenheim-Burgbernheim. Weiterführende Schulen sind in Bad Windsheim und Neustadt an der Aisch zu finden. Nächstgelegenes Gymnasium ist das Gymnasium Marktbreit im unterfränkischen Landkreis Kitzingen.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Bullenheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 340 (Digitalisat).
  2. Elisabeth Fuchshuber: Uffenheim. Ehemaliger Landkreis Uffenheim., S. 31. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „bulni“.
  3. Gemeinde Ippesheim, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 26. Juli 2023.
  4. Topographische Karte 1:25.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 26. Juli 2023.
  5. Elisabeth Fuchshuber: Uffenheim. Ehemaliger Landkreis Uffenheim. S. 32.
  6. Elisabeth Fuchshuber: Uffenheim. Ehemaliger Landkreis Uffenheim. S. 33.
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 723.
  8. Hans Ambrosi, Bernhard Breuer: Deutsche Vinothek: Franken. Begleiter zu den Weinberg-Lagen, Winzern und ihren Küchen. Herford 1993. S. 311–312.
  9. Regierung von Unterfranken: Weinbergslagen in Bayern gegliedert nach Bereichen (Memento des Originals vom 28. Juli 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.regierung.unterfranken.bayern.de, PDF-Datei, abgerufen am 16. Mai 2019.
  10. Hans Ambrosi, Bernhard Breuer: Deutsche Vinothek: Franken. Begleiter zu den Weinberg-Lagen, Winzern und ihren Küchen. Herford 1993. S. 312.