Bettenhausen (Dornhan)

Ortsteil der Stadt Dornhan im Norden des Landkreises Rottweil

Bettenhausen ist ein Teilort der Stadt Dornhan im Landkreis Rottweil in Baden-Württemberg. Das Dorf Bettenhausen war bis ins Jahr 1972 selbständige Gemeinde im Altkreis Horb.

Bettenhausen
Stadt Dornhan
Wappen von Bettenhausen in seiner Zeit als selbständige Gemeinde
Koordinaten: 48° 23′ N, 8° 32′ OKoordinaten: 48° 22′ 30″ N, 8° 32′ 24″ O
Höhe: ca. 448 m ü. NHN
Einwohner: 190 (31. Dez. 2023)
Eingemeindung: 1. März 1972
Postleitzahl: 72175
Vorwahl: 07455
Bild von Bettenhausen

Geographische Lage Bearbeiten

 
Zitzmannsbrunnenbach, Bettenhausen

Bettenhausen liegt nördlich der Muschelkalkhochfläche der Dornhaner Platte im Tal der Glatt zwischen den Dörfern Leinstetten ober- und Hopfau unterhalb. Der durch den Muschelkalk bis in den Buntsandstein tief eingeschnittene Neckar-Zufluss[1] nimmt dort aus dem Südwesten den Zitzmannsbrunnenbach auf und wechselt nach lange südlichem auf östlichen Unterlauf. Naturräumlich gesehen liegt Bettenhausen im Unterraum „Gäuplatten über der Glatt“ der Oberen Gäue.[2]

Das Dorf weit im Norden des Landkreises liegt knapp vier Kilometer nordöstlich von Dornhans an der Talmündung des erwähnten Nebenbaches und etwa 24 Kilometer nordnordwestlich der Kreisstadt Rottweil (jeweils in Luftlinie).

Geschichte Bearbeiten

Der Ort selbst wird erstmals um 1156/60 in den Traditiones Hirsaugiensis als Betinhusen erwähnt. Spätere Beziehungen zum Kloster Hirsau sind jedoch nicht nachweisbar. Auch der frühe Nachweis der Kirche in der Kirchweihnachricht von 1098 aus dem Sepulchrum, der kleinen Reliquiengruft des Altartisches in Bettenhausen, macht es wahrscheinlich, dass Bettenhausen bereits zu dieser Zeit besiedelt war. Das Reliquienkästchen befindet sich heute im Diözesanmuseum Rottenburg. Dem Anlageteil der Stuttgarter Handschrift des Reichenbacher Schenkungsbuches (1143–1152) ist zu entnehmen, der Geistliche Hermann von Bettenhausen habe versprochen, dem Kloster fünf Tübinger Schillinge zu geben.[3] Der Ortsadel ist wenig greifbar. Mit Ritter Johann de Betenhusen ist er zu Beginn des 13. Jahrhunderts ersterwähnt[3]. Herr Johann Ritter von Bettenhausen hatte Werner von Rexingen Güter verliehen, aus denen dieser dem Kloster Reichenbach einen Ewigzins von 18 Pfennigen zuwandte, außerdem zahlte er Ritter Johann eine Ablöse von 4 Pfund und machte damit sich, seine Ehefrau und seine Nachkommen frei. Schließlich überergab er sich dem Kloster zu Zensualenrecht. Nach der Nennung des Hugo miles de Betenhusen[4] 1246 ist über den Ortsadel nichts mehr erfahrbar. Er bezeugt hier lediglich einen Güterverkauf des Hugo von Wehrstein an das Kloster Kirchberg. Die herrschaftlichen Rechte waren stets Allod. Erste belegbare Inhaber waren die Herren von Lichtenfels. Im 15. Jahrhundert veräußerten sie ihre Rechte schrittweise an die Herren von Neuneck. Zwischen 1492 und 1538 erwarb Marx von Bubenhofen das Patrimonialrecht. 1525 beteiligten sich einige Ortsbewohner an der Belagerung und Eroberung benachbarter Burgen.

Kirchlich war Leinstetten bis 1538 Filialort von Bettenhausen. Danach ließ Marx von Bubenhofen als Patronatsherr die Pfarrei nach Leinstetten transferieren.

1540 war ein gemeinsames Gericht für Bettenhausen und Leinstetten zuständig. 1691–1693 war Bettenhausen an das Spital Leinstetten verpfändet, 1782/83 wurde es an den Straßburger Freiherrn von Frank verkauft, 1790/91 an den Grafen von Sponeck.

1805/1806 kam es an das Oberamt Sulz, 1808–1810 vorübergehend an das Oberamt Alpirsbach, dann erneut an das Oberamt Sulz.

Anfänge kommunaler Selbstverwaltung sind durch das vermutlich 1630 verfasste und 1648 bestätigte Vogtbuch sichtbar. 1729 erhielt die Gemeinde eine von der Herrschaft zu bestätigende Dorf- oder Fleckenordnung, die 1754 erneuert wurde.

