Atzenbrugg

Marktgemeinde im Bezirk Tulln, Niederösterreich

Atzenbrugg ist eine österreichische Marktgemeinde im Bezirk Tulln in Niederösterreich mit 3365 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023).

Marktgemeinde
Atzenbrugg
Wappen Österreichkarte
Wappen von Atzenbrugg
Atzenbrugg (Österreich)
Atzenbrugg (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Niederösterreich
Politischer Bezirk: Tulln
Kfz-Kennzeichen: TU
Fläche: 25,98 km²
Koordinaten: 48° 17′ N, 15° 54′ OKoordinaten: 48° 17′ 28″ N, 15° 54′ 22″ O
Höhe: 186 m ü. A.
Einwohner: 3.365 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 130 Einw. pro km²
Postleitzahl: 3452
Vorwahl: 02275
Gemeindekennziffer: 3 21 04
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Wachauer Straße 5
3452 Atzenbrugg
Website: www.atzenbrugg.at
Politik
Bürgermeisterin: Beate Jilch (ÖVP)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020)
(21 Mitglieder)
16
5
16 
Insgesamt 21 Sitze
Lage von Atzenbrugg im Bezirk Tulln
Lage der Gemeinde Atzenbrugg im Bezirk Tulln (anklickbare Karte)AbsdorfAtzenbruggFels am WagramGrafenwörthGroßriedenthalGroßweikersdorfJudenau-BaumgartenKirchberg am WagramKlosterneuburgKönigsbrunn am WagramKönigstettenLangenrohrMichelhausenMuckendorf-WipfingSieghartskirchenSitzenberg-ReidlingSt. Andrä-WördernTulbingTulln an der DonauWürmlaZeiselmauer-WolfpassingZwentendorf an der Donau
Lage der Gemeinde Atzenbrugg im Bezirk Tulln (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Südostansicht von Atzenbrugg
Südostansicht von Atzenbrugg
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Geografie Bearbeiten

Atzenbrugg liegt im Tal der Perschling, wo diese in das Tullnerfeld hinaustritt. Die Bezirkshauptstadt Tulln ist 18 Straßenkilometer entfernt. Das Tullnerfeld liegt rund 180 Meter über dem Meer. Nach Westen steigt das Land Richtung Reidlingberg auf 300 Meter an.

Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 25,98 Quadratkilometer. Davon sind 73 Prozent landwirtschaftliche Nutzfläche, 5 Prozent Gärten, 3 Prozent Weingärten und 5 Prozent sind bewaldet.[1]

Gemeindegliederung Bearbeiten

 
Hauptstraße in Trasdorf

Das Gemeindegebiet umfasst folgende neun Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2023[2]):

Die Gemeinde besteht aus den Katastralgemeinden Atzenbrugg, Ebersdorf, Hütteldorf, Moosbierbaum, Tautendorf, Trasdorf und Weinzierl bei Atzenbrugg.

Nachbargemeinden Bearbeiten

Zwentendorf an der Donau
Sitzenberg-Reidling   Michelhausen
Perschling (PL) Würmla

Geschichte Bearbeiten

Nach dem Kuenringer Azzo benannt, der hier im 12. Jahrhundert die erste Brücke über die „reißende“ Perschling geschlagen hat.[3] Nach dem Aussterben der Kuenringer gingen die Besitzungen an das Stift Melk und war eine Zeit lang durchaus eine gefragte Gegend, wovon zwei Schlösser (eines ein Jagdschloss der Kaiserin Maria Theresia) zeugen.

Auch Franz Schubert wohnte und komponierte während einiger sommerlicher Aufenthalte um die Jahre 1820[4] im Schloss Atzenbrugg, weshalb heutzutage dort sog. Schubertiaden abgehalten werden (berühmte Künstler der klassischen Musik spielen Musik von Schubert und anderen Musikern).

Laut Adressbuch von Österreich waren im Jahr 1938 in der Ortsgemeinde Atzenbrugg ein Tierarzt, ein Verkehrsunternehmer, zwei Bäcker, ein Brennwarenhändler, ein Fleischer, ein Gärtner, zwei Gastwirte, drei Gemischtwarenhändler, zwei Hebammen, ein Landesproduktehändler, ein Müller, ein Schmied, zwei Schneider und eine Schneiderin, ein Schuster, eine Trafikant, ein Tischler, ein Viehhändler, ein Viktualienhändler, ein Wagner und mehrere Landwirte ansässig. Weiters gab es im Ort eine Elektrobauanstalt, ein Kaffeehaus, eine Sparkasse und eine Viehzuchtgenossenschaft.[5]

In Moosbierbaum war bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges ein bedeutender chemischer Betrieb, das Hydrierwerk Moosbierbaum, wo während des Krieges auch sehr viele Zwangsarbeiter aus dem Arbeitserziehungslager, das in der Zeit von Juli bis Oktober 1944 bestand, eingesetzt waren. Politische Häftlinge, welche als Arbeiter eingesetzt wurde, gründeten im Hydrierwerk 1944 die Widerstandsgruppe Österreichische Freiheitsfront.

