Barbarossaleuchter

Radleuchter im Aachener Dom gestiftet von Friedrich Barbarossa

Der Barbarossaleuchter ist ein Radleuchter, der im Auftrag Kaiser Friedrichs I., genannt Barbarossa, und dessen Gemahlin Beatrix etwa im Zeitraum zwischen 1165 und 1170 angefertigt und unter dem Kuppeldach der Pfalzkapelle Karls des Großen, des heutigen Aachener Domes, angebracht wurde. Der Leuchter war eine Stiftung zu Ehren der Gottesmutter Maria, der Schutzpatronin der Aachener Stifts- und Krönungskirche, und stellte zugleich eine Ehrung seines Gründers Karl dar.

Barbarossleuchter

Gestaltung Bearbeiten

 
Planskizze Franz Bock

Der Barbarossaleuchter aus vergoldetem Kupfer hat einen Durchmesser von 4,16 Metern. Er ist mittig unter der Kuppel des karolingischen Oktogons an einer etwa 27 Meter langen Kette angebracht. Die Kettenglieder der Kette verjüngen sich nach unten hin von einer Länge von etwa 150 mm auf 130 mm und von einer Breite von etwa 74 mm auf 70 mm.[1] Oft wurde angenommen (und bei Führungen gerne erzählt), dass dies in der Perspektive von unten gesehen der Eindruck schaffen soll, die Kette habe in der gesamten Länge dieselbe Dicke. Dies gilt mittlerweile als widerlegt, so ist die Zunahme der der Größe nicht kontinuierlich.[2]

Der Leuchter, der etwa vier Meter über dem Marmor-Fußboden hängt, ist aus acht Kreissegmenten zusammengesetzt und damit an die achteckige Form der Pfalzkapelle angepasst. Der Kranz des Kronleuchters symbolisiert die Stadtmauer des himmlischen Jerusalems. Diese stilisierte Stadtmauer enthält acht große und acht kleinere turmartige Laternen, die symmetrisch angeordnet sind und die Stadttore versinnbildlichen. Wegen der oktogonalen Struktur des umgebenden Bauwerks war davon abgesehen worden, den Leuchter mit zwölf Laternentürmen zu versehen – wie es der traditionellen Darstellungsweise des himmlischen Jerusalems entsprochen hätte. Der Leuchter enthält insgesamt 48 Kerzen, die noch heute zu feierlichen Anlässen entzündet werden.

Ursprünglich in den 16 Türmen angebrachte Silberfiguren, die Heilige, Engel und Torwächter darstellten, sind verlorengegangen. Erhalten geblieben sind die Bodenplatten der Türme, auf denen – von unten sichtbar – Szenen aus dem Leben Jesu, insbesondere die acht Lobpreisungen aus der Bergpredigt, als meisterlich ausgeführte Gravuren abgebildet sind.

Ein Teil der auf dem Leuchter angebrachten lateinischen Inschrift lautet in der Übersetzung:

„Der katholische Kaiser, Friedrich, König der Römer, selbst gottesfürchtig, gelobte und stiftete der gottesfürchtigen Maria die königliche Gabe dieser achteckigen [Lichter-]Krone, wobei er den Klerus anwies, sowohl auf die Gestalt als auch auf die Zahl zu merken: Nach dem Vorbilde des Gotteshauses nimmt seine Schenkung ihre Form.[3]

Der Barbarossaleuchter ist einer von nur vier in Deutschland erhaltengebliebenen romanischen Radleuchtern. Die weiteren sind: Der Thietmarleuchter und der Heziloleuchter im Hildesheimer Dom und der Hartwigleuchter in der Comburger Klosterkirche.

