Bockenheim an der Weinstraße
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Bad Dürkheim | |
Verbandsgemeinde: | Leiningerland | |
Höhe: | 160 m ü. NHN | |
Fläche: | 11,24 km2 | |
Einwohner: | 2167 (31. Dez. 2017)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 193 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 67278 | |
Vorwahl: | 06359 | |
Kfz-Kennzeichen: | DÜW | |
Gemeindeschlüssel: | 07 3 32 006 | |
Gemeindegliederung: | 2 Ortsteile | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Industriestraße 11 67269 Grünstadt | |
Website: | ||
Ortsbürgermeister: | Kurt Janson | |
Lage der Ortsgemeinde Bockenheim an der Weinstraße im Landkreis Bad Dürkheim | ||
Bockenheim an der Weinstraße (pfälzisch Bockrem/Bockrum [ˈbɔkʁəm]) ist die am weitesten nördlich gelegene Ortsgemeinde im Landkreis Bad Dürkheim (Rheinland-Pfalz). 1956 entstand sie durch Zusammenlegung der Gemeinden Großbockenheim und Kleinbockenheim. Sie gehört der Verbandsgemeinde Leiningerland an und ist, gemessen an der Einwohnerzahl, mit rund 2170 Einwohnern deren fünftgrößte Ortsgemeinde.
Inhaltsverzeichnis
GeographieBearbeiten
Lage und UmgebungBearbeiten
Das pfälzische Bockenheim ist Teil der europäischen Metropolregion Rhein-Neckar und bildet den nördlichen Abschluss des Landkreises Bad Dürkheim. Unmittelbar nördlich schließt sich bereits der Landkreis Alzey-Worms an.
Die Ortsgemeinde besteht aus den Ortsteilen Großbockenheim im Süden und Kleinbockenheim im Norden, die baulich inzwischen nahezu vollständig zusammengewachsen sind. Nachbargemeinden sind im Uhrzeigersinn Monsheim, Hohen-Sülzen, Offstein, Obrigheim (Pfalz), Grünstadt, Quirnheim, Kindenheim und Wachenheim (Pfrimm).
Erhebungen und FlüsseBearbeiten
Die westlich der Wohnbebauung von Großbockenheim in zwei Terrassen ansteigenden Hügel heißen St. Petersberg, Sonnenberg und Fahnenberg. Nördlich des Siedlungsgebiets unweit der Grenze zu Monsheim und Wachenheim erstreckt sich der Kieselberg. Durch den Norden der Gemarkung fließt von Südwest nach Nordost der Kinderbach, ein rechter Zufluss der Pfrimm.
GeschichteBearbeiten
Die beiden Orte Großbockenheim und Kleinbockenheim waren nach der fränkischen Landnahme (um 500) aus kleinen Ansiedlungen entstanden, die sich um fränkische Gutshöfe entwickelt hatten. Erstmals urkundlich erwähnt wurde ein pfälzisches Bockenheim 770 im Lorscher Codex unter der Bezeichnung Buckenheim.[2]
Im April 1525 bildete sich im Pfälzischen Bauernkrieg der Bockenheimer Haufen, eine Zusammenrottung von Bauern, die sich den Aufständischen anschlossen.
Die 1956 entstandene Gemeinde Bockenheim an der Weinstraße gehörte zunächst dem Landkreis Frankenthal (Pfalz) an.
Im Zuge der ersten rheinland-pfälzischen Verwaltungsreform wechselte sie 1969 in den neu geschaffenen Landkreis Bad Dürkheim. Drei Jahre später erfolgte die Zuordnung zur ebenfalls neuen Verbandsgemeinde Grünstadt-Land, die am 1. Januar 2018 in der Verbandsgemeinde Leiningerland aufging.
PolitikBearbeiten
GemeinderatBearbeiten
Der Ortsgemeinderat in Bockenheim besteht aus 16 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 25. Mai 2014 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.
Die Sitzverteilung im Gemeinderat:[3]
Wahl | SPD | CDU | FWG | Gesamt |
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2014 | 7 | 4 | 5 | 16 Sitze |
2009 | 8 | 4 | 4 | 16 Sitze |
2004 | 8 | 4 | 4 | 16 Sitze |
- FWG = Freie Wählergruppe Bockenheim e. V.
