Breteuil (Eure)

französische Gemeinde im Département Eure
(Weitergeleitet von Breteuil-sur-Iton)

Breteuil, inoffiziell Breteuil-sur-Iton genannt, ist eine französische Stadt mit 4287 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Süden des Départements Eure in der Region Normandie. Die Einwohner nennen sich Bretoliens[1].

Breteuil
Breteuil (Frankreich)
Breteuil (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Normandie
Département (Nr.) Eure (27)
Arrondissement Bernay
Kanton Breteuil
Gemeindeverband Interco Normandie Sud Eure
Koordinaten 48° 50′ N, 0° 55′ OKoordinaten: 48° 50′ N, 0° 55′ O
Höhe 157–197 m
Fläche 55,05 km²
Einwohner 4.287 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 78 Einw./km²
Postleitzahl 27160
INSEE-Code
Website www.villedebreteuilsuriton.fr

Gliederung Bearbeiten

Ortsteil ehemaliger
INSEE-Code
Fläche
(km²)
Höhenlage
(m)
Einwohnerzahl
(2016)[2]
Dichte
(Einw. je km²)
Breteuil (Verwaltungssitz)00 27112 27,46 157–197 3203 116,6
Cintray 27159 16,27 165–184 0470 028,9
La Guéroulde 27305 11,32 169–189 0822 072,6

Geografie Bearbeiten

Breteuil liegt 27 Kilometer südwestlich von Évreux. Der Iton fließt durch das Gemeindegebiet. Der Stadt gehört ein großer Wald namens Forêt de Breteuil.

Umgeben wird Breteuil von acht Nachbargemeinden:

Les Baux-de-Breteuil Le Lesme Marbois
Bémécourt
Verneuil d'Avre et d'Iton
  Mesnils-sur-Iton
La Guéroulde Sainte-Marie-d'Attez

Geschichte Bearbeiten

Breteuil ist eine sehr alte Ortschaft, die schon in vorrömischer Zeit existierte. Zur Zeit der normannischen Invasion war ein Franke namens Gualon der Lehnsherr des Ortes. Im 10. Jahrhundert geriet Breteuil in den Besitz des Herzogs der Normandie, der das Lehen an Raoul d’Ivry († nach 1015) vergab, der es wiederum seiner Tochter zur Hochzeit mit Osbern de Crépon († um 1040) schenkte.[3] Wilhelm der Eroberer (1027/28–1087) ließ bei Breteuil eine Burg erbauen und dafür den Iton umleiten. Der Seigneur der Ortschaft war zu jener Zeit William FitzOsbern, 1. Earl of Hereford (1020–1071). Fitz Osbern gründete die Abtei Notre-Dame de Lyre, der er Ländereien in Breteuil überschrieb.

Heinrich II. von England (1133–1189) gab die Ortschaft an Robert de Montfort, dessen Schwester sie 1210 an Philipp II. von Frankreich (1165–1223) verkaufte. Danach gehörte Breteuil Karl II. von Navarra (1332–1387). 1378 wurde die Burg geschleift. 1410 gelangte Breteuil in den Besitz von Karl VI. von Frankreich (1368–1422). 1651 wurde es der Familie La Tour d’Auvergne überlassen.[4]

Im Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) wurde Breteuil am 21. November 1870 von preußischen Truppen eingenommen.[5]

Im Zweiten Weltkrieg wurde Breteuil im Sommer 1944 während der Operation Overlord durch die Alliierte Luftwaffe bombardiert.[6]

Zum 1. Januar 2016 wurden die Kommunen Cintray und La Guéroulde eingemeindet.

Bevölkerungsentwicklung Bearbeiten

Gemeinde Einwohnerzahlen (Census)
1962 1968 1975 1982 1990 1999 2006 2008 2011 2013 2016
Breteuil 2696 3026 3370 3343 3351 3473 3397 3374 3295 3221 3203
Cintray 352 319 277 294 375 361 398 408 451 467 470
La Guéroulde00 697 631 612 482 554 622 718 738 806 846 822
Breteuil 3745 3976 4259 4119 4280 4456 4513 4520 4552 4534 4495
Quelle: Cassini und INSEE

Die (Gesamt-)Einwohnerzahlen der Gemeinde Breteuil wurden durch Addition der bis Ende 2015 selbständigen Gemeinden ermittelt.

Partnerstadt Bearbeiten

Partnerstadt ist Hückelhoven in Nordrhein-Westfalen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Breteuil ist mit einer Blume im Conseil national des villes et villages fleuris (Nationalrat der beblümten Städte und Dörfer) vertreten.[7] Die „Blumen“ werden im Zuge eines regionalen Wettbewerbs verliehen, wobei maximal drei Blumen erreicht werden können.

