Bärbel Wöckel

ehemalige deutsche Leichtathletin
(Weitergeleitet von Bärbel Eckert)

Bärbel Wöckel, geborene Bärbel Eckert (* 21. März 1955 in Leipzig), ist eine ehemalige deutsche Leichtathletin. Sie gewann für die DDR 1976 und 1980 vier olympische Goldmedaillen im 200-Meter-Lauf sowie in der 4-mal-100-Meter-Staffel. Damit ist sie nach der Zahl der Goldmedaillen die erfolgreichste unter allen deutschen Leichtathleten sowie eine der sechs erfolgreichsten Leichtathletinnen aller Zeiten (Stand: 2012).

Bärbel Wöckel

Bärbel Wöckel (1984)
Bärbel Wöckel (1984)

Nation Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR
Geburtstag 21. März 1955
Größe 174 cm
Gewicht 62 kg
Karriere
Disziplin Sprint
Bestleistung 10,95 s (100 m)
21,85 s (200 m)
49,56 s (400 m)
Verein SC Motor Jena
Status zurückgetreten
Medaillenspiegel
Olympische Spiele 4 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Europameisterschaften 3 × Goldmedaille 1 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Olympische Ringe Olympische Spiele
Gold Montreal 1976 200 m
Gold Montreal 1976 4 × 100 m
Gold Moskau 1980 200 m
Gold Moskau 1980 4 × 100 m
Logo der EAA Europameisterschaften
Gold Rom 1974 4 × 100 m
Gold Athen 1982 200 m
Gold Athen 1982 4 × 100 m
Silber Athen 1982 100 m

Bärbel Wöckel trainierte beim SC Motor Jena. In den Einzeldisziplinen lief sie nie einen Weltrekord. Jedoch lief sie im Team mit Doris Maletzki, Renate Stecher und Christina Heinich mehrfach Weltrekord über 4-mal 100 Meter, das letzte Mal am 8. September 1974 in Rom. Bei den DDR-Meisterschaften belegte sie in der 4-mal-100-Meter-Staffel 1974, 1977, 1978, 1981 bis 1984 jeweils den ersten Platz. 1976 gewann sie mit der Mannschaft den dritten Platz. In dieser Zeit war sie im staatlich organisierten Dopingprogramm. Ihr Trainer war Horst-Dieter Hille.

Sportlerkarriere Bearbeiten

Bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal gewann sie die Goldmedaille über 200 Meter vor der knapp bezwungenen Westdeutschen Annegret Richter (Silber) und der ebenfalls aus der DDR stammenden Renate Stecher (Bronze), sowie die Mannschafts-Goldmedaille in der 4-mal-100-Meter-Staffel zusammen mit ihren Teamkolleginnen Marlies Oelsner, Renate Stecher und Carla Bodendorf vor der westdeutschen (Silber) und der sowjetischen Mannschaft (Bronze).

Bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau konnte sie ihren olympischen Erfolg von 1976 wiederholen und gewann nochmals die Goldmedaille im 200-Meter-Lauf vor der sowjetischen Sprinterin Natalja Botschina und der Jamaikanerin Merlene Ottey. Auch den Erfolg im Staffellauf konnte sie wiederholen und errang die Mannschafts-Goldmedaille zusammen mit ihren Teamkolleginnen Romy Müller, Ingrid Auerswald und Marlies Göhr (geborene Oelsner) vor der sowjetischen und der britischen Mannschaft.

In beiden Jahren, 1976 und 1980, stellte sie mit ihrem Sieg über 200 Meter jeweils einen olympischen Rekord auf.

Bei den Europameisterschaften 1982 konnte sie sich über 200 Meter durchsetzen, indem sie die Britin Kathy Smallwood besiegte, musste sich aber im 100-Meter-Lauf Göhr geschlagen geben.

Bei einer Größe von 1,74 m hatte sie ein Wettkampfgewicht von 62 kg.

Bis zur Verabschiedung in die Rente im März 2018 leitete Wöckel das Referat Jugend im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV).[1]

Einbindung in das Dopingsystem der DDR Bearbeiten

1991 konnten die Dopinggegner Brigitte Berendonk und Werner Franke mehrere Dissertationen und Habilitationsschriften ehemaliger DDR-Dopingforscher in der Militärmedizinischen Akademie Bad Saarow sicherstellen. Anhand der Arbeiten ließ sich die staatlich organisierte Dopingpraxis vieler bekannter DDR-Leistungssportler, darunter auch Bärbel Wöckel, rekonstruieren. Den Angaben zufolge bekam Wöckel von 1983 bis 1984 hohe Dosen Oral-Turinabol verabreicht, zuzüglich mehrerer Injektionen von Testosteron-Ester in den Jahren 1983 und 1984.[2][3] Die Medikation mit Oral-Turinabol für das Jahr 1984 betrug 1670 Milligramm.[4]

Ines Geipel, die in der Staffel des SC Motor Jena zusammen mit Wöckel, Auerswald und Göhr am 2. Juni 1984 in Erfurt den immer noch gültigen deutschen Vereinsrekord von 42,20 s in der 4-mal-100-Meter-Staffel aufgestellt hatte, ließ 2005 ihren Namen wegen ihrer unfreiwilligen Einbindung in das Zwangsdopingsystem aus der Rekordliste des DLV tilgen. Wöckel entzog sich einer öffentlichen Debatte zu diesem Thema mit den Worten, das sei „so lange her“.[5][6]

Auszeichnungen (Auswahl) Bearbeiten

  • 1974: Vaterländischer Verdienstorden in Bronze
  • 1976: Vaterländischer Verdienstorden in Silber[7]
  • 1980 und 1984: Vaterländischer Verdienstorden in Gold
  • 2018 mit der DLV-Ehrennadel in Gold ausgezeichnet[1]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Bärbel Wöckel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Alexandra Dersch: Flash-News des Tages – Startliste der Hallen-WM online (Memento vom 27. Februar 2018 im Internet Archive), Notizen, auf: leichtathletik.de, vom 26. Februar 2018, abgerufen am 26. Februar 2018
  2. Brigitte Berendonk: Doping-Dokumente. Von der Forschung zum Betrug. Springer-Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-540-53742-2, S. 120 (Tabelle 5)
  3. Brigitte Berendonk: Doping-Dokumente. Von der Forschung zum Betrug. Springer-Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-540-53742-2, S. 134 (Abb. 12)
  4. Gegen die Nebelwand, Der Spiegel, 24. April 2006
  5. Claus Dieterle: DDR-Rekorde: „Das Zwangsdoping muß öffentlich deklariert werden“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 6. Oktober 2005
  6. Gerhard Pfeil: Gegen die Nebelwand. In: Der Spiegel. Nr. 17, 2006, S. 132 (online).
  7. Von der Ehrung für die Olympiamannschaft der DDR. Hohe staatliche Auszeichnungen verliehen. Vaterländischer Verdienstorden in Silber. In: Neues Deutschland. ZEFYS Zeitungsportal der Staatsbibliothek zu Berlin, 10. September 1976, S. 4, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Juli 2018; abgerufen am 10. April 2018 (kostenfreie Anmeldung erforderlich).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/zefys.staatsbibliothek-berlin.de