Die BDŽ Nr. 176 bis 1076 waren Dampflokomotiven der bulgarischen Staatsbahn BDŽ, die von der Firma Rheinmetall für die Schmalspurbahnen in Bosnischer Spurweite (760 mm) gebaut wurden. Nach der Ablösung bei der BDŽ wurden sie noch einige Jahre in privaten Betrieben eingesetzt. Die Lokomotiven sind aus der JDŽ Reihe 72 der Jugoslawischen Schmalspurbahnen hervorgegangen und galten als die ersten Triebfahrzeuge bulgarischen Eigentums in dieser Spurweite. Zwei Lokomotiven dieser Reihe sind bis heute erhalten geblieben.

BDŽ Nr. 176 bis 1076
Eine Lok dieser Baureihe beim Museum Ruse
Eine Lok dieser Baureihe beim Museum Ruse
Eine Lok dieser Baureihe beim Museum Ruse
Nummerierung: BDŽ 176 – 1076
Anzahl: 10
Hersteller: Rheinmetall
Baujahr(e): 1922
Ausmusterung: bis 1970
Bauart: C1’ n2vt
Spurweite: 760 mm (Bosnische Spur)
Länge über Puffer: 8.395 mm
Höhe: 3.240 mm
Fester Radstand: 2.050 mm
Gesamtradstand: 4.150 mm
Kleinster bef. Halbmesser: 40 m
Leermasse: 25 t
Dienstmasse: 33 t
Reibungsmasse: 27 t
Radsatzfahrmasse: 9 t
Höchstgeschwindigkeit: 30 km/h
Anfahrzugkraft: 43 kN
Treibraddurchmesser: 850 mm
Laufraddurchmesser: 680 mm
Steuerungsart: Heusinger
Zylinderanzahl: 2
HD-Zylinderdurchmesser: 375 mm
ND-Zylinderdurchmesser: 545 mm
Kolbenhub: 400 mm
Kesselüberdruck: 13 bar
Rostfläche: 0,99 m²
Verdampfungsheizfläche: 52,7 m²
Wasservorrat: 4 m³
Brennstoffvorrat: 0,85 t Kohle
Bremse: Westinghouse

Geschichte Bearbeiten

Die ersten Lokomotiven für den Betrieb der bulgarischen Schmalspurbahnen in bosnischer Spurweite kamen aus Serbien. Zur Eröffnung der Schmalspurstrecke in Červen Brjag um 1918 waren noch keine eigenen Loks vorhanden.[1] Es ist heute aber nicht mehr genau feststellbar, wie viele Lokomotiven vor der Lieferung der eigenen Maschinen auf dieser Strecke verkehrten.

Auch die Eröffnung der ersten Teilstrecke der Rhodopenbahn wurde von diesen kleinen Lokomotiven übernommen.[2] Die Lokomotiven erwiesen sich dort aber bald als zu klein und zu leistungsschwach, sodass sie ab 1927 von der Reihe 50076 abgelöst wurden. In Septemwri verblieben nur drei Lokomotiven, die wahrscheinlich den Personenzugsdienst bis zum Eintreffen der Triebwagen sowie den Rangierdienst übernahmen.

Die restlichen Maschinen waren in Červen Brjag beheimatet. Durch den dort ansteigenden Gesamtverkehr waren die Fahrzeuge aber auch auf dieser Strecke bald überlastet, sodass die Lokomotiven der Reihe 50076 fortan den Güterverkehr übernahmen. Der Personenverkehr wurde aber weiterhin von Lokomotiven der Reihe 1–10 durchgeführt.[3]

Erst als auf der Rhodopenbahn die neue Reihe 75 sämtliche Dampflokomotiven und Triebwagen ablöste, hatte die letzte Stunde der kleinen Dampfloks nahezu geschlagen. Die Triebwagen der Reihe 82 wurden nun nach Červen Brjag umgesetzt, konnten allerdings die Dampflokomotiven doch noch nicht vollständig ersetzen.[4] Erst die ebenfalls nach Červen Brjag umgesetzten Lokomotiven der Reihe 60076 lösten die Lokomotiven der Reihe 1–10 dann vollständig ab, so dass im Jahr 1967 alle Lokomotiven dieser Reihe ausgemustert werden konnten.

