Balthasar Dietrich

evangelischer Pfarrer

Balthasar Dietrich (* 1525 oder 1527 in Görlitz; † 1. September 1595 ebenda)[1] war Diakon, Pastor Primarius und im Görlitzischen Königshain der erste evangelische Pfarrer.[2][3][4]

Biographie Bearbeiten

Balthasar Dietrich wurde in Görlitz geboren.[5] Als sein Geburtsjahr gibt die Neue Lausitzische Monatsschrift (1802) das Jahr 1527 an,[5] während es nach den Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung Vaterländischer Sprache und Altertümer in Leipzig (1856) entweder 1525 oder 1527 ist.[1] 1540 studierte er unter Martin Luther in dessen letzten Lebensjahren in Wittenberg, wo er 1547 unter anderem von Philipp Melanchthon ordiniert wurde.[5] Im selben Jahr wurde er für ein Jahr Pastor in Tauchritz, war dann acht Jahre in Leopoldshain und, berufen von Joachim Frenzel, von 1556 bis 1561 erster evangelischer Pfarrer in Königshain.[2][3][4][5] In jenem Jahr wurde er nach Görlitz berufen, wo er am 4. Oktober 1566 Primarius wurde.[6][7]

In seinem Werk Diluvium Novae (1578), das er in Distichen schrieb, beklagte er die „katholische Verderbnis“ und schrieb über die biblische Sintflut.[8][9]

So wie sein Sohn in Friedersdorf des Kalvinismus beschuldigt wurde, sei seine Familie („die Dietriche“) gewöhnlich für Philippisten und Kryptokalvinisten gehalten worden.[10]

Im Laufe seines Lebens zeugte er 29 Kinder, wovon ihn 20 neben 31 Enkelkindern überlebten.[5]

Balthasar Dietrich war bei der Stadt, unter anderem wegen seiner Wohltätigkeit gegenüber Armen, so beliebt, dass zu seinem Begräbnis am 3. September 1595 2.000 Personen gekommenen sein sollen.

Nachkommen Bearbeiten

Eines seiner Kinder war Theodorus Georgius. Er wurde 1616 Gymnasiallehrer in Görlitz und 1617 als Pfarrer nach Friedersdorf versetzt, wo er vom Tauchritzer Pastor Georg Förster des Kalvinismus beschuldigt wurde. Nach einem Tumult verlor er auch das Vertrauen der Kirchengemeinde und ging deswegen nach Himmelstadt (Mark Brandenburg), wo er als Pfarrer starb.[10][11]

Balthasars Urenkel Elias Dietrich (1609–1678) und dessen Neffe Balthasar (1678–1729) scheinen politisch aktiv geworden zu sein. Sie sind in der Stammtafel (1776) und zusätzlich im Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete (1928) als Konsul verzeichnet. Während Elias Dietrich im Görlitzer Bürgermeister-Verzeichnis vorkommt (1665, 1669, 1673 und 1676),[12] heißt es im Archiv für Sippenforschung, dass Balthasar Dietrich Görlitzer Bürgermeister gewesen sei.[13]

Paul Fritsch zeichnete in einer ausführlichen Genealogie ein bestätigendes bzw. korrigierendes Bild, wonach Elias Dietrich (* 9. November 1609; † 16. März 1678), Balthasars Urenkel, im Jahr 1665 Bürgermeister wurde und sein „ferner Nachkomme“ Balthasar Dietrich († 11. Juli 1729) es ihm im Jahr 1725 gleichtat. Des letzteren Sohn Christian Gottlieb Dietrich habe im Jahr 1721 Helena Sabine Möller von Möllerstein geheiratet. Aus dieser Ehe stammten mindestens drei, teilweise hochrangige Söhne.

Werk Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Gesellschaft zur Erforschung Vaterländischer Sprache und Altertümer in Leipzig: Mitteilungen ... Hrsg.: Erster Geschäftsführer. Band 1, 1. Heft, 1856, S. 53 (google.de [abgerufen am 7. Februar 2021]).
  2. a b Johann Gottlieb Müller: Versuch einer Oberlausitzischen Reformazionsgeschichte. Anton, 1801 (google.de [abgerufen am 6. Februar 2021]).
  3. a b Wo ein Lutherstudent der erste evangelischer Pfarrer war. Abgerufen am 6. Februar 2021.
  4. a b Ev. Kirchengemeinde Königshain : Evangelischer Kirchenkreis Schlesische Oberlausitz. Abgerufen am 6. Februar 2021.
  5. a b c d e Neue lausizische Monatsschrift: 1802. Anton, 1802 (google.de [abgerufen am 6. Februar 2021]).
  6. Christian Samuel Schmidt: Beschreibung von Königshain. Budissin, 1797 (google.de [abgerufen am 6. Februar 2021]).
  7. Christian Gabriel Funck: Eigentliche Beschreibung der fürtrefflichen und weit berühmten Kirchen SS. Petri und Pauli in Görlitz. Zipper, 1704 (google.de [abgerufen am 6. Februar 2021]).
  8. Wolfgang Stammler: Von der Mystik zum Barock, 1400-1600. J.B. Metzler, 1950, ISBN 978-3-476-00172-6, S. 164 (google.de [abgerufen am 27. Februar 2021]).
  9. Hans Rupprich, Helmut de Boor, Richard Newald: Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart. C.H.Beck, 1949, ISBN 978-3-406-00717-0 (google.de [abgerufen am 27. Februar 2021]).
  10. a b Gottlieb Friedrich Otto: Lexikon der seit dem funfzehenden Jahrhunderte verstorbenen und jetztlebenden Oberlausizischen Schriftsteller und Künstler. 2. Auflage. Band 6, S. 386 (google.de).
  11. Christian Knauth: Das Gymnasium Augustum zu Görlitz: in seiner alten und neuen inner- und äußerlichen Gestalt der verflossenen 200 Jahren, bey desselben Jubel-Feyer den 25. und 26. Jun. 1765. Fickelscherer, 1765 (google.de [abgerufen am 7. Februar 2021]).
  12. Verzeichnis der Bürgermeister zu Görlitz. Görlitz 1839, S. 16 (slub-dresden.de).
  13. Erich Wentscher: Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete. 5. Jahrgang, Heft 8. Görlitz August 1928, S. 268 (org.pl).
  14. Dietrich, Balthasar: Dilvvivm Nohæ / Scriptvm A Baldassaro Theodoro Gorlicense. Universitätsbibliothek Warschau, abgerufen am 7. Februar 2021 (polnisch, Das Geburtsjahr Jakob Schachmanns ist auf der Website der Warschauer Universitätsbibliothek nicht angegeben, dafür aber in Oskar Puschs Genealogie über das Adelsgeschlecht von Schachmann.).