Hosena

Ortsteil der Stadt Senftenberg, im Landkreis Oberspreewald-Lausitz, Brandenburg, Deutschland

Hosena, niedersorbisch Hóznja, ist ein Ortsteil der brandenburgischen Kreisstadt Senftenberg im Landkreis Oberspreewald-Lausitz. Bis zur Eingemeindung nach Senftenberg am 31. Dezember 2001 war Hosena eine eigenständige Gemeinde, die vom damaligen Amt Am Senftenberger See verwaltet wurde.

Wappen von Hosena
Koordinaten: 51° 27′ N, 14° 2′ OKoordinaten: 51° 27′ 18″ N, 14° 1′ 30″ O
Höhe: 113 (113–122) m
Einwohner: 1673 (1. Jan. 2019)
Eingemeindung: 31. Dezember 2001
Postleitzahl: 01996
Vorwahl: 035756
Hosena (Brandenburg)
Hosena (Brandenburg)

Lage von Hosena in Brandenburg

Lage Bearbeiten

Hosena liegt im nördlichen, zu Brandenburg gehörenden Teil der Oberlausitz, direkt an der Grenze zu Sachsen und rund acht Kilometer Luftlinie südlich der Senftenberger Kernstadt. Zwischen Hosena und Senftenberg liegt der Senftenberger See. Nördlich des Dorfes liegt zudem der Fabiansteich, südwestlich befindet sich das Restloch Heide. Umliegende Ortschaften sind Großkoschen im Nordosten, Lauta Dorf im Osten, Leippe-Torno im Südosten, Hohenbocka im Süden, Schwarzbach und Peickwitz im Westen sowie Niemtsch im Nordwesten.

Geschichte Bearbeiten

Entwicklung und Deutung des Ortsnamens Bearbeiten

1401 war die erste urkundliche Erwähnung Hosenas in der Prager Urkunde, welche auf den 28. März 1401 datiert ist. Hier wird der Ort Hosena als Gosde neben vielen anderen Orten in dessen Nachbarschaft aufgeführt. Gebräuchlich sind auch die Bezeichnungen als gozd oder hozd, sorbisch für trockener Wald oder Waldort. Der Name entwickelte sich über Hoznja, Hozne oder Hosna zum 1687 gebrauchten Hosen.

Ortsgeschichte Bearbeiten

 
Aussichtsturm am Südufer des Senftenberger Sees

In der Frühgeschichte gehörte Hosena zum sorbischen Gau Milska und als Vorwerk zur Standesherrschaft Hoyerswerda mit einer Schäferei und drei Erbpachtmühlen. 1401 war die erste urkundliche Erwähnung Hosenas. 1575 lebten 68 Menschen im Vorwerk. 1691 brannte der Ort vollständig ab. Hosena ist seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bekannt geworden durch den industriellen Abbau von Kristallquarzsand und durch die Glasherstellung. 1874 wurde der Quarzsand erstmals gefördert. Vorher gehörte der Ort zu den ärmsten Heidedörfern, da der karge, wenig fruchtbare Sandboden nur geringe Ernteerträge brachte. Die stillgelegten Glassandgruben wurden in kleine Badeseen umgewandelt. Im Zuge dessen wurde 1899 der Wasserclub Hosena gegründet.

Laut Arnošt Muka sprachen Anfang der 1880er Jahre noch zwei Drittel der Einwohner von Hosena Sorbisch. Der Schulunterricht fand damals jedoch bereits ausschließlich in deutscher Sprache statt.[1] Am 4. Juli 1912 erfolgte die Grundsteinlegung für den Bau der Dorfkirche Hosena, die 1913 eingeweiht wurde. Vorher gehörte Hosena zur Kirchengemeinde Ruhland und bis 1912 zur Kirchengemeinde Lauta.

 
Wegesäule „Peickwitz-Flur“

Im Jahr 1896 wurde die erste Glashütte „von Mansuet Eibenstein“ in Peickwitz Flur (jetzt Züblin) eröffnet. Sie wurde 1929 zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise geschlossen. 1906 entstand die Glashütte „Gebrüder von Streit“ Hosena-Hohenbocka, die von 1948 bis 1951 als „Ostglas Hosena“ und danach bis 1993 als „VEB Glaswerk Hosena“[2] Hosena-Hohenbocka weitergeführt wurde.

