Bernhard von Scheibler (Landrat, 1825)

preußischer Landrat und Friedensrichter

Freiherr Bernhard Paul Friedrich Hugo von Scheibler (* 5. September 1825 auf Schloss Lontzen im preußischen Kreis Eupen; † 16. Juni 1888 in Aachen) war ein preußischer Landrat und Friedensrichter.[1]

Bernhard von Scheibler

Leben Bearbeiten

Werdegang Bearbeiten

 
Schloss Lontzen – Wohnsitz der Familie

Der Sohn des Landrates Bernhard von Scheibler und der Magdalena Paulus studierte von 1846 bis 1849 Rechtswissenschaften an der Universität Bonn,[2] wo er bei dem Corps Rhenania aktiv wurde.[3] Nach dem Abschluss seines Studiums und seiner anschließenden Tätigkeit als Landgerichtsreferendar wurde er im Jahre 1853 zum königlich preußischen Friedensrichter in Kempen am Niederrhein ernannt. Bereits nach einem Jahr wechselte er zunächst zur Bezirksregierung nach Aachen und wurde ab 1856 für drei Monate mit der Vertretung des Landrates in Heinsberg betraut. Anschließend wurde er zuerst kommissarisch und ab 1857 offiziell und von König Friedrich Wilhelm IV. bestätigt mit der Verwaltung des Landratsamtes des Kreises Monschau betraut.[4] Dieses Amt führte er bis zu seinem vorzeitigen Ruhestand aus, den er nach Auftreten von gesundheitlichen Problemen 1866 beantragt hatte.

 
Familiensitz Haus Hülhoven um 1860, Bild aus der Sammlung Alexander Duncker

Bernhard von Scheibler war in der Folgezeit vor allem mit der Verwaltung seiner zahlreichen Güter beschäftigt, zu denen das Rittergut Haus Hülhoven in Heinsberg, das Gut Muthagen in Geilenkirchen (erworben 1873) sowie Haus Neuhaus in Lontzen (erbaut 1872/73)[5] mit den dazugehörenden Landgütern Groß- und Klein-Neuhaus, Fossey und Bovendrisch im Kreis Eupen sowie Menzerath im Kreis Monschau.

Im Jahre 1887 ließ Scheibler zur Erinnerung an einen früheren Besuch von König Friedrich Wilhelm IV. in Monschau auf einem Aussichtspunkt hoch über dem Südende des Obersees der Rurtalsperre zwischen Einruhr und Dedenborn ein Steinkreuz errichten. Als der damalige Landrat und Eigentümer des Waldstückes Scheibler den König dorthin geführt hatte, zeigte sich dieser von der Anlage sehr beeindruckt. Trotz mehrfacher Zerstörung ist das Kreuz heute noch existent und steht immer noch auf dem ursprünglichen Sockel aus dem Jahr 1887.[6]

Familie Bearbeiten

Bernhard Paul Friedrich Hugo von Scheibler war verheiratet mit Henriette Nellessen (1835–1911), Tochter des Geheimen Kommerzienrates Heinrich Nellessen, mit der er vier Töchter und drei Söhne hatte, von denen sein erstgeborener Sohn, Rudolf von Scheibler (1857–1934), preußischer Landrat in Heinsberg und Mitglied des rheinischen Provinziallandtages sowie 1899 Gründer der Kreissparkasse Heinsberg wurde. Bernhard Paul von Scheibler fand seine letzte Ruhestätte auf dem Aachener Ostfriedhof.

Benannt nach der Familie der Freiherren von Scheibler auf Hülhoven ist das von ihnen herausgegebene Scheiblersches Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek Cod.icon. 312 c), welches als handschriftliches Wappenbuch im 15. bis 17. Jahrhundert entstanden war und sich bis 1971 in Privatbesitz der Familie befand.

