Antonina (Paraná)

Gemeinde im Bundesstaat Paraná, Brasilien

Antonina ist ein brasilianisches Munizip im Südosten des Bundesstaats Paraná. Es hatte 2021 geschätzt 18.919 Einwohner, die sich Antoninenser nennen. Seine Fläche beträgt 882 km². Es liegt 9 Meter über dem Meeresspiegel.

Município de Antonina
Antonina

Historisches Zentrum aus der Kolonialzeit
Antonina (Brasilien)
Antonina (Brasilien)
Antonina
Koordinaten 25° 26′ S, 48° 43′ WKoordinaten: 25° 26′ S, 48° 43′ W
Lage des Munizips im Bundesstaat Paraná
Symbole
Wappen
Flagge
Gründung 6. November 1797Vorlage:Infobox Ort in Brasilien/Wartung
Basisdaten
Staat Brasilien
Bundesstaat Paraná
Região intermediária Curitiba (seit 2017)
Região imediata Paranaguá (seit 2017)
Mesoregion Metropolitana de Curitiba (1989–2017)
Mikroregion Paranaguá (1989–2017)
Höhe 9 m
Klima gemäßigt warm (Cfa)
Fläche 882 km²
Einwohner 18.919 (IBGE-Schätzung zum 30. Juni 2021)
Dichte 21,5 Ew./km²
Gemeindecode IBGE: 4101200
Politik
Stadtpräfekt José Paulo Vieira Azim (2021–2024)
Partei PSD
Wirtschaft
BIP 565,5 Mio. R$Vorlage:Infobox Ort in Brasilien/Wartung
29.796 R$ pro Kopf
(2019)
HDI 0,687 (hoch) (2010)
Karte

Etymologie Bearbeiten

Anfang des 18. Jahrhunderts wurde der Ort unter dem Namen Capela bekannt und seine Bewohner wurden Capelistas genannt. Der Name bezog sich auf die 1714 errichtete Kapelle der Nossa Senhora do Pilar.

Bei der Errichtung der Pfarrgemeinde 1761 trug der Ort den Namen Nossa Senhora do Pilar da Graciosa.

Bei der Erhebung des Orts zu Vila 1797 erhielt er den Namen Antonina. Damit wurde Francisco António Pio de Bragança (geboren 1795, gestorben 1801) geehrt. Er war als erstgeborener Sohn des späteren Königs Johann VI. von Portugal und seiner Frau Charlotte Joachime von Spanien der Fürst von Beira.[1]

Geschichte Bearbeiten

Urbevölkerung Bearbeiten

Die ersten Spuren menschlicher Besiedlung in der Region von Antonina wurden in den verschiedenen Sambaquis (Hügel aus Ablagerungen von Austernschalen und anderen Muscheln) des Munizips gefunden. Es wird angenommen, dass Nomadenstämme in den kälteren Monaten des Jahres von der Hochebene an die Küste zogen, um ihren Lebensunterhalt mit Fischfang und Muschelsammeln zu verdienen. Es gibt Beweise für zwei verschiedene menschliche Gruppen, die in dieser Region lebten: die ersten, die als Sambaquis bezeichnet werden, und später die Carijós.

Europäische Besiedlung Bearbeiten

Im Zuge der portugiesischen Kolonisierung erhielten Antonio Leão, Pedro de Uzeda und Manoel Duarte zwischen 1648 und 1654 von Gabriel de Lara, der die Sesmaria (das Lehen) de Nova Vila (heute: Paranaguá) innehatte, als erste Siedler drei Sesmarias an der Küste von Antonina.

Die Erschließung der Küste führte 1712 zur Ansiedlung von Sargento-Mor (Oberstabsfeldwebel) Manoel Valle Porto auf einer Insel am Ende der Bucht, die den Namen ilha da Graciosa erhielt und heute als Ilha do Corisco bekannt ist.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts entstand in der Gegend von Graciosa eine Siedlung, wo Valle Porto lange Jahre verbrachte und die Bergbau- und Landwirtschaftsdienste seiner Sklaven und Verwalter leitete.

