Axel von Colmar-Meyenburg

preußischer Regierungspräsident

Axel Karl Hermann von Colmar-Meyenburg (* 29. Dezember 1840 in Schwedt/Oder, Landkreis Uckermark, Provinz Brandenburg; † 23. Dezember 1911 auf Gut Zützen, heute Ortsteil von Schwedt) war ein deutscher Verwaltungsjurist und Politiker.

Familie Bearbeiten

Die briefadelige Familie von Colmar stammt angeblich aus Colmar, ist aber im 17. Jahrhundert auf Rügen und ebenso in Mecklenburg-Strelitz durch Gutsbesitz ansässig geworden. Axel von Colmar war der Sohn des Gutsbesitzers Major[1] Ferdinand Karl Dagobert von Colmar (1809–1895), Gutsherr auf Laase, Zützen und Meyenburg (heute Wohnplatz von Berkholz-Meyenburg, Stadt Schwedt/Oder), und der Anna Marie Lüdicke (1812–1891).[2] Die Familie Lüdicke war Vorbesitzer[3] von Zützen und Anna von Colmar galt formell um 1857 als Gutsherrin auf Zützen mit Meyenburg.[4]

Colmar heiratete in erster Ehe am 8. Mai 1866 in Berlin Antonie von Lauer (* 3. Juni 1845 in Berlin; † 13. November 1896 in Lüneburg, Niedersachsen), Tochter von Gustav von Lauer. Aus dieser Ehe stammen fünf Kinder, Armgard, Gabriele, Mithes (Marie-Therese), Anna und Christoph, die sämtlich in adelige Familien einheirateten.

In zweiter Ehe heiratete er am 27. Juni 1901 in Berlin die verwitwete Karoline Gräfin von Pückler, Freiin von Groditz (* 28. Juni 1852 auf Gut Nieder-Kunzendorf, Landkreis Schweidnitz, Niederschlesien; † 3. Februar 1922 in Obernigk, Landkreis Trebnitz, Niederschlesien), vormals Oberhofmeisterin der Prinzessin Luise Sophie von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, Ehefrau des Prinzen Friedrich Leopold von Preußen und Schwester der Kaiserin Auguste Viktoria.

Leben Bearbeiten

Colmar studierte an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und wurde dort 1860 im Corps Saxo-Borussia aktiv.[5] Er war Gutsherr auf den Gütern Zützen und Meyenburg bei Schwedt an der Oder, gut situierter[6] königlich preußischer Kammerherr und seit 1904 Rechtsritter des Johanniterordens, dort organisiert in der Brandenburgischen Provinzial-Genossenschaft.[7] Im Jahr 1868 wurde er Landrat des Kreises Chodziesen und 1882 Polizeipräsident von Posen. 1887 wurde er Regierungspräsident des Regierungsbezirks Aurich und von 1890 bis 1899 in Lüneburg, weil Kaiser Wilhelm II. dies seiner Schwiegermutter versprochen hatte. 1899 wurde er als Kanalrebell aus dem öffentlichen Dienst entlassen.

In den Jahren 1877 bis 1887, 1889 bis 1890 sowie 1894 bis 1903 war er Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses.[8] Für die Deutschkonservative Partei vertrat er von 1877 bis 1898 als Abgeordneter den Wahlkreis Regierungsbezirk Bromberg 1 (Czarnikau – Filehne) im Reichstag (Deutsches Kaiserreich)[9]. Von 1906 bis zu seinem Tod (1911) saß er im Preußischen Herrenhaus.

1910 umfasste sein Rittergut Zützen 683 ha Land und Gut Meyenburg 382 ha.[10] Gutsnachfolger wurde dann sein Sohn Christoph von Colmar-Zützen.[11] Colmar jun. ging auf das Pädagogium zu Putbus zur Schule,[12] begann ein Studium,[13] war dann Offizier beim 1. Garde-Ulanen-Regiment in Potsdam[14] und wurde Ritterschaftsrat. Auch war er einige Jahre, von 1916[15] bis 1939,[16] wie sein Vater im Johanniterorden. Christoph von Colmar führte mit Zützen und Meyenburg das Erbe seines Vaters über die Wirtschaftskrise[17] hinweg bis zur Bodenreform.

