Bombenanschlag in Kabul am 31. Mai 2017

Anschlag in Kabul

Der Bombenanschlag in Kabul am 31. Mai 2017 wurde um 8:25 Uhr (Ortszeit) im Diplomatenviertel Wasir Akbar Chan von Kabul, Afghanistan, verübt, in dem sich auch der Präsidentenpalast und das Außenministerium befinden. Bei dem Anschlag wurden mindestens 150 Menschen getötet[1] und mehr als 400 verletzt, darunter auch Angehörige der deutschen Botschaft.[2]

Tathergang Bearbeiten

Ein mit geschätzt 1500 kg Sprengstoff präparierter Abwassertanklaster detonierte in der Nähe des Sanbak-Platzes im 10. Bezirk vor einem Checkpoint.[3] Teils massive Beschädigungen erlitten die Botschaften von Bulgarien, Deutschland[4], Frankreich, Indien, Japan, der Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie das NATO-Hauptquartier. Mehr als 50 Fahrzeuge wurden zerstört oder beschädigt.[5][6]

Täter Bearbeiten

Die Hintergründe des Anschlags sind noch ungeklärt. Die Taliban distanzierten sich von dem Anschlag und erklärten, er sei nicht ihr Werk. In Kabuler Militärkreisen wurde vermutet, das Haqqani-Netzwerk könnte hinter dem Anschlag stehen. Das Netzwerk unter dem Anführer Siradschuddin Haqqani ist eng mit den Taliban verbunden.[7]

Opfer Bearbeiten

Am Nachmittag des Anschlagtages nannte Sedik Seddiki, Sprecher der afghanischen Regierung, eine Zahl von 49 Toten und 319 Verletzten.[8] Die genannten Zahlen erhöhten sich später zunehmend.

Reaktionen Bearbeiten

Der Präsident Afghanistans, Aschraf Ghani, verurteilte den Anschlag als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“.[9]

Die deutsche Bundesregierung sagte einen Abschiebeflug ab, der am Abend nach Kabul hätte starten sollen. Die Absage wurde damit begründet, die Botschaftsmitarbeiter stünden nicht zur Verfügung.[10] Menschenrechtsorganisationen in Deutschland sowie Politiker von Bündnis 90/Die Grünen und der Linken forderten einen vollständigen Stopp für Abschiebungen nach Afghanistan, wie er in Deutschland nur für Syrien gilt.[11] Am 1. Juni wurde bei einem Treffen von Angela Merkel und den Regierungschefs der Bundesländer beschlossen, vorerst nur noch Kriminelle nach Afghanistan abzuschieben. Bis zum Juli solle eine neue Lagebeurteilung zur Bewertung der Möglichkeit von Abschiebungen von der dortigen Botschaft erstellt werden.[12]

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit ließ nach dem Anschlag nahezu ihr gesamtes deutsches und internationales Personal aus Afghanistan ausfliegen.[13]

Siehe auch Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Sicherheitskonferenz in Kabul@1@2Vorlage:Toter Link/www.deutschlandfunk.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., deutschlandfunk.de, 6. Juni 2017, abgerufen am 6. Juni 2017.
  2. Opferzahl nach Anschlag steigt auf mindestens 90. In: zeit.de. 31. Mai 2017, abgerufen am 1. Juni 2017.
  3. Sprengstoff im Tanklaster – was passierte in Kabul?. In: spiegel.de. 31. Mai 2017, abgerufen am 1. Juni 2017.
  4. Der Schaden wurde offenbar begrenzt durch bauliche Maßnahmen (eine Schutzwand absorbierte die Druckwelle) und das korrekte Handeln der Wachen: "The German Embassy in Kabul praised the Afghan security forces for stopping the bomber's truck from entering the inner part of the diplomatic enclave."
  5. Deutsche Botschaft bei Anschlag massiv beschädigt – Dutzende Tote. In: spiegel.de. 31. Mai 2017, abgerufen am 1. Juni 2017.
  6. Attentat dans le quartier diplomatique de Kaboul: au moins 90 morts. In: lapresse.ca. 31. Mai 2017, abgerufen am 1. Juni 2017 (französisch).
  7. Friederike Böge: Terror im Diplomatenviertel. In: faz.net. 31. Mai 2017, abgerufen am 1. Juni 2017.
  8. Kabul: Deutsche Botschaft bei Anschlag massiv beschädigt - Dutzende Tote. In: Spiegel Online. 31. Mai 2017, abgerufen am 10. Juni 2018.
  9. Mujib Mashal, Fahim Abed, Jawad Sukhanyar: Deadly Bombing in Kabul Is One of the Afghan War’s Worst Strikes. In: nytimes.com. 31. Mai 2017, abgerufen am 1. Juni 2017 (englisch).
  10. Opferzahl nach Anschlag steigt auf mindestens 90. In: zeit.de. 31. Mai 2017, abgerufen am 1. Juni 2017.
  11. Marcel Leubecher: Ist Afghanistan für Abschiebungen zu gefährlich?. In: welt.de. 31. Mai 2017, abgerufen am 1. Juni 2017.
  12. Abschiebungsstopp für Afghanistan. In: RP Online. 6. Juni 2017, abgerufen am 6. Juni 2017.
  13. Viele Tote bei Explosionen auf Beerdigung in Kabul. (tagesspiegel.de [abgerufen am 4. Juni 2017]).

Koordinaten: 34° 31′ 51,6″ N, 69° 10′ 40,8″ O