Ehrungen Bearbeiten

Für seine zahlreichen Verdienste wurde von Scheibler mit dem Ritterkreuz des Herzoglich Sachsen-Ernestinischer Hausordens, Erster Klasse sowie der Kriegsdenkmünze 1870/71 für Nichtkombattanten ausgezeichnet. Darüber hinaus wurde er auf dem rheinischen Provinziallandtag sowohl in den Stand der Rheinischen Ritterschaft als auch 1870 in den erblichen Freiherrenstand erhoben, angeknüpft an die landtagsfähigen Rittergüter Hülhoven und Muthagen, und mit dem Recht ausgestattet, sich nach diesen Gütern zu benennen.

Damit begründete sich nach dem Aussterben der Nachkommenschaft seines Großonkels, des Feldmarschallleutnants Karl Wilhelm Freiherr von Scheibler, ein weiterer Zweig der Familie Scheibler im Freiherrenstand, der bis zum heutigen Tage noch existent ist.

Wappen Bearbeiten

 
Wappen Freiherren von Scheibler

Das Wappen ist geviert mit Herzschild. In letzterem ein auf grünem Boden nach rechts schreitender goldener Widder. In Feld 1 und 4 wird in Silber ein aus dem Schildesrand hervorgehender rotgekleideter Schwert schwingender Arm, in Feld 2 und 3 in blau eine silberne Burg mit drei Türmen, Zinnenmauern und offenem Tor dargestellt. Über der den Schild bedeckenden Freiherrenkrone befinden sich drei gekrönte Helme: 1. ein einwärts gekehrter silberner mit zwei roten Schräglinksbalken belegter Flügel, 2. ein wachsender goldener Widder und 3. ein einwärts gekehrter blauer Flügel, belegt mit drei pfahlweise gestellten goldenen Sternen. Die Helmdecken sind in rot-silber und zweimal blau-gold gehalten. Der Schildhalter stellt zwei gekrönte Löwen dar. In der Devise steht mit schwarzer Schrift auf rot gerändertem goldenen Bande virtus alta petit geschrieben.

Literatur Bearbeiten

  • Carl Johann Heinrich Scheibler: Geschichte und Geschlechtsregister der Familie Scheibler. Köln 1895; urn:nbn:de:hbz:061:1-37081.
  • Walter Scheibler: Geschichte und Schicksale einer Firma in sechs Generationen (1724–1937). Aachen 1937.
  • Hans Carl Scheibler, Karl Wülfrath, Westdeutsche Ahnentafeln. Weimar 1939.
  • Elisabeth Nay-Scheibler: Die Geschichte der Familie Scheibler. Stiftung Scheibler-Museum Rotes Haus Monschau, Köln 1994.
  • Josef Mangoldt: Aufstieg und Niedergang der Tuchindustrie in Monschau im 18. und 19. Jahrhundert. Stiftung Scheibler-Museum Rotes Haus Monschau, Köln 1994.
  • Landschaftsverband Rheinland: Eine Gesellschaft von Migranten, kleinräumige Wanderung und Integration von Textilarbeitern im belgisch-niederländisch-deutschen Grenzraum zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Transcript, Bielefeld 2008.
  • Bärbel Holtz (Bearb.): Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums 1817–1934/38. Bd. 4/II. In: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Acta Borussica. Neue Folge. Olms-Weidmann, Hildesheim 2003, ISBN 3-487-11827-0, S. 638 bbaw.de (PDF; 1,9 MB).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Horst Romeyk: Die leitenden staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten der Rheinprovinz 1816–1945 (= Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde. Band 69). Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-7585-4, S. 714 f.
  2. Amtliches Verzeichnis des Personals und der Studierenden auf der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität. Bonn (Wintersemester 1846/47 bis Sommersemester 1849). Digitalisate digitale-sammlungen.ulb.uni-bonn.de digitale-sammlungen.ulb.uni-bonn.de
  3. Kösener Corpslisten 1960, 12: 381
  4. Kreis Monschau (territorial.de)
  5. Haus Neuhaus. In: Alexander Duncker (Hrsg.): Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den königlichen Familien-, Haus-, Fideicommiss- und Schattull-Gütern. Band 15. Duncker, Berlin 1878, Blatt 855 (zlb.de Text.).
  6. Schöne Aussicht Einruhr. In: eifel.de. Abgerufen am 14. August 2021.