Bruno Richard Hauptmann

verurteilter Entführer und Mörder des Sohns von Charles Lindbergh

Bruno Richard Hauptmann (* 26. November 1899 in Kamenz, Sachsen; † 3. April 1936 in Trenton, New Jersey) war ein deutscher Emigrant, der wegen der Entführung und der Ermordung von Charles und Anne Morrow Lindberghs Sohn Charles Lindbergh III. zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde.

Biografie Bearbeiten

Leben in Deutschland und Erster Weltkrieg Bearbeiten

Hauptmann wurde am 26. November 1899 in Kamenz geboren. Er besuchte acht Jahre die Schule, zwei Jahre die Handelsschule und erlernte den Beruf des Tischlers. Im Ersten Weltkrieg diente er als Maschinengewehrschütze an der Westfront und wurde mehrfach verwundet, unter anderem auch durch Giftgas. Nach 1918 fand er, wie viele seiner Kriegskameraden, keine Arbeit.

Er begann das Leben eines Kriminellen, brach in drei Wohnungen ein und überfiel zwei Frauen, denen er Lebensmittelmarken abnahm. Dabei half ihm sein ehemaliger Kamerad Fritz Petzold. Hauptmann wurde gefasst und zu fünf Jahren und einer Woche Gefängnis im Zuchthaus Bautzen verurteilt. Von dieser Strafe büßte er vier Jahre ab. Kurz nach seiner Freilassung wurde er wieder verhaftet, als er versuchte, gestohlene Ledergürtel zu verkaufen. Er entfloh aus der Untersuchungshaft und ließ angeblich seine Gefangenenkleidung mit einem Zettel „Beste Grüße an die Polizei“ zurück.

Immigration in die Vereinigten Staaten Bearbeiten

Daraufhin versuchte er, illegal in die Vereinigten Staaten einzuwandern, wurde aber zweimal ergriffen und nach Deutschland zurückgeschickt. Erst der dritte Versuch im November 1923 gelang; er hatte sich verkleidet und benutzte einen gefälschten Pass.

In den USA traf er im Frühjahr 1924 auf Anna Schöffler, ebenfalls eine deutsche Immigrantin. Sie war am 1. Januar 1924 legal in die USA eingereist. Im Oktober 1925 heirateten sie. Die beiden hatten eine Wohnung in der Bronx. Hauptmann arbeitete als Tischler, seine Frau in einer Bäckerei.

Lindbergh-Entführung und Hauptmanns Verhaftung Bearbeiten

 
100-US-Dollar-Goldzertifikatnote von 1922

Am 1. März 1932 wurde der 20 Monate alte Sohn der Luftfahrtpioniere Anne und Charles Lindbergh, Charles Augustus Lindbergh III., entführt. Es wurden Verhandlungen mit mehreren angeblichen Entführern geführt. Ein Vermittler namens John Condon übergab dem vermeintlichen Entführer 50.000 US-Dollar (entspricht inflationsbereinigt etwa 992.000 Dollar), teilweise in Goldzertifikatnoten (damalige Banknoten, vgl. Goldmark), allerdings kam das Kind nicht frei, vielmehr wurde am 12. Mai 1932 seine Leiche gefunden.

Im September 1934 wurde eine 10-Dollar-Goldzertifikat-Note entdeckt, die aus dem Lösegeld stammte. Ein Tankstellenbesitzer hatte auf der inzwischen selten verwendeten Goldzertifikats-Note Hauptmanns Autokennzeichen notiert. Als ein Bankangestellter feststellte, dass die Banknote registriert war, alarmierte er die Polizei. Daraufhin wurde Hauptmann verhaftet. Bei der Durchsuchung seines Hauses wurden weitere 14.600 Dollar in Goldzertifikat-Noten entdeckt, die aus dem Lösegeld stammten.

