Die Benshi waren in den frühen Jahren des japanischen Kinos Sprecher, die, neben der Leinwand stehend oder sitzend, den Charakteren auf jener ihre Stimme verliehen. Meist hatten sie sich dazu vorher nach dem Inhalt des Films ein Manuskript ausgearbeitet, aus dem sie vortrugen, während der Film ablief.[1] Immer aber hatten sie bei ihrem Vortrag beide, die Filmbilder und das Publikum, im Blick.

Die Erzählungen und Erklärungen der Benshi, die auf den Traditionen der Erzähler beim Puppentheater („ningyo joruri“) und bei Laterna-Magica-Vorführungen („nishiki-kagee“) aufbauen konnten, galten als sehr wichtige kinematographische Komponente im frühen japanischen Filmerlebnis.[2]

Neben Benshi ist auch noch das Wort Katsuben gebräuchlich. Es leitet sich von „katsudo shashin“ (moving pictures) ab und wurde in der Umgangssprache zu „katsuben“ (heute auch: „katsubenshi“) verkürzt. Doch bezeichnet benshi im Japanischen nur allgemein einen Sprecher oder Ausrufer, katsuben dagegen schließt die Bedeutung des Erklärens und Deutens mit ein, was den Begriff in die Nähe des deutschen Kinoerklärers rücken lässt.[3]

Viele Benshi schafften es sogar zu einer gewissen Berühmtheit.[4] Ein bekannter Vertreter war Heigo Kurosawa, der Bruder von Akira Kurosawa, der diesen auch zum Film brachte.[5]

Die benshi konnten sich bis in die 1930er Jahre, als es im Westen bereits Tonfilme gab, in japanischen Lichtspieltheatern halten.[6] Es heißt sogar, dass sie die Einführung des Tonfilms in Japan verzögert hätten.[7]

Literatur Bearbeiten

  • J. L. Anderson : „Spoken Silents in the Japanese Cinema; or, Talking to Pictures. Essaying the Katsuben, Contextualizing the Texts.“ In: Reframing Japanese Cinema. Authorship, Genre, History. Hg. v. Arthur Nolletti, Jr. und David Desser. Bloomington, Indiana [u.a.]: Indiana Univ. Press, 1992. S. 260.
  • Sarah Bither, Melissa Yang: Benshi - Narrators of japanese silent film. Hamilton College, DHi 2011-2012. on line bei hamilton.edu.
  • Anna Denk: ‘Dieses ist der Vafiehrer‘: Das Ende der Stummfilmerklärer im Kontext der Wiener Kinogeschichte. Magisterarbeit Univ. Wien 2010. PDF, hier S. 1, 18, 22, 56, 80.
  • Jan-Christopher Horak: Art. ‘Filmerklärer’ in Lexikon der Filmbegriffe
  • Hiroshi Komatsu, Frances Loden: Meister des stummen Bildes. Die Position des Benshi im japanischen Kino. Mit einer Vorbemerkung von Mariann Lewinsky. In: Kintop 6, 1996, S. 99–114.

Siehe auch Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. vgl. japanese-wiki-corpus.github.io: „... that he or she wrote a script in accordance with the movie content, and that he or she spoke it simultaneously as the movie ran“.
  2. vgl. Katsudo Benshi (Silent Movie Narrator) bei japanese-wiki-corpus.github.io
  3. vgl. Denk S. 22: „So stellt J. L. Anderson in seinem Aufsatz über die japanischen Erklärer in Bezug auf die Bezeichnung Folgendes fest: „Most other foreign-language discussions call a katsuben a benshi, which is a vague term meaning speaker or orator. Katsuben clearly denotes the person who performed with motion pictures.“[64]. Wie im Französischen ist ein Begriff (katsuben) die präzisere Bezeichnung, da er die Funktion der Erklärer impliziert, wohingegen der andere, üblichere Begriff (benshi) nur allgemein einen Sprecher oder Ausrufer bezeichnet.“
  4. so zählten Tokugawa Musei und Matsuda Shinsui zu den führenden benshi ihrer Zeit, vgl. Bither-Young, Katsudo Benshi (Silent Movie Narrator) bei japanese-wiki-corpus.github.io
  5. vgl. Ludger Kaczmarek in Lexikon der Filmbegriffe: „Der Bruder des berühmten Regisseurs Akira Kurosawa war ein bekannter Benshi-Meister.“
  6. vgl. Jan-Christopher Horak: Art. ‘Filmerklärer’ in Lexikon der Filmbegriffe: „Lediglich in Japan entwickelte sich die mündliche Tradition des „Benshi“ weiter, die erst nach der Einführung des Tonfilms im Jahre 1936 ihr Ende nahm.“
  7. vgl. Denk S. 80: „...die Filmerklärer Japans. Die sogenannten benshi oder katsuben haben die Einführung des Tons in Japan sogar verzögert. Vgl. J. L. Anderson : „Spoken Silents in the Japanese Cinema; or, Talking to Pictures. Essaying the Katsuben, Contextualizing the Texts.“ In: Reframing Japanese Cinema. Authorship, Genre, History. Hg. v. Arthur Nolletti, Jr. und David Desser. Bloomington, Indiana [u.a.]: Indiana Univ. Press, 1992., S. 290 – 295.“