Bernard Philippe Groslier

französischer Kunsthistoriker und Archäologe

Bernard Philippe Groslier (* 10. Mai 1926 in Phnom Penh; † 29. Mai 1986 in Paris) war ein französischer Kunsthistoriker und Archäologe für die Kunst von Kambodscha, Thailand und anderen Ländern Südostasiens und ehemaliger Konservator der Tempel von Angkor Wat.

Leben Bearbeiten

Er war der Sohn von George Groslier, einem der französischen Pioniere der Erforschung von Angkor Wat und Konservator am Nationalmuseum in Phnom Penh. Bernard Groslier ging zur Ausbildung nach Frankreich und studierte 1943/44 in Clermont-Ferrand, wobei er in den Sommern 1942/43 an keltisch-römischen Ausgrabungen der Universität Straßburg (die in Clermont-Ferrand exiliert war) in Gergovia teilnahm. Gleichzeitig schloss er sich der Résistance an und danach der französischen Armee, mit der er auch in Französisch-Indochina war, wo er 1946 verwundet wurde. Er war bis 1948 beim Militär und erhielt das Croix de guerre mit Bronzestern. Danach studierte er an der Sorbonne Geschichte mit dem Abschluss 1950 und an der École des Langues Orientales Kambodschanisch. Er studierte auch an der École de Louvres, am Pariser Institut für Ethnologie und an der École des Hautes Études en Sciences Sociales (Dissertation 1958). 1950 ging er für das CNRS und die École française d’Extrême-Orient (EFEO) nach Saigon. 1952 bis 1954 war er Generalsekretär des EFEO. Er arbeitete am Musée Blanchard de la Brosse und gab das Bulletin de la Société des Études Indochinoises (BSEI) heraus. 1952/53 unternahm er erste Ausgrabungen in Angkor Wat und 1958 nochmals dort und in der Roluos-Gruppe, wo er ein Abwassersystem entdeckte. Er war auch an den Untersuchungen in Vorbereitung der Restaurierung im Geschichtspark Phimai beteiligt (und beriet die thailändische Regierung 1963 bis 1966 bei der Restaurierung), 1959 rekonstruierte er Chandi Sungei Batu Pahat im Norden von Perak in Malaysia. Ende 1959 wurde er Direktor für Archäologie des EFEO und Konservator von Angkor Wat. Dabei entwickelte er neue Techniken der Anastilosis für die Anwendung nicht nur in Angkor Wat, sondern bei zahlreichen weiteren Tempeln in Kambodscha.

Groslier reiste in der Folge nicht nur viel in Südostasien, Indien und im pazifischen Raum, sondern grub auch in Griechenland und dem Mittelmeerraum aus (Apollonia (Kyrenaika), Argos).

Groslier war so stark von der Exploration und Rekonstruktion der Tempelanlagen beansprucht, dass er wenig Zeit für die Gesamt-Veröffentlichung der Ergebnisse der Ausgrabungen in Angkor Wat hatte, auch wenn er viel über die Kunst Indochinas und besonders die Khmer publizierte, wobei ihn besonders deren Bewässerungstechnik zur Kultivierung der Landschaft interessierte.

Mitte der 1970er Jahre musste er aufgrund der sich zuspitzenden politischen Situation Kambodscha verlassen und sorgte sich in der Folgezeit sehr um das Schicksal seiner vielen kambodschanischen Mitarbeiter unter dem Terrorregime und den Massenmorden der Roten Khmer. Hinzu kam, dass er 1973 schwer verwundet wurde, als er einen Einbrecher in seinem Haus aufhalten wollte. Er erhielt mehrere Stichwunden, eine in die Leber, sein Fahrer wurde getötet. Nach seiner Genesung ging er zurück nach Paris.

Er beriet in den 1970er Jahren die Regierungen von Burma und Malaysia, unter anderem für den Wiederaufbau von Bagan nach einem Erdbeben, Luftbildaufnahmen von Tempelbezirken und für die Erhaltung der Altstadt von Malakka. Gleichzeitig war er Leiter der Archäologie für das CNRS und organisierte deren neues Forschungszentrum an der Universität Sophia Antipolis in Valbonne.

Schriften Bearbeiten

  • Angkor, Homme et Pierres, Paris: Arthaud 1956
    • Deutsche Ausgabe: Angkor – Eine versunkene Kultur im indochinesischen Dschungel. DuMont, Schaumburg und Köln 1956.
    • überarbeitete englische Ausgabe Angkor: Art and Civilization, New York: Praeger, London: Thames and Hudson 1966
  • Indochine, Carrefour des Arts, Paris: Albin Michel 1961
    • Deutsche Ausgabe: Hinterindien, Kunst der Welt, Holle Verlag 1964
    • Englische Ausgabe: The Art of Indochina, New York, Crown 1962
  • Indochine, Archaeologia Mundi, Genf, Paris, München: Nagel 1966
  • Pour une Geographie historique du Cambodg, Les Cahiers d´Outre Mer, Band 104, Bordeaux 1973, S. 337–379
  • Agriculture et Religion dans l'Empire angkorie, Etuds Rurales, Band 53–56, 1974, S. 95–118
  • La Cite Hydraulique angkorienne, exploitation ou surexploitation du Sol. Bulletin EFO, Band 66, 1979, S. 161–202
  • mit C. R. Boxer: Angkor et Ie Cambodge au XVIe siecle d'apres les sources portugaises et espagnoles, Annales du Musée Guimet, Band 63, 1958 (entstanden aus seiner Dissertation an der Ecole des Hautes Etudes, 5. Sektion)
  • mit Jacques Dumarcay: Les inscriptions du Bayon, in Le Bayon, Mémoires archéologiques de l´EFEO 1973

Weblinks Bearbeiten