Anselfingen

Ortsteil von Engen, Baden-Württemberg, Deutschland

Anselfingen ist mit 1300 Einwohnern (Stand: 2022)[1] der zweitgrößte Stadtteil von Engen im baden-württembergischen Landkreis Konstanz.

Anselfingen
Stadt Engen
Ehemaliges Gemeindewappen von Anselfingen
Koordinaten: 47° 51′ N, 8° 46′ OKoordinaten: 47° 50′ 37″ N, 8° 45′ 49″ O
Höhe: 539 m ü. NHN
Fläche: 8,37 km²
Einwohner: 1300 (5. Apr. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 155 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1975
Postleitzahl: 78234
Vorwahl: 07733

Geographie Bearbeiten

Geographische Lage Bearbeiten

Anselfingen liegt am Fuß des Hohenhewen, einem ehemaligen Vulkanberg mit Burgruine. Das Haufendorf im Hegau ist heute baulich mit der rund ein Kilometer nordöstlich liegenden Stadt Engen verwachsen.

Ausdehnung des Gebiets Bearbeiten

Die Gesamtfläche der Gemarkung Anselfingen beträgt 837 Hektar (Stand: 27. Mai 1970[2]).

Gliederung Bearbeiten

Zu Anselfingen gehört das Dorf Anselfingen, der Aspen(hof) (Einzelhof am nördlichen Gemarkungsrand), der Haldenhof (Kesselhof), der Hauserhof, Siedlung I und II (Aussiedlerhöfe im Nordwesten der Gemarkung), der Hauserhof, Siedlung III und IV (Aussiedlerhöfe am Westrand der Gemarkung), der Hohenhewen (Einzelhof am Nordwesthang des Hohenhewen), das Haus Hugenberg, der Hof Talmühle, die Wolfsgrube (Einzelhof nordwestlich des Dorfes) sowie das aufgegangene Hausen am Ballenberg und die abgegangene Burg Hohenhewen.[3]

Geschichte Bearbeiten

Wie Funde außerhalb des Dorfbereiches beweisen, war die Gemarkung Anselfingen in vorgeschichtlicher Zeit Siedlungsraum. Archäologische Ausgrabungen am Hang des Hohenhewen sowie in der Kiesterrasse südlich Anselfingens ergaben ein für die Region wichtiges Siedlungsgebiet für einen Zeitraum vom 4. Jahrtausend vor bis zum 3. Jahrhundert nach Christus, im Einzelnen für die Stein-, die Urnenfelder-, die Hallstatt-, die Latène- sowie die römische Zeit.[4][5]

Anselfingen entstand in der Zeit der alemannischen Landnahme, wie sich aus dem Suffix –ingen des Ortsnamens, der so viel wie Siedlung des Ansolf bedeutet, ableiten lässt. Die erste urkundliche Nennung als „Ansolfingen“ aus dem Jahr 965 ist wohl eine Fälschung des 12. Jahrhunderts. Gesichert scheint um 1100 das Erscheinen eines Adelsgeschlechts der Herren von Anselvingen, das sich nach dem Dorf benannte. Ein Vertreter des vermutlich edelfreien Geschlechts ist Ernest von Anselfingen. Anselfingen gehörte immer zur Herrschaft von Hewen und teilte besitzrechtlich deren Schicksal. Auf einen Adelssitz deutet der Flurname „Vor dem Thurn“ hin (Burg Anselfingen).

Anselfingen war früher Grundherrschaft des Klosters Öhningen aus der Schenkung des Grafen Kuno von Öhningen und des Klosters St. Blasien. Im Jahr 1270 wurde auf dem Hohenhewen (Hewen) die Burg Hohenhewen errichtet. Sie diente den Grafen von Lupfen als Raubritternest. 1639 wurde sie durch kaiserlich-bayerische Truppen eingeäschert. Von der Burganlage sind noch Reste erhalten. 1398 kamen die Herrschaftsrechte mit dem Hewen an Österreich, 1405 an die Grafen von Lupfen, Ende des 16. Jahrhunderts an die von Pappenheim und 1660 an die Fürstenberger. Die Oberhoheitlichen Rechte waren strittig mit Nellenburg.

Der noch bestehende Hewener Hof wurde bereits im Jahre 1500 erwähnt.

Mit der fürstlich-fürstenbergischen Herrschaft kam Anselfingen 1806 zu Baden. Anselfingen gehörte 1807 bis 1936 zum badischen Bezirksamt Engen, kam 1936 zum Bezirksamt und 1939 zum Landkreis Konstanz.

Im Jahr 1924 wurden Hausen am Ballenberg und Hohenhewen eingemeindet. Hausen am Ballenberg wurde um 1100 als „Husan“ (Kopie des 12. Jahrhunderts) und 1325 als „ze Husen be Hewen“ genannt. Teile des Gutes kamen um 1100 zum Kloster Allerheiligen bei Schaffhausen, Einkünfte bezog auch das Kloster St. Katharinental. 1538 erwarben es die Grafen von Lupfen. Es war Filial der Pfarrei St. Martin in Engen-Altdorf.