Im Jahr 1970 wurde die Siedlung in der Peickwitzer Flur nach Hosena eingemeindet. Im Zuge der Industrialisierung wurde diese Ansiedlung angelegt. Hier lebten Bahnarbeiter und die Angestellten der nahegelegenen Glaswerke und Glassandgruben. Im Juli 2009 wurde hier eine 2,6 Meter hohe Wegesäule errichtet.[3]

Auf der Gemarkung Hosena steht heute der schiefe Aussichtsturm am Senftenberger See. Von 1992 bis Ende 2001 gehörte Hosena zum Amt Am Senftenberger See. Am 31. Dezember 2001 wurde Hosena nach Senftenberg eingemeindet.[4] Ortsvorsteher ist Hagen Schuster.

Schlacht am Koschenberg Bearbeiten

 
Blutmühle – legendärer Ort der Schlacht am Koschenberg
 
Dorfkirche

Der Legende nach soll im Jahre 923 bei Hosena eine phantastische Schicksalsschlacht zwischen König Heinrich I. und den am Koschenberg ansässigen Wenden unter Radbot stattgefunden haben. Heinrich soll dabei von Markgraf Gero unterstützt worden sein. Im Verlaufe der Schlacht spaltete Gero mit einem Schwerthieb Radbots Helm und Schädel. Als die Wenden ihren Führer fallen sahen, liefen sie davon. Diese Schlacht wird auch als Schlacht an der Blutmühle (oder Plutomühle) bezeichnet.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Einwohnerentwicklung in Hosena von 1875 bis 2000[5]
Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner
1875 700 1933 2202 1964 2475 1989 2283 1993 2128 1997 2095
1890 700 1939 2586 1971 2853 1990 2226 1994 2109 1998 2060
1910 1500 1946 2598 1981 2511 1991 2148 1995 2104 1999 2072
1925 1853 1950 2662 1985 2383 1992 2117 1996 2125 2000 2054

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

  • Die 1913 erbaute Dorfkirche Hosena gehört zu den Baudenkmalen in Senftenberg. Vor der Kirche steht ein Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Im Ort befindet sich ein Steinkreuz.
  • Der Aussichtsturm am Senftenberger See wurde 2000/2001 ca. 3 km nördlich von Hosena am asphaltierten Radrundweg unweit des südlichen Seeufers errichtet. Der 31,5 m hohe Stahlturm ist um 10° in Richtung See geneigt und bietet in 30 m Höhe über Grund (29 m über Fundament) eine überdachte Aussichtsplattform.[6] Der Turm mit seinen 176 Stufen ist jährlicher Schauplatz eines Treppenlaufs.[7]

Wirtschaft Bearbeiten

Größter Arbeitgeber in Hosena ist das Unternehmen Züblin Stahlbau GmbH mit weit über 300 Beschäftigten.

 
Friesenpferdezucht

Im Norden des Ortes befindet sich ein Zuchtbetrieb für Friesenpferde.

Verkehr Bearbeiten

Hosena liegt an der Landesstraße 58 zwischen Schwepnitz und Lauta und an der Landesstraße 581 zwischen Schwarzbach und Lauta. Die Bundesstraße 96 liegt drei Kilometer östlich des Ortes. Die nächstgelegene Autobahnanschlussstelle ist die Abfahrt Ruhland an der Bundesautobahn 13, die rund dreizehn Kilometer westlich von Hosena liegt.