Prozess Bearbeiten

John Condon identifizierte in dem nach Flemington verlegten Prozess Hauptmann als den Mann, dem er das Lösegeld übergeben hatte. Es wurde nachgewiesen, dass eine bei der Entführung benutzte Holzleiter in Hauptmanns Tischlerwerkstatt angefertigt worden war. Außerdem sagten zwei Zeugen gegen ihn aus.

Jedoch bestand Hauptmann auf seiner Unschuld und behauptete, dass er das Geld von einem Freund und Geschäftspartner, dem deutschen Immigranten Isidor Fisch, bekommen habe. Andere Beweisstücke wurden als Fälschungen enttarnt. Wie sich herausstellte, war Hauptmann von der Polizei geschlagen und die Zeugen eingeschüchtert worden. Auch wurde der Hinweis auf Isidor Fisch, der im Dezember 1933 nach Deutschland zurückgekehrt war, nicht weiter verfolgt, obwohl dieser seine Fahrkarte mit Goldzertifikat-Noten bezahlt hatte. Fisch starb im März 1934 verarmt in Leipzig an Tuberkulose.

Die Presse war gegen Hauptmann eingestellt und verwendete Hauptmanns abgelegten Vornamen Bruno, da er fremdartiger klang. Er wurde als böser Ausländer dargestellt. Ein Reporter gestand, ein Beweisstück gefälscht zu haben.

Wesentlich für das spätere Urteil war die Aussage von Charles Lindbergh. Dieser wollte drei Jahre nach der Tat in der Stimme Hauptmanns die des seinerzeitigen Anrufers erkannt haben. Lindberghs Behauptung wurde bereits damals in Fachkreisen stark kritisiert; heute ist eine solche Erinnerungsleistung absolut auszuschließen. Hauptmann wurde trotz Zweifeln und Unstimmigkeiten zum Tode verurteilt.

Hinrichtung Bearbeiten

Am 16. Oktober 1935 besuchte der Gouverneur von New Jersey, Harold G. Hoffman, mit der deutschsprachigen Stenografin Anna Badging den Häftling Hauptmann in der Todeszelle. Hoffman wies auf Fehler bei dem Verfahren hin und versuchte die Mitglieder des Gerichtes davon zu überzeugen, dass auch sie Hauptmann im Gefängnis besuchen sollten.

Die Hinrichtung war für den 17. Januar 1936 angesetzt. Nach dreimaligem Aufschub und Ablehnung eines Begnadigungsantrags wurde das Todesurteil am 3. April 1936 vollstreckt. Gegen 20:45 Uhr wurde Bruno Richard Hauptmann im Staatsgefängnis in Trenton, New Jersey durch den elektrischen Stuhl hingerichtet. Der Tod wurde um 20:47 Uhr festgestellt.

Verfilmung Bearbeiten

Dokumentation Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Roland Dantz, Frank Oehl (Hrsg.): Jahrhundertverbrechen. Bruno Richard Hauptmann und die Entführung des Lindbergh-Babys. Edition Sächsische Zeitung, [Dresden] 2014, ISBN 978-3-943444-09-4.
  • Odette Künstler: „Mutter, ich bin unschuldig!“ Die Geschichte eines Jahrhundertverbrechens. In: Sächsische Heimatblätter. Vol. 57, Nr. 3, 2011, ISSN 0486-8234, S. 316–319.
  • Raffael Winkler: Die Geschichte des FBI. Baltic Sea Press, Rostock 2009, ISBN 978-3-942129-06-0, S. 21–23.
  • Colin Evans: Die Leiche im Kreuzverhör. Erstaunliche Lösungen spannender Kriminalfälle. Birkhäuser, Basel, Boston, Berlin 1998, ISBN 3-7643-5699-5, S. 24–30.
  • Bruno Richard Hauptmann: Ich bin unschuldig! Ein Bekenntnis in der Todeszelle. Ebert, Kamenz in Sachsen 1936.

Weblinks Bearbeiten