Trotz überwiegender Landwirtschaft gab es an Dorfhandwerk 1739 jeweils einen Wagner, Bäcker, Kübler und Schuhmacher sowie je drei Flößer und Weber, 1748 gab es zwei Schildwirtschaften. Erstmals war 1606 eine Wirtschaft mit Herberge nachweisbar gewesen.

Seit 1834 gewährleistete ein Pumpwerk im Bettenhauser Tal die Wasserversorgung der Stadt Dornhan. Seit 1923 existiert in Bettenhausen ein Wasserkraftwerk mit Stausee im Heimbachtal und einem Ausgleichssee im Glatttal. Bettenhausen schloss sich wie Leinstetten erst 1989 der 1905 gegründeten Heimbachwasserversorgungsgruppe an.

1873 wurde die Straße von Dornhan nach Bettenhausen gebaut. 1899 wurde der Industriebetrieb Julius Rahm und Söhne Maschinen- und Mühlenbau in Bettenhausen gegründet.

Durch Eingemeindung kam Bettenhausen am 1. März 1972 an die Stadt Dornhan, die, zuvor Teil des aufgelösten Landkreises Horb, bei der Kreisreform 1973 am 1. Januar 1973 Teil des im Bestand veränderten Landkreises Rottweil wurde.

Bettenhausen wurde 1973 Mitglied des Fremdenverkehrsverbandes Unteres Glatttal. Er eröffnete 1973 das Glatttal-Freibad an der Markungsgrenze Bettenhausen-Hopfau.

Politik Bearbeiten

Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 brachte im Stadtteil Bettenhausen folgendes Ergebnis:[5]

Partei / Liste Stimmenanteil
Wählervereinigung 74,5 %
Bürgerliste 25,5 %

Ortsvorsteher

Ortsvorsteher der gemeinsamen Ortschaftsverwaltung Leinstetten/Bettenhausen ist Peter Saile.[6]

Ehemalige Bürgermeister von Bettenhausen bis zur Eingemeindung 1972[7]

  • 1810–1823: Karl Ott
  • 1824–1840: Fehr
  • 1842–1869: Xaver Trick
  • 1869–1870: Andreas Glück
  • 1870–1877: Conrad Rapp
  • 1878–1879: Wilhelm Schäfer
  • 1879–1918: Joseph Günthner
  • 1918–1919: Joseph Günthner (Schultheiß a. D. als Schultheißenamtsverweser)
  • 1920–1934: Josef Rahm
  • 1934–1940: Andreas Dölker
  • 1940–1945: Johannes Bronner (stellv. Bürgermeister)
  • 1845: Julius Rahm
  • 1945–1966: Franz Ott
  • 1966–1972: Friedrich Peter (zugleich Bürgermeister in Leinstetten)

Zum 1. März 1972 erfolgte die Eingemeindung und damit Verbunden die Auflösung des Bürgermeisteramts Bettenhausen.

Ortsvorsteher ab 1. März 1972 der Ortschaft Bettenhausen/Leinstetten Bearbeiten

  • 1972–1974: Friedrich Peter
  • 1975–1989: Josef Bronner
  • 1989–2009: Peter Saile
  • 2009–2019: Sigrid Kümmich
  • seit 2019: Peter Saile (bereits von 1989–2009 Ortsvorsteher)

Wappen Bearbeiten

 
Wappen von Bettenhausen
Blasonierung: „In Rot ein auf einem durchgehenden belaubten silbernen (weißen) Zweig sitzender silberner (weißer) Waldkauz“[9]

Bis zur Eingemeindung 1972 führte Bettenhausen ein eigenes Wappen. Das Wappen folgt einem Entwurf des Kunstmalers Paul Kälberer aus Glatt

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Bettenhausener Auferstehung – St. Konrad (16. Jh.)
  • Kirche St. Konrad mit einem Auferstehungsbild, gestiftet 1596 (mit Wappen des Stifters Hans Marx von Bubenhofen und seiner Gemahlin Katharina von Freyberg einschließlich deren Vorfahren bis zu den Urgroßeltern).
  • Wasserkraftwerk Bettenhausen
  • Historisches Wasserhäusle im Zitzmannsbrunnental[10]

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Verkehr Bearbeiten

Bettenhausen ist durch die L 409 mit den beiden Nachbardörfern Leinstetten und Hopfau verbunden. Es ist mit der im Nebental des Zitzmannsbrunnenbach verlaufenden L 410 direkt an Dornhan angeschlossen. Die L 409 führt ostwärts zum nächsten Bahnhof in Sulz am Neckar an der Bahnstrecke Plochingen–Immendingen und zum nächsten Autobahnanschluss an der A 81 bei dieser Stadt.

