Braunschwanzamazilie

Art der Gattung Amazilia-Kolibris

Die Braunschwanzamazilie (Amazilia tzacatl) ist eine Vogelart aus der Familie der Kolibris. Sie kommt von Mexiko bis nach Kolumbien und dem Nordwesten Venezuelas vor. Der Bestand wird von der IUCN als „nicht gefährdet“ (least concern) eingeschätzt.

Braunschwanzamazilie

Braunschwanzamazilie (Amazilia tzacatl)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Seglervögel (Apodiformes)
Familie: Kolibris (Trochilidae)
Gattung: Amazilia-Kolibris (Amazilia)
Art: Braunschwanzamazilie
Wissenschaftlicher Name
Amazilia tzacatl
(De la Llave, 1833)
Eine Braunschwanzamazilie in der Provinz Alajuela (Costa Rica)

Merkmale Bearbeiten

Das Federkleid der Braunschwanzamazilie ist überwiegend bräunlich grün gefärbt. Die Augen sind dunkel. Die Körperlänge beträgt 10 Zentimeter. Der Schnabel ist – wie für Kolibris typisch – mit zwei Zentimetern im Verhältnis zur Körpergröße lang und von braun-rötlicher Farbe. Weibchen ähneln den Männchen, haben an Kehle und Brust aber einzelne graue Federchen.

Verhalten Bearbeiten

Die Braunschwanzamazilie ist ein Freibrüter. Das Nistmaterial besteht aus Spinnweben, Baumwoll- oder kurzen Hanffäden. Das Weibchen legt zwei Eier. Die Brutdauer beträgt 18 Tage. In Gefangenschaft ist die Nachzucht dieser als robust geltenden Kolibriart bereits gelungen.

Verbreitung und Habitat Bearbeiten

Die Braunschwanzamazilie ist vom Süden Mexikos über Mittelamerika bis ins nördliche Südamerika verbreitet. Sie kommt an den Gebirgshängen der Atlantikseite Mexikos bis zum östlichen Panama vor. In Costa Rica ist sie auch an der Pazifikküste zu finden, ebenso in Panama. In Südamerika kommt sie am Pazifikhang Kolumbiens bis in den Südwesten Ecuadors und östlich über Nordkolumbien bis in den Osten Venezuelas vor.

Die Art ist hauptsächlich im Flachland zu finden bis zu 1200 m Höhe in Mexiko, bis zu 1850 m in Costa Rica, 1800 m in Kolumbien und 1700 m in Venezuela. In Ecuador wurde sie sogar in Höhen von 2500 m Höhe gesichtet.

Die Braunschwanzamazilie bevorzugt waldlose Gebiete, auch Lichtungen, Gärten, Waldränder und gelegentlich Sekundärwälder. Sie kommt in niedrigeren, buschigen Lebensräumen vor und sucht gerne künstliche Futterstellen (Feeder) auf, die in offenem Gelände mit etwas Deckung platziert sind.[1]

Unterarten Bearbeiten

 
Verbreitungsgebiet der Braunschwanz-Amazilie

Von der Art sind bisher fünf Unterarten bekanntː[2]

  • Amazilia tzacatl tzacatl (de la Llave, 1833)[3] – Die Nominatform kommt vom östlichen zentralen Mexiko bis ins zentrale Panama vor.
  • Amazilia tzacatl handleyi Wetmore, 1963[4] – Diese Unterart ist auf der Insel Escudo de Veraguas in Panama verbreitet.
  • Amazilia tzacatl fuscicaudata (Fraser, 1840)[5] – Diese Subspezies kommt im Norden Kolumbiens bis in den Westen Venezuelas vor.
  • Amazilia tzacatl brehmi Weller & Schuchmann, 1999[6] – Diese Unterart kommt im Departamento de Nariño im Südwesten Kolumbiens vor.
  • Amazilia tzacatl jucunda (Heine, 1863)[7] – Diese Subspezies ist im Westen Kolumbiens und im Westen Ecuadors verbreitet.

Bedrohung Bearbeiten

Möglicherweise profitiert die Braunschwanzamazilie mancherorts von der menschlichen Besiedlung, da sie häufig die aufgestellten Feeder aufsucht und auch in vom Menschen zerstörten, d. h. abgehol̟ztem Habitat lebt. Sie hält sich auch gern in Bananen- und Kaffeeplantagen auf, wo sie eine große Rolle bei der Bestäubung dieser Pflanzen spielt. Wegen des großen Verbreitungsgebietes und weil die Population stabil bleibt, stuft die IUCN die Art als „nicht gefährdet“ (least concern) ein.

Die Braunschwanzamazilie ist häufig Opfer von Fensterscheibenschlag.[1]

Etymologie und Forschungsgeschichte Bearbeiten

Pablo de la Llave beschrieb die Art unter dem Namen Trochilus Tzacatl. Das Typusexemplar stammte aus Mexico.[3] Später wurde sie der Gattung Amazilia zugeordnet. Dieser Name stammt aus einer Novelle von Jean-François Marmontel, der in Les Incas, ou La destruction de l'empire du Pérou von einer Inkaheldin namens Amazili berichtet.[8] Das Artepitheton tzacatl ist der Name eines Tolteken-Kriegers, der zusammen mit Chalcatzin, Ehecatzin, Cohuatzon, Tzihuac-Cohuatl, Tlapalmetzotzin und Metzotzin von Westen nach Mexiko kam.[9] Handleyi ist dem US-amerikanischen Zoologen Charles Overton Handley, Jr. (1924–2000) gewidmet.[10] Brehmi ist dem Präsidenten und Gründer des Brehm-Fonds für Internationalen Vogelschutz Wolf W. Brehm gewidmet.[11] Jucunda leitet sich vom lateinischen iucundus, iuvare für „entzückend, reizend, entzücken“ ab.[12] Fuscicaudata ist ein lateinisches Gebilde aus fuscus für „braun“ und -caudatus, cauda für „-schwänzig, Schwanz“.[13]

