Antimon(V)-chlorid

chemische Verbindung

Antimon(V)-chlorid ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe der Chloride.

Strukturformel
Strukturformel von Antimon(V)-chlorid
Allgemeines
Name Antimon(V)-chlorid
Andere Namen
  • Antimonpentachlorid
  • Antimonsuperchlorid (veraltet)
Summenformel SbCl5
Kurzbeschreibung

gelbe Flüssigkeit mit stechendem Geruch[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 7647-18-9
EG-Nummer 231-601-8
ECHA-InfoCard 100.028.729
PubChem 24294
ChemSpider 10613049
Wikidata Q417103
Eigenschaften
Molare Masse 299,02 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig[1]

Dichte

2,358 g·cm−3[1]

Schmelzpunkt

3,5 °C[1]

Siedepunkt

79 °C (bei 29,3 mbar)[1]

Dampfdruck

18,6 mbar (68 °C)[1]

Löslichkeit
  • zersetzt sich in Wasser mit heftiger Reaktion[1]
  • löslich in Chloroform[2]
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[3] ggf. erweitert[1]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 314​‐​411
P: 260​‐​280​‐​303+361+353​‐​304+340+310​‐​305+351+338[1]
Toxikologische Daten

1120 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)[1]

Thermodynamische Eigenschaften
ΔHf0

−438,5 kJ·mol−1[4]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Geschichte Bearbeiten

Antimon(V)-chlorid wurde zum ersten Mal 1825 von Heinrich Rose beschrieben.[5] Die Kristallstruktur konnte 1959 von Stanley M. Ohlberg aufgeklärt werden.[6]

Gewinnung und Darstellung Bearbeiten

Antimon(V)-chlorid kann durch Reaktion von Chlorgas mit geschmolzenem Antimontrichlorid gewonnen werden[7]:

 

Eigenschaften Bearbeiten

Antimon(V)-chlorid ist eine farblose bis gelbliche, an Luft rauchende Flüssigkeit mit unangenehmem Geruch. Unter Normaldruck verdampft die Verbindung ab 140 °C, wobei sie sich ab 70 °C zu Chlor und Antimontrichlorid zu zersetzen beginnt. Mit wenig Wasser entstehen die Hydrate SbCl5·H2O und SbCl5·4H2O.[7] Mit viel Wasser zersetzt es sich mit heftiger Reaktion.[1]

 

Antimon(V)-chlorid liegt bei −30 °C als Monomer vor und bildet eine trigonale Bipyramide. Es kristallisiert in der hexagonalen Raumgruppe P63/mmc (Raumgruppen-Nr. 194)Vorlage:Raumgruppe/194 mit den Gitterkonstanten a = 741,4 pm und c = 794,0 pm. Die Elementarzelle enthält dabei zwei Moleküle. Bei tiefen Temperaturen ab −55 °C bildet sich das doppelt chlorverbrückte Dimer Sb2Cl10 mit einer kantenverknüpften doppeloktaedrischen Struktur aus, was an einer Farbänderung von gelb nach orange sichtbar wird. Die Dimerisierungsenthalpie beträgt −7,5 kJ/mol (−1,8 kcal/mol).[8]

Verwendung Bearbeiten

Antimon(V)-chlorid wird als Chlorierungsmittel bei organischen Synthesen verwendet, zudem ist es eine starke Lewis-Säure, die Chloridionen abstrahiert und dabei das Hexachloroantimonat-Ion bildet. In der Dünnschichtchromatographie dient eine Antimon(V)-chlorid-Lösung in Chloroform oder Tetrachlormethan als Anfärbereagenz.[9]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f g h i j k Eintrag zu Antimon(V)-chlorid in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 20. Januar 2022. (JavaScript erforderlich)
  2. Datenblatt Antimon(V)-chlorid bei Merck, abgerufen am 6. Juli 2010.
  3. Eintrag zu Antimony pentachloride im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. Februar 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  4. A. F. Holleman, N. Wiberg: Anorganische Chemie. 103. Auflage. 1. Band: Grundlagen und Hauptgruppenelemente. Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2016, ISBN 978-3-11-049585-0, S. 952 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Heinrich Rose: Ueber die Verbindungen des Antimons mit Chlor und Schwefel. In: Annalen der Physik und Chemie. Band 79, Nr. 4, 1825, S. 441–454, doi:10.1002/andp.18250790404.
  6. Stanley M. Ohlberg: The Crystal Structure of Antimony Pentachloride at -30°. In: Journal of the American Chemical Society. 81, 1959, S. 811, doi:10.1021/ja01513a015.
  7. a b Georg Brauer (Hrsg.), unter Mitarbeit von Marianne Baudler u. a.: Handbuch der Präparativen Anorganischen Chemie. 3., umgearbeitete Auflage. Band I, Ferdinand Enke, Stuttgart 1975, ISBN 3-432-02328-6, S. 588.
  8. Haupt, Silvia: Pentahalogenide und Oxidhalogenide der Elemente der fünften Hauptgruppe. Dissertation, 2002.
  9. Eintrag zu Antimonchloride. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 21. April 2014.