Bis vor wenigen Jahrzehnten noch Gerichtsstandort, hat der Ort heute eher nur noch geschichtliche und kulturelle Bedeutung.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Schloss Atzenbrugg
 
Kellergasse Moosbierbaum
 
Kellergasse Steingraben in Trasdorf
  • Schloss Atzenbrugg: Ehemaliges Landschloss. Die Baugeschichte des Schlosses reicht bis in das frühe 12. Jahrhundert. Heute befindet sich im Schloss eine Gedenkstätte und ein Museum zum Leben und Werk des Komponisten Franz Schubert.
  • Katholische Pfarrkirche Heiligeneich Hll. Philippus und Jakobus: Gotische Vorgängerkirche aus dem 14. Jahrhundert. Josephinische dreischiffige Basilika mit Fresken von Joseph Adam Ritter von Mölk.
  • Türkenkreuz: Der Legende nach flüchteten im August 1683 die Einwohner Hütteldorfs vor dem herannahenden Türkenheer in Erdhöhlen im Markgraben. Die Türken bemerkten durch einen Hahnenschrei dieses Versteck und ermordeten die meisten Flüchtlinge. Lediglich ein alter kranker Mann überlebte, da er im Ort verblieb. Nach einem Regen floss das Blut der Opfer über zwei Hohlwege zur Straße, die Hütteldorf mit Heiligeneich verbindet. Zur Erinnerung stehen dort ein rotes und ein schwarzes Kreuz. Seit 1983 gibt es das Türkenkreuz im Markgraben anlässlich der 300-jährigen Wiederkehr der Türkennot.
  • Diamond Country Club: Golfclub am ehemaligen Industriegelände mit Restaurant und Unterkunft in Moosbierbaum, wo jährlich auch Turniere ausgetragen werden.
  • Kellergassen: Im Gemeindegebiet finden sich schöne Kellergassen, so zum Beispiel in Trasdorf und Moosbierbaum. In jeder in Moosbierbaum findet alljährlich das von der Freiwilligen Feuerwehr veranstaltete Kellergassenfest statt.
  • Heuriger: In der Gemeinde finden sich viele Bauern, die regelmäßig Heuriger veranstalten, die ein beliebter Treffpunkt für die Gemeindebürger sind.
 
Franz Schubert und Leopold Kupelwieser in dessen Aquarell Landpartie der Schubertianer von Atzenbrugg nach Aumühl (Detail), 1820, Wien Museum.

Regelmäßige Veranstaltungen Bearbeiten

  • Atzenbrugger Advent: Im Schloss Atzenbrugg findet alle zwei Jahre ein Adventmarkt mit Krippenausstellung statt.
  • Schubertiade: Während der Monate Mai, Juni und September finden im Schubert-Saal im Schloss Atzenbrugg Schubertiaden statt.
  • Kellergassenfest in Moosbierbaum: Im Juli findet alljährlich das von der Freiwilligen Feuerwehr Heiligeneich veranstaltete Kellergassenfest statt.
  • Zeltfest der Feuerwehr Atzenbrugg: Im Frühling findet jährlich das Zeltfest mit Clubbing und diversen Attraktionen für Kinder statt.
  • Feuerwehrfest der Feuerwehr Trasdorf: Am Pfingstwochenende von Samstag bis Montag findet das Zeltfest jährlich statt. Am Sonntagabend werden diverse Preise verlost, gesponsert meist von regionalen Unternehmen. Der Erlös der Lose geht an die Feuerwehr Trasdorf.

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 93, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 99. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 1159. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 47,65 Prozent.

Bildung Bearbeiten

In der Gemeinde gibt es eine Volksschule, eine Privatschule und eine Mittelschule.[6] 2020 hat in Heiligeneich eine Bücherei eröffnet.

 
Bahnhof Moosbierbaum-Heiligeneich

Verkehr Bearbeiten

Gesundheit Bearbeiten

  • In Atzenbrugg-Heiligeneich ist eine Dienststelle des Roten Kreuzes beheimatet.[8]
  • Die Gemeinde hat eine praktische Ärztin und einen Zahnarzt, sowie eine Apotheke, Tierärztin und mehrere Therapeuten.

