Bahnstrecke Wilstedt–Tostedt

Bahnstrecke in Niedersachsen, nur teilweise erhalten, nur Güterverkehr

Koordinaten: 53° 16′ 7,1″ N, 9° 43′ 27,6″ O

Wilstedt–Tostedt
Wismarer Schienenbus T 1 im Bahnhof Zeven Süd (2012)
Wismarer Schienenbus T 1 im Bahnhof Zeven Süd (2012)
Streckennummer:9127
Kursbuchstrecke (DB):217e (1960–68)
Streckenlänge:63,6 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:C3
Höchstgeschwindigkeit:50 km/h
0,0 Wilstedt
3,6 Tarmstedt Ost (1934–1956 Anschluss Kleinbahn)
7,6 Hepstedt
10,1 Breddorf
13,0 Rhadereistedt
14,9 Ostereistedt
18,6 Badenstedt (b Rotenburg/Wümme)
22,2 Oldendorf (b Rotenburg/Wümme)
B 71 (Rotenburger Straße)
Mehde-Aue
Draisinenbahnen Berlin-Brandenburg / EVB
von Rotenburg (Wümme)
25,9 Zeven Süd
Zeven (Han)
B 71 (Bahnhofstraße)
Mehde-Aue
28,4 nach Bremervörde
von der Asphaltmischanlage DEUTAG
29,4 Zeven Nord
B 71 (Kivinanstraße)
Mehde-Aue
33,5 Heeslingen
Oste
36,8 Weertzen
41,4 Kuhmühlen
A 1
Raiffeisen (Gla)
45,6 Sittensen
48,8 Tiste
52,8 Herwigshof
56,0 Heidenau (Kr Harburg)
58,8 Wüstenhöfen
B 75 (Bremer Straße)
60,9 Tostedt West
EVB / DB Netz
von Bremen
63,6 Tostedt / Tostedt Kleinbf
nach Hamburg

Quellen: [1][2][3]

Die Bahnstrecke Wilstedt–Tostedt (Wilstedt-Zeven-Tostedter Eisenbahn, kurz: WZTE) war eine 1917 eröffnete Privateisenbahn im nordöstlichen Niedersachsen. Bis 1949 trugen sie und ihre Betreibergesellschaft den Namen Kleinbahn Wilstedt-Zeven-Tostedt.

Verlauf Bearbeiten

Die Strecke verband das Dorf Wilstedt über Tarmstedt, Zeven, Heeslingen, Sittensen und Heidenau mit der Bahnstrecke Bremen–Hamburg in Tostedt. In Zeven wurde sie von der Staatsbahnstrecke Bremervörde–Walsrode gekreuzt. Die Bahnhöfe Zeven (Han) der Staatsbahn und Zeven Süd der WZTE lagen direkt nebeneinander und erhielten eine Verbindungsweiche. Hier war auch der Betriebsmittelpunkt. In Tarmstedt bestand Anschluss an die schon 1900 von der Bremisch-Hannoverschen Kleinbahn AG errichtete Schmalspurbahn nach Bremen (im Volksmund Jan Reiners genannt). Anfangs lagen die Bahnhöfe der beiden Bahnen 300 m auseinander, bis 1934 durch Verlängerung der Schmalspurbahn in Tarmstedt Ost ein unmittelbarer Übergang für Personen ermöglicht wurde. Im Güterverkehr gab es keine Übergabe. Eine geplante Verlängerung von Wilstedt nach Sagehorn an der Strecke Bremen–Hamburg kam aus Geldmangel nicht zustande.

Geschichte Bearbeiten

Am 21. August 1912 wurde die Kleinbahn Wilstedt-Zeven-Tostedt GmbH gegründet, Geschäftsführer wurde der Zevener Landrat Karl von Hammerstein-Gesmold.[4] Am 1. April 1913 begannen die Bauarbeiten, im August war ein großer Teil der Strecke fertiggestellt. Durch den Ersten Weltkrieg gerieten die Bauarbeiten ins Stocken, sie wurden aber fortgeführt. Ab dem 15. März 1915 konnten erste Wagenladungen auf den fertig gestellten Streckenteilen zugestellt werden, am 22. Dezember 1916 wurde die Strecke landespolizeilich abgenommen. So konnte die Strecke am 2. Januar 1917 für den Güterverkehr und 15. Juni 1917 für den Personenverkehr in Betrieb genommen werden. Die Strecke war einfach gebaut, es gab keine großen Ingenieur-Bauwerke. Die Gleise hatten eine Sandbettung.

Ab 1934 übernahm das Landeskleinbahnamt die Betriebsführung. Mit dem Einsatz der Triebwagen ab 1933 wurde auch der Verkehr ausgeweitet. Das machte sich auch in den Zahlen bemerkbar: Im Geschäftsjahr 1932 wurden 34.470 Personen befördert, im Geschäftsjahr 1938 waren es 118.167 Personen.

Seit 1948 fuhren die Personenzüge direkt in den Staats-Bahnhof Tostedt ein, der Kleinbahnhof wurde aufgegeben. Der Hauptverkehr war der Transport von landwirtschaftlichen Gütern, daneben auch Holz, Sand und Kies. 1928 wurden 83.800 t Güter befördert. Der Personenverkehr war nie bedeutend.

1950 wurde der Busverkehr aufgenommen. Auf der Schiene fand bald nur noch der Schülerverkehr nach Zeven und Sittensen statt.[5]

Am 27. September 1964 wurde der Personenverkehr, der zuletzt mit Dieseltriebwagen gefahren wurde, zwischen Wilstedt und Zeven, am 25. September 1971 zwischen Zeven und Tostedt eingestellt. Ab 1967 waren es noch vier Zugpaare an Werktagen gewesen, der Rest wurde mit Bussen bedient. Dennoch wurden 1970 noch 130.000 Personen auf der Schiene befördert. Seither verkehrten im Personenverkehr nur noch einzelne Züge mit dem historischen Triebwagen. Zum 31. August 1981 wurde die Bahngesellschaft mit der Bremervörde-Osterholzer Eisenbahn fusioniert zur Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (evb), die eine Modernisierung der Verbindung für den Containerverkehr von Bremerhaven nach Hamburg plante. Der restliche Güterverkehr wurde offiziell zum 14. Dezember 2003 eingestellt, bis Mitte 2010 wurden nur noch Anschlüsse in Zeven bedient.

Heute Bearbeiten

Zwischenzeitlich war eine Entwidmung der Verbindung vorgesehen, wurde aber abgewendet. Der Abschnitt Zeven–Tostedt ist weiterhin im Besitz der evb und wird für den Güterverkehr genutzt. Der Abschnitt Wilstedt–Zeven ist seit dem 10. April 2007 stillgelegt und wurde von der Mittenwalder Eisenbahnimmobiliengesellschaft mbH & Co. KG (MEIG) des Unternehmers Axel Pötsch aus Berlin von der evb gekauft. Der Abschnitt wird seit Ende 2008 als Draisinenbahn genutzt.[6] Ausgangspunkt ist der Bahnhof Wilstedt. Der Bahnhof Ostereistedt ist inzwischen auch durch die MEIG von der evb gekauft worden. Dort befinden sich Bahnwaggons zur Übernachtung von Gästen. Zwischenzeitlich war die Trasse ab dem Abzweig von der Hauptstrecke Bremen–Hamburg in Tostedt bis nach Zeven mittels Schutzhalt Sh 2 gesperrt. Die Streckensperrung wurde im Jahr 2009 teilweise aufgehoben, so dass im Spätsommer einige Züge mit Splitt für den Autobahnausbau von Tostedt kommend den Bahnhof Sittensen erreichten. Zum selben Zeitpunkt befand sich die Brücke über die Autobahn bei Sittensen im Neubau, so dass die Bahnstrecke hier unterbrochen war.

Der Abschnitt Zeven–Tostedt wurde im zweiten Quartal 2010 von den evb wieder instand gesetzt. Damit kann die evb ab 2010 durchgehenden Güterverkehr zwischen Bremerhaven und Hamburg anbieten.

Seit 2014 wird der gesamte Bereich Zeven–Tostedt abschnittsweise grundlegend saniert. Die Abschnitte Zeven-Nord–Heeslingen und Sittensen–Heidenau sind hierbei größtenteils bereits abgeschlossen, während im Herbst 2018 und Winter 2018/19 der Bereich zwischen Heidenau und Streckenkilometer 59,2 hinter Wüstenhöfen erneuert wird. Weitere Abschnitte sollen folgen.[7]

In Heidenau (das bis mindestens 2009 noch über drei Gleise verfügte) wurde der zuletzt eingleisige Bereich 2019 um das wiederhergestellte nördliche Ausweichgleis ergänzt. Zudem wurde die Bahnsteigkante gesichert.

Anekdotische Besonderheit: Wegen der vorangegangenen langen Unterbrechung wurden bei Wiederaufnahme des Betriebs an mehreren Bahnübergängen spezielle Verkehrszeichen aufgestellt: gelbe Tafeln mit Zeichen 101 und dem Text: „Die Züge fahren wieder.“

Fahrzeuge Bearbeiten

Zur Betriebsaufnahme stand nur eine dreiachsige Dampflokomotive zur Verfügung. Zur Verstärkung wurden zwei belgische Lokomotiven zugewiesen, die aber nach Kriegsende zurückgegeben werden mussten. So wurden 1919 und 1920 jeweils zwei weitere dreiachsige Dampflokomotiven gebraucht gekauft. 1931 wurde eine ELNA 1 neu beschafft, die einzige ihrer Art, und als Nr. 8, ab 1949 350, eingesetzt. Sie wurde 1951 abgegeben, ist aber museal erhalten. Schon in den 1930er Jahren wurden Triebwagen eingesetzt, 1933–1935 wurden drei Wismarer Schienenbusse (S.K. 1–3, ab 1949 T 145–147) angeschafft. Sie waren bis 1966 im Einsatz, der letzte noch im Dienstverkehr bis 1978. Dieser ist bei der Museums-Eisenbahn Minden erhalten. Ab 1956 wurde auch der Güterverkehr verdieselt, eine Henschel DH 360 (V 274) wurde beschafft. 1961 wurde eine MaK 450 C (V 277) neu erworben. Zwischen 1956 und 1960 wurden drei Triebwagen gebraucht von der Deutschen Bundesbahn beschafft, darunter zwei VT 70.9, die als T 148 und T 149 eingesetzt wurden. Der dritte war ein VT 66.9, der die Nummer T 174 erhielt, er trug die Hauptlast des Schülerverkehrs, bis er 1974 mit einem Milchlaster kollidierte und anschließend verschrottet wurde.

Literatur Bearbeiten

  • Dieter-Theodor Bohlmann: Die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser. Zeunert, Gifhorn 1984, ISBN 3-924335-51-6.
  • Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen. Band 10: Niedersachsen 2. Eisenbahn-Kurier, Freiburg 2007, ISBN 978-3-88255-669-8, S. 123–145.
  • Jörg Petzold: Kleinbahn Wilstedt-Zeven-Tostedt. In: Die Museums-Eisenbahn. Nr. 1, 2017, ISSN 0936-4609, S. 19–21.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Wilstedt-Zeven-Tostedter Eisenbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Eisenbahnatlas Deutschland. 10. Auflage. Schweers + Wall, Köln 2017, ISBN 978-3-89494-146-8.
  2. Infrastrukturregister. In: deutschebahn.com. DB Netz AG, abgerufen am 16. September 2022.
  3. OpenRailwayMap. In: openrailwaymap.org. OpenStreetMap Foundation, abgerufen am 16. September 2022.
  4. Jörg Petzold: Kleinbahn Wilstedt-Zeven-Tostedt. In: Die Museums-Eisenbahn. Nr. 1, 2017, ISSN 0936-4609, S. 19.
  5. Jörg Petzold: Kleinbahn Wilstedt-Zeven-Tostedt. In: Die Museums-Eisenbahn. Nr. 1, 2017, ISSN 0936-4609, S. 20.
  6. http://www.draisinenbahn.de/index.php?id=126
  7. Streckenmeldung Zeven - Tostedt. In: Bahn-Report. Nr. 1, 2019, S. 48.