BürgermeisterBearbeiten
Amtszeit | Name | Partei/Wählergruppe |
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seit 2004 | Kurt Janson | parteilos |
ab 1999 | Emil Wagner | FWG |
ab 1996 | Horst Kern | SPD |
ab 1989 | Eugen Ackermann | SPD |
ab 1974 | Erich Mattern | SPD |
ab 1964 | Karl Keidel | SPD |
ab 1956 | Karl Ludwig Böll | WG Bühler |
WappenBearbeiten
Bockenheim | |
Blasonierung: „Geteilt von Blau und Silber, oben auf schreitendem silbernem Pferd mit goldener Mähne, Zaumzeug, Sattel und Schweif ein golden nimbierter silberner Heiliger, mit silbernem Schwert seinen roten Mantel teilend, unten auf grünem Bogenschildfuß ein steigender, silbern bewehrter schwarzer Ziegenbock.“ | |
Wappenbegründung: Die am 1. Oktober 1956 durch den Zusammenschluss Groß- und Kleinbockenheims entstandene Gemeinde wünschte sofort nach Bildung ein Wappen, das aus den Wappen der beiden zuvor selbstständigen Gemeinden unter Vereinfachung der Details durch Fortlassen des Bettlers im Wappen von Kleinbockenheim geschaffen wurde. Mit der Genehmigung des Ministeriums des Innern, Mainz, vom 19. Februar 1959 war Bockenheim auch heraldisch vereinigt. |
GemeindepartnerschaftBearbeiten
Eine Gemeindepartnerschaft besteht zwischen Bockenheim und der französischen Gemeinde Grandvilliers im Département Oise.
Sehenswürdigkeiten und KulturBearbeiten
BauwerkeBearbeiten
Das Ortsbild wird von zahlreichen alten Gehöften geprägt, von denen immer mehr restauriert werden.
Der Turm der romanischen Martinskirche stammt aus dem 11. Jahrhundert. Sie stand neben der früheren Emichsburg der Leininger Grafen, nach der das heutige Bürgerhaus benannt ist. Die Burg wurde nach mehrfachen Verwüstungen beim Wiederaufbau in ein Schloss umgewandelt, das auch wieder zerstört wurde. Seine Reste sind in ein Weingut integriert, das sich deshalb Schlossgut nennt.
1995 wurde als Gegenstück zum Deutschen Weintor in Schweigen, welches seit 1936 den südlichen Beginn der Deutschen Weinstraße kennzeichnet, zwischen Groß- und Kleinbockenheim das Haus der Deutschen Weinstraße errichtet. Stilistisch an ein römisches Kastell angelehnt, überspannt es brückenartig die Weinstraße und bietet neben einem Restaurant (120 Plätze) mit Seeterrasse auch verschiedenen Veranstaltungsräumen Platz. Im Turmzimmer mit Ausblick auf die umgebenden Rebenhügel sowie die Rheinebene bis hin zum Odenwald findet für Trauwillige die Weinstraßenhochzeit statt.
Auf dem St. Petersberg steht die Heiligenkirche, die Simon Petrus zum Patron hat. Es handelt sich um eine barocke Kapelle, unter deren Altar eine Quelle entspringt. Sie steht auf den Fundamenten einer größeren romanischen Kirche. Der sogenannte Katzenstein in ihrer Nähe, ein Kalksteinblock, wird als vorchristlicher Opferaltar angesehen.[4] Er soll zu einem heidnischen Kultplatz auf dem Hügel gehört haben, den laut Volkssage der lokale hl. Philipp von Zell in einen christlichen Ort umgewandelt hat.[5]
NaturBearbeiten
Obwohl außerhalb des Pfälzerwalds gelegen, ist der Westen der Gemarkung Bestandteil des Naturparks Pfälzerwald. Innerhalb der Bockenheimer Gemarkung gibt es insgesamt neun Naturdenkmäler.
VeranstaltungenBearbeiten
Seit 1953 wird in Bockenheim in jedem Oktober der Pfälzische Mundartdichterwettstreit ausgetragen, zu dem sich Pfälzer Mundart schreibende und sprechende Teilnehmer treffen. Die Jury zeichnet bis zu zehn Gedichte aus.