 
Pfarrkirche Nossa Senhora do Pilar

In der Umgebung verehrten einige gläubige Frauen Nossa Senhora do Pilar (deutsch: Unsere Liebe Frau auf dem Pfeiler) und feierten jedes Jahr Feste zu Ehren der Heiligen. Im Jahr 1714 genehmigte Francisco de São Jerônimo, Erzbischof von Rio de Janeiro, den Bau einer Kapelle zu ihren Ehren. So wurde der 12. September 1714 als Gründungsdatum der Antonina angesehen.

Hafenstadt Bearbeiten

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, dem goldenen Zeitalter des Herba-Mate-Zyklus, hatte Antonina den viertwichtigsten Hafen Brasiliens in Bezug auf das Frachtaufkommen. Zu dieser Zeit wuchs die Stadt schnell und erhielt erstmals schöne Gebäude, ein Theater und Bedeutung in der politischen Landschaft von Paraná. Der Rückgang der Mate-Produktion und der Zweite Weltkrieg führten dazu, dass das Frachtaufkommen nach Paranaguá verlagert wurde. Die Stadt, die vom und für den Hafen lebte, begann allmählich zu verfallen.[2]

Erhebung zum Munizip Bearbeiten

Antonina wurde am 29. August 1797 aus Paranaguá ausgegliedert und in den Rang einer Vila erhoben. Es wurde am 6. November 1797 als Vila installiert.[1]

Geografie Bearbeiten

Fläche und Lage Bearbeiten

Antonina liegt in der Küstenebene von Paraná.[3] Es ist 90 km von Curitiba, der Hauptstadt des Bundesstaates, und 50 km von Paranaguá entfernt. Seine Fläche beträgt 882 km².[4] Es liegt auf einer Höhe von 9 Metern.[5]

Vegetation Bearbeiten

Das Biom von Antonina ist Mata Atlântica.[4]

Klima Bearbeiten

Das Klima ist gemäßigt warm. Es werden hohe Niederschlagsmengen verzeichnet (2.271 mm pro Jahr). Im Jahresdurchschnitt liegt die Temperatur bei 22,1 °C. Die Klimaklassifikation nach Köppen und Geiger lautet Cfa.[6]

Gewässer Bearbeiten

Antonina liegt am Atlantischen Ozean am westlichen Ende der Bucht von Paranaguá. Eine Reihe von Flüssen fließen zur Bucht, zum Beispiel die Rios Xaxim, do Nunes, do Meio, Cacatu, Guapiara, Cachoeira oder der Rio Faisqueira.

Straßen Bearbeiten

Antonina ist über die PR-340 mit der Estrada da Graciosa (PR-410) nach Curitiba verbunden. Über die PR-340 kommt auch nach Guaraqueçaba im Osten.

Eisenbahn Bearbeiten

 
Bahnhof von Antonina

Die Nebenstrecke Ramal de Antonina verbindet Antonina mit Morretes an der Estrada de Ferro Curitiba Paranaguá. Diese verbindet Morretes mit Curitiba und Paranaguá.

Nachbarmunizipien Bearbeiten

Campina Grande do Sul Guaraqueçaba
 
Morretes Paranaguá

Stadtverwaltung Bearbeiten

Bürgermeister: José Paulo Vieira Azim, PSD (2021–2024)

Vizebürgermeisterin: Rosane Maristela Benedetti Osaki, PSL (2021–2024)[7]

Demografie Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohner Stadt Land
1872 5.632 85 % (1) 15 % (2)
1900 6.580 0 % 0 %
1920 10.105 0 % 0 %
1940 12.180 46 % 54 %
1950 10.991 49 % 51 %
1960 12.367 72 % 28 %
1970 16.448 70 % 30 %
1980 16.304 78 % 22 %
1991 17.070 82 % 18 %
2000 19.174 83 % 17 %
2010 18.891 85 % 15 %
2021 18.919
(1) Freie, (2) Sklaven

Quelle: IBGE, bis 2010: Volkszählungen[8] und für 2021: Schätzung[4]

