Bernstadt a. d. Eigen
Bernstadt auf dem Eigen (amtlich: Bernstadt a. d. Eigen, sorbisch Bjernadźicy[2]) ist eine sächsische Landstadt im Landkreis Görlitz. Sie gehört zur Oberlausitz und liegt inmitten des Städtedreiecks Görlitz-Zittau-Löbau. Sie ist Teil und Verwaltungssitz der Verwaltungsgemeinschaft Bernstadt/Schönau-Berzdorf, die der kulturhistorischen Landschaft des Eigenschen Kreises weitgehend entspricht.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Koordinaten: 51° 3′ N, 14° 50′ O | |
Basisdaten | ||
Bundesland: | Sachsen | |
Landkreis: | Görlitz | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Bernstadt/Schönau-Berzdorf | |
Höhe: | 231 m ü. NHN | |
Fläche: | 52 km2 | |
Einwohner: | 3354 (31. Dez. 2019)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 65 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 02748 | |
Vorwahl: | 035874 | |
Kfz-Kennzeichen: | GR, LÖB, NOL, NY, WSW, ZI | |
Gemeindeschlüssel: | 14 6 26 030 | |
Stadtgliederung: | 8 Ortsteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Bautzener Straße 21 02748 Bernstadt a. d. Eigen | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Markus Weise (parteilos) | |
Lage der Stadt Bernstadt a. d. Eigen im Landkreis Görlitz | ||
GeographieBearbeiten
Stadtgliederung und EingemeindungBearbeiten
- Bernstadt auf dem Eigen,
1957:
- Kunnersdorf auf dem Eigen (seit 1994 wieder Ortsteil)
1994:
GeschichteBearbeiten
Bernstadt auf dem Eigen wurde am 22. September 1234 erstmals in einer Urkunde des Bischofs von Meißen als »Bernhardistorf« erwähnt.[3] Das Landstädtchen gehörte Jahrhunderte zur Herrschaft der Äbtissinnen des Klosters St. Marienstern. Gegen den Willen ihrer Herrschaft führten die Bernstädter in der Mitte des 16. Jahrhunderts die Reformation ein, was zu jahrzehntelangen Auseinandersetzungen mit den Äbtissinnen führte.
OrtsnamenformenBearbeiten
1234: Bernhardistorf, 1245: Bernardistorf, 1280: Bernhartstorf, 1285: Bernhardus et Otto fratres dicti de Bernhartsdorf, 1290: Bernhardsdorph, 1339: civitas Bernardi, 1352: Bernhartsdorff, 1384: Bernersdorf, 1401: Bernstorph, 1425: Bernsdurff, 1497: Bernstat, 1516: Bernstadt, 1566: Bernstettel.
Den sorbischen Namen gab Filip Rězak 1920 mit Bjenadźicy und Bjarnaćicy an,[4] Walter Wenzel gab ihn 2008 als Bjernadźicy aber auch als Bjenadźicy wieder, erwähnte aber auch Benadźice als Namensform von 1719.[2] Da die Stadt außerhalb des sorbischen Siedlungsgebietes liegt, gibt es keine amtlich verbindliche Form.
VerwaltungszugehörigkeitBearbeiten
1835–1932: Kreishauptmannschaft Bautzen, 1932–1943: Kreishauptmannschaft Dresden-Bautzen, später Regierungsbezirk Dresden-Bautzen, 1952–1994: Kreis Löbau (Landkreis Löbau), 1994–2008: Landkreis Löbau-Zittau, seit 2008: Landkreis Görlitz.
EinwohnerentwicklungBearbeiten
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Quelle: Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen[5]
PolitikBearbeiten
StadtratBearbeiten
Der Stadtrat besteht aus 14 Mitgliedern. Seit der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 verteilen sie sich folgendermaßen auf die einzelnen Listen und Parteien:[6]
Partei / Liste | Stimmenanteil | Sitze |
Freie Wählergemeinschaft Bernstadt | 77,1 % | 12 |
Alternative für Deutschland (AfD) | 12,1 % | 1 |
Christlich Demokratische Union (CDU) | 10,8 % | 1 |
WappenBearbeiten
Die Wappengeschichte des Oberlausitzer Ortes Bernstadt ist inhaltlich ein wenig kurios. Bernstadt trägt zwar auf blauem Feld eine feste Mauer und einen Turm, die den Stadtstatus besonders unterstreichen – aber Bernstadt besaß nie eine geschlossene Mauer, nur drei Stadttore „schützten“ die Stadt. Diese fielen jedoch dem großen Stadtbrand von 1828 zum Opfer.
