Als Methode der Kunst- und Kulturwissenschaft fragt die Rezeptionsgeschichte[1] nach dem Umgang und der Bewertung, die einzelnen Epochen, Kulturregionen, Künstlern, Kunstwerken und Artefakten außerhalb ihres unmittelbaren Entstehungsmilieus zuteilwerden. Der Rezeptionsgeschichte geht es folglich nicht um die Intentionen der jeweiligen Auftraggeber und Produzenten, sondern um die späterer, orts- oder mentalitätsfremder Rezipienten, deren Erwartungen, Absichten, Kenntnisse, Fehl- und Vorurteile in den Mittelpunkt der Betrachtung rücken. Nicht die unmittelbare, die spontan-emotionale Wirkung, die das Werk aufgrund seiner religiösen, magischen oder erotischen Ausstrahlung beim Betrachter hervorruft, ist Gegenstand der Untersuchung (dazu etwa D. Freedberg, The Power of Images, 1989), sondern die vorwiegend intellektuell gesteuerte Aneignung bzw. Ablehnung. Das klassische Feld der kunstgeschichtlichen Rezeptionsforschung ist die Antikenrezeption. In neuerer Zeit haben die vielfältigen Formen der Mittelalterrezeption und der Auseinandersetzung mit außereuropäischen Kulturen vermehrte Beachtung gefunden.

  1. Herklotz I. (2011) Rezeptionsgeschichte. In: Pfisterer U. (eds) Metzler Lexikon Kunstwissenschaft. J.B. Metzler, Stuttgart, S. 391-394. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00331-7_161 abgerufen am 8. August 2020