 
Kirche Saint-Sulpice

Die romanische Kirche Saint-Sulpice ist dem Heiligen Sulpicius II. von Bourges geweiht und stammt aus dem 12. Jahrhundert. Sie ist in das Zusatzverzeichnis (inventaire supplémentaire) der Monuments historiques (Denkmale) eingetragen. Das Rathaus wurde von 1859 bis 1869 im Stil der Neugotik errichtet und ist ebenfalls in das Zusatzverzeichnis der Monuments historique eingetragen.[8]

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Das Château de Bonald war bis 1691 ein einfaches Herrenhaus. Joachim Martel kaufte es und ließ es umbauen. 1809 verkaufte die Familie das Herrenhaus, das nunmehr aus zwei Gebäuden und einem 2 Hektar großen Park bestand. Prosper-Isidore Le Vacher d’Urclé kaufte es und ließ es erweitern. Nach dem Tod von Thérèse Bonald, geborene d’Urclé, 1926 erwarb die Stadt Paris das Schloss und machte daraus ein Psychotherapeutisches Institut zur Behandlung von Kindern.[9][10] Das Schloss und sein Park sind als site classé (Natur- und Kulturdenkmal) klassifiziert.

Breteuil ist eine station verte (grüner Urlaubsort). Station verte ist eine Bezeichnung, die Urlaubsorte erhalten können, die weniger als 10.000 Einwohner haben, ein ganzjähriges Freizeitangebot anbieten, ein Fremdenverkehrsbüro besitzen, über mindestens 200 Gästebetten verfügen, ausreichende Einkaufsmöglichkeiten im Ort haben und naturnah sind.[11]

Wichtige Erwerbszweige in Breteuil sind Forstwirtschaft, die Zucht von Hausrindern, Geflügel und Fischen. Es gibt vor Ort eine Cidrerie, eine Ziegelei und ein Walzwerk.[12]

Auf dem Gemeindegebiet gelten geschützte geographische Angaben (IGP) für Schweinefleisch (Porc de Normandie), Geflügel (Volailles de Normandie) und Cidre (Cidre de Normandie und Cidre normand).

Persönlichkeiten Bearbeiten

  • Louis Constant Wairy (1778–1845) war Kammerdiener von Napoleon Bonaparte (1769–1821) von 1800 bis 1814 und schrieb nach dessen Tod seine Memoiren. Wairy verstarb in Breteuil.
  • Paul Henry Floch (1881–1914), einer der Märtyrer von Vingré.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Breteuil – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. La ville de Breteuil. In: Info-Mairie.com. Abgerufen am 10. März 2024 (französisch).
  2. Einwohnerzahlen rückwirkend zum 1. Januar 2016
  3. Un peu d’Histoire auf villedebreteuilsuriton.fr in Französisch.
  4. Daniel Delattre, Emmanuel Delattre: L’Eure, les 675 communes. Editions Delattre, Grandvilliers 2000, S. 53 f. (französisch).
  5. Alex Gardin: La guerre de 1870–1871 à Bernay. Les Éditions Page de Garde, Saint-Aubin-les-Elbeuf 1997, ISBN 2-84340-037-6, S. 15 (französisch, Erstausgabe: 1898, Nachdruck).
  6. A.-V. de Walle: Évreux et l’Eure pendant la guerre. Charles Herissey, Évreux 2000, ISBN 2-914417-05-5, S. 176 (französisch, Erstausgabe: 1946).
  7. Conseil National des Villes et Villages Fleuris: Palmarès des villes et villages fleuris. In: cnvvf.fr. Archiviert vom Original am 24. Juli 2012; abgerufen am 13. Dezember 2022 (französisch).
  8. Breteuil in der Base Mérimée des Ministère de la Culture (französisch) Abgerufen am 14. August 2011.
  9. mairie17.paris.fr: L’association Richard Baret et l’institut de Breteuil (Memento vom 8. September 2009 im Internet Archive) (französisch)
  10. Franck Beaumont, Philippe Seydoux: Gentilhommières des pays de l’Eure. Editions de la Morande, Paris 1999, ISBN 2-902091-31-2 (formal falsch), S. 318 f. (französisch).
  11. stationverte.com: Station verte Breteuil-sur-Iton Eure - Haute-Normandie (Memento vom 25. September 2009 im Internet Archive) (französisch)
  12. Vie économique auf villedebreteuilsuriton.fr in Französisch.