Die alljährlich an einem Maiwochenende stattfindenden Bockenheimer Mundarttage wurden dadurch bekannt, dass Dialektologen vor Publikum über Mundarten referierten und darüber – traditionell im Dialekt – auf dem Podium diskutierten. 2015 wurde im Schloss der Deutsch-Pennsylvanische Tag veranstaltet.
Seit 1985 findet am letzten Sonntag im August stets der Erlebnistag Deutsche Weinstraße statt und seit 1998 der Marathon Deutsche Weinstraße.
Burschenschaft 1813Bearbeiten
Wie für die Region typisch, gibt es in Bockenheim eine Burschenschaft. Die Tradition der Burschenschaft 1813 Bockenheim reicht über 200 Jahre zurück. Wer in die Vereinigung aufgenommen werden will, kann sich bei einer der Versammlungen in einer Bockenheimer Wirtschaft bewerben, sofern er Einwohner der Gemeinde Bockenheim ist. Punkt 2 der Tagesordnung ist dann die „Burschung“. Dabei muss der „Neiborsch“ einen Schoppen Wein in einem Zug leeren. Danach bekommt der Neuling die Statuten der Burschenschaft vorgelesen und wird vereidigt. Damit ist er in die Gemeinschaft der Burschen aufgenommen.
Wirtschaft und InfrastrukturBearbeiten
WirtschaftBearbeiten
Größte Weinbaugemeinden im Anbaugebiet |
Rang unter allen rheinland-pfälzischen Weinbaugemeinden nach Rebfläche |
Bestockte Rebfläche 2017 (in ha) |
Rebsorten | |
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weiße | rote | |||
(in %) | ||||
Pfalz | 23.652 | 65 | 35 | |
Landau (Pfalz) | 1 | 2.067 | 66 | 34 |
Neustadt (Weinstr.) | 2 | 2.031 | 67 | 33 |
Billigheim-Ingenheim | 4 | 843 | 62 | 38 |
Bad Dürkheim | 6 | 819 | 68 | 32 |
Kirrweiler | 14 | 589 | 67 | 33 |
Edesheim | 17 | 505 | 61 | 39 |
Deidesheim | 18 | 498 | 85 | 15 |
Wachenheim (Weinstr.) | 20 | 473 | 75 | 25 |
Göcklingen | 22 | 464 | 65 | 34 |
Freinsheim | 25 | 437 | 61 | 39 |
Quelle: Faltblatt Weinbau 2018. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, Bad Ems, Mai 2018 |
Bockenheim ist ein altes Winzerdorf, in dem seit mehr als 1200 Jahren Weinbau betrieben wird. Er ist auch heute noch der wichtigste Wirtschaftszweig des Ortes. Bockenheims Weinberge erstrecken sich auf über 400 Hektar. Auf Gemarkung der Gemeinde befinden sich die Großlage Grafenstück sowie mehrere Einzellagen. Gemessen an der für Weinbau verwendeten Fläche stellt Bockenheim die neuntgrößte Weinbaugemeinde des Weinanbaugebiets Pfalz dar. Ein Teil der Weinberge wird vom Weingut Kreutzenberger im benachbarten Kindenheim bewirtschaftet. Daneben gewinnt der Tourismus zunehmend an Bedeutung.
VerkehrBearbeiten
StraßenverkehrBearbeiten
Bockenheim ist der nördlichste Ort an der 85 km langen Deutschen Weinstraße. Diese verläuft hier auf der Bundesstraße 271 und führt in Nord-Süd-Richtung noch schmal und kurvenreich mitten durch den Ort. Von ihr aus besteht eine Anbindung an die 6 km südlich gelegene Anschlussstelle Grünstadt der Autobahn 6 (Mannheim–Saarbrücken).
Bereits seit den 1990er-Jahren wird seitens der Kreisverwaltung eine Ortsumgehung im Osten angestrebt. Im Bundesverkehrswegeplan 2030 ist (Stand 2016) eine solche Umgehung allerdings nicht vorgesehen.[6]
BahnverkehrBearbeiten
Die Bahnstrecke der 1873 eröffneten Pfälzischen Nordbahn Neustadt–Monsheim verläuft am östlichen Ortsrand. Der Haltepunkt (früher: Bahnhof) Bockenheim-Kindenheim wird im Rheinland-Pfalz-Takt von Regionalbahnen bedient. 1984 wurde der Personenverkehr eingestellt, elf Jahre später jedoch reaktiviert. In südlicher Richtung führen die Fahrten jedoch nur bis nach Grünstadt.