Vereine Bearbeiten

  • Drei Freiwillige Feuerwehren in Heiligeneich, Atzenbrugg und Trasdorf.
  • Dorf- und Kulturvereine der einzelnen Ortschaften, Faschingsgilden, Fußballverein, Modellsportclub Albatros Tulln-Atzenbrugg, Blasmusik Heiligeneich, Schachclub Moosbierbaum, Union Tennisclub Atzenbrugg-Heiligeneich, Union Turnverein Atzenbrugg-Heiligeneich, Wander- und Freizeitverein Atzenbrugg, Weinbauverein Trasdorf-Atzenbrugg.
  • Jugendvereine: Pfadfindergruppe Atzenbrugg-Heiligeneich, Landjugend Heiligeneich sowie die Feuerwehrjugend der Freiwilligen Feuerwehr Atzenbrugg und die LAN Entertainment Group Austria (LEGA).

Sport Bearbeiten

  • Golf: Auf der Golfanlage in Atzenbrugg werden seit 2011 die Austrian Golf Open ausgetragen.
  • Fußball: Der USV Atzenbrugg/Heiligeneich spielt derzeit in der 1. Klasse NMW des NÖFB, die Sportanlage befindet sich in Heiligeneich.
  • Tennis: Auf der Tennisanlage des UTC Atzenbrugg/Heiligeneich wird sowohl Meisterschaft gespielt, als auch Tennis Breitensport angeboten.

Sonstiges Bearbeiten

Im Zentrum Heiligeneich gibt es mehrere Geschäfte und einen Frisörsalon des hier geborenen Peter Schaider. Außerdem gibt es eine Pfarre mit der Kirche in Heiligeneich, in denen Malereien vom Wiener K.K. Hof- und Kammermaler Joseph Adam Ritter von Mölk erhalten sind, und mehreren Kapellen, Wegkreuze und Materl in der Gemeinde.

Politik Bearbeiten

Gemeinderat Bearbeiten

BW

Der Gemeinderat hat 21 Mitglieder.

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Bürgermeister Bearbeiten

  • bis 2009 Leopold Schmatz (ÖVP)
  • 2009–2019 Ferdinand Ziegler (ÖVP)
  • seit 2019 Beate Jilch (ÖVP)[15]

Wappen Bearbeiten

Das gevierte Wappen zeigt im ersten und vierten Feld einen silber-roten Neunschacht und sonst Schwarz.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Andreas Heneis, Anna Heneis: Marktgemeinde Atzenbrugg. Eine kleine Festschrift zur Markterhebungsfeier 1954. Goldmann, Tulln 1954.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Atzenbrugg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ein Blick auf die Gemeinde Atzenbrugg, Fläche und Flächennutzung. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 11. November 2021.
  2. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2023 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2023), (ODS, 500 KB)
  3. Gedächtnis des Landes | Gemeinde Atzenbrugg. Niederösterreichische Museum BetriebsgesmbH, abgerufen am 8. September 2022.
  4. "Gesellschaftsspiel der Schubertianer in Atzenbrugg". Abgerufen am 3. Februar 2023.
  5. Adressbuch von Österreich für Industrie, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft, Herold Vereinigte Anzeigen-Gesellschaft, 12. Ausgabe, Wien 1938 PDF, Seite 197
  6. Schulensuche. In: Schulen online. Abgerufen am 28. September 2020.
  7. Fahrplan St. Pölten – Tulln – Wien. 13. Dezember 2020, abgerufen am 15. August 2021.
  8. Bezirksstelle Atzenbrugg-Heiligeneich. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Januar 2014; abgerufen am 11. Januar 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.roteskreuz.at
  9. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 1995 in Atzenbrugg. Amt der NÖ Landesregierung, 30. März 2000, abgerufen am 2. Februar 2020.
  10. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2000 in Atzenbrugg. Amt der NÖ Landesregierung, 4. Februar 2005, abgerufen am 2. Februar 2020.
  11. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2005 in Atzenbrugg. Amt der NÖ Landesregierung, 4. März 2005, abgerufen am 2. Februar 2020.
  12. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2010 in Atzenbrugg. Amt der NÖ Landesregierung, 8. Oktober 2010, abgerufen am 2. Februar 2020.
  13. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2015 in Atzenbrugg. Amt der NÖ Landesregierung, 1. Dezember 2015, abgerufen am 2. Februar 2020.
  14. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2020 in Atzenbrugg. Amt der NÖ Landesregierung, 26. Januar 2020, abgerufen am 2. Februar 2020.
  15. Marktgemeinde Atzenbrugg | Bürgermeisterin. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. November 2021; abgerufen am 11. November 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.atzenbrugg.at