Literatur Bearbeiten

  • Joseph Buchkremer: Neue Wahrnehmungen am Kronleuchter im Aachener Münster. In: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins. Band 24, 1902, S. 317–331 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Ernst Günther Grimme (Text), Ann Bredol-Lepper (Aufnahmen): Aachener Goldschmiedekunst im Mittelalter. Seemann, Köln 1957, S. 31–36.
  • Ernst Günther Grimme (Text), Ann Bredol-Lepper (Aufnahmen): Die großen Jahrhunderte der Aachener Goldschmiedekunst (= Aachener Kunstblätter. Band 26). Verlag des Aachener Museumsvereins, Aachen 1962, S. 34–39.
  • Ernst Günther Grimme: Der Aachener Domschatz. 2. Auflage, Schwann, Düsseldorf 1973, S. 62–64 Nr. 42.
  • Reiner Haussherr (Hrsg.): Die Zeit der Staufer. Geschichte – Kunst – Kultur. Katalog der Ausstellung. Band 1, Stuttgart 1977, S. 396–398 Nr. 53.
  • Clemens Bayer: Die beiden großen Inschriften des Barbarossa-Leuchters. In: Clemens Bayer (Hrsg.): Celica Jherusalem. Festschrift für Erich Stephany. Köln 1986, S. 213–240.
  • Georg Minkenberg: Der Barbarossaleuchter im Dom zu Aachen. In: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins. Band 96, 1989, S. 69–102.
  • Helga Giersiepen: Die Inschriften des Aachener Doms (= Die Deutschen Inschriften. Band 31). Reichert, Wiesbaden 1992, ISBN 3-88226-511-6, S. 24–27, Nummer 28 (Online).
  • Ernst Günther Grimme (Text), Ann Münchow (Aufnahmen): Der Dom zu Aachen. Architektur und Ausstattung. Einhard, Aachen 1994, ISBN 978-3-920284-87-3, S. 140–149, 151.
  • Herta Lepie, Georg Minkenberg: Die Schatzkammer des Aachener Domes. Brimberg, Aachen 1995, ISBN 3-923773-16-1, S. 40–41.
  • Herta Lepie, Lothar Schmidt: Der Barbarossaleuchter im Dom zu Aachen. Einhard, Aachen 1998, ISBN 3-930701-46-4.
  • Andreas Platthaus: Jerusalem aus der Untersicht. Der Barbarossaleuchter. In: Derselbe: Im Comic vereint. Eine Geschichte der Bildergeschichte. Alexander Fest Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-8286-0064-6, S. 45–62.
  • Hanna Wimmer: The iconographic programme of the Barbarossa Candelabrum in the Palatine Chapel at Aachen. A re-interpretation. In: Immediations. The Research Journal of the Courtauld Institute of Art. Band 1, 2, 2005, S. 24–39.
  • Hans Jürgen Roth: Ein Abbild des Himmels. Der Aachener Dom – Liturgie, Bibel, Kunst. Thouet, Aachen 2011, S. 53–62 (mit theologischem Schwerpunkt).
  • Walter Maas, Pit Siebigs: Der Aachener Dom. Schnell & Steiner, Regensburg 2013, ISBN 978-3-7954-2445-9, S. 51–52, 54–55.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Barbarossaleuchter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Der Barbarossaleuchter im Aachener Dom. In: Aachener Stadtgeschichte. Jorg Mühlenberg, 24. März 2012, archiviert vom Original am 27. April 2014; abgerufen am 25. Juli 2014.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Joseph Buchkremer: Neue Wahrnehmungen am Kronleuchter im Aachener Münster. In: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins. Band 24, 1902, S. 317–331, hier S. 323 (Digitalisat).
  2. Hans-Karl Siebigs: Der Zentralbau des Domes zu Aachen - Unerforschtes und Ungewisses (Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2004) - Anmerkung 535.
  3. Helga Giersiepen: Die Inschriften des Aachener Doms (= Die Deutschen Inschriften. Band 31). Reichert, Wiesbaden 1992, ISBN 3-88226-511-6, S. 25 f.

Koordinaten: 50° 46′ 29,1″ N, 6° 5′ 2,1″ O