Im Jahr 1900 wurde das heute gültige Wappen bestätigt, das sich aber sehr eng an eine seit 1538 bestehende Form anlehnt. Zwischenzeitlich existierte ein Wappen mit waagerecht verlaufender zinnenloser Mauer. Ein Verleihungszeitpunkt ist nicht bekannt. Mit Sicherheit aber ist anzunehmen, dass das Wappen vom damaligen Besitzer Bernstadts, dem Kloster Marienstern bei Kamenz, verliehen wurde.[7]
PartnerschaftenBearbeiten
Bernstadt unterhält Partnerschaften mit zwei Gemeinden, die ebenfalls den Namen Bernstadt tragen. Dies sind seit 1. Juni 1991 Bernstadt in Baden-Württemberg und seit 10. Mai 1997 die Stadt Bierutów (deutsch: Bernstadt an der Weide) in Polen.
Seit dem Oktober 2005 gibt es weitere Beziehungen zur Gemeinde Zawidów (deutsch: Seidenberg) in Polen, das betrifft die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Freiwilligen Feuerwehr und der Schulen.
Kultur und SehenswürdigkeitenBearbeiten
Die Kulturdenkmale sind in der Liste der Kulturdenkmale in Bernstadt a. d. Eigen erfasst.
SehenswürdigkeitenBearbeiten
- Marktplatz mit dem Erdachsenbrunnen und der evangelischen Kirche (800 Jahre)
- die historische geschlossene Stadtanlage aus dem Mittelalter
- und die einzigartige „Dachlandschaft“
- das Pließnitztal in Kunnersdorf (einige Fachwerkhäuser)
- der Kulturpark in Kemnitz
- Dittersbach mit einigen Umgebinde- und Fachwerkhäusern
- Altbernsdorf mit den typischen 3- und 4-Seitenhöfen
MuseenBearbeiten
- Heimatmuseum Bernstadt auf dem Eigen und Umgebung
- Heimatstube Dittersbach
- Traktorenmuseum Kemnitz
BauwerkeBearbeiten
- St.-Marien- und Heiligkreuz-Kirche der evangelischen Pfarrgemeinde mit ihrem 64 m hohen Turm, dem sie umgebenden Kirchplatz und der Kirchmauer aus dem 12. Jh.[8]
- Weitere Kirchbauten in Dittersbach und Kemnitz mit Friedhofsanlagen
- Kleine katholische Kirche in Kunnersdorf
- Bernstädter Friedhof mit der Kapelle
- Königlich-sächsischer Meilenstein (Abzweigstein) vom Postkurs Bernstadt–Löbau an der Russenstraße (Russenhäuser)
- Reste der ehemaligen Schmalspurbahn Herrnhut–Bernstadt
GedenkstättenBearbeiten
- Denkmal für die gefallenen Krieger der deutschen Einigungskriege (1870 und 1871)
- Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges (1914–1918)
- Denkmal für Klaus Riedel (1907–1944, Raketenkonstrukteur), 1993 von der Stadt errichtet[9]
Regelmäßige VeranstaltungenBearbeiten
- Erdachsenschmieren (Veranstalter: Stadtverwaltung Bernstadt/Freiwillige Feuerwehr Bernstadt)
- Oberlausitzer Oktoberfest in Kemnitz O/L
- Hexenfeuer mit Hexencontest am 30. April in Bernstadt, Kunnersdorf, Dittersbach und Altbernsdorf
- Traktortreffen in Kemnitz (Ende August)
- Reit- und Fahrsportveranstaltungen in Kemnitz und Dittersbach
- zahlreiche Sportveranstaltungen: Handball, Fußball, Volleyball, Badminton, Erdachsenturnen, Gymnastik, u.v.m.
- Wettkampf der Feuerwehren unter Flutlicht in Altbernsdorf (im September)
- Rassegeflügelausstellungen (Januar und Oktober)
- Dittersbacher Kirmes (Oktober)
- Fotoausstellung (Januar)
Freizeit- und SportanlagenBearbeiten
- Waldbad
- Heimatmuseum
- Stadthaus mit Saal
- Sporthalle Pließnitztal in Kunnersdorf
- Ortschaftszentrum Dittersbach mit Heimatstube
- Ortschaftszentrum Kemnitz mit Kindergarten
- Sport- und Mehrzweckhalle in Dittersbach
- Sportplätze in Bernstadt, Dittersbach und Kemnitz
- Kindergarten in Bernstadt, Kemnitz und Kunnersdorf
- Jugendclub in Kunnersdorf, Altbernsdorf, Dittersbach
- „Berzdorfer See“ Badestrand „Blaue Lagune“
BildungBearbeiten
- Grundschule Schönau-Berzdorf
- Oberschule „Klaus Riedel“ Bernstadt (Haupt- und Realschule)[10]
SicherheitBearbeiten
Die Freiwillige Feuerwehr in Altbernsdorf, Bernstadt (Kunnersdorf), Dittersbach und Kemnitz sorgt für den Brandschutz und die allgemeine Hilfe.
