Bobonaro (Verwaltungsamt)

Verwaltungsamt in Osttimor

Bobonaro ist ein osttimoresisches Verwaltungsamt (portugiesisch Posto Administrativo) in der Gemeinde Bobonaro. Verwaltungssitz ist Bobonaro.[3]

Verwaltungsamt Bobonaro
Heiße Quelle von Marobo
Verwaltungssitz Bobonaro
Fläche 212,50 km²[1]
Einwohnerzahl 25.374 (2022)[2]
Sucos Einwohner (2022)[2]
Ai-Assa 1.886
Atu-Aben 989
Bobonaro 1.740
Carabau 2.529
Colimau 1.336
Cota Bo’ot 676
Ilat-Laun 1.637
Leber 1.439
Lour 971
Lourba 1.487
Malilait 1.362
Maliubu 2.508
Molop 1.276
Oeleo 1.258
Sibuni 918
Soileco 1.465
Tapo 738
Tebabui 1.159
Übersichtskarte
Das Verwaltungsamt Bobonaro
Bobonaro (Verwaltungsamt) (Osttimor)
Bobonaro (Verwaltungsamt) (Osttimor)

Geographie Bearbeiten

 
Im Suco Ai-Assa
 
Der Berg Tapo
 
Der Bee Mutin Manas, Suco Ilat-Laun

Bis 2014 wurden die Verwaltungsämter noch als Subdistrikte bezeichnet. Vor der Gebietsreform 2015 hatte Bobonaro eine Fläche von 217,12 km².[4] Nun sind es 212,50 km².[1]

Bobonaro teilt sich in 18 Sucos: Ai-Assa, Atu-Aben (Atu Aben), Bobonaro, Carabau, Colimau, Cota Bo’ot (Cotabot), Ilat-Laun (Ilatalaun), Leber, Lour, Lourba, Maliubu (Male-Ubu), Malilait, Molop, Oeleo (Oe-Leu, Oeleu), Sibuni, Soileco (Soi Leco, Soilesu), Tapo und Tebabui.[5]

Das Verwaltungsamt Bobonaro liegt im Osten der gleichnamigen Gemeinde. Nordwestlich liegen die Verwaltungsämter Maliana und Cailaco, im Süden das Verwaltungsamt Lolotoe, im Südwesten die Gemeinde Cova Lima und im Norden die Gemeinde Ermera. An einem schmalen Punkt trifft Bobonaro im Osten auch auf die Gemeinde Ainaro. Im Verwaltungsamt Bobonaro entspringt der Fluss Loumea und mehrere seiner Nebenflüsse. Andere Flüsse aus dem Norden des Verwaltungsamts fließen nach Norden in den Lóis, Osttimors längster Fluss. Im Westen, im Suco Leber, liegt der Tapo, mit 1934 m der höchste Berg der Gemeinde Bobonaro.[6] Etwas südlich davon liegt der Berg Leohito mit 1925 m.[7] Im Nordosten des Sucos Leber befindet sich der Berg Leber (1403 m).[8]

Einwohner Bearbeiten

 
Ritual am Foho Ilat-Laun

In Bobonaro leben 25.374 Menschen (2022), davon sind 12.586 Männer und 12.788 Frauen. Im Verwaltungsamt gibt es 4.605 Haushalte.[2] Der Altersdurchschnitt beträgt 18,6 Jahre (2010,[4] 2004: 18,2 Jahre[10]). Er ist eines der Zentren der Nationalsprache Bunak in Osttimor. Ihre Sprecher bilden die größte Sprachgruppe im Verwaltungsamt.[10] Auch die Nationalsprache Kemak wird gesprochen. In Marobo (Marabo) haben sich die Kemak über Generationen mit der benachbarten Ethnie der Bunak vermischt, weswegen es kulturelle Unterschiede zwischen den Kemak von Marobo und dem benachbarten Atsabe gibt.[11] Die französische Anthropologin Brigitte Renard-Clamagirand studierte zwischen 1966 und 1970 die hiesige Kultur.[12]

Als Zweitsprache ist die Amtssprache Tetum weit verbreitet. Bahasa Indonesia wurde während der Besatzungszeit verwendet, die Älteren sprechen noch Portugiesisch. Dieses wird auch in den Schulen unterrichtet.[13]

Geschichte Bearbeiten

 
Bunak aus Bobonaro in Festtagskleidung, Álbum Fontoura, vor 1940

Die Marobo-Kemak hatten im Norden Bobonaros ein kleines Reich, das unter der Vorherrschaft des Reiches von Atsabe stand, an dessen Peripherie es lag.[12] Gouverneur José Celestino da Silva führte im März 1895 eine Offensive gegen Marobo und Obulo, um sie endgültig für Portugal zu unterwerfen.[14]

Bereits im 17. Jahrhundert errichteten die Portugiesen in Bobonaro einen Stützpunkt, der im 20. Jahrhundert von einer Einheit der Kavallerie übernommen wurde. Bobonaro wurde Hauptort des damaligen Kreises Fronteira und später des Kreises Bobonaro, bevor Maliana diese Rolle übernahm.