 
Fußgängerbrücke über die Bahnlinie
 
Empfangsgebäude des Hosenaer Bahnhofs

Der Bahnhof Hosena liegt an den Bahnstrecken Węgliniec–Falkenberg/Elster und Lübbenau–Kamenz, die im Abschnitt Hosena–Kamenz regulär nur noch dem Güterverkehr dient. Er wird im Regionalverkehr von folgenden Linien bedient: S 4 Hoyerswerda – Ruhland – Elsterwerda-Biehla – Falkenberg (Elster) – Eilenburg – Leipzig Hbf – Markkleeberg-Gaschwitz sowie RE 15 Hoyerswerda – Ruhland – Großenhain Cottb Bf – Coswig (b Dresden) – Dresden Hbf

Eisenbahnunfall vom 26. Juli 2012 Bearbeiten

Am 26. Juli 2012 ereignete sich im Bahnhof Hosena ein schwerer Eisenbahnunfall.[8] Ein mit Schotter beladener Güterzug fuhr einem anderen unbeladenen Güterzug in die Flanke. Dabei wurde ein Stellwerk zerstört, ein Stellwerksmitarbeiter starb in den Trümmern. Beide Triebfahrzeugführer wurden verletzt, einer davon schwer. Mehrere Waggons wurden meterweit durch die Luft geschleudert. THW und Feuerwehr waren über mehrere Tage mit den aufwändigen Beräumungs- und Sanierungsmaßnahmen beschäftigt.[9] An dem neu errichteten elektronischen Stellwerk befindet sich eine Gedenktafel. Es ist auf den Namen des getöteten Stellwerkers getauft worden.

Eisenbahnunfall vom 11. November 2013 Bearbeiten

Am 11. November 2013 ereignete sich erneut ein Unfall im Bahnhof Hosena, bei dem zwei Güterzüge verunglückten.[10][11]

Schule Bearbeiten

 
Grundschule

Der Ort besitzt eine Grundschule, die mit einem modernen Anbau erweitert wurde.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Isolde Rösler, Heinz Noack (Herausgeber Kreismuseum Senftenberg): Senftenberger See Historische Wanderungen durch Buchwalde, Kleinkoschen, Großkoschen, Hosena, Peickwitz, Niemtsch, Brieske, Kolonie Marga, 1993, Geiger-Verlag Horb am Neckar, ISBN 3-89264-872-7.

600 Jahre Hosena - Eine Chronik -

  • Autorenkollektiv (Herausgeber Festkomitee und Chronikgruppe Hosena) Erste freiverkäufliche Ortschronik von Hosena. Herausgegeben im März 2020 anlässlich der geplanten 600 Jahrfeier, welche wegen der Corona-Krise auf 2021 verschoben werden musste. Gleichzeitig wurde entschieden, 2021 auch historisch korrekt das 620-jährige Jubiläum der Ersterwähnung zu begehen. ISBN 978-3-9819313-4-1.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Arnošt Muka: Statistik der Lausitzer Sorben. Deutsch von Robert Lorenz. Domowina-Verlag, Bautzen 2019, S. 34.
  2. Glaswerk Hosena der Gebrüder von Streit von 1907 bis 1993 Artikel in der Pressglas-Korrespondenz im März 2008 (PDF; 615 kB)
  3. Andrea Budich: Wo alte Salzstraße entlangführte. In: Lausitzer Rundschau, Ausgabe Senftenberg. 11. Juli 2009, abgerufen am 29. September 2015.
  4. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands
  5. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. (PDF; 331 kB) Landkreis Oberspreewald-Lausitz. Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Land Brandenburg, Dezember 2006, abgerufen am 10. September 2015.
  6. Aussichtsturm am Senftenberger See (Memento vom 4. Dezember 2014 im Internet Archive) auf der Website der Züblin Stahlbau GmbH
  7. Ausflugsziel Senftenberger See Aussichtsturm Hosena auf meinsachsen.net
  8. Zugunglück: Vermisster Bahnmitarbeiter tot geborgen (Memento vom 11. Februar 2013 im Webarchiv archive.today), RBB Nachrichten, 27. Juli 2012.
  9. Senftenberg OT Hosena: Schweres Zugunglück (Memento vom 30. Juli 2012 im Internet Archive), in: Märkische Allgemeine, 27. Juli 2012.
  10. Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung: Untersuchungsbericht Az. 60uu2013-11/075-3323, 12. Dezember 2017
  11. Güterzugunglück in Hosena. In: Berliner Morgenpost. Abgerufen am 12. November 2013.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Hosena – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien