Bahnstrecke Paray-le-Monial–Givors-Canal

Eisenbahnstrecke in Zentralfrankreich

Die Bahnstrecke Paray-le-Monial–Givors-Canal ist eine ursprünglich doppel-, heute eingleisige, nicht elektrifizierte Eisenbahnstrecke in Frankreich. Sie ist Nordwest-Südost-ausgerichtet, 134 km lang und eine wichtige Verbindung von der Region Centre-Val de Loire in die Metropolregion Lyon, wo sie hauptsächlich dem Nahverkehr dient. Darüber hinaus stellt sie die kürzeste Verbindung für den Querverkehr zwischen Lyon und Nantes dar und dient als Ausweichstrecke nach Moulins, vor allem aber entlastet sie die Hauptstrecke Paris–Lyon vom Güterverkehr. Der Abschnitt zwischen Brignais und dem südöstlichen Endpunkt Givors wird nicht mehr im Personenverkehr bedient.

Paray-le-Monial–Givors-Canal
Bahnübergang No. 44 am ehemaligen Haltepunkt Claveisolles, 2018
Bahnübergang No. 44 am ehemaligen Haltepunkt Claveisolles, 2018
Streckennummer (SNCF):775 000
Kursbuchstrecke:35, 36
Streckenlänge:134,6 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:Tassin–Givors-Canal 1,5 kV =
Maximale Neigung: 11[1] 
Zweigleisigkeit:ehem. ja
Bahnstrecke Moulins–Mâcon nach Moulins
Bahnstrecke Le Coteau–Montchanin von Roanne
0,0 Paray-le-Monial 250 m
Bahnstrecke Moulins–Mâcon nach Mâcon und
Bahnstrecke Le Coteau–Montchanin n. Montchanin
7,0 Tunnel du Breuil (431m)
8,4 Lugny-lès-Charolles 287 m
8,9 Arconce (69 m)
≈13,3 D985 (ehem. N 485)
13,4 Saint-Julien-Changy 326 m
17,5 Viaduc de la Côte (159 m)
17,9 Dyo 343 m
23,1 Tunnel des Bruyères (151 m)
Bahnstrecke Pouilly-sous-Charlieu–Clermain von Clermain
CD du Rhône-Saône-et-Loire (RSL) n. Monsols
28,1 La Clayette-Baudemont 368 m
Bahnstrecke Pouilly-sous-Charlieu–Clermain n. Pouilly-sous-Ch.
29,4 Sornin (220 m)
30,6 Tunnel du Grand-Bois (101 m)
32,6 Chassigny-sous-Dun 394 m
33,0 Tunnel de Chassigny (164 m)
35,2 Tunnel de Mussy (151 m)
35,4 Mussy-sous-Dun 408 m
35,9 Viaduc de Mussy (561 m)
36,8 Tunnel de Mont-Loup (134 m)
38,8 Chauffailles 441 m
41,0 Viaduc de Villon (141 m)
41,6 Département Saône-et-Loire/ Loire
43,4 Viaduc de Montveneur (104 m)
45,5 Belleroche-Belmont 511 m
45,9 Tunnel des Écharmeaux (4.153 m)
47,9 Département Loire/ Rhône
48,5 Scheitelpunkt 526 m
50,7 Poule 519 m
55,4 Viaduc de la Grande-Neuve (87 m)
56,4 Viaduc de la Foraize (112 m)
                  
56,9 Viaduc de la Boucle (105 m); darunter: T. de Claveisolles (1268 m)
               
60,0 Claveisolles 433 m
               
57,3 Viaduc du Collier (99 m); daneben: Tunnel de Vigues (264 m)
            
58,0 Viaduc Chez Aulas (115 m)
               
61,7 Azergues (10 m)
               
61,8 Saint-Nizier-d’Azergues 419 m
            
65,1 Lamure-sur-Azergues 388 m
68,7 Grandris-Allières 357 m
69,4 Azergues (45 m)
70,4 Allières 343 m
71,9 Saint-Just-d’Avray 319 m
73,5 Azergues (18 m)
73,6 Tunnel de Brottaux (281 m)
74,1 Azergues (19 m)
74,6 Chamelet 309 m
79,5 Ternand 278 m
79,8 Azergues (19 m)
81,5 Saint-Laurent-d’Oingt 271 m
≈84,8 CFB nach Villefranche-sur-Saône
85,0 Bois-d’Oingt-Légny 246 m
86,8 Le Breuil 237 m
89,6 Chessy 224 m
91,7 Châtillon-d’Azergues 215 m
92,5 Azergues (33 m)
94,7 Brévenne (27 m)
95,2 Bahnstrecke Le Coteau–Saint-Germain-au-Mont-d’Or von Le Coteau
95,2 Tunnel de Lozanne (195 m)
95,5 Lozanne 203 m
Bahnstrecke Le Coteau–Saint-Germain-au-Mont-d’Or n. St-Germain
98,0 Tunnel de Marand (207m)
98,6 Semonet (Viaduc de Civrieux; 51 m)
99,5 Civrieux-d’Azergues 239 m
100,3 Tunnel de Bramefond (257 m)
100,9 Tunnel de Janzay (531 m)
102,5 Dommartin-Lissieu (Alter Bahnhof; 267 m)
102,9 Viaduc de Chicotière (102 m)
103,5 Dommartin-Lissieu 278 m
103,9 Viaduc de Grévy (40 m)
106,0 Limonest 302 m
OTL nach Lyon
106,2 Tunnel de Limonest (964 m)
107,4 Dardilly-le-Jubin
109,0 Dardilly 276 m
109,5 Dardilly-les-Mouilles
110,7 Viaduc des Planches (99 m)
111,8 Les Flachères 248 m
Bahnstrecke Lyon-Saint-Paul–Montbrison von Montbrison
113,9 Tassin 229 m
114,6
               
114,6 Bahnstrecke Lyon-Saint-Paul–Montbrison nach Lyon-Saint-Paul
≈115,5 FOL nach Lyon und D 489 (ehem. N 89)
115,8 Alaï 222 m
116,6 Viaduc de Sarmières (Charbonnières; 136 m)
117,1 Yzeron (Viaduc de Francheville; 182 m)
117,7 Tunnel de Francheville (92 m)
117,9 Viaduc du Colombier (60 m)
118,4 Francheville 222 m
122,3 Chaponost 232 m
               
≈124,9 D 386 (ehem. N 86 und OTL nach Lyon; ehem. BUE)
125,3 Brignais 209 m
≈126,2 Autoroute 450
127,8 Vourles-Charly 199 m
130,5 Millery-Montagny 179 m
133,2 Garon (27 m)
Bahnstrecke Moret-Veneux-les-Sablons–Lyon-Perrache v. Lyon-P.
134,6
540,2
Gleisharfe Badan
133,8 Abzw. Lozanne (Posten 3)
134,6
539,3
Givors-Canal 161 m
Bahnstrecke Givors-Canal–Chasse-sur-Rhône n. Chasse/s/Rhône
                  
Bahnstrecke Givors-Canal–Grezan nach Nîmes und Rhône
Bahnstrecke Moret-Veneux-les-Sablons–Lyon-Perrache
nach Moret-Veneux-les-Sablons

Geschichte Bearbeiten

 
Bahnhof Givors-Canal, um 1890

Diese Bahnstrecke ist Teil des frankreichweiten Freycinet-Streckenplans. Mit dem Gesetz vom 17. Juli 1879, mit dem 181 Eisenbahnstrecken neu in das Netz hinzugefügt werden sollten, erhielt diese Strecke als Nummer 117 Rechtsstatus. Zur Trassierung hieß es dort: „von Givors nach Paray-le-Monial, bei oder in der Nähe von l’Arbresle“[2]. Mit der Wahl des Streckenverlaufs widerspiegelt sich die enge, teils konkurrierende Verbindung zwischen Eisenbahn- und Wasserwegen, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch bestand. Givors-Canal war ein wichtiger Umschlagplatz für Güter aller Art.

Mit dem Gesetz vom 20. November 1883 wurde die zuvor am 26. Mai 1883 zwischen der Compagnie des chemins de fer de Paris à Lyon et à la Méditerranée (PLM) und dem Minister für Verkehr und öffentliche Arbeiten unterzeichnete Vereinbarung[3] formal rechtskräftig und die Trassierung Lozanne–Givors endgültig bestätigt.[4]

Am 4. Oktober 1895 ging zunächst der mittlere, ca. 30 km lange Abschnitt LozanneLamure-sur-Azergues in Betrieb. In Lozanne gab es mit der Bahnstrecke Le Coteau–Saint-Germain-au-Mont-d’Or bereits seit Ende der 1860er Jahre eine Bahnverbindung; am 1. September 1900 folgte der Teil Lamure-sur-Azergues nach Paray-le-Monial. Erst am 25. November 1906 ging Lozanne–Tassin in Betrieb und am 1. Juni 1910 schließlich das letzte Stück Tassin–Givors-Canal. Alle Streckenabschnitte waeren von Anfang an doppelgleisig.[5]

 
Eisenbahnschleife von Claveisolles, Südwestende, 2005
 
Viaduc de Mussy, 2014
 
Neigungszeiger am ehemaligen Bahnhof Grandris-Allières, 2019: 10 m Steigung auf den nächsten 2,101 km

Auch wenn der Güterverkehr auf dieser Strecke zufriedenstellend war, so blieb die Zahl der Passagiere bescheiden, insbesondere auf dem südlichen Teil der Strecke zwischen Tassin und Givors. Zum 1. Januar 1934 wurde der Personenverkehr zwischen Brignais und Givors folgerichtig eingestellt und nur drei Jahre später, am 1. Januar 1937 auch zwischen Tassin und Brignais. Im Zuge der Elektrifizierung benachbarter Strecken konnte der Verkehr dort beschleunigt und die Kapazität erhöht werden, sodass hier, auf dieser nicht-elektrifizierten Strecke der Verkehr abnahm.[6]

Das zweite Gleis wurde mit dem Rückgang des Verkehrsaufkommens im Winter 1997/98 entfernt – mit Ausnahme des Tunnel des Écharmeaux.[7] Zugkreuzungen sind heute nur noch möglich in Lamure-sur-Azergues, Lozanne, Dardilly-le-Jubin, Tassin und Francheville.[5]

Die Zunahme der Bevölkerung aufgrund der Zersiedlung und Erweiterung des urbanen Raums rund um Lyon führte 2005 dazu, den 1937 beendeten Personenverkehr auf dem Abschnitt zwischen Tassin und Brignais wieder aufzunehmen.[6] Züge des Transport express régional brauchten 2014 für den Abschnitt Paray-le-Monial–Lozanne 90 Minuten Fahrzeit, kamen aus Nevers oder Moulins und endeten alle in Lyon-Perrache.[8]

Zwischen 2009 und 2012 wurde der Abschnitt zwischen Tassin und Brignais im Rahmen des Erneuerungsprojekts Tram-Train Lyon West umfassend modernisiert. Dabei wurden der Oberbau, die Bahnsteige und die Signaltechnik erneuert und die Elektrifizierung ergänzt. Eine zusätzliche Gleiskehre östlich des Bahnhofs Tassin sorgt dafür, dass vom Bahnhof Lyon-Saint-Paul beide Streckenäste direkt befahrbar sind. Danach wurde es möglich, dass Züge der Straßenbahn Lyon die Gleise dieser Eisenbahnstrecke mitbenutzen konnten.[9] Im Einsatz sind seitdem Wagen vom Typ Citadis Dualis.[10]

Trasse Bearbeiten

Der Bau dieser Strecke stand unter militärstrategischen Gesichtspunkten, als er in der zweiten Hälfte der 1870er Jahre von Charles de Freycinet initiiert wurde. Es ging also um großen Güterumschlag und eine hohe Tonnage. Entsprechend wurde die Strecke zweigleisig und mit nur geringer Steigung von maximal 11  ausgelegt. Dafür war der Bau langer Rampen, weiter Kurven und Verschlingungen erforderlich. Markantestes Beispiel und in einer typischen Mittelgebirgs-Region eher selten ist der Boucle de Claveisolles, eine etwa 1,25 km × 1,5 km Durchmesser große Kreiskehre auf den Gemeindegebieten von Claveisolles und Saint-Nizier-d’Azergues. Der 591 m hohe La Roche wird von dieser Vollkreis-Schleife fast konzentrisch umrundet.

Viele weitere Kunstbauwerke waren erforderlich. Der längste Tunnel, der noch heute zu den zehn längsten Frankreichs gehört, ist der 4.153 m lange Tunnel des Écharmeaux, der zugleich auch der Scheitelpunkt der Strecke ist. Das längste Brückenbauwerk ist das 60 Meter hohe und 561 m lange Viaduc de Mussy, auf dem die Strecke das Tal des Mussy überquert. Seine 18 Bögen haben eine Spannweite von je 25 m.

Sekundärbahnen Bearbeiten

Nach Fertigstellung dieser Strecke wurde es für andere Verkehrsinfrastruktur-Unternehmen attraktiv, sich an sie anzuschließen. So entstanden eine Reihe von Verbindungen (von Nord nach Süd):

Weblinks Bearbeiten

Commons: Bahnstrecke Paray-le-Monial–Givors-Canal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ligne de Moulins à Givors. Section de Paray-le-Monial–Givors, Blatt 35 und 36.
  2. Loi qui classe 181 lignes de chemin de fer dans le réseau des chemins de fer d’intérêt général. In: Bulletin des lois de la République Française, Paris, Nationaldruckerei, Serie XII, Band 19, No. 456, 17. Juli 1879, Seite 6–12.
  3. Loi qui déclare d’utilité publique l’établissement de la deuxième section du chemin de fer de Givors à Paray-le-Monial, comprise entre Lozanne et Paray-le-Monial. In: Bulletin des lois de la République Française, Nationaldrucker Paris, Serie XII, Band 25, No. 708, 1882, Seite 29–30.
  4. No. 14213: Loi qui approuve les conventions passées. In: Bulletin des lois de la République Française, Nationaldrucker Paris, Serie XII, Band 28, No. 834, 1884, Seite 325–333
  5. a b Ligne Paray-le-Monial - Givors-Canal, auf: Fandom, Infrastructure ferroviaire française
  6. a b Bernard Collardey et al.: Les fermetures de lignes au trafic voyageur en France, Sonderausgabe 1930–2010: 80 ans de fermetures de lignes, Historail ISSN 1957-5971, Nr. 17, 2011
  7. Ligne de Paray-le-Monial à Givors-Canal. Histoire de lignes oubliées. 17. Juli 2011
  8. Fahrplanauszug Nevers–Lyon, 6. Juli bis 13. Dezember 2014 Internet Archive von TER Bourgogne, 16. Juni 2014
  9. 55 kilomètres de tram-train à l’ouest de Lyon, 6. Juli bis 13. Dezember 2014 Internet Archive von MobiliCités, 22. September 2012
  10. François Samard: Le tram-train de l’Ouest lyonnais entre en gare demain. Le Progrès, 23. September 2012