PersönlichkeitenBearbeiten
EhrenbürgerBearbeiten
Folgenden Personen wurde das Ehrenbürgerrecht zugesprochen[11]:
- 1849: Carl Friedrich Braeske, Verdienste um die Entwicklung des Tuchhandels und für seine Tätigkeit als Senator (Stadtrat)
- 1864: Karl Theophil Borott, Direktor der Bernstädter Schule von 1823 bis 1867
- 1874 (2. Januar): Adolf Hanspach, Mitglied des Stadtrates
- 1895: Otto von Bismarck
- 1999: Dr. Karl-Werner Günzel (* 4. Oktober 1914 in Bernstadt; † 29. März 2013 in Höxter), Maler, Arzt und Schriftsteller, Stifter der Karl-Werner Günzel-Stiftung[12]
- 2002: Peter Schöne (Kunnersdorf a. d. Eigen) Ortschronist seit 1960, Mitbegründer des Heimatmuseums Bernstadt 1986
Söhne und Töchter der StadtBearbeiten
- Christian Gottlieb Riccius (1697–1784), Rechtswissenschaftler
- Johann Friedrich Polack (1700–1772), Mathematiker
- Abraham Gottlieb Raabe (1764–1845), Klassischer Philologe
- Gustav Wilhelm Schubert (1801–1877), Jurist und Historiker, Ehrenbürger von Bernstadt
- August Ferdinand Riccius (1819–1886), Dirigent, Komponist, Musikpublizist
- Julius Pfeiffer (1824–1910), Jurist und Politiker (NLP), MdR, MdL (Königreich Sachsen)
- Adolf Klose (1844–1923), Maschineningenieur bei der Sächsischen Staatsbahn
- Herbert Seifert (1907–1996), Mathematiker
- Dietmar Eifler (Politiker) (* 1955), Politiker (CDU), seit 2011 MdL Mecklenburg-Vorpommern
Weitere Personen, die mit der Stadt in Verbindung stehenBearbeiten
- Johann Mentzer (1658–1734), Pfarrer in Kemnitz (1696–1734), Kirchenlieddichter (1704 „O daß ich tausend Zungen hätte“)
- Adolf Ernst Hensel (1811–1862), deutscher Politiker, Präsident der II. Kammer des Sächsischen Landtags
- Klaus Riedel (1907–1944), Raketenpionier
Quellen und weiterführende LiteraturBearbeiten
LiteraturBearbeiten
Folgende Publikationen sind über Bernstadt erschienen:[13]
- Christian Richter: Geschichte Bernstadts und des „Eigenschen Kreises“
- Heft Bernstadt in der Oberlausitz
- Heft Aus der Geschichte der Stadt Bernstadt auf dem Eigen
- Heft Aus der Geschichte der Stadt Bernstadt auf dem Eigen, Teil 2
- Heft Aus der Geschichte der Stadt Bernstadt auf dem Eigen, Teil 3
- Heft Aus der Geschichte von Kunnersdorf
- Bildband Rund um die Bernstädter Erdachse
- Cornelius Gurlitt: Bernstadt. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 34. Heft: Amtshauptmannschaft Löbau. C. C. Meinhold, Dresden 1910, S. 9.
FußnotenBearbeiten
- ↑ Bevölkerung des Freistaates Sachsen nach Gemeinden am 31. Dezember 2019 (Hilfe dazu).
- ↑ a b Walter Wenzel: Oberlausitzer Ortsnamenbuch (2008), ISBN 978-3-7420-2067-3
- ↑ Zur Stadtgeschichte (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive). Online auf bernstadt.info.
- ↑ Filip Rězak: Deutsch-wendisches encyklopädisches Wörterbuch der oberlausitzer Sprache. Bautzen 1920, S. 157.
- ↑ Bernstadt a. d. Eigen im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- ↑ Ergebnisse der Gemeinderatswahl 2019 in Bernstadt a. d. Eigen auf www.statistik.sachsen.de. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 17. Februar 2020.
- ↑ Geschichtliches zu Stadtwappen und Erdachsenbrunnen (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
- ↑ Evang. Kirche Bernstadt (Memento vom 6. Januar 2009 im Internet Archive). Online auf bernstadt.info.
- ↑ Alexandra Sillgitt, Jochen Leffers: Raketenbauer der Nazis ist Namenspate einer Schule. Online auf Der Spiegel vom 5. Februar 2008.
- ↑ Über uns. In: ms.bernstadt.com. Abgerufen am 30. November 2018.
- ↑ Ehrenbürger (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive). Online auf bernstadt.info.
- ↑ Karl Werner Günzel im Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren, abgerufen am 31. Mai 2013.
- ↑ Publikationen über Bernstadt a.d. Eigen und die Orte des Eigenschen Kreises (Memento vom 25. Oktober 2008 im Internet Archive). Online auf bernstadt.info.
WeblinksBearbeiten
- Liste der Kulturdenkmale in Bernstadt a. d. Eigen
- Literatur über Bernstadt a. d. Eigen in der Sächsischen Bibliografie
- Website der Stadt