Das Hairufen ist eine wenig erforschte, selbst von Ethnographen selten beschriebene und vom Aussterben bedrohte magische Praxis.

Hairufer praktizieren in der Provinz Neuirland (Papua-Neuguinea) immer noch magische Rituale, gemäß deren sie den Geist von Haien beschwören, um sie zu jagen und zu töten. Daneben ist Hairufen auch in Fidschi und auf den Salomonen dokumentiert.

Manus (Insel)[1]? Vanuatu,[2]?

Hairufen in Neuirland Bearbeiten

http://www.huffingtonpost.com/2012/08/26/shark-callers-photos_n_1828134.html http://www.guardian.co.uk/travel/2000/oct/14/watersportsholidays1 Tourismus: http://www.papuanewguinea.travel/newireland http://www.newirelandtourism.org.pg/accomm-westcoast.htm http://pacific.pngfacts.com/8/category/the%20magic%20of%20shark%20calling/1.html (allgemeines)

Das Hairufen ist Teil des Malagan-Glaubens in Neuirland.[3][4][5]

Hairufen in Kontu Bearbeiten

Die Hairufer warten zunächst auf Zeichen, die den rechten Zeitpunkt signalisieren, beispielsweise ein Traum von einem Hai oder ein körperlich empfundenes Zwicken. Danach befolgen sie das Tabu, nicht mit ihren Frauen zu schlafen. Am Abend gehen sie an den Strand, allein, mit dem steinernen Modell eines Haies von ca. 20 bis 30 cm Länge. Mit Zaubersprüchen wie „Hai komm!“ beschwören sie ihr Glück (unter Umständen bitten sie – christlich beeinflusst – um Sündenvergebung). Sie glauben, der Geist eines Haies sei der eines verstorbenen Ahnen. Das Hairufen erweist sich so als Teil des in Neuirland verbreiteten Malagan, nach dem die Toten das Schicksal der Lebenden bestimmen. Individuelle Unterschiede zwischen den magischen Ritualen beruhen auf Familiengeheimnis, für dessen Preisgabe gezahlt werden muss.

Mit Keule, Speer und einem propellerähnlichen Brett mit Schlinge bricht der Hairufer am nächsten Tag mit seinem Einliegerboot auf. Zunächst dreht er das Paddel im Wasser hin und her, um den Geist des Haies aufzurühren. Dann rudert er aufs offene Meer hinaus, häufig stundenlang. Er lässt einen gefangenen, blutenden Köderfisch mit dem „Propeller“ ins Wasser und schlägt eine Rassel aus Kokoshälften gegen das Boot. Dann wartet er auf einen Hai und wiederholt die Prozedur notfalls über viele Stunden.

Beim Anbeißen hält der „Propeller“ den Hai zurück, und der Hairufer kann das wild zappelnde Tier besser mit seinem Speer oder mit seiner Keule erlegen. Danach zieht er den ca. zwei Meter großen Hai ins Boot. Er bläst in eine große, weiße Muschel als Ausdruck ekstatischer Freude und enormen Stolzes. Wieder in Kontu, wird die Beute zerlegt und verteilt.

Dem Mythos nach stammt die Idee des Hairufens vom Gott Morora. In Urzeiten habe der Hairufer den Köderfisch noch am Handgelenk befestigt, so dass ihn der Hai ins Meer zog. Weiser geworden, verwenden die Hairufer seitdem den „Propeller“.

Magie und Realität Bearbeiten

Die erfolgreiche Jagd bestätigt dem Hairufer richtige Ausführung der Rituale. So entsteht die Freude über die Kunst, einen Hai anzulocken und ihn zu überwältigen – mit Hilfe der Ahnen. „Lenale“ ist der Name für Magie in Kontu, „mara mara ran“ in Tabar. Beide Begriffe bedeuten dasselbe: „Freude“. Misserfolge beim Hairufen hingegen führen Hairufer auf Verstöße gegen Magie und Tabus zurück.

Hatten die ersten Missionare, Methodisten aus Fidschi, das Hairufen noch toleriert, ja gefördert, so verurteilte später die Methodistische Kirche in Kontu das Hairufen, d. h. seine Magie und Beschwörung von Geistern als Teufelswerk. Bei den meisten Hairufern zeigt die Kritik an der Magie inzwischen Wirkung: Ohne magische Rituale zu praktizieren, versuchen sie nun, Haie zu fangen.[6] Die Flossen der Haie werden auch an chinesische Händler verkauft.[7][8]

Zweite Quelle: Köhnke

Hairufen in Paruai Bearbeiten

Messner

Hairufen auf Tabar Bearbeiten

Auf Tabar, einer kleineren Insel vor der Nordostküste Neuirlands, jagt niemand mehr Haie auf offener See (Stand: 1995). Für diese anstrengende Tätigkeit sind die wenigen aktiven Hairufer bereits zu alt. Stattdessen versuchen sie, Haie von Land aus zu fangen. Als Köder benutzen sie einen getöteten Hund – früher: getötete Feinde. An einem Baum festgebunden, wird der Hundekadaver über eine Klippe gehängt und ins Meer hinuntergelassen. Stundenlang sitzen die Hairufer auf der Klippe und warten auf einen Hai, um ihn an Land zu ziehen.