Ethnische Zusammensetzung Bearbeiten

Gruppe* 1991 2000 2010 wer sich als …
Weiße 60,5 % 81,6 % 66,0 % weiß bezeichnet
Schwarze 2,1 % 2,2 % 3,1 % schwarz bezeichnet
Gelbe 0,0 % 0,2 % 0,7 % von fernöstlicher Herkunft wie japanisch, chinesisch, koreanisch etc. bezeichnet
Braune 37,5 % 15,5 % 29,8 % braun oder als Mischung aus mehreren Gruppen bezeichnet
Indigene 0,0 % 0,1 % 0,4 % Ureinwohner oder Indio bezeichnet
ohne Angabe 0,0 % 0,4 % 0,0 %
Gesamt 100,0 % 100,0 % 100,0 %
*) Das IBGE verwendet für Volkszählungen ausschließlich diese fünf Gruppen. Es verzichtet bewusst auf Erläuterungen. Die Zugehörigkeit wird vom Einwohner selbst festgelegt.[9]

Quelle: IBGE (Stand: 1991, 2000 und 2010)[10]

Wirtschaft Bearbeiten

Kennzahlen Bearbeiten

Mit einem Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner von 29.795,88 R$ (rund 6.600 €)[11] lag Antonina 2019 an 183. Stelle der 399 Munizipien Paranás.[12]

Sein mittelhoher Index der menschlichen Entwicklung von 0,687 (2010) setzte es auf den 277. Platz der paranaischen Munizipien.[13]

Persönlichkeiten Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Antonina – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b História Antonina PR. In: @Cidades. IBGE, abgerufen am 4. August 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  2. Nossa Cidade / História do Município. In: Offizielle Website. Prefeitura Municipal de Antonina, abgerufen am 1. Juli 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  3. Reinhard Maack, Marcos Augusto Enrietti: Mapa Geolôgico do Estado do Paraná. JOINT RESEARCH CENTRE der Europäischen Kommission / European Soil Data Centre (ESDAC), 1953, abgerufen am 11. Januar 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  4. a b c Panorama Antonina. In: @Cidades. IBGE, abgerufen am 4. August 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  5. Google Maps Koordinaten einfach und schnell finden. mapccordinates.net (Service der Vivid Planet Software GmbH Internet Agentur und Webdesign Salzburg), abgerufen am 4. August 2022.
  6. Klima Antonina: Wetter, Klimatabelle & Klimadiagramm. In: climate-data.org. de.climate-data.org, abgerufen am 4. August 2022.
  7. Prefeito e vereadores de Antonina tomam posse; veja lista de eleitos. In: g1. Globo, 1. Januar 2021, abgerufen am 4. August 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  8. Evolução da divisão territorial do Brasil 1872–2010 / População por município - 1872-2010 (= IBGE [Hrsg.]: Documentos para disseminação. Memória institucional. Nr. 17). 2013, ISBN 978-85-240-4208-9, ISSN 0103-6459, Evolução da população, segundo os municípios – 1872/2010, S. 232 (brasilianisches Portugiesisch, gov.br [MS Excel; 3,1 MB; abgerufen am 7. April 2022]).
  9. Manual do Recenseador. (PDF; 7,0 MB) Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística - IBGE, 2009, S. 152, abgerufen am 13. Oktober 2022 (brasilianisches Portugiesisch, Anweisung an den Zähler: "Falls die Aussage nicht einer der in der Frage genannten (fünf) Alternativen entspricht, lesen Sie die Optionen noch einmal vor, damit die Person sich in diejenige einordnen kann, die sie für am geeignetsten hält. Sie sollten zu keinem Zeitpunkt die Antwort des Befragten beeinflussen ... Indigen wird angekreuzt für die Person, die sich selbst als indigen oder indianisch (portugiesisch: índia) bezeichnet.").
  10. IBGE: Sistema IBGE de Recuperação Automática – SIDRA: Tabela 2093. Abgerufen am 22. April 2021 (brasilianisches Portugiesisch, "Download" anklicken (ca. 116.000 Werte) oder: Datenbankabfrage, Suchbegriffe Antonina und Cor ou raça).
  11. Euro - Real. finanzen.net GmbH, Karlsruhe, 31. Dezember 2019, abgerufen am 1. Juli 2022 (Kurs 2019 bei 4,50 R$/€).
  12. Produto Interno Bruto dos Municípios / PIB per capita / Série revisada / 2019. In: Pesquisas. IBGE, abgerufen am 4. August 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  13. Índice de Desenvolvimento Humano. In: Pesquisas / IDH (2010). IBGE, abgerufen am 4. August 2022 (brasilianisches Portugiesisch).