Im Englischen und im Französischen findet man gelegentlich die Trivialnamen Rieffer's Hummingbird bzw. Ariane de Rieffer. Dies geht auf einen Artikel von Jules Bourcier in der Revue zoologique par la Société Cuviérienne aus dem Jahre 1843 zurück. In seinem Artikel schrieb er:[14]

Nous avons dédié cette espèce à M. Rieffer, voyageur dans cette partie de L’Amérique méridionale, qui, le premier, a rapporté de riches collections d’oiseaux de différents genres. (deutsch: Wir widmen diese Spezies Herrn Rieffer, einem Reisenden in diesem Teil Südamerikas, der als Erster eine beachtliche Sammlung von Vögeln unterschiedlicher Gattungen mitbrachte.)“

Lange Zeit galt in der Wissenschaft Bourciers Namensgebung für diese Art, da de la Llaves Publikation wohl in Europa nicht bekannt war. So nannte sie John Gould in seinen Zeichnungen beispielsweise Rieffer’s Amazili (Amazilia riefferi) oder Jean Louis Cabanis und Ferdinand Heine Pyrrhophaena Riefferi. Letztendlich stellte sich heraus, dass Pablo de la Llave die Art bereits 1833 beschrieben hatte.[3] Somit hat laut den Internationalen Regeln für die Zoologische Nomenklatur tzacatl als ältester verfügbarer Name Vorrang.

Literatur Bearbeiten

  • Bo Beolens, Michael Watkins: Whose Bird? Common Bird Names and the People They Commemorate. Yale University Press, 2004, ISBN 0-300-10359-X, S. 287.
  • Edward S. Gruson: Words for Birds. Quadrangle Books, 1972, S. 161.
  • Alexander Frank Skutch: The life history of Rieffer’s Hummingbird (Amazilia tzacatl tzacatl) in Panama and Honduras. In: The Auk. Band 48, Nr. 4, 1931, S. 481–500 (englisch, unm.edu [PDF; 1,2 MB; abgerufen am 9. Juli 2014]).
  • Pablo de la Llave: Zoologia. In: Registro trimestre, ó, Colección de historia, literatura, ciencias y artes. Band 2, 1833, S. 39–50 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 8. Juli 2014]).
  • Louis Fraser: Mr. Fraser pointed out the characters of several new species of Humming-Birds, which have been placed in his hands by the Earl of Derby for that purpose, and they may exhibited at one of the Society’s meetings. In: Proceedings of the Zoological Society of London. Band 8, Nr. 86, 1840, S. 14–19 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 9. Juli 2014]).
  • Alexander Wetmore: Additions to records of birds known from the Republic of Panamá. In: Smithsonian miscellaneous collections. Band 145, Nr. 6, 1963, S. 1–11 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 9. Juli 2014]).
  • Ferdinand Heine junior: Trochilidica. In: Journal für Ornithologie. Band 11, Nr. 63, 1863, S. 173–216 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 9. Juli 2014]).
  • André-Alexander Weller, Karl-Ludwig Schuchmann: Geographical variation in the southern distributional range of the Rufous-tailed Hummingbird,Amazilia tzacatl De la Llave, 1832: a new subspecies from Nariño, southwestern Colombia. In: Journal of Ornithology. Band 140, Nr. 4, 1999, S. 457–466, doi:10.1007/BF01650990.
  • Jules Bourcier: Oiseaux-mouches nouveaux. In: Revue Zoologique par La Société Cuvierienne. Band 5, 1843, S. 99–104 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 8. Juli 2014]).
  • James A. Jobling: Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4.
  • René Primevère Lesson, Prosper Garnot: Voyage autour du monde exécuté par Ordre du Roi, sur la Corvette de Sa Majesté, La Coquille pendant les années 1822, 1823, 1824 et 1825, sous le ministère et conformément aux instructions de S. E. M. Marquis de Clermont-Tonnerre, ministre de la marine; et publié sou les auspices de son excellence Mgr le Cte de Chabrol, ministre de la Marine et des colonies, par M. L. Duperry, capitaine de frégate. chevalier de Saint-Louis et membre de la legion d'honaire, commandant de l’expédition. Band 1: Zoologie, Nr. 2. Arthus-Bertrand, Paris 1828 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 10. Juli 2014]).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Braunschwanz-Amazilie – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Sarah K. Reich: Rufous-tailed Hummingbird – Amazilia tzacatl – Distribution – Habitat – Effects of Human Activity. In: birdsoftheworld.org. Birds of the World, Cornell Lab of Ornithology, Ithaca, NY, USA, 2020, abgerufen am 27. Dezember 2022 (englisch).
  2. IOC World Bird List Hummingbirds
  3. a b c Pablo de la Llave, S. 48.
  4. Alexander Wetmore, S. 3.
  5. Louis Fraser, S. 17.
  6. André-Alexander Weller u. a, S. 460.
  7. Ferdinand Heine junior, S. 188.
  8. René Primevère Lesson u. a. (1827), S. 683 (Tafel 3)
  9. Pablo de la Llave, S. 44–45 (Fussnoten)
  10. Alexander Wetmore, S. 11 (zitierte Literatur)
  11. André-Alexander Weller u. a, S. 461.
  12. James A. Jobling, S. 212.
  13. James A. Jobling, S. 167.
  14. Jules Bourcier, S. 103.