Birker Bad

Baudenkmal in Solingen

Das Birker Bad in Solingen ist ein denkmalgeschütztes ehemaliges Schwimmbad, entworfen durch den Architekten Knie und den Stadtbaumeister Rauprich. Es wurde am 31. Januar 1991 unter der Nummer 895 in die Liste der Baudenkmäler aufgenommen.

Birkerbad (2019)

Geschichte Bearbeiten

Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Solingen nur privat initiierte öffentliche Bademöglichkeiten wie das 1887 eröffnete Kaiserbad, dessen Preise allerdings für das normale Volk nicht bezahlbar waren. 1896 wurde im Stadtrat die Eröffnung einer Badeanstalt abgelehnt. 1900 wurde der Beschluss zum Bau eines Hallenbads gefasst. Ziel war neben dem Schwimmunterricht und den Schwimmmöglichkeiten auch die Sicherstellung der Hygiene der Bevölkerung, wie von Oskar Lassar als Motto des Berliner Vereins für Volksbäder formuliert: Jedem Deutschen wöchentlich ein Bad. Die alten Gebäude des Schlachthofs wurden für 280.000 Mark zum Schwimmbad umgebaut. Baubeginn des Schwimmbads war im Herbst des Jahres 1902. Das Bad wurde im klassizierenden Historismus erbaut, die Innenausstattung hingegen zeigt auch Motive des Jugendstils. Zeitgleich wurde die Sengbachtalsperre errichtet. Beide Bauwerke wurden 1903 fertiggestellt. Am 8. Mai 1903 wurde erst die Talsperre und danach das Schwimmbad am Birkenweiher bzw. am früheren Schillerplatz eingeweiht.

Das Bad bestand aus einer großen Schwimmhalle mit einem Becken von 23,67 m × 11 m mit einer Wassertiefe von 1,20 bis 3,20 m, jeweils acht Wannenbädern 1. und 2. Klasse, 24 Umkleidekabinen und zwölf Brausebädern sowie einem römischen Bad. Reinigungsräume, eine Wäscherei, eine Plätterei und ein Trockenraum waren ebenfalls vorhanden.

Täglich wurden in den beiden Dampfkesseln rund 1,5 t Kohle verheizt, um das Wasser zu erwärmen.

Kurz vor dem Ersten Weltkrieg gab es Überlegungen, ein Wellenbad und eine Wasserrutsche in das Bad zu integrieren, nach Kriegsausbruch konnten diese Pläne nicht weiter verfolgt werden. Während dieser Zeit gab es massive Undichtigkeiten des Schwimmbeckens, was zur Schließung führte. Die Wiedereröffnung konnte erst 1920/1921 stattfinden.

1927 wurde auf den nördlichen Außenflächen hinter dem Schwimmbad als reines Kinderfreibad für Kinder bis 14 Jahre das „Planschetarium“ eröffnet, dessen Name vom Schwimmbad auf der GeSoLei in Düsseldorf entlehnt war.

1928/1930 wurde in Ohligs als zweites Schwimmbad die Badeanstalt Sauerbreystraße eröffnet.

In den 1930er Jahren lagen die Besucherzahlen bei 250.000 Besuchern pro Jahr.

1944 wurde im Zweiten Weltkrieg das Schwimmbad schwer beschädigt und das „Planschetarium“ vollständig zerstört.

Im Jahr 1949 wurde vom damaligen Sportausschuss unter Leitung des späteren Bundespräsidenten Walter Scheel der Wiederaufbau mit einer wettkampfgeeigneten 25-Meter-Bahn beschlossen. Die Schwimmhalle und die Brausebäder wurden am 2. Mai 1951 nach weniger als 18 Monaten Bauzeit für 670.000 DM wieder in Betrieb genommen, das römische Bad wurde dabei allerdings nicht instand gesetzt. Das Hallenbad selbst wurde auf eine 25-Meter-Bahn erweitert wie vorgesehen. Außerdem gab es ein Brausebad für Erwerbslose. 1959 gab es Pläne, auch das römische Bad wieder instand zu setzen, die allerdings nicht umgesetzt wurden.

In den 1960er Jahren wurden erneut Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt. Mit dem Neubau des Hallenbads am Vogelsang 1974 und des Klingenhallen-Sportbads am Weyersberg 1975 verlor das Birker Bad an Bedeutung. Seit den 1980er Jahren wurde über eine Schließung nachgedacht.

Zum Tag des offenen Denkmals am 14. September 2008 konnte das Bad im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Gezeigt wurden dabei auch die sonst nicht mehr zugänglichen Anlagen des römischen Bads und die technischen Anlagen.

Seit 2009 wurde eine europaweite Ausschreibung zur Übertragung an einen privaten Anbieter in Betracht gezogen. Die ersten Überlegungen zur Übergabe an die Bundesvereinigung Lebenshilfe wurden geprüft. Kosten in Höhe von fünf Millionen Euro standen im Raum, von denen drei Millionen durch das Land, eine Million durch die Stadt und der Rest durch die Lebenshilfe getragen werden sollten. Zahlreiche weitere Fragen zu den zu veranschlagenden Steuern und Nutzungsmöglichkeiten führten zum Abbruch der Verhandlungen. Die Gespräche wurden danach nochmals aufgenommen, aber im April 2011 endgültig beendet. Seit dem 23. Juli 2011 ist das Hallenbad geschlossen. Im April 2012 wurde das Bad vollständig außer Betrieb genommen.

Im Februar 2013 wurde bekannt, dass die türkisch-muslimische DITIB-Gemeinde das alte Hallenbad übernehmen wolle und Überlegungen zum Umbau in eine Moschee angestellt wurden. Diese Aussagen wurden wenige Tage später widerrufen.[1]

Zum Tag des offenen Denkmals am 9. September 2018 konnte letztmals das Schwimmbad besichtigt werden, bevor Umbau und Umnutzung durch einen Investor begannen. Ein Bio-Laden mit einer Fläche von 850 m² im Bereich des Schwimmbeckens sowie ein Café von 148 m²im Bereich des römischen Bads, ein Weindepot im Eingangsbereich mit 246 m² über zwei Etagen sowie ein Flugsimulator von Aerotask[2] sind vorgesehen. Die Bausubstanz an sich wird erhalten, Einrichtungen aus Erneuerungen und Erweiterungen der 1960er Jahre werden rückgebaut.[3]

Schwimmsport in Solingen Bearbeiten

Bereits 1897 wurde der Wald-Solinger-Schwimmverein gegründet. Zur Eröffnung des Schwimmbades wurde 1902 der Solinger Schwimmverein Schwimmsport Solingen 02 gegründet. Bis 1910 wurde noch ein weiterer Schwimmverein gegründet. Die Mitgliederzahlen stiegen dauerhaft an.

Anfänglich war für Frauen das Schwimmbad nur zu ein paar Stunden am Vor- oder Nachmittag freigegeben. Berufstätige Frauen konnten also nicht schwimmen gehen. Erst 1910 bekamen die Damenabteilungen einige Abendstunden zur Verfügung. Daraufhin wurde der erste Solingen Damenschwimmverein gegründet.

1931 wurde Christel Rupke durch den Trainer des Ohligser Schwimmvereines Ohligser SV 04 Ewald Licht als Naturtalent des Schwimmsports entdeckt.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Städt. Badeanstalt Birkerstraße
  2. Flugsimulator im Birker Bad verspätet sich. In: Solinger Tageblatt vom 5. Oktober 2018
  3. Umfangreiche Dokumente aus dem Stadtarchiv

Koordinaten: 51° 10′ 0″ N, 7° 5′ 11,9″ O