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705 – 1913. In: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. (Hrsg.): Alumnats-und Schülerverzeichnis. I von IV, Emil v. Colmar-Zögling-RA-No. 1173. Bruder d. Axel v. Colmar. Selbstverlag. Buchdruckerei P. Riemann, Belzig, Ludwigslust 1913, DNB 361143532, S. 253 (staatsbibliothek-berlin.de [abgerufen am 6. November 2021]).
  2. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Alter Adel und Briefadel. 1922. (Vormals, von 1907 bis 1919, Taschenbuch der Briefadeligen Häuser genannt). In: "Der Gotha". Standardwerk der Genealogie, bis 1942 publiziert. Sechzehnter Jahrgang Auflage. DNB Info 010781048. Justus Perthes, Gotha 12. Dezember 1921, S. 146–148 (familysearch.org [abgerufen am 6. November 2021]).
  3. Ernst Fidicin: Der Kreis Prenzlau. Der Kreis Templin. Der Kreis Angermünde. In: Die Territorien der Mark Brandenburg oder Geschichte der einzelnen Kreise, Städte, Rittergüter, Stiftungen und Dörfer in derselben, als Fortsetzung des Landbuchs Kaiser Karl`s IV. Reprint. Original im Selbstverlag Auflage. Band IV. De Gruyter, Berlin, New York 1974, ISBN 978-3-11-162358-0, S. 244 (google.de [abgerufen am 6. November 2021]).
  4. Alphabetischer Nachweis (Adressbuch) des in den Preussischen Staaten mit Rittergütern angesessenen Adels. In: Karl Friedrich Rauer (Hrsg.): Vorgänger-Publikation der Güter-Adressbücher. Selbstverlag des Herausgebers, Berlin 1857, S. 46 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 6. November 2021]).
  5. Kösener Korpslisten 1798 bis 1910, Hrsg. Karl Rügemer, Verlag der Academischen Monatshefte, Druck Carl Gerber München, Starnberg 1910, 120 (Corps)/561.
  6. Albert Johannesson (Hrsg.): Deutsches Millionär-Adressbuch. v. Colmar, Rbs. Zützen b. Schwedt a. O. v. Colmar-Meyenburg, Kmhr. Reg.-Präs. z. D. u. Rbs. M. d. H. - Meyenburg b. Schwedt a. O. Alb. Johannesson (Inh. Paul Grund). Selbstverlag des Ersten Berliner Reclame-Bureau, Centralstelle für die Verbreitung von Drucksachen, Berlin 1894, S. 37 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 8. August 2022]).
  7. Liste der Mitglieder der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem 1905. In: Johanniterorden (Hrsg.): Status der Ritter im MV. Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin 24. Juni 1905, S. 58–200 (kit.edu [abgerufen am 6. November 2021]).
  8. Mann, Bernhard (Bearb.): Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus. 1867-1918. Mitarbeit von Martin Doerry, Cornelia Rauh und Thomas Kühne. Düsseldorf : Droste Verlag, 1988, S. 97 (Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien : Bd. 3); zu den Wahlergebnissen siehe Thomas Kühne: Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Bd. 6). Droste, Düsseldorf 1994, S. 293–295. ISBN 3-7700-5182-3.
  9. Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten, 2. Auflage, Carl Heymanns Verlag, Berlin 1904, S. 61–62.
  10. R. Reichert: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche. In: Standardwerk der Land-und Forstwirtschaft. Bearbeitet unter Mitwirkung der Königlichen Behörden und der Landwirtschaftskammer der Provinz Brandenburg. Fünfte gänzlich umgearbeitete Auflage. Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1. Januar 1910, S. 204–210, doi:10.1016/0006-291x(75)90506-9, PMID 4 (digi-hub.de [abgerufen am 6. November 2021]).
  11. Walter von Hueck, Klaus Freiherr von Andrian-Werburg, Uta v. Delius, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / B (Briefadel/nach 1400 nobilitiert) 1993. In: Deutsches Adelsarchiv e. V. (Hrsg.): Genealogisches Handbuch des Adels GHdA von 1951 bis 2014. XX der Reihe B, Nr. 104. C. A. Starke, 1993, ISBN 978-3-7980-0700-0, ISSN 0435-2408, S. 59–60 (d-nb.info [abgerufen am 6. November 2021]).
  12. Königliches Pädagogium zu Putbus. Bericht über das Schuljahr 1899 - 1900 erstattet vom Direktor M. Krösing. In: Schulnachrichten. 1900. Progr. - No. 150. Druck von August Dose, Putbus 1900, S. 20 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 6. November 2021]).
  13. Jahresbericht über das Königliche Pädagogium zu Putbus Ostern 1903. Schulnachrichten. 1903. Progr. No. 166 Auflage. Übersicht über die Abiturienten. Druck von R. Decker, Putbus 1903, S. 28 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 6. November 2021]).
  14. A. v. Loebenstein: Aus dem Kriegstagebuch des 1. Garde-Ulanen-Regiments. Hrsg.: Im Auftrag des Regiments. A. W. Hayn’s Erben, Potsdam 1919, S. 55 (kit.edu [abgerufen am 6. November 2021]).
  15. Liste der Mitglieder der Brandenburgischen Provinzialgenossenschaft des Johanniterordens 1935. Eigenverlag, Berlin, Potsdam 1. Mai 1935, S. 15–49 (kit.edu [abgerufen am 6. November 2021]).
  16. Johanniter=Ordensblatt. In: Mitteilungsblatt für die Mitglieder des Johanniterordens. 80. Auflage. 147. Nachweisung (Austritt aus dem Orden durch Doppelmitgliedschaft mit der NSDAP), Nr. 10. Berlin 20. März 1939, S. 15 (d-nb.info [abgerufen am 6. November 2021]).
  17. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Band VII. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg 1929. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts. In: Mit Unterstützung von Staats- und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde. 4. Auflage. Letzte Ausgabe-Niekammer-Reihe. Verlag Niekammer’s Adreßbücher GmbH, Leipzig 1929, S. 13 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 6. November 2021]).