Auch sie betrachten einen Traum vom Hai als Zeichen, mit dem Hairufen zu beginnen. Sie glauben, dass ein Gott namens Erabban das Hairufen erfunden habe. Die zentrale Idee des Malagan-Glaubens, dass der Geist eines Haies der Geist eines Vorfahren ist, gilt auch auf Tabar, – wie die familiäre und individuelle Abgrenzung der magischen Rituale.

Die Form der Magie beim Hairufen von der Klippe ist jedoch eine andere als die vom Boot. Zunächst singt der Hairufer z. B. viermal lautmalerisch: „Vogel, beiß in die Baumrinde / Hai, beiß in die Baumrinde.“ Der Hundekadaver wird mit einem besonderen Blatt eingerieben und mit Sätzen besprochen wie „Ich reib ihn ein – Hai, flieg herbei“.[6]

Hairufen in Fidschi Bearbeiten

en:Nasaqalau (Fiji)[9][10][11]

Hairufen auf den Salomonen Bearbeiten

en:Laulasi Island (Solomonen)[12] [13]

Literatur Bearbeiten

  • Gil Plattern: Shark Catching in New Ireland. In: Walkabout. Band 20, Nr. 9. Melbourne 1954, S. 34–36.
  • Filmdokumentation von Dennis O’Rourke: The Sharkcallers of Kontu, Boroko, Papua New Guinea, Australia 1982 (Teil 1 und Teil 2 bei YouTube).
  • Bernd Krolop: Magie, Mystik und Moderne. Religionstheorie nach Max Weber. Düsseldorf 2003, S. 74–96.
  • G. F. Messner: The Shark-Calling Ceremony in Paruai, New Ireland, Papua New Guinea. In: World of music. Band 32, Nr. 1, 1990, ISSN 0043-8774, S. 49–83.
  • Gleny Köhnke: The Shark Callers. An ancient fishing tradition of New Ireland, Papua New Guinea. Yumi Press, Boroko 1974, ISBN 0-9598164-0-2 (online [PDF]).
  • Gleny Köhnke: Time belong tumbuna. Legends and traditions of Papua New Guinea. R. Brown and Associates, Port Moresby 1973, ISBN 0-7016-0688-6 (online [PDF]).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. http://books.google.de/books?ei=2raOUe7cMqOw4QTi64DoCA&hl=de&id=P_qBAAAAMAAJ&dq=shark
  2. Pratiksha Deolekar: The Shark Callers of Kontu. S. 11, abgerufen am 11. Mai 2013.
  3. Krolop, S. 76.
  4. Susanne Küchler: Malanggan. Art, Memory and Sacrifice. Berg, 2002, ISBN 1-85973-617-3, S. 76 ff. (online [abgerufen am 3. November 2012]).
  5. Messner, S. 49.
  6. a b Krolop 2003. Basierend auf Besuchen von 1994 und 1995 in Neuirland (Papua-Neuguinea), in Kontu und auf der Insel Tabar.
  7. Krolop, S. 96.
  8. Dennis O’Rourke, 1982.
  9. Reiseführer Bericht von ähnlichem Aal- und Meeresschildkrötenrufen (letzteres wegen Seltenheit kaum noch möglich)
  10. anderer reiseführer „Shark Calling There is one clan in the village of Nasaqalau where live the only people in Fiji who can call sharks. They do this annually in October or November, though generally not for the benefit of visitors.“
  11. buch
  12. Sam Alasia & 13 others, Hugh Laracy: Ples Blong iume: Solomon. University South Pacific, 2006, ISBN 982-02-0027-X, S. 70 f. (online). Nachprüfen! Auf S. 70 wird ein haifütternder Priester beschrieben (auch hier mit Glaube an wiedergekehrten Ahnen), aber dass es der letzte war/Details zur Beerdigung noch nicht gefunden
  13. David Stanley: South Pacific Handbook. 7. Auflage. Moon Travel Handbooks, 2000, ISBN 1-56691-172-9, S. 894 f. (online).