1942 operierten in der Region alliierte Truppen in der Schlacht um Timor, im Kampf gegen die Japaner. Am 10. August 1942 bombardierten die Japaner Bobonaro, wo die Australier das Hauptquartier der alliierten Kräfte errichtet hatten. Daraufhin zogen die Alliierten ab und kurz darauf kontrollierte Japan das Gebiet. Später bombardierten auch die Australier Bobonaro. Unter anderem wurde das 200 Jahre alte Fort zerstört.[15]

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die 5. Kavallerieschwadron (ECAV 5) der Portugiesen in Bobonaro stationiert. Im Dezember 1974 wurde sie mit der aufgelösten 6. Kavallerieschwadron aus Atabae zur Kavalleriegruppe Fronteira (deutsch Grenze) zusammengelegt. Bis zum Ende der portugiesischen Herrschaft auf Timor blieb sie in Bobonaro stationiert.

Im Januar 1976 begannen indonesische Streitkräfte mit der Besetzung des damaligen Subdistrikts von Bobonaro. Bewohner von Ai-Assa und Malilait berichten, dass Angriffe von Bodentruppen und Lufteinheiten die Zivilisten mehrmals zur Flucht zwangen. Viele starben durch Verwundungen, Krankheiten und Hunger. 1979 gaben die Dorfbewohner auf und ergaben sich den indonesischen Truppen.[16]

Zwischen den Sucos von Tapo, Oeleo und Leber kam es in der Vergangenheit wiederholt zu gewalttätigen Konflikten, wobei auch die überregionalen Konflikte zwischen 1975 und 1999 ebenfalls mit einwirkten und zu Kämpfen und Vertreibungen führten. So war in diesen Sucos 1999 die pro-indonesische Miliz Dadarus Merah Putih aus Ritabou aktiv.[17]

Politik Bearbeiten

 
Administrator Domingos Leto Lelo (2013)

Der Administrator des Verwaltungsamts wird von der Zentralregierung in Dili ernannt. 2015 war dies Domingos Leto Lelo[18] und 2016 Rui Bere Mau Barros.[19] 2021 wurde Juvinal Leto Mau dos Santos zum Administrator ernannt.[20]

Wirtschaft Bearbeiten

71 % der Haushalte bauen Mais an, 69 % Maniok, 61 % Kokosnüsse, 56 % Gemüse, 45 % Kaffee und 10 % Reis.[21]

Während der portugiesischen Kolonialzeit entstand im Suco Ilat-Laun ein Bad mit heißen Quellen, die Termas do Marobo. Das Schwimmbecken, das von der heißen Quelle gespeist wird, existiert noch heute und ist heute eine touristische Sehenswürdigkeit.[22]

Persönlichkeiten Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Bobonaro – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Direcção-Geral de Estatística: Ergebnisse der Volkszählung von 2015 (Memento des Originals vom 17. Oktober 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.statistics.gov.tl, abgerufen am 23. November 2016.
  2. a b c Institutu Nasionál Estatístika Timor-Leste: Final Main Report Census 2022, abgerufen am 18. Mai 2022.
  3. Jornal da República: Diploma Ministerial n.o 24/2014 de 24 de Julho – Orgânica dos Postos Administrativos (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  4. a b Direcção Nacional de Estatística: 2010 Census Wall Chart (English) (Memento vom 12. August 2011 im Internet Archive) (PDF; 2,5 MB)
  5. Jornal da Républica mit dem Diploma Ministerial n.° 199/09 (Memento vom 3. Februar 2010 im Internet Archive) (portugiesisch; PDF; 323 kB)
  6. Timor-Leste GIS-Portal (Memento vom 30. Juni 2007 im Internet Archive)
  7. Lugares
  8. Peakvisor: Mount Leber
  9. a b Seeds of Life
  10. a b Direcção Nacional de Estatística: Census of Population and Housing Atlas 2004 (Memento vom 13. November 2012 im Internet Archive) (PDF; 14 MB)
  11. Andrea K. Molnar: Died in the service of Portugal
  12. a b Center for Southeast Asian Studies, Northern Illinois University
  13. Bobonaro District Development Plan 2002/2003 (Memento vom 28. März 2009 im Internet Archive) (PDF-Datei; 566 kB)
  14. History of Timor – Technische Universität Lissabon (Memento vom 24. März 2009 im Internet Archive) (PDF; 824 kB)
  15. COMMANDO CAMPAIGN SITES – EAST TIMOR: BOBONARO DISTRICT, MAROBO, 11. Januar 2020, abgerufen am 11. Januar 2020.
  16. CAVR Chega Files: Chapter 7.5: Violations of the Laws of War (Memento vom 5. September 2014 im Internet Archive) (PDF; 534 kB)
  17. CAVR Chega Files: Part 10: Acolhimento and victim support (Memento vom 5. September 2014 im Internet Archive) (PDF; 518 kB)
  18. Ministério da Administração Estatal: Administração Municipal (Memento vom 1. Juni 2016 im Internet Archive)
  19. Jornal da República: RESOLUÇÃO DO GOVERNO N.º 34/2016 de 12 de Outubro, abgerufen am 12. Januar 2024.
  20. Jornal da República: DESPACHO Nº 49 / M - MAE / IX / 2021, 1. September 2021, abgerufen am 22. Dezember 2023.
  21. Direcção Nacional de Estatística: Suco Report Volume 4 (englisch) (Memento vom 9. April 2015 im Internet Archive) (PDF; 9,8 MB)
  22. Jane’s Oceania: Timor – Facts about Timor (Memento vom 9. Januar 2018 im Internet Archive)

Koordinaten: 9° 2′ S, 125° 20′ O