Baia (Suceava)

Gemeinde in Rumänien

Baia (veraltet Târgul Moldovei; deutsch Molde, auch Moldenmarkt, Mulde, ungarisch Moldvabánya, auch Bája, lateinisch Civitas Moldaviae)[4] ist eine Gemeinde im Kreis Suceava in der Region Moldau im Nordosten Rumäniens.

Baia
Molde
Moldvabánya
Wappen von Baia (Suceava)
Baia (Suceava) (Rumänien)
Baia (Suceava) (Rumänien)
Basisdaten
Staat: Rumänien Rumänien
Historische Region: Westmoldau
Kreis: Suceava
Koordinaten: 47° 25′ N, 26° 13′ OKoordinaten: 47° 25′ 5″ N, 26° 13′ 8″ O
Zeitzone: OEZ (UTC+2)
Höhe: 345 m
Fläche: 39,00 km²
Einwohner: 7.261 (1. Dezember 2021[1])
Bevölkerungsdichte: 186 Einwohner je km²
Postleitzahl: 727020
Telefonvorwahl: (+40) 02 30
Kfz-Kennzeichen: SV
Struktur und Verwaltung (Stand: 2020[2])
Gemeindeart: Gemeinde
Gliederung: Baia, Bogata
Bürgermeister: Maria Tomescu (PSD)
Postanschrift: Str. Stoleru Nicolae, 7
Comuna Baia, jud. Suceava, RO–727020
Website:
Sonstiges
Stadtfest: Festivalul Baia - file de istorie, fast jährlich, unterschiedlich im Zeitraum, zwischen Juli und September[3]

Geographische Lage Bearbeiten

Die Gemeinde Baia liegt im Südosten des Kreises Suceava und wird vom Fluss Moldau durchquert. An der Kreisstraße (Drum județean) DJ 209H befindet sich das Gemeindezentrum acht Kilometer südwestlich von der nächstgrößeren Stadt Fălticeni entfernt.

Geschichte Bearbeiten

 
Siegel von Baia

Archäologische Grabungen beweisen, dass das Gebiet von Baia bereits vor der Cucuteni-Tripolje-Kultur im 6. Jahrtausend v. Chr. bewohnt worden war.[5] Nach Karl Auner (1865–1932), Generalvikar des Bistums Iași und Historiker, existierte der mittelalterliche Ort bereits im 13. Jahrhundert. Im 14. bis 16. Jahrhundert war Baia eines der wichtigsten urbanen Zentren des Fürstentums Moldau.

Der Ort wurde von siebenbürgisch-sächsischen Kaufleuten die nach dem Mongolensturm von 1241 in das Gebiet der späteren Moldau geflüchtet waren, gegründet. Bereits im 13. Jahrhundert hatten dominikanische Missionare eine Kirche errichtet und im Jahre 1337 wird in einem Dokument eine „von armen, nach Baia ausgewanderten Sachsen“ erbaute Franziskanerkirche erwähnt. Auch Ungarn siedelten dort. So kam es, dass Baia über ein Stadtsiegel mit lateinischer Inschrift verfügt.[6]

Baia mit seiner Zitadelle war – durch Dokumente aus der Kanzlei Ludwig von Anjous bestätigt – die erste Hauptstadt des feudalen Staates Moldau, auch nach 1359, dem Jahr der Befreiung von der ungarischen Abhängigkeit (bis 1388). Die Stadt war auch ein sehr wichtiges religiöses Zentrum. Durch ein Dekret des Fürsten Alexander des Guten aus dem Jahr 1410, begann die Errichtung einer katholischen Kathedrale, dem größten Gotteshaus in der damaligen Moldau, deren eindrucksvollen Ruinen noch heute zu sehen sind. Von 1420 an war der Ort die Residenz der katholischen Bischöfe, die 1468 aufgehoben wurde.

Berühmt wurde Baia durch die am 15. Dezember 1467 zwischen der Armee des Fürstentums Moldau, angeführt von Fürst Stefan dem Großen und der des Königs des Königreichs Ungarn, Matthias Corvinus dort gefochtene Schlacht von Baia. Sie endete mit einer bitteren Niederlage für die Ungarn sowie der Flucht und Verwundung des magyarischen Königs. Dabei wurde Baia durch den gewollt gelegten Brand auf Befehl Stefans, der zum Erreichen seiner Kriegsziele nötig gewesen war, völlig zerstört.[7]

Der Ort wurde wieder völlig aufgebaut und Fürst Petru Rareș ließ zwischen 1530 und 1532 die Kirche Mariä Himmelfahrt errichten. Trotzdem sollte die Stadt aber nie mehr ihre alte Bedeutung wiedererlangen. Durch die Bemühungen des Fürsten Alexandru Lăpușneanu, der dort jährlich drei Jahrmärkte stattfinden ließ, betrug zwar 1599 die Einwohnerzahl 15.000 Seelen bei 3.000 Gebäuden, wie ein westlicher Reisender zu berichten wusste, doch knapp hundert Jahre später (1691) erwähnte ein anderer, der Ort sei völlig unbewohnt.[8]

Nachdem 1774 die Bukowina gegen Ende des Russisch-Osmanischen Kriegs (1768–1774) vom neutralen Österreich besetzt worden war, wurde dies 1775 im Frieden von Küçük Kaynarca bestätigt, offiziell als Dank für Österreichs „Vermittlerdienste“ zwischen den Kriegsgegnern. Dadurch lag Baia sehr nahe an der Grenze zu späteren Kronland Herzogtum Bukowina. In dieser Zeit blühte auch wieder der Katholizismus in der Region auf und das Land kam in den Jurisdiktionssprengel des Erzbischofs von Lemberg.[9]