Der öffentliche Nahverkehr ist in den Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) integriert, es gelten dessen Gemeinschaftstarife.
RadwegeBearbeiten
Für Fuß- und Radwanderer ist Bockenheim nördlicher Ausgangspunkt des Kraut-und-Rüben-Radwegs und des Radwegs Deutsche Weinstraße. Der Barbarossa-Radweg verläuft durch den Ort.
FernwanderwegBearbeiten
In Bockenheim beginnt der Wanderweg Pfälzer Weinsteig. Er führt parallel zur Deutschen Weinstraße etwa 100 km nach Süden bis zur Grenze zwischen Deutschland und Frankreich.
PersönlichkeitenBearbeiten
EhrenbürgerBearbeiten
- Jakob Böshenz (1871–1957), Volksschullehrer, der sich berufliche Verdienste erwarb,[7] die jedoch wegen seiner Nähe zu den Machthabern in der Zeit des Nationalsozialismus kritisch betrachtet werden. So gab der Schriftsteller Michael Bauer 1991 eine nach Böshenz benannte literarische Auszeichnung zurück, als er von dessen Vergangenheit erfahren hatte.
Söhne und Töchter der GemeindeBearbeiten
- Jakob Kautz (~1500–1532), Theologe und Reformator
- Anton Straub (1852–1931), katholischer Priester, Jesuit, Theologe und Buchautor
- Heinrich Janson (1869–1940), Politiker (DVP)
- Arthur Kullmer (1896–1953), General der Infanterie und Ritterkreuzträger
- Karl-Heinz Spieß (* 1948), Historiker
- Eugen Ackermann (* 1949), Politiker (SPD)
- Bodo Mattern (* 1958), Fußballspieler
Personen, die vor Ort gewirkt habenBearbeiten
- Joseph Max von Vallade (1825–1882), Adeliger und katholischer Pfarrer von Bockenheim, der sich um den Eisenbahnanschluss der Gemeinde verdient machte, ist hier begraben.
- Georg Renno (1907–1997), ab 1940 stellvertretender ärztlicher Leiter der NS-Tötungsanstalt Hartheim, verbrachte seinen Lebensabend vor Ort.
- Reinig, Braun + Böhm, Folkband, trat 2005, 2006 und 2007 beim Pfälzischen Mundartdichterwettstreit auf.
- Constanze Wagner (* 1963), Leichtathletin, nahm 2000 am Marathon Deutsche Weinstraße teil.
- Patricia Frank (* 1985), 2008/09 Pfälzische Weinkönigin, kommt aus Bockenheim.
LiteraturBearbeiten
- Klaus J. Becker, Wolfgang M. Schmitt (Hrsg.): Vereint seit 50 Jahren. Bockenheim an der Weinstraße. Bockenheim 2006, ISBN 978-3-938031-17-9.
- Herbert Dellwing: Die Martinskirche in Bockenheim. In: Der Turmhahn. Blätter vom künstlerischen Schaffen und Bauen in der Pfälzischen Landeskirche. Jg. 26, H. 5/6. Speyer 1982, S. 2–24 (Sonderdruck: Speyer 1982, Nachdruck 1996).
- Literatur über Bockenheim an der Weinstraße in der Rheinland-Pfälzischen Landesbibliographie.
WeblinksBearbeiten
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2017, Gemeindeebene (Hilfe dazu).
- ↑ Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex (Band 3), Urkunde 1115 26. Mai 770 – Reg. 496. In: Heidelberger historische Bestände - digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 121, abgerufen am 25. Januar 2016.
- ↑ Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2014, Stadt- und Gemeinderatswahlen
- ↑ Website zum Katzenstein.
- ↑ Website zur Heiligenkirche Bockenheim.
- ↑ Landrat Ihlenfeld schreibt Brief an Staatsminister Volker Wissing: „Warum ist Ortsumgehung Bockenheim nicht Teil des Bundesverkehrswegeplans 2030?“, pfalz-express.de, 9. August 2016
- ↑ Jakob Böshenz. www.bockenheim-historie.de, abgerufen am 11. Juli 2018.