Den öffentlichen Nahverkehr besorgt der Verkehrsverbund Rottweil (VVR), dessen Linie 7410 zwischen Dornhan und Sulz am Neckar Bettenhausen bedient.[11]

Öffentliche Einrichtungen Bearbeiten

Bettenhausen hat ein von Mai bis September geöffnetes Freibad.[12]

Literatur Bearbeiten

  • Hermann Tüchle: Eine Kirchweihnachricht aus dem Jahre 1089. In: Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg und Württembergischen Geschichts- und Altertumsverein (Hrsg.): Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte. Band 15. Stuttgart 1956, S. 132 f.
  • Reinhold Rau: Die Herren von Bubenhofen in Leinstetten. In: Sülchgau. Nr. 16, 1972, S. 19 (= Die Wappen auf dem Bettenhausener Auferstehungsbild).
  • Hans, Saile (Bearb.): Bettenhausen, Leinstetten: Stadt Dornhan, Kreis Rottweil. Ortsbuch zur 900jährigen urkundlichen Erwähnung im Codex Reichenbachensis. Hrsg.: Ortschaftsverwaltung Bettenhausen/Leinstetten zur Feier am 20./21. September 1985. 1985, S. 256.
  • Hans Saile/Hans-Peter Müller/Wolfgang Ludwig Hermann: Bettenhausen: Rückblick auf 900 Jahre Geschichte. In: Kultur- und Museumszentrum Schloss Glatt und der Gesellschaft Schloss Glatt e.V. (Hrsg.): Glatter Schriften. Nr. 4, 1989, S. 91.
  • Ulrich Boeyng: Von den Wasserkräften in Alt-Württemberg. Das Heimbach-Kraftwerk in Bettenhausen. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 24. Jg. 1995, Heft 4 doi:10.11588/nbdpfbw.1995.4.13967, S. 124–133.
  • Ch. Florian: Dornhan Vielfalt der alten Ordnung (bis 1802/10)- Bettenhausen. In: Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Rottweil (Hrsg.): Der Landkreis Rottweil. Band 1. Jan Thorbecke Verlag, 2003, ISBN 3-7995-1365-5, S. 347–349.
  • R. Loose: Dornhan. Topografie und Umwelt. In: Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Kreisarchiv Rottweil (Hrsg.): Der Landkreis Rottweil. Band 1. Jan Thorbecke Verlag, Ulm 2003, S. 345–347.
  • Barbara Tuchen: Werden und Gestalt der modernen Gemeinde. In: Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Rottweil (Hrsg.): Der Landkreis Rottweil. Band 1. Jan Thorbecke Verlag, Ulm 2003, ISBN 3-7995-1365-5, S. 369–376.
  • Sabine Holtz: Kirchen und Religionsgemeinschaften - Kirche bis zum Ende des Mittelalters. Hrsg.: Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Rottweil. Band 1. Jan Thorbecke Verlag, Ulm 2003, ISBN 3-7995-1365-5, S. 209–211.
  • Friedrich August Köhler (Bearb. Fritz Peter): Leinstetten mit Bettenhausen und Lichtenfels. Hrsg.: Dorfgemeinschaftsverein Bettenhausen-Leinstetten. Villingen-Schwenningen.
  • Friedrich Peter: Bettenhausen und Leinstetten von 1918 bis 1972. In: Casimir Bumiller (Hrsg.): Dornhan. Geschichte des Raumes zwischen Neckar, Glatt und Heimbach. Dornhan 2010, S. 484–491.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Geologie nach den Layern zu Geologische Karte 1:50.000 auf: Mapserver des Landesamtes für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) (Hinweise)
  2. Friedrich Huttenlocher: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 178 Sigmaringen. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1959. → Online-Karte (PDF; 4,3 MB)
  3. a b Stephan Molitor (Bearb.): Das Reichenbacher Schenkungsbuch (= Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe A, Quellen). Band 40. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-17-013148-6, S. 54, 233, 242.
  4. Wirtembergisches Urkundenbuch. Band IV, Nr. 1071. Stuttgart 1883, S. 132 f. (Digitalisat, Onlineausgabe)
  5. Gemeinderatswahl Dornhan, Stadtteil Bettenhausen 2019. Abgerufen am 2. April 2020.
  6. Ortschaftsverwaltung Leinstetten/Bettenhausen. dornhan.de, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 2. April 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.dornhan.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  7. Casimir Bumiller: Dornhan - Geschichten des Raumes zwischen Neckar Glatt und Heimbach. Hrsg.: Casimir Bumiller. Dornhan 2010, S. 684.
  8. Wappenbeschreibungen auf www.dornhan.de (Memento vom 16. April 2013 im Internet Archive)
  9. [8]
  10. Dornhan. In: Wikivoyage. Wikimedia Foundation, 16. Mai 2018, abgerufen am 5. April 2020.
  11. Linienverzeichnis des Verkehrsverbunds Rottweil (VVR)
  12. Glatttal-Freibad Bettenhausen auf www.schwimmbadcheck.de