Antonio Loprieno

italienischer Ägyptologe

Antonio Loprieno (* 1955 in Bari) ist ein italienisch-schweizerischer Ägyptologe. Von 2005 bis 2015 war er Rektor der Universität Basel, von Dezember 2019 bis Ende 2020 Präsident der Jacobs University Bremen.[1]

Antonio Loprieno (2008)

Leben Bearbeiten

Loprieno legte sein europäisches Abitur (Baccalauréat Européen) 1972 an der Europäischen Schule in Brüssel ab. Danach studierte er Ägyptologie, Sprachwissenschaft und Semitistik an der Universität Turin, wo er 1977 promoviert wurde und bis 1981 als Assistent tätig war. Danach ging er mit einem Stipendium der Alexander-von-Humboldt-Stiftung an die Universität Göttingen und habilitierte sich dort 1984. Von 1983 bis 1986 war er Dozent an der Universität Perugia, teilweise gleichzeitig von 1984 bis 1987 an der Universität Göttingen.

Die Universität Perugia ernannte ihn 1987 zum ausserplanmässigen Professor für hamito-semitische Sprachwissenschaft. Hier lehrte und forschte er, bis er von 1989 bis 2000 ordentlicher Professor für Ägyptologie und Leiter des Department for Near Eastern Languages and Cultures an der University of California in Los Angeles wurde. In dieser Zeit war er auch Gastprofessor an der Hebräischen Universität in Jerusalem, an der École Pratique des Hautes Études in Paris sowie an der Universität Heidelberg.

Im Jahre 2000 wurde Loprieno ordentlicher Professor für Ägyptologie an der Universität Basel und war dort auch zeitweise Studiendekan der Philosophisch-Historischen Fakultät, Präsident der Planungskommission und Präsident der Bibliothekskommission. Im Juli 2005 wurde er zum Rektor der Universität gewählt. Am 12. Februar 2015 gab Loprieno bekannt, dass er per 31. Juli 2015 von seinem Amt als Rektor zurücktreten und sich wieder vermehrt der Forschung und Lehre zuwenden werde.[2]

Am 8. Mai 2008 wählte ihn die Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten (CRUS) zu ihrem Präsidenten. Am 1. August 2008 übernahm er das Amt von seinem Vorgänger Hans Weder. Am 1. Januar 2015 ging die CRUS in der neu gegründeten Rektorenkonferenz der schweizerischen Hochschulen (swissuniversities) auf, in welcher Loprieno seither die Kammer universitäre Hochschulen präsidierte.[3] Loprieno ist Präsident des Stiftungsrates der Schweizerischen Studienstiftung und Dr. h. c. der Université de Strasbourg.

Seit dem 1. Juli 2015 ist er Mitglied im Universitätsrat der Universität Zürich für die Amtsperiode 2015 bis 2019.[4] Seit dem 1. August 2015 ist Loprieno Mitglied der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel, wo er auf den Gebieten akademisches Management und gesellschaftliche Organisation forscht. Dazu forscht und lehrt er auch weiter auf dem Gebiet der Ägyptologie und am nationalen Forschungsschwerpunkt Bildkritik (eikones) im Modul «Materialität und Semantik der Schrift». Seit dem 15. Januar 2016 präsidiert er den österreichischen Wissenschaftsrat.

Seit Mai 2018 ist Loprieno Präsident der Akademien der Wissenschaften Schweiz.[5] Im gleichen Monat trat er das Amt des Präsidenten des europäischen Dachverbandes der Akademien der Wissenschaften ALLEA an.[6] Im April 2018 wurde er zum Vorsitzenden des Board of Governors der Jacobs University Bremen gewählt.[7] Am 12. November 2019 teilte die Jacobs University mit, dass Loprieno nach dem Rücktritt Michael Hülsmanns[8] und auf Vorschlag der Findungskommission unter Lavinia Jacobs mit 1. Dezember 2019 in die Funktion des Präsidenten wechseln wird.[9] Bereits nach einem Jahr legte er sein Amt Ende 2020 nieder.

Loprieno ist korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, des Deutschen Archäologischen Instituts und weiterer international bedeutender wissenschaftlicher Gesellschaften. 2017 wurde er zum Mitglied der Academia Europaea gewählt.[10] Weiterhin ist er Mitherausgeber der Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde (ZÄS) und der Zeitschrift Lingua Aegyptia – Journal of Egyptian Language Studies. (LingAeg).[11]

Loprieno ist ferner ehrenamtlich Präsident des Kirchenvorstandes der Basler Chiesa evangelica di lingua italiana (Waldenser).[12]

Literatur Bearbeiten

  • Christof Wamister: «Ich sehne mich nicht nach den elitären Zeiten zurück». In: Basler Stadtbuch. 2010, S. 158–161 (online).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Patricia Brandt: Nach nur einem Jahr – Präsident der Jacobs University scheidet aus dem Amt. Auf weser-kurier.de vom 14. Dezember 2020.
  2. Medienmitteilung der Universität Basel: Rektor Antonio Loprieno kehrt zurück zu Lehre und Forschung.
  3. Zusammensetzung des Vorstandes von swissuniversities. Auf: swissuniversities.ch.
  4. Regierungsratsbeschluss 564 vom 27. Mai 2015 (Memento vom 29. Juni 2016 im Internet Archive) (PDF), auf notes.zh.ch'
  5. Vorstand und Delegierte, Akademien der Wissenschaften Schweiz, Bern, Auf: akademien-schweiz.ch; zuletzt abgerufen am 20. September 2022.
  6. Antonio Loprieno becomes the new President of ALLEA. European Federation of Academies of Sciences and Humanities, Berlin, Auf: allea.org vom 17. Mai 2018; zuletzt abgerufen am 20. September 2022.
  7. Patricia Brandt: Philipp Rösler im Aufsichtsrat der Jacobs University Bremen. (weser-kurier.de [abgerufen am 1. Oktober 2018]).
  8. Jacobs-Universität verliert erneut ihre Führung. Auf: forschung-und-lehre.de; abgerufen am 24. Mai 2020.
  9. Prof. Dr. Antonio Loprieno wird neuer Präsident der Jacobs University Bremen. In: News. 12. November 2019; Auf: Jacobs-University.de, abgerufen am 16. Juli 2022.
  10. Eintrag auf der Internetseite der Academia Europaea
  11. Lingua Aegyptia – Journal of Egyptian Language Studies. Auf: widmaier-verlag.de; zuletzt abgerufen am 20. September 2022.
  12. Monika Dettwiler: Ägyptologe und engagierter Waldenser. Antonio Loprieno, Rektor der Universität Basel, leitet im Nebenamt eine kleine Kirchgemeinde. Reformierte Presse Nr. 47/08. (Memento vom 30. Januar 2013 im Internet Archive).