Baasdörper Krönk

Roman von Friedrich Ernst Peters

Baasdörper Krönk ist ein Roman von Friedrich Ernst Peters, der 1932 entstanden und 1975 postum veröffentlicht worden ist. Das Werk gilt als Klassiker der niederdeutschen Literatur des 20. Jahrhunderts, das moderne narrative Techniken auf das Erzählen in plattdeutscher Sprache anwendet und nicht zuletzt dadurch eine Entzauberung des Dorfromans und seiner literarischen Mythen bewirkt.

Beschrieben wird die Entwicklung eines norddeutschen Dorfes, des fiktiven Baasdorf (ironisch: das Dorf der Meister, der Besten), in den Jahren 1900 bis 1920. Die Schicksale einiger Baasdorfer Bauernfamilien und diverser prägnanter Nebenfiguren sind eingebettet in zeithistorische Bezüge, die wichtige politische Ereignisse oder damalige Errungenschaften des technischen Fortschritts neu aufleben lassen.

Inhalt Bearbeiten

Die Baasdörper Krönk ist ein fiktionales Werk und als solches selbstverständlich keine Chronik im historiographischen Sinn. Gleichwohl wird der Roman durch wiederkehrende Zeitangaben strukturiert, insbesondere Jahreszahlen, die den Anspruch des linearen chronikalischen Erzählens verbunden mit dem Verzicht auf psychologisierende Elemente unterstreichen.[1] Das Werk gliedert sich in fünfzehn Kapitel.

Die Sprache Bearbeiten

Peters sprach ausschließlich Plattdeutsch, bevor er in der Luhnstedter Dorfschule Hochdeutsch lernte. Die Baasdörper Krönk ist eine Hommage an die Sprache seiner Jugend. Der Roman zelebriert den Hang des Plattdeutschen zur Phraseologie, seine naive „Formelhaftigkeit“ und gleichzeitig die Ursprünglichkeit und Sinnlichkeit der Muttersprache. Wenn Peters sich auch der Grenzen des Plattdeutschen bewusst war und dessen drohenden Niedergang erkannte, so blieb er doch immer fasziniert von seiner Ausdrucksstärke und verwendete gerne auch in seinem hochdeutschen Werk plattdeutsche Redewendungen oder einzelne plattdeutsche Wörter, wie z. B. in Die dröge Trina (1946), einem hochdeutschen Roman mit plattdeutschen Einsprengseln, dem er der Verständlichkeit halber eine Liste „Baasdorfischer“ Wörter beifügte.

Die ganz in plattdeutscher Sprache geschriebene Baasdörper Krönk wurde von den Herausgebern Wolfgang Lindow und Paul Selk mit einem ausführlichen plattdeutschen Glossar versehen.

Reale Bezüge Bearbeiten

Das fiktive Baasdorf hat große Ähnlichkeit mit Luhnstedt (Kreis Rendsburg-Eckernförde), dem Geburtsort Friedrich Ernst Peters’, dem er bis ins hohe Alter eng verbunden blieb. Nachfahren einiger der damaligen Dorfbewohner leben dort bis heute, und es kursiert immer noch eine Liste, in der die Namen der realen Vorbilder bestimmter Romanfiguren entschlüsselt werden. Vorbild für den Küfer Klaas Ehlers und dessen Frau sind die Eltern des Schriftstellers, Klaus Peters und seine Frau, die literaturbegeisterte Marie. Für „Kröschen“ („de Klöökst in't ganz Kaspill Bohmstedt“) stand wohl der hochbegabte ältere Bruder Christian Pate, der wie F. E. Peters selbst eine Lehrerausbildung absolvierte. Der Kriegsheimkehrer und Erzähler, der 1920 am Ende des Romans in sein Dorf zurückkehrt, hat einige Ähnlichkeit mit dem Autor selbst, der seine Erfahrungen im Ersten Weltkrieg und die Rückkehr nach Luhnstedt in seinen Erinnerungen „Kriegsgefangener in Frankreich (1914-1920)“ schildert. Der fortschrittliche Maurermeister Jakob Prüß, der den Bau der Wasserleitung voranbringt, ist wohl einem Onkel von Peters, einem Bruder seiner Mutter, nachempfunden, der alte Hinnerk Pick („De Bahn, de Bahn, de hett wat maakt…“) dem Schwiegervater dieses Onkels.

Rezeption Bearbeiten

Obwohl Peters selbst gerne aus der Baasdörper Krönk las und Verwandte und Freunde auch das Manuskript kannten, entschied er sich doch, den Roman nicht zu veröffentlichen, um die Persönlichkeitsrechte der Luhnstedter zu schützen. Die Veröffentlichung eines plattdeutschen Romans dürfte zudem schon damals eine verlegerische Herausforderung gewesen sein. Vielleicht ist es der Sprachbarriere geschuldet, dass das Werk auch nach seiner postumen Veröffentlichung von der Kritik vergleichsweise wenig beachtet wurde, obwohl „von Kennern hoch gelobt“.[2] Mittlerweile hat die Krönk eine zweite Auflage erlebt und neue Aufmerksamkeit erfahren durch die Veröffentlichung von Peters’ Erstlingswerk Heine Steenhagen wöll ju dat wiesen! Die Geschichte eines Ehrgeizigen (1925, postum veröffentlicht 2012) sowie der Digitalen Edition Friedrich Ernst Peters.

Literatur Bearbeiten

Textausgaben

  • Baasdörper Krönk. Roman. 1932. Aus dem Nachlass hrsg. von Wolfgang Lindow und Paul Selk unter Mitarbeit von Frauke Michalowsky. Husum: Husum Druck- und Verlagsges., 1975 – 2. Aufl. 1986

Hörbuch

  • Dieter Andresen liest [aus der Baasdörper Krönk von] Friedrich Ernst Peters: Live in der Gehörlosenschule in Schleswig, 2004 - 1 CD
  • Ivo Braak hat mehrfach aus der Baasdörper Krönk gelesen. Einige dieser Lesungen sind in Hörbuch-Compilationen veröffentlicht worden.

Separate Veröffentlichungen von Geschichten aus der Baasdörper Krönk

  • De Arbeit gifft den Takt an. In: Eutiner Almanach. 1940.
  • Staken und Bretter. Erzählung, 1941[3]
  • Die Geschichte von Henning Rohwer, den sie Esau nannten. Erzählung, 1941[4]
  • Das Opfer. Erzählung, 1942[5]
  • Die dröge Trina. Geschichte einer „Poahr Dangoaß“[6]. Roman, 1946
  • Zwischen Morgen und Abend. Erzählung, 1950[7]
  • Unterschiedliche Moden. 1955[8]
  • Hinnerk Pick und der Steernkieker. 1958[9]

Einige Geschichten erscheinen bereits in dem ersten Roman Heine Steenhagen wöll ju dat wiesen! Die Geschichte eines Ehrgeizigen (1925)

F.E. Peters zur Frage des Plattdeutschen

  • Formelhaftigkeit ein Wesenszug des Plattdeutschen[10]. Vortrag, 1939
  • Anmerkungen zur Frage des Plattdeutschen, in: F.E. Peters, Heine Steenhagen wöll ju dat wiesen! Die Geschichte eines Ehrgeizigen. Husum, Husum-Verlag, 2012; Online: Potsdam, Universitätsverlag Potsdam, 2012[11]

Sekundärliteratur

  • Farina Renken: Zur Entstehung und Veröffentlichung der „Baasdörper Krönk“. In: Jahrbuch der Klaus-Groth-Gesellschaft, 54, 2012, S. 75–89.[mit e. Graphik zu dem Beziehungsgeflecht der Hauptfiguren der „Baasdörper Krönk“]
  • Farina Renken: Zur Entstehung und Veröffentlichung der „Baasdörper Krönk“. Magisterarbeit Universität Bremen, 2011. [mit einem Personenregister der „Baasdörper Krönk“]
  • Dieter Andresen: „Wenn ener dat mit den Herrgott hett…“ Religion und Christentum in der „Baasdörper Krönk von Friedrich Ernst Peters“. In: Dieter Andresen: Kraftfeld Heimat. Profile des Nordens. Books on Demand, 2006, S. 66–90.
  • Martin Schröder: Polyphoner Chronotopos: zur Poetologie der „Baasdörper Krönk“ im Lichte der Romantheorie Michail Bachtins. In: Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung. Band 122, 1999, S. 143–156.
  • Max Jensen: Über Friedrich Ernst Peters „Baasdörper Krönk“. In: Jahrbuch der Klaus-Groth-Gesellschaft,19 , 1977, S. 104–115.
  • Rezensionen der Baasdörper Krönk:
    • Dirk Puls in: Die Heimat. Band 83, 1976, S. 282.
    • Jochen Schütt in: Quickborn. Band 66, 1976, S. 177–179.
    • Paul Jessen in: Zwischen Eider und Wiedau. Heimatkalender für Nordfriesland 1977, S. 229–230.
  • Paul Selk: Baasdörper Krönk. Ein nachgelassenes Werk von Friedrich Ernst Peters. In: Schleswig-Holstein 26, 1974, S. 214.
  • Friedrich Ernst Peters: Baasdörper Krönk. In: De Kennung. Heft 2 von 1979, S. 8–24

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Schröder, Martin, Poyphoner Chronotopos: zur Poetologie der „Baasdörper Krönk“ im Lichte der Romantheorie Michail Bachtins. In: Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung. Band 122, 1999, S. 143–156.
  2. Der Spiegel, 17, 1976
  3. Volltext Staken und Bretter
  4. Volltext Die Geschichte von Henning Rohwer, den sie Esau nannten
  5. Volltext Das Opfer
  6. Volltext Die dröge Trina. Geschichte einer „Poahr Dangoaß“
  7. Volltext Zwischen Morgen und Abend
  8. Volltext Unterschiedliche Moden
  9. Volltext Hinnerk Pick und der Steernkieker
  10. Volltext Formelhaftigkeit ein Wesenszug des Plattdeutschen
  11. Volltext Heine Steenhagen wöll ju dat wiesen! Die Geschichte eines Ehrgeizigen