Bronnzell ist der älteste und südlichste Stadtteil der osthessischen Stadt Fulda.

Bronnzell
Stadt Fulda
Wappen der früheren Gemeinde Bronnzell
Koordinaten: 50° 31′ N, 9° 41′ OKoordinaten: 50° 30′ 57″ N, 9° 40′ 46″ O
Höhe: 262 m ü. NHN
Fläche: 4,5 km²[1]
Einwohner: 1422 (31. Dez. 2017)[2]
Bevölkerungsdichte: 316 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. August 1972
Postleitzahl: 36043
Vorwahl: 0661

Geographie Bearbeiten

 
Luftbild von Bronnzell, 2015

Der Stadtteil Bronnzell liegt am rechten östlichen Ufer der Fulda in Osthessen etwa fünf Kilometer südlich der Stadtmitte. Er umfasst auch am anderen Ufer den etwa 2 Kilometer südwestlich der Ortsmitte gelegenen kleineren Ortsteil Ziegel, bei dem die Fliede als linker Nebenfluss von Süden in die Fulda mündet.

Die höchste Erhebung der Gemarkung liegt im Südwesten am Waldrand nordöstlich der Nippelskuppe (420 Meter) auf etwa 350 Meter Höhe. Im Osten reicht die Gemarkung am Westhang des Gehrenbergs (327 Meter) bis auf etwa 310 Meter hinauf, bis fast zum Schloss Fasanerie in Eichenzell. Die Gemarkung ist bis auf einige kleine Waldflächen entlang der Grenzen landwirtschaftlich genutzt.

Geschichte Bearbeiten

 
Bronnzell um 1850
 
Die „Völkerschlacht“ von Bronnzell 1850

Die Gemarkung Bronnzell gehört zu jenem Territorium, das 743 vom fränkischen Hausmeier Karlmann dem hl. Bonifatius für die Gründung des Klosters Fulda geschenkt wurde, die sogenannte Karlmann-Schenkung. Namentlich wird Bronnzell (von lat. proxima cella, d. h. die dem Kloster Fulda nächstgelegene Zelle) erstmals im Jahr 778 vom Fuldaer Abt Eigil erwähnt, nachdem Bonifatius 34 Jahre zuvor dem hl. Sturmius den Auftrag gab, ein Benediktinerkloster auf dem Fuldaer Siedlungsgebiet zu errichten.

Im Türkensteuerregister der Fürstabtei Fulda aus 1605 ist der Ort unter dem Namen Bromzell mit 28 Familien erwähnt.[3]

Im Jahr 1815 kam Bronnzell mit dem Großherzogtum Fulda an das Kurfürstentum Hessen. Ende 1850 führte eine Verfassungskrise im Kurfürstentum zu einer militärischen Intervention auswärtiger Mächte. Am 8. November 1850 wäre es fast zur Schlacht zwischen bayerisch-österreichischen und preußischen Truppen gekommen, die sich bei Bronnzell gegenüberstanden. Letztlich ist nur der bekannte Schimmel von Bronnzell getötet worden. Zum 150. Jahrestag wurde im Ort das Schimmeldenkmal enthüllt.[4]

Im Rahmen der Gebietsreform in Hessen wurde die Gemeinde Bronnzell zugleich mit anderen Stadtrandgemeinden am 1. August 1972 kraft Landesgesetzes in die kreisfreie Stadt Fulda eingegliedert,[5] kam zusammen mit dieser aber am 1. Juli 1974 wieder zurück zum Landkreis Fulda.[6]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

• 1812: 24 Feuerstellen, 1472 Seelen[7]
Bronnzell: Einwohnerzahlen von 1812 bis 2017
Jahr  Einwohner
1812
  
172
1834
  
245
1840
  
218
1846
  
221
1852
  
224
1858
  
217
1864
  
222
1871
  
241
1875
  
228
1885
  
283
1895
  
300
1905
  
298
1910
  
306
1925
  
501
1939
  
612
1946
  
785
1950
  
805
1956
  
897
1961
  
1.051
1967
  
1.095
1970
  
1.240
1988
  
1.443
2010
  
1.404
2013
  
1.429
2015
  
1.406
2016
  
1.437
2017
  
1.422
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [7]; 2010,2012,2015:[8][9][10][2]

Religionszugehörigkeit Bearbeiten

 Quelle: Historisches Ortslexikon[7]

• 1885: 028 evangelische (= 9,89 %), 255 katholische (= 90,11 %) Einwohner
• 1961: 146 evangelisch (= 13,89 %), 895 katholische (= 85,16 %) Einwohner

Wappen Bearbeiten

Das Wappen wurde am 23. Mai 1969 durch das Hessische Innenministerium genehmigt.

Blasonierung: „Der geteilte Schild zeigt oben in Silber das schwarze Fuldaer Kreuz und unten in Rot einen nach rechts sprengenden Schimmel,[11] den sogenannten Schimmel von Bronnzell.“[12]

Religion Bearbeiten

Katholische Kirche Bearbeiten

Bereits mit der Ersterwähnung im Jahre 778 gehörte es zum Kloster Fulda und im Jahre 1787 zur Fürstabtei Fulda im Centoberamt Fulda. in dieser Zeit zählte es zur Mutterpfarrei "Florenberg". Seit dem 17. Jh. gab es nur eine kleine Gebetskapelle am Kapellenrain, etwa dem heutigen Standort des Bürgerhauses.

Die Trennung von der Pfarrei Florenberg begann Ende des 19. Jh. mit der Einrichtung des ersten Friedhofs am Ortsrand von Bronnzell und dem Neubau einer neobarocken Saalkirche ohne Turm, die am 29. Juni 1927 durch Bischof Damian Schmitt geweiht wurde. Mit der Konsekrierung der fertiggestellten Pfarrkirche wurde Bronnzell und Kohlhaus als Lokalkaplanei der Pfarrei Florenberg erhoben und von den Franziskanern (OFM) vom Kloster Frauenberg seelsorgerisch betreut. In den 1960er Jahren wurde der Glockenturm mit 5 Glocken errichtet. Im Jahre 1972 wurde Bronnzell mit Ziegel und Kohlhaus zur Pfarrei erhoben.

Im Mai 2006 wurde Bronnzell durch Bischof Heinz Josef Algermissen im Rahmen der Neugliederung des Bistums dem Pastoralverbund Johannesberg im Dekanat Fulda zugeordnet. Die Betreuung und Verwaltung der heutigen Filialpfarrei wird nunmehr von der Pfarrei St. Johannes d. Täufer, Johannesberg sichergestellt.

Evangelische Kirche Bearbeiten

Die evangelische Friedenskirche wurde 1969/70 samt Gemeindezentrum und Pfarrhaus auf einem nach Westen abfallenden Hanggrundstück nach Plänen des in Kassel tätigen Architekten Walter Seidel errichtet. Bemerkenswert ist die geschlossene bauzeitliche Ausstattung, darunter auch die vielteilige Verglasung von Joachim Spies, der auch die Fronten des Altars und der Empore entworfen hat.

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Öffentliche Einrichtungen Bearbeiten

Bronnzell verfügt über eine katholische und eine evangelische Kirche, eine Grundschule sowie einen Kindergarten.

Verkehr Bearbeiten

Bronnzell ist an das Stadtbussystem von Fulda angeschlossen und wird von der Stadtbuslinie 6 angefahren. Die LNG Fulda betreibt zudem Buslinien, die Bronnzell mit Eichenzell, Kerzell, Hattenhof, Rothemann und Büchenberg verbinden.

Der Betriebsbahnhof Fulda-Bronnzell liegt an der Hessischen Kinzigtalbahn, von wo die Bahnstrecke Fulda–Gersfeld abzweigt. In der Vergangenheit verfügte Bronnzell über zwei Haltepunkte an der Bahnstrecke Fulda–Gersfeld, die beide geschlossen wurden.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Michael Mott: Um den Wert der Bockmühlallee / Im historischen Ortskern von Bronnzell stehen 15 Kastanien und zwei Linden / Denkmalbeirat muß über Schutz-Einstufung befinden, in: Fuldaer Zeitung, 8. Dez. 1994, S. 18 (Serie: DENK-mal!).
  • Michael Mott: Der Schimmel war nicht das einzige Opfer / Vor 150 Jahren wurde die „Schlacht bei Bronnzell“ geschlagen / Preußen standen Bayern und Österreichern gegenüber / Neuer Gedenkstein, in: Fuldaer Zeitung, 8. Nov. 2000, S. 15.
  • Literatur über Bronnzell nach Register In: Hessische Bibliographie
  • Suche nach Bronnzell. In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek

Weblinks Bearbeiten

Commons: Bronnzell – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Flächen der Stadtteile. (PDF; 30 KB) In: Internetauftritt. Stadt Fulda, archiviert vom Original; abgerufen im Mai 2018.
  2. a b Statistischer Bericht 2017. (PDF; 7.5 MB) In: Internetauftritt. Stadt Fulda, archiviert vom Original am 1. Januar 2020; abgerufen im Juni 2021.
  3. Thomas Heiler: Das Türkensteuerregister der Fürstabtei Fulda von 1605, (Veröffentlichung des Fuldaer Geschichtsvereins in den Fuldaer Geschichtsblättern; Nr. 64), Fulda, Parzeller-Verlag, 2004, ISBN 3-7900-0362-X, Ortsregister auf den Seiten 37–47, von dort Hinweis auf die Seite mit der Anzahl der Steuerpflichtigen
  4. Der Stadtteil im Internetauftritt von Fulda (Memento des Originals vom 1. Juli 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fulda.de
  5. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Fulda und Hünfeld und der Stadt Fulda (GVBl. II 330-14) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 220, § 1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 387.
  7. a b c Bronnzell, Landkreis Fulda. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 24. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  8. Statistischer Bericht 2011. (PDF; 11 KB) Stadt Fulda, S. 9, archiviert vom Original; abgerufen im Mai 2018.
  9. Die Einwohnerdichte in den statistischen Bezirken der Stadt Fulda (Stand: 31. Dezember 2013). (PDF; 11 KB) Archiviert vom Original; abgerufen im Mai 2018.
  10. Die Einwohnerdichte in den statistischen Bezirken der Stadt Fulda (Stand: 31. Dezember 2015). (PDF; 11 KB) Archiviert vom Original; abgerufen im Mai 2018.
  11. Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Bronnzell, Landkreis Fulda vom 23. Mai 1969. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1969 Nr. 24, S. 974, Punkt 807 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,6 MB]).
  12. Der Stadtteil Fulda-Bronnzell mit dem Ortsteil Ziegel (Memento des Originals vom 2. Juli 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fulda.de auf Fulda.de, abgerufen am 10. November 2016