Durch die Gemeindereform in Baden-Württemberg wurde Anselfingen am 1. Januar 1975 ein Stadtteil von Engen.[6]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Die Einwohnerentwicklung von Anselfingen zwischen 1852 und heute:

Jahr 1852 1871 1880 1890 1900 1910 1925 1933 1939 1950 1956 1961 1970 1999 2007 2020
Einwohner 432 407 374 390 382 419 493 502 494 612 609 623 641 776 898 1236

Religion Bearbeiten

Die katholische Gemeinde Anselfingens gehört zur Seelsorgeeinheit Engen. Die evangelische Christen unterstehen der Pfarrei Engen.

Politik Bearbeiten

Ehemalige Bürgermeister Bearbeiten

  • 1800–1821: Sebastian Hirth (Vogt)
  • 1821–1831: Georg Engesser (Vogt)
  • 1840–1864: Bernhard Berner
  • 1864–1865: Ferdinand Traber
  • 1865–1871: Josef Dietrich
  • 1871–1877: Georg Engesser
  • 1877–1886: Lorenz Weh
  • 1886–1892: Peter Sprenger
  • 1892–1919: August Leiber
  • 1919–1928: Karl Bieler
  • 1928–1946: Albert Engeßer
  • 1946–1948: Kasimir Stump
  • 1948–1969: Josef Leiber
  • 1969–1975: Herbert Veit

Wappen Bearbeiten

Das Wappen der ehemals selbstständigen Gemeinde Anselfingen zeigt in von Rot und Gold geteiltem Schild oben und unten ein Stern in verwechselten Farben.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

  • Die katholische Kirche St. Nikolaus in Anselfingen wurde 1507 erstmals erwähnt. Die spätgotische Filialkirche von Engen wurde oft umgebaut, zuletzt im 17. Jahrhundert im Stil des Barock als Saalkirche mit Rechteckchor und Südturm. Sie wurde 1961 außen und 1994 innen renoviert. Nebenpatron ist St. Pelagius.
  • Das Franzosenkreuz. auf dem Ballenberg erinnert an die Schlacht bei Engen vom 3. Mai 1800. Das ursprüngliche Eichenholzkreuz von 1880 wurde 2008 ersetzt.[7]
  • Das Steinkreuz. an der Landesstraße 224 nach Watterdingen ist eine „Zweitverwendung“ eines Kreuzes, das für das Grab eines Jungen geschaffen wurde, der in den letzten Kriegstagen beim Spielen mit einer Handgranate den Tod fand und von dessen Familie an diesem Standort neu aufgestellt wurde.[7]
  • Das hölzerne Gedenkkreuz. am Wanderweg zum Hohenhewen ist dem Heimatforscher und Pfarrer Josef Hoh seitens seiner Heimatgemeinde Usterbach gewidmet, der am Südabsturz des Hohenhewen am 23. September 1950 tödlich verunglückte. Das Kreuz von 1951 wurde 1985 hierher versetzt, weil der Berghang, an dem es ursprünglich aufgestellt war, abzurutschen drohte.[7]
  • Die St. Wendelin-Kapelle ist eine Hofkapelle bei den Hauserhöfen und wurde 1935 erbaut. Die Kapelle birgt eine Gedenktafel für die Gefallenen der umliegenden Höfe in den letzten Kriegen, die der Engener Maler Emil Dannecker gemalt hat. Die figürliche Schnitzdarstellung des heiligen Wendelins wurde ebenfalls 1935 angefertigt.[7]
  • Das Alte Schulhaus. in Anselfingen wurde im Jahr 2000 zu einem Bürgerhaus umgebaut.
  • Burg Anselfingen
  • Ruine Hohenhewen

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Jürgen Vogel: Zahlen & Daten. Abgerufen am 9. November 2022.
  2. Katasterflächen der Gemeinden. Die angegebenen Daten beziehen sich auf den Gebietsstand vom 27. Mai 1970. Datenquelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg. 19. Februar 2013, archiviert vom Original am 19. Februar 2013; abgerufen am 14. November 2020.
  3. Vgl. Verwaltungsraum Engen. In: Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VI: Regierungsbezirk Freiburg. hrsg. von d. Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1982, ISBN 3-17-007174-2, S. 719f.
  4. Götterstatuette im Hegau entdeckt, Pressemitteilung des Landkreises Konstanz vom 14. Dezember 2011.
  5. Prähistorische Gräber in Kiesgrube bei Engen-Anselfingen entdeckt. In: Amtsblatt der Gemeinde Mühlingen, Nr. 23. 10. Juni 2022.
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 519.
  7. a b c d Vgl. Anselfingen. In: Martina Blaschka (Hrsg.): Kleindenkmale im Kreis Konstanz. Verlag Michael Greuter, Hilzingen 2009, ISBN 978-3-938566-12-1, S. 32. (= Hegau-Bibliothek Band 141)

Weblinks Bearbeiten

  • Anselfingen auf der offiziellen Internetseite der Stadt Engen