Nicolae Stoleru (* 14. September 1878 in Călinești, Kreis Botoșani; † 12. September 1916, gefallen bei Dealul Rusca – Pietrele Roșii) war ein rumänischer Lehrer, der 1904 nach Baia kam und einen großen Beitrag zur Alphabetisierung und Erziehung der Kinder geleistet hatte. Bei seiner Ankunft waren 87 % der schulpflichtigen Kinder vor Ort Analphabeten. Er beschäftigte sich aber auch mit der Anhebung des Bildungsniveaus der Bauern und hielt unermüdlich Vorträge zu wissenschaftlichen Errungenschaften, zur Verbesserung der Hygiene, über die Modernisierung der Landwirtschaft und zur Bekämpfung des Alkoholismus.[10] Ihm zu Ehren wurde 1937 ein Denkmal errichtet, auch trägt die in der Gemeinde angesiedelte Schule für Kunst und Handwerk seinen Namen.

In der Zwischenkriegszeit war Baia bis zur kommunistischen Verwaltungsreform von 1950 Kreisstadt des Bezirks gleichen Namens. Infolge dieser wurde letzterer zwischen den Kreisen Suceava und Iași aufgeteilt. Heute gehört der Ort zum Kreis Suceava.

Bevölkerung Bearbeiten

Die Einwohnerzahl nahm seit dem Jahr 2002 (6 793 Personen) kontinuierlich ab. Gemäß der Volkszählung von 2011 hat der Ort 2012 Gebäude und die rund 6 500 Einwohner verteilen sich auf 1865 Haushalte.[11] Zusammen mit dem unter Baias Verwaltung stehenden Dorf Bogata sind es zirka 6405 Einwohner. Die Bevölkerung setzt sich zu gut 99 % aus Rumänen zusammen, nur 30 Personen gaben die Zugehörigkeit zu einer anderen Ethnie an.[12] 95,41 % sind rumänisch-orthodoxe Christen aufgeteilt in sechs Pfarreien.

Kultur Bearbeiten

Baia verfügt über:

  • vier Schulen,
  • vier Kindergärten,
  • die Schule mit Gymnasialcharakter für Kunst und Handwerk "Nicolae Stoleru",[13]
  • eine Gemeinschaftsbibliothek sowie
  • den Sportverein (Avântul Baia) und
  • ein ethnographisches Museum.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

  • Die Kirche des Hl. Georg, auch Biserica Albă (die „Weiße Kirche“) genannt, die Fürst Stefan infolge seines Sieges über die Ungarn gestiftet haben soll.[14]
  • Die Kirche Adormirea Maicii Domnului von 1532, die Fürst Petru Rareș hatte erbauen lassen.[15]
  • Die Ruine der katholischen Kathedrale von 1410

Persönlichkeiten Bearbeiten

Ein bekannter Sohn der Stadt war der rumänische Literaturhistoriker, -kritiker und Schriftsteller Mihai Gafița (* 21. Oktober 1923; † 4. März 1977),[16] der beim Erdbeben von 1977 in Bukarest ums Leben kam.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Baia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Volkszählung 2021 in Rumänien, Populația rezidentă după etnie, 1. Dezember 2021 (rumänisch).
  2. Angaben bei Biroului Electoral Central, abgerufen am 14. April 2021 (rumänisch).
  3. Angaben zum Festival von Baia 2009 (Memento vom 12. September 2014 im Internet Archive) und 2011 (Memento vom 4. Februar 2015 im Internet Archive)
  4. Oliver Jens Schmitt: Herrschaft und Politik in Südosteuropa von 1300 bis 1800. De Gruyter Oldenbourg, Berlin ; Boston 2021, ISBN 978-3-11-074394-4, S. 337.
  5. Descoperire în România: cea mai mare locuință pre-Cucuteni datând din 5200–5100 Î. Hr., In: „Gândul“ vom 7. Oktober 2013.
  6. Hugo Weczerka: Das Fürstentum Moldau und die Deutschen. In: Isabel Röskau-Rydel: Deutsche Geschichte im Osten Europas. Galizien, Bukowina und der Moldau. Berlin 1999, S. 338.
  7. Petre Otu: Wie Fürst Stefan dem Großen den ungarischen König Matthias Corvinus bei Baia besiegte am 19. März 2012 bei historia.ro (Memento vom 5. Juli 2014 im Internet Archive) abgerufen am 18. Februar 2015 (rumänisch).
  8. I. Constantinescu: România de la A la Z. Dicționar turistic. (Ed. Stadion, București, 1970), p. 29.
  9. Franz Lang (Hrsg.): Buchenland: hundertfünfzig Jahre Deutschtum in der Bukowina. Band 16, Verlag des Südostdeutschen Kulturwerks, München 1961, S. 17 f.
  10. Geschichte der schulischen Bildung in Baia (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive) (rumänisch; PDF; 181 kB).
  11. Archivierte Kopie (Memento vom 20. September 2020 im Internet Archive).
  12. Volkszählung 2011 in Rumänien (MS Excel; 1,3 MB).
  13. Webdarstellung der Nicolae Stoleru-Schule (Memento vom 23. Mai 2014 im Internet Archive).
  14. Angaben zur Kirche Hl. Georg bei biserici.org, abgerufen am 8. November 2023 (rumänisch).
  15. Angaben zur Kirche Adormirea Maicii Domnului bei biserici.org, abgerufen am 8. November 2023 (rumänisch).
  16. Angaben zu Mihai Gafița bei data.bnf.fr/en, abgerufen am 20. März 2023