 
Die Dampfloks 176 und 47060 beim Depot Septemvri am 11. Mai 2022

Die Lokomotive 176 wurde anschließend nach Septemvri abgegeben, wo sie bis 1970 verschiedene Dienste übernahm. Später wurde die Lokomotive in das Eisenbahnmuseum Ruse verlegt,[5] nach 2002 kam die Lokomotive wieder ins Depot Septemvri zurück, wo sie auf eine Aufarbeitung wartet. Ob betrieblich, oder nur äußerlich, war nicht bekannt.[6] Bis Juni 2023 sind an der Lokomotive jedenfalls keine Arbeiten irgendwelcher Art durchgeführt worden und sie steht im Freien vor dem Depot, der äußerliche Zustand ist entsprechend schlecht.

Auch die letzte Lokomotive 1076 ist erhalten geblieben – die Lokomotive war nach ihrer Ausmusterung in Septemvri im Jahr 1966 bis 1970 Werkslokomotive in der Papierfabrik Raslog. Bis 1998 war die Lokomotive am Bahnhof in Bansko als „Museumslokomotive“ abgestellt und wurde dann beim Hauptbahnhof Plowdiw als Denkmal aufgestellt.[7] Da dieser aber eine umfassende bauliche Sanierung erfuhr, befand sich die Lok ab dem Februar 2018 im Depot Septemvri.

Technische Beschreibung Bearbeiten

Über die Herkunft der Lokomotiven und ihre technischen Beschreibungen gibt es nur eher spärliche Angaben. Sie sind ein der JDŽ 72 recht ähnlicher Nachbau, von der einige Exemplare vor dem Eintreffen der ersten eigenen Lokomotiven den Verkehr auf der Schmalspurbahn in Červen Brjag eröffneten.[1] Diese Triebfahrzeuge waren auf den serbischen Schmalspurbahnen für leichtere Dienste bewährte Lokomotiven, sodass man sich entschloss, sie als erste Lokomotiven der bulgarischen Schmalspurbahnen nachbauen zu lassen. Außer den technischen Daten, welche denen der JDŽ 72 weitgehend ident bzw. etwas größer waren, sind aus der Literatur lediglich die Werksnummern 429 bis 438 bekannt.[7]

Sie waren von den meisten Abmessungen her auch etwas größer als die bekannte Reihe Uv sehr ähnlicher Bauart, mit Ausnahme des deutlich kleineren Kessels (nur 52,7 m² wasserberührte Heizfläche statt 62,6 m²). Mit ihrer Verdampfungsheizfläche waren die Lokomotiven damit eher schwach bemessen und lagen im Bereich der zwei von BMAG gebauten Lokomotiven 50576 und 50676, welche im Vergleich zu den Loks 50176 bis 50476 von ČKD ca. 20 m² weniger Heizfläche besaßen.

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Fotos von Schmalspur-Dampfloks aus Bulgarien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Paul Engelbert: Schmalspurig durch Bulgarien, Stenvalls Verlag, Malmö 2002, ISBN 91-7266-155-0, Seite 58
  2. Paul Engelbert: Schmalspurig durch Bulgarien, Stenvalls Verlag, Malmö 2002, ISBN 91-7266-155-0, Seite 76
  3. Paul Engelbert: Schmalspurig durch Bulgarien, Stenvalls Verlag, Malmö 2002, ISBN 91-7266-155-0, Seite 59
  4. Paul Engelbert: Schmalspurig durch Bulgarien, Stenvalls Verlag, Malmö 2002, ISBN 91-7266-155-0, Seite 63
  5. Internetseite auf Pospichal über die Führung der Lokomotive 1.76 im Eisenbahnmuseum Ruse
  6. Foto der Lokomotive 1.76 im Depot Septemvri im Jahr 2014
  7. a b Paul Engelbert: Schmalspurig durch Bulgarien, Stenvalls Verlag Trelleborg, 2002, ISBN 91-7266-155-0, Seite 90