Bach-Quellkraut

Art der Gattung Quellkräuter (Montia)

Das Bach-Quellkraut (Montia fontana) ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Quellkrautgewächse (Montiaceae). Sie kommt fast weltweit in Bächen, Gräben und feuchten Äckern vor. Der Gattungsname ehrt den italienischen Botaniker und Naturforscher Giuseppe Monti (1682–1760).[1]

Bach-Quellkraut

Bach-Quellkraut (Montia fontana)

Systematik
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Quellkrautgewächse (Montiaceae)
Gattung: Quellkräuter (Montia)
Art: Bach-Quellkraut
Wissenschaftlicher Name
Montia fontana
L.

Beschreibung Bearbeiten

 
Illustration (beide Formen sind heute Montia fontana)
 
Blüte mit ungleichen, weißen Kronblättern

Vegetative Merkmale Bearbeiten

Das Bach-Quellkraut wächst als einjährige bis ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 1 bis 30 Zentimeter. Sie bilden oft kleinere Bestände bis Matten. Die Stängel sind niederliegend bis aufrecht oder manchmal im Wasser flutend und an den unteren Knoten (Nodien) kann eine Bewurzelung erfolgen.[2]

Die gegenständigen, mehr oder weniger sitzenden Laubblätter besitzen eine Blattspreite, die bei einer Länge von 3 bis 20 Millimeter linealisch bis weit verkehrt-lanzettlich mit spitzem bis stumpfem oberen Ende und sich verjüngender Spreitenbasis.[2]

Generative Merkmale Bearbeiten

Die Blütezeit reicht in Kalifornien[2] und in Mitteleuropa[3] von Juni bis August. Die manchmal seitenständigen, traubigen Blütenstände enthalten ein bis acht Blüten. Die untersten Blüten stehen über ein bis zwei Tragblättern.

Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch mit doppelter Blütenhülle. Die Kelchblätter sind bei einer Länge von 1 bis 2 Millimeter rund und gestutzt. Die drei bis fünf mehr oder weniger ungleichen, weißen Kronblätter sind nur 1 bis 2 Millimeter lang. Es sind drei Staubblätter vorhanden. Der Fruchtknoten ist einkammerig. Der Griffel endet in drei Narbenlappen.[2]

Die 1 bis 2 Millimeter lange Kapselfrucht ist dreifächerig und enthält ein bis drei Samen. Die schwarzen Samen sind 0,5 bis 1,2 Millimeter lang mit mehr oder weniger rauer Samenschale (Testa), die spitze Warzen aufweist, und sie besitzen ein rundes oder flaches Anhängsel.[2]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 18 oder 20.[2]

Vorkommen Bearbeiten

Das Bach-Quellkraut kommt ursprünglich in Europa, im tropischen und im nördlichen Afrika, in der Türkei, in Sibirien, Indonesien, in Neuguinea, Australien, auf Inseln in der Subantarktis und auf Neuseeland, in Nordamerika, in Grönland, in Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivien vor.[4][5]

 
Illustration von Montia fontana subsp. chondrosperma

Ökologie Bearbeiten

Das Bach-Quellkraut ist eine Sumpfpflanze.[3]

Die Blüten bleiben bei trübem Wetter geschlossen, neben der Selbstbestäubung unterliegen sie auch der Insektenbestäubung[3]. Es erfolgt meist Selbstbestäubung (Kleistogamie)[2].

Die fachspaltigen Kapselfrüchte bewirken eine Selbstausbreitung, indem die Samen durch Einrollung der drei Fruchtklappen und nachfolgendes Herauskatapultieren bis 2 Meter weit und bis 0,6 Meter hoch fortgeschleudert werden. Die Fruchtreife ist von Juli bis August.[3]

Systematik Bearbeiten

Die Erstveröffentlichung von Montia fontana erfolgte 1753 durch Carl von Linné.

Beispielsweise anhand der Samenschale werden meist vier Unterarten unterschieden:[2][6]

  • Montia fontana subsp. amporitana Sennen: Sie kommt in Mitteleuropa gern im Montio-Philonotidetum fontanae des Verbands der kalkarmen Quellfluren (Cardamino-Montion) vor.[7] Sie hat die Chromosomenzahl 2n = 20.[8]
  • Montia fontana subsp. chondrosperma (Fenzl) Walters (Syn.: Montia arvensis Wallr.; Montia fontana subsp. minor (C.C.Gmel.) Schübl. & Martens non [var.]Walther 1802, nec Schrad. 1806, nom. illeg.): Sie ist in Mitteleuropa eine Nanocyperion-Verbandscharakterart und kommt gern im Stellario-Scirpetum setaceae oder im Centunculo-Anthoceretum vor.[7] Sie hat die Chromosomenzahl 2n = 20.[8]
  • Montia fontana L. subsp. fontana: Sie kommt in Mitteleuropa gern im Bryo-Philonotidetum seriatae der kalkarmen Quellfluren des Cardamino-Montion-Verbands vor.[7] Sie hat die Chromosomenzahl 2n = 20.[8]
  • Montia fontana subsp. variabilis Walters: Sie kommt in Mitteleuropa gern im Montio-Philonotidetum fontanae des Verbands der kalkarmen Quellfluren (Cardamino-Montion) vor.[7] Sie hat die Chromosomenzahl 2n = 20.[8]

Verwendung in der Küche Bearbeiten

Auf der Iberischen Halbinsel werden die jungen Stängel und Blätter vor der Blühphase als traditionelles Gemüse verzehrt. Bis in das 19. Jahrhundert wurde das Bach-Quellkraut in Deutschland als Wintergemüse auf Märkten angeboten und als Winzerlsalat oder Schnippchensalat in Bayern beziehungsweise Sachsen zubereitet.[9]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5, doi:10.3372/epolist2018.
  2. a b c d e f g h Kenton L. Chambers: Datenblatt bei Jepson Flora Project.
  3. a b c d Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
  4. Montia im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 19. September 2017.
  5. Australian Antarctic Program – Plants of HIMI, antarctica.gov.au, abgerufen am 13. Februar 2024.
  6. Otto Schmeil, Jost Fitschen: Flora von Deutschland und angrenzender Länder. 91. Auflage. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim 2000, ISBN 3-494-01291-1.
  7. a b c d Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 356–357.
  8. a b c d Montia fontana bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  9. J. Tardío, M. Molina, L. Aceituno-Mata, M. Pardo-de-Santayana, R. Morales, V. Fernández-Ruiz, P. Morales, P. García, M. Cámara, M. C. Sánchez-Mata: Montia fontana L. (Portulacaceae), an interesting wild vegetable traditionally consumed in the Iberian Peninsula. In: Genetic Resources and Crop Evolution. Volume 58, Issue 7, 2011, S. 1105–1118.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Bach